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Caspar David Friedrich Schwäne im Schilf
Caspar David Friedrich
Schwäne im Schilf




Tilman Allert

Schirmer-Mosel
EAN: 9783829610124 (ISBN: 3-8296-1012-2)
48 Seiten, hardcover, 18 x 24cm, Mai, 2024

EUR 24,80
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Das kleine Gemälde von Caspar David Friedrichs „Schwäne im Schilf“ liest und deutet der Frankfurter Soziologe Tilman Allert nicht nur als Schlüsselbild einer Kindheitstragödie, er interpretiert es auch als Weichenstellung für die Künstlerwerdung des jugendlichen Caspar David Friedrich, der als 13-jähriger Knabe mit seinem ein Jahr jüngeren Bruder zu einer winterlichen Schlittschuhpartie aufbrach, bei der der Jüngere sein Leben verlor.


Rezension
Das Ölgemälde „Schwäne im Schilf“(um 1820) von Caspar David Friedrichs (1774-1840) mit den Größen 34,5 x 44 cm, zu sehen im Freien Deutschen Hochstift/Frankfurter Goethe-Museum, gehört zu den Werken des deutschen Malers der Romantik, über dessen Deutung in der Kunstgeschichte kontrovers diskutiert wird. Es scheint nicht in die gängigen Interpretationsmuster des bildkünstlerischen Œuvres von Friedrich, welche die Besinnung des Menschen auf das Innere und die Transzendenz durch die Sakralisierung der Natur betonen, zu passen.
Eine prägnante, neu akzentuierte Interpretation des berühmten Gemäldes unter kritischer Bezugnahme auf die in der Kunstgeschichte dominierenden Friedrich-Deutungen von Helmut Börsch-Supan und Johannes Grave liefert Tilman Allert (*1947) emeritierter Professor für Soziologie und Sozialpsychologie an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, in seinem Essay „Das Rätsel der Schwäne. Zu einem Bild Caspar David Friedrichs“. Publiziert ist der Text als Band in der neuen Reihe ”Ein Bild und seine Geschichte” im renommierten Kunstverlag Schirmer/Mosel vor. Die Buchreihe widmet sich jeweils einem ikonischen Bild: einem Gemälde oder einer Fotografie, auch aus dem Genre Film. Diese wird von einer bzw. einem Wissenschaftler:in oder Schriftsteller:in in einem Essay kommentiert und erschlossen. Bisher liegen in der Reihe neben dem vorliegenden Buch zwei Bände zu ikonischen Fotografien vor, nämlich zu Barbara Klemms Fotografie ”Die Öffnung des Brandenburger Tors am 22. Dezember 1989” und zu Thomas Hoepkers ”Blick von Williamsburg, Brooklyn auf Manhattan, 11. September 2001”.
Friedrichs kleines Gemälde „Schwäne im Schilf“ interpretiert Allert in seinem sprachlich äußerst elegant verfassten Essay als biographischen Ausdruck der Kindheitstragödie, als der 13jährige Friedrich bei einer Schlittschuhpartie in Eis einbrach und von seinem ein Jahr jüngeren Bruder Christoffer gerettet wurde, der dabei starb. In dem Bild Friedrichs wird für den Wissenschaftler durch die Haltung der beiden Schwäne im Wasser die Kooperativität versinnbildlicht. Bei seiner Deutung rekurriert der Soziologe u.a. auf Theodor W. Adornos „Ästhetische Theorie“, Sigmund Freuds psychoanalytische Erinnerungstheorie, Georg Simmels „Soziologie der Sinne“ und auf Ulrich Oevermanns objektive Hermeneutik. Lehrkräfte des Faches Bildende Kunst werden durch das vorliegende Buch, das zudem mit fünf Zeichnungen Friedrichs versehen ist, u.a. mit seiner Arbeit „Landschaft mit Grab, Sarg und Eule“(~1836-37), motiviert, sich in ihrem Unterricht mit der Kunsttheorie und den Kunstwerken Friedrichs auseinanderzusetzen.
Fazit: Tilman Allert erschließt in seinem meisterhaften Essay der Buchreihe ”Ein Bild und seine Geschichte” hervorragend Caspar Davis Friedrichs ikonisches Gemälde „Schwäne im Schilf“ und leistet damit zugleich einen wichtigen kunsthistorischen Beitrag zum 250. Geburtstag des Malers des Lichts. Zugleich macht das inhaltlich und ästhetisch gelungene Buch Lust auf weitere Bände der neuen Schirmer/Mosel-Reihe der ”Ein-Bild-Geschichte”.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Caspar David Friedrichs Bild Schwäne im Schilf, um 1820 entstanden, ist ein kleinformatiges Gemälde aus dem Bestand des Freien Deutschen Hochstifts in Frankfurt. Tilman Allert, emeritierter Professor der Soziologie, Autor und Publizist, geht in seiner Deutung einem tragischen Vorfall in Friedrichs früher Kindheit nach – am 8. Dezember 1787 wird er, damals dreizehn Jahre alt, von seinem jüngeren Bruder beim gemeinsamen Schlittschuhlaufen vor dem Ertrinken gerettet, der dabei aber selbst sein Leben verliert. Das traumatische Ereignis wirkt sich, so Tilman Allert, auf Friedrichs Berufswahl so wie sein gesamtes künstlerisches Werk aus, findet in dem Schwanen-Bild jedoch einen ebenso berührenden wie schlüssigen Ausdruck. In unserer Serie kleiner „Ein-Bild-Bücher“ stellen wir pro Band je ein ikonisches Werk der Photographie- oder Kunstgeschichte vor. Den Anfang machen: das Photo der Öffnung des Brandenburger Tors von Barbara Klemm, das berühmte New York-Bild vom 11. September von Thomas Hoepker und Caspar David Friedrichs Schwäne im Schilf. Vergleichsabbildungen, Erinnerungen der Autoren oder Essays von (Kunst-)Historikern begleiten die Bilder. Autoren der ersten Bände sind in der genannten Reihenfolge Ulrich Raulff, Michael Diers und Ulrich Pohlmann sowie Tilman Allert.