|
Angst und Zwang
Hermann Lang, Gerda Pagel (Hrsg.)
Königshausen & Neumann Verlag
EAN: 9783826066542 (ISBN: 3-8260-6654-5)
254 Seiten, paperback, 16 x 24cm, 2019
EUR 39,80 alle Angaben ohne Gewähr
|
|
Umschlagtext
Viktor von Gebsattel, der bekannte Würzburger Begründer einer medizinischen Anthropologie und des Instituts für Psychotherapie und Medizinische Psychologie, schrieb 1951: „Die Aufdringlichkeit des Angstphänomens hat einen bisher nie erfahrenen Grad erreicht." Angst gilt als Achsensymptom schlechthin. Entsprechend formuliert sein Nachfolger D. Wyss: „Das gemeinsame Merkmal, das in der Ätiologie der Neurosen und anderer Krankheitsformen aufgefunden werden kann, ist die Angst."
Wie steht es heute um „diesen Grundaffekt, der allen anderen zugrunde liegt" (Lacan) und den Menschen ein Leben lang begleitet? Jeder siebte Deutsche leidet an einer Angstkrankheit, so lässt sich von einer Volkskrankheit sprechen. Mehr und mehr begegnet heute Angst als „Angstmache", medial instrumentalisiert als Politik der Furcht. Andererseits „gibt es nichts Zweideutigeres als die Angst" (Kierkegaard). Angst ist furchtbar und fruchtbar zugleich, ist auch Warnung, Ratgeber.
Eine fundamentale Möglichkeit, die furchtbare Seite dieses ältesten und stärksten Gefühls des Menschen zu binden, ist das Phänomen des Zwangs. Galt die Zwangserkrankung früher noch eher als selten, ist heute diese „versteckte Epidemie" die vierthäufigste psychiatrische Störung überhaupt. Und auch bei diesem Phänomen gibt es eine fundamentale Zweideutigkeit: Zwang erfüllt ein fundamentales Sicherungsbedürfnis, dient der Selbsterhaltung, und andererseits kann er so exazerbieren, dass es zur malignen Willenslähmung kommen kann.
Eine interdisziplinäre Tagung in der Residenz Würzburg hat fachübergreifend aus verschiedenen Perspektiven den aktuellen Wissensstand thematisiert.
Rezension
Angst ist der allem anderen im Menschen zu Grunde liegende Grundaffekt; jeder siebte Deutsche leidet an einer Angsterkrankung. Angst ist höchst ambivalent; zum einen schützt sie uns, fungiert als Warnung und Ratgeber, zum anderen schränkt und engt uns Angst ein, verunsichert uns und wird als Angstmache zu unserer Manipulation mißbraucht. Angst ist furchtbar und fruchtbar zugleich. Die in diesem Band dokumentierte interdisziplinäre Tagung in der Residenz Würzburg hat fachübergreifend aus verschiedenen Perspektiven den aktuellen Wissensstand zum Thema Angst unter der Beziehung von Angst und Zwang thematisiert; denn Zwang gilt als elementare Möglichkeit, das Phänomen der Angst zu binden. Zwang dient der Selbsterhaltung, bändigt die Angst und erfüllt ein fundamentales Sicherungsbedürfnis, Zwang ist aber ebenso ambivalent wie Angst; Zwang kann auch zur totalen Willenslähmung führen. Zwangserkrankungen bilden die vierthäufigste psychiatrische Störung überhaupt. Angst und Zwang stehen also in einem deutlichen Zusammenhang und Wechselverhältnis.
Jens Walter, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Die Herausgeber:
Hermann Lang, Prof. Dr. med. und Dr. phil., ist em. Ordinarius für Psychotherapie und Med. Psychologie an der Universität Würzburg.
Gerda Pagel, Dr. phil., ist Philosophin. Sie war Lehrbeauftrage für Philosophie, Med. Psychologie und Psychosomatik an der Universität Würzburg.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort: Hermann Lang, Würzburg 7
Thomas Fuchs, Heidelberg:
Die Enge des Lebens
Zur Phänomenologie und Typologie der Angst 11
Hans Hopf, Mundelsheim:
Jungenängste — Mädchenängste: Gemeinsamkeiten und Unterschiede 26
Rainer Holm-Hadulla, Heidelberg:
Die kreative Transformation von Depression und Aggression im Pop-Song — Inspiration für Psychotherapie 38
Pawel Dybel, Warschau:
Die verschiedenen Gesichter der Angst.
Pathologische und metaphysische Angst bei Blaise Pascal und Sören Kierkegaard 56
Martin Bürgy, Stuttgart:
Zur Phänomenologie der Zwangsstörung.
Eine Übersicht 74
Heinz Weiß, Stuttgart/Frankfurt a. M.:
Die Begegnung von Psychoanalyse, Phänomenologie und strukturaler Hermeneutik in Hermann Langs Verständnis des Zwangs 88
Gerda Pagel, Würzburg:
Glück und Angst bei Epikur und Lacan 98
Malte Meesmann, Würzburg:
Angsterkrankung und Depression bei dem Takotsubo-Syndrom: Entwicklung von einem beiläufigen Befund in der Vorgeschichte zu einem wichtigen diagnostischen Kriterium 123
Hermann Lang, Würzburg:
Angst und Zwang 131
Hermann Faller, Würzburg:
Angst bei Krebskranken 143
Rudolf J. Knickenberg, Aschaffenburg
Beziehungsgestaltung bei Patienten mit schweren Erkrankungen 156
Marianne Leuzinger-Bohleber, Frankfurt a. M.:
Psychoanalyse — ein Zugang zu frühen Traumatisierungen 169
Werner Bohleber, Frankfurt a. M.:
Die Angst vor dem Fremden in Zeiten von Globalisierung und Migration 182
Rolf Verres, Heidelberg:
Professioneller Umgang mit Hoffnung 192
Wolfgang Riedel, Würzburg:
Literarische Angstlust — Zur Psychologie und Geschichte der gemischten Gefühle 214
Laudationes:
Rainer Holm-Hadulla, Heidelberg für Hermann Lang 241
Erich Limmer, Würzburg für Hermann Lang 245
Hermann Lang, Würzburg für Hermann Faller 248
|
|
|