„Nicht die treue Darstellung von Luft, Wasser, Felsen und Bäumen ist die Aufgabe des Bildners, sondern seine Seele, seine Empfindung soll sich darin widerspiegeln.“ Mit diesem Zitat aus seinem Manuskript „Äusserungen bei Betrachtung einer Sammlung von Gemälden von größtenteils noch lebenden und unlängst verstorbenen Künstlern“(~1830) beschrieb Caspar David Friedrich (1774-1840) seine Kunsttheorie. Zu den berühmtesten Bildern des bedeutendsten Malers der deutschen Romantik zählen u.a. seine Werke: „Tetschener Altar“(1807/1808), „Kreidefelsen auf Rügen“(1818), „Der Wanderer über dem Nebelmeer“(~1818), „Das Eismeer“(1822/23) und „Lebensstufen“(~1834/35). In seinen Arbeiten visualisiert Friedrich die Besinnung des Menschen auf das Innere und die Transzendenz durch die Sakralisierung der Natur: „Der edle Mensch (Maler) erkennt in allem Gott, der gemeine Mensch (auch Maler) sieht nur die Form, nicht den Geist.“, heißt es auch in seinen oben schon zitierten „Äusserungen“.
Anlässlich des 250. Geburtstags von Friedrich wird der Ausnahmekünstler durch hochkarätige Ausstellungen und in zahlreichen Publikationen gewürdigt. Dazu zählt auch der neuaufgelegte Katalog „Caspar David Friedrich. Gemälde und Zeichnungen aus russischen Museen“. Die Originalausgabe erschien 1991 in deutscher Sprache, herausgegeben von der damaligen Kuratorin für moderne und zeitgenössische Kunst am Metropolitan Museum of Art New York, Sabine Rewald, im Schirmer/Mosel Verlag zur Ausstellung „The Romantic Vision of Caspar David Friedrich. Paintings and Drawings from the U.S.S.R.“. Diese war vom 1.11.1990 bis zum 6.1.1991 im Art Institute of Chicago und vom 23.1. bis zum 31.3.1991 im Metropolitan Museum of Art New York zu sehen. Dort konnten erstmals außerhalb der UdSSR neun Gemälde und elf Zeichnungen von Friedrich aus der Staatlichen Eremitage in Sankt Petersburg und dem Puschkin-Museum in Moskau bestaunt werden, nämlich u.a. die beeindruckenden Arbeiten: „Auf dem Segler“(1818/19), „Mondaufgang am Meer“(1821), „Der Morgen im Gebirge“(1822/23), „Die Ruine des Klosters Eldena“(~1824-26), „Abendlandschaft mit zwei Männern“(~1830-1835), „Die Netze“(~1830-1835), „Erinnerung an das Riesengebirge“(1835), „Sarg am Grab“(~1836) und „Fenster mit Parkpartie“(1836/37).
Zu letzterem Werk hat Rewald 1992 einen aufschlussreichen Aufsatz publiziert, der in die Neuauflage der vorliegenden Ausstellungspublikation aufgenommen wurde. Neben dem Katalog enthält das Buch zwei kunsthistorische Beiträge zu den Werken Friedrichs in Russland, einen von Robert Rosenblum, Professor für Moderne Europäische Kunst an der Universität New York, und einen von Boris Pjotrowskij, Direktor der Staatlichen Eremitage in Sank Petersburg. In den Aufsätzen stellen die Kunsthistoriker auch gekonnt Bezüge zu den Arbeiten Friedrichs her, die in anderen Museen und Kunstsammlungen zu finden sind. Angesichts des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine erinnert diese Neuauflage auch an die (kunsthistorischen) Kooperationen, wie sie Anfang der 1990er Jahre zwischen den USA und der UdSSR bestanden. Im Jahr des Geburtstagsjubiläums von Friedrich bietet die Ausstellungspublikation die einzigartige Möglichkeit, zumindest seine Arbeiten aus den russischen Museen in Buchform zu sehen. Lehrkräfte des Faches Bildende Kunst werden durch das hervorragende Kunstbuch motiviert, sich in ihrem Unterricht mit Gemälden und Zeichnungen der Romantik auseinanderzusetzen.
Fazit: Der ästhetisch überaus gelungene Ausstellungskatalog „Caspar David Friedrich. Gemälde und Zeichnungen aus russischen Museen“ verdient einen Platz in der Bibliothek aller an der Kunst des Großkünstlers und der Landschaftsmalerei Interessierten.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de

Im September 2024 jährt sich der Geburtstag von Caspar David Friedrich (1774–1840) zum 250. Mal – willkommener Anlass, den berühmtesten Romantiker der deutschen Malerei mit einem Buch zu feiern, das in dieser Form wohl nicht mehr wird erscheinen können. 1990 organisierte Sabine Rewald, damals Kuratorin des New Yorker Metropolitan Museum, die erste Caspar David Friedrich-Ausstellung in den USA überhaupt. Und zwar mit Gemälden und Zeichnungen aus russischen Museen, die schon seinerzeit nur schwer erreichbar waren. Die Zarenfamilie und namhafte Vertreter der russischen Literatur waren zu Lebzeiten Friedrichs die ersten ausländischen Käufer und Sammler seiner Bilder. Den Katalog legten wir 1991 in deutscher Sprache vor. Aus gegebenem Anlass bieten wir jetzt eine erweiterte Neuauflage an: Neben Texten von Robert Rosenblum und Boris I. Aswarischtsch, dem damaligen Kurator der Eremitage Sankt Petersburg, enthält unser Band auch einen zusätzlichen Aufsatz von Sabine Rewald selbst.

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