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Bertolt Brechts Kinderlyrik Brecht – Werk und Kontext. Schriftenreihe der Brecht-Forschungsstätte Augsburg, Band 7-2019. Herausgegeben von Jürgen Hillesheim
Bertolt Brechts Kinderlyrik
Brecht – Werk und Kontext. Schriftenreihe der Brecht-Forschungsstätte Augsburg, Band 7-2019. Herausgegeben von Jürgen Hillesheim




Karoline Sprenger

Königshausen & Neumann Verlag
EAN: 9783826066306 (ISBN: 3-8260-6630-8)
242 Seiten, hardcover, 16 x 24cm, 2019

EUR 38,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Klassische, anspruchsvollere Gedichte verschwinden immer mehr aus dem Unterrichtsgeschehen. Das betrifft auch die Gedichte des in Augsburg geborenen Dichters Bertolt Brecht. Dabei bieten seine Kindergedichte in ihrer Vielschichtigkeit und grundsätzlichen Offenheit die Möglichkeit, gerade jene Kompetenzen auszubilden, die Kinder brauchen, um sich angesichts der Informationsflut in den neuen Medien behaupten zu können, um gefeit zu sein gegen „Verführung“ durch Parolen oder Ideen, um sich nicht fremdbestimmt für verschiedene Zwecke instrumentalisieren zu lassen.

Vor dem Hintergrund seiner eigenen Kindheit, die keineswegs so behütet war, wie lange angenommen wurde, und dem sehr materialistischen Weltbild, das er schon in seiner Jugend entwickelte, wurden seine Kindergedichte neu analysiert und Brechts sehr nüchterne Sichtweise von Kindheit, weit entfernt von jeder Idyllisierung, dargestellt. Statt Kindern ethisch-moralische Vorgaben zu machen, wie es für Kinderlyrik oft bezeichnend ist und wie es gerade Brecht als dem vermeintlich „großen Lehrmeister“ oft zum Vorwurf gemacht wurde, regen seine Gedichte zu intensivem Nachdenken an und fordern dazu heraus, sich eine eigene Meinung zu bilden, die individuelle Urteilskraft zu schärfen und keine vorgegebenen Dogmen zu adaptieren.

Die Autorin schlägt den seltenen Bogen von der germanistischen Fachwissenschaft zur Grundschulpädagogik, da sie als Lehrbeauftragte für Germanistik an verschiedenen Universitäten tätig ist, gleichzeitig als Grundschullehrerin aber auch die praktische Umsetzung im Auge hat.
Rezension
"Brecht – Werk und Kontext" ist eine Schriftenreihe der Brecht-Forschungsstätte Augsburg, deren Band 7 sich einem Thema zuwendet, das auch für die Grundschulpädagogik im Fach Deutsch von einiger Relevanz ist: Bertolt Brechts Kinderlyrik. Denn leider verschwinden klassische, anspruchsvollere Gedichte immer mehr aus dem Deutsch-Unterricht der Grundschule. In einer Zeit, da Kinder der Informationsflut des Internets häufig unangeleitet und unkritisch hilflos ausgesetzt sind und gegen Verführung wenig geschützt sind, kann insbesondere Brecht kritisch hilfreich sein. Statt Kindern ethisch-moralische Vorgaben zu machen, wie es für Kinderlyrik oft bezeichnend ist und wie es gerade Brecht als dem vermeintlich „großen Lehrmeister“ oft zum Vorwurf gemacht wurde, regen seine Gedichte zu intensivem Nachdenken an und fordern dazu heraus, sich eine eigene Meinung zu bilden, die individuelle Urteilskraft zu schärfen und keine vorgegebenen Dogmen zu adaptieren. Dieses Buch bietet dazu nicht nur germanistische Fachinformation, sondern auch didaktische Hilfestellung für den Unterricht mit Brechts Kindergedichten in der Grundschule.

Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 9
Ein wissenschaftliches und unterrichtgestaltendes Grundlagenwerk. Grußwort 11

I. Einleitung 15

1.1. Hinführung, Forschungsbericht 15
1.2. Avisierte Forschungsergebnisse 23

II. Brechts Anfänge: Handwerk, Schreiben in Gegensätzen, Taktik, Doppelbödigkeit 25
II.1. Die Schülerzeitschrift Die Ernte 26
II.2. Brechts erster Zeitungsbeitrag: Gymnasiast schreibt Jugendliteratur 29
II.3. Die Augsburger Kriegsbriefe: Schüler nutzt die Hetzreden seines Religionslehrers 34
II.4. Herrscherlob oder Parodie? 38
II.5. Ausblick: Spätere Anpassungen an den Geschmack der Massen und politische Vorgaben 41

III. Brechts Kindheit; Brecht als Schüler 43

III.1. Zwischen vermeintlichem Familienidyll und kompensierter Lebensuntüchtigkeit 43
111.2. Geniales „Alphatier" oder literarischer Sadist? 58
111.3. Schule, Lehrer 68

IV. Brechts Kinder 73

IV.1. Der Verstoßene: Frank Banholzer 73
IV.2. Das „Wunschkind": Hanne Hiob 82
IV.3. Der zurückgezogene Intellektuelle und Lyriker: Stefan Brecht 95
IV.4. Die Sachwalterin: Barbara Brecht 97

V Analysen ausgewählter Kindergedichte Brechts 99

V.1. Schreiben in Gegensätzen als ästhetisches Grundprinzip 99
V.2. Die Anfänge der Kinderlyrik Brechts 1917: Kleines Lied 100
V.3. Getrunken wird auch später noch, zum Beispiel in der DDR: Liedchen aus alter Zeit 104
V.4. Kinderlieder im Baal 107
V.5. Die Hauspostille eröffnet mit Formen der Kinderlyrik: Vom Brot und den Kindlein 110
V.6. Falsche „heile Welt": Der kleine Friederich 112
V.7. Der Schmarotzer: Es war einmal ein Fisch mit Namen Fasch 116
V.8. Verstörendes: Kinderlied und Die drei Soldaten 118
V.9. Pioniergeist oder eitler Übermut? Ulm 1592 131
V.10. Brehms Tierleben in Lyrikform und als Gebrauchsliteratur fürs eigene Kind: Kleine Lieder für Steif 139
V.11. Höhen und Tiefen: Das Alfabet 146
V.12. Ambivalenz und Komplexität: Der Pflaumenbaum 149
V.13. Geht es wirklich ohne Regeln? Der liebe Gott sieht alles 153
V.14. Zwischen Dienstbarkeit und Unterminierung: Brecht als Autor von Kinderlyrik in der DDR —
Das Lied vom Kind, das sich nicht waschen wollte und Das Mailied für Kinder 156
V.14.1. Quid pro quo: Ideologische Kinderlieder für künstlerische Freiräume 156
V.14.2. Es wechseln die Zeiten und Farben — sonst ändert sich nichts 163
V.15. Freude am Repetieren: Die Vögel warten im Winter vor dem Fenster 167
V.16. Sand im sozialistischen Getriebe: Die Kinderhymne 169
V.17. Kleines Resümee 173

VI Brechts Kindergedichte in der Grundschule 177

VI.1. Lyrik im Unterricht 177
VI.2. Texterschließung als konstruktivistischer Zugang zur Welt 182
VI.3. Schwierigkeiten und Potenziale — Brechts Kinderlyrik als Trumpf im Deutschunterricht 186
VI.4. Ein Vorschlag für die didaktische Umsetzung: das Literarische Gespräch 202
VI.4.1. Die Rolle der Lehrkraft 207
VI.4.2. Gespräche über Lyrik in heterogenen Klassen 210
VI.5. Möglicher Unterrichtsverlauf 213
VI.5.1. Einige didaktische Besonderheiten 213
VI.5.2. Unterrichtliche Umsetzung am Beispiel Ulm 1592 215

VII. Fazit 225

Literaturverzeichnis 229
I. Quellen 229
II. Fachwissenschaftliche Literatur 230
III. Pädagogisch-didaktische Literatur 235