lehrerbibliothek.deDatenschutzerklärung
Gewalt im sozialen Nahraum III
Gewalt im sozialen Nahraum III




Detlef Schröder (Hrsg.)

Verlag für Polizeiwissenschaft
EAN: 9783866760653 (ISBN: 3-86676-065-5)
265 Seiten, paperback, 15 x 21cm, 2009

EUR 29,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Häusliche Gewalt, Stalking, Gewalt gegen Kinder und Gewalt gegen alte Menschen sind Teilsaspekte des Phänomens Gewalt im sozialen Nahraum. Im Umgang mit diesen Kriminalitätsfeldern konnte in den letzten Jahren bereits Einiges verbessert werden. Dennoch bleiben auch heute noch viele Delikte unerkannt und die Opfer werden teilweise über Jahre schwer misshandelt und gequält. Dieser Band will allen am Thema Interessierten, insbesondere professionellen Akteuren, ergänzende Informationen, Orientierungen und Anregungen zum Umgang mit Tätern und Opfern bieten. Anknüpfend an die beiden ersten Bände zur Gewalt im sozialen Nahraum werden hier Beiträge aus Wissenschaft, Forschung und Interventionspraxis zu verschiedenen Komplexen vorgestellt. Zur aktuell diskutierten Problemstellung Stalking wird das innovative Bremer Modell eines Kriseninterventionsteams erläutert. An die bisherigen Beiträge zum Thema Häusliche Gewalt anknüpfend, beschäftigen sich mehrere Autorinnen und Autoren mit den Grundlagen von Partnergewalt, Ansätzen zum Konfliktverhandeln und Männern als Opfern. Zur Gewalt gegen Senioren wird ein Projekt des Landespräventionsrates NRW erörtert. Vertieft wird in diesem Band das Thema der Gewalt gegen Kinder aufgegriffen. Neben einer Einführung zur Problematik werden Ergebnisse einer explorativen Untersuchung zur Wahrnehmung von Kindesmisshandlung präsentiert.

Zu dem Komplex der Tötung von Kindern werden hier die bisherigen Ergebnisse der empirischen Forschung aus Deutschland zusammengefasst. Abgerundet wird der Sammelband durch zwei Beiträge zu sehr guten Modellen der Berliner Polizei im Umgang mit Fällen von Kindesvernachlässigung und Kindesmisshandlung sowie zum Umgang mit pädosexuellen Gewalttätern.
Rezension
Nicht selten leiden insbesondere Kinder und Jugendliche unter Gewalt im sozialen Nahraum: Häusliche Gewalt, Gewalt in der Familie. Diese Form der Gewalt ist weit verbreitet und wurde erst in den letzten Jahren insofern als gravierendes Problemfeld erfasst, als ein entsprechendes Gewaltschutzgesetz ("Wer schlägt, muss gehen!") eingeführt worden ist. Dazu zieht dieses 3-bändige Werk eine erste Zwischenbilanz. Insbesondere die Frauenbewegung hat für eine Sensibilisierung der Öffentlichkeit für Gewalttaten hinter verschlossenen Wohnungstüren gesorgt. Das dort vorfindliche Maß an Gewalt wurde über Jahrzehnte kaum öffentlich zur Kenntnis genommen: Misshandlungen, Körperverletzungen, Erniedrigungen, Vergewaltigungen, Gewalt in Pflegebeziehungen, Stalking, Kindesmisshandlung. Frauen und Kinder sind besonders betroffen. Deshalb wurde im Jahr 2002 das Gewaltschutzgesetz eingeführt. In Band 1 wird eine erste Zwischenbilanz zur Umsetzung der polizeilichen Strategien in den Bundesländern ca. zwei Jahre nach Einführung des Gesetzes vorgenommen. - In Band 2 werden noch offene Aspekte und Perspektiven zur Häuslichen Gewalt aufgegriffen mit den Schwerpunkten Prävention von Partnertötungen, Stalking sowie Gewalt gegen behinderte Menschen und der Gewalt gegen Senioren. - In diesem Band 3 werden anknüpfend an die beiden ersten Bände zur Gewalt im sozialen Nahraum Beiträge aus Wissenschaft, Forschung und Interventionspraxis zu verschiedenen Komplexen vorgestellt.

Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
1 Das Bremer „Kriseninterventions-Team Stalking und häusliche Gewalt (Stalking- KIT)" 15
Frank Winter 15

1.1 Definition, allgemeine Tathandlungs-Phänomene, unterschiedliche europäische Strafnormen 16
1.2 Wissenschaftliche Untersuchungen 19
1.2.1 Die Mannheimer Studie 20
1.2.2 Vergleich mit internationalen Studien 21
1.3 Typologie des Stalkers 22
1.4 Interventionsmöglichkeiten 26
1.4.1 Strafrechtliches Vorgehen 27
1.4.2 Zivilrechtliches Vorgehen 30
1.4.3 Maßnahmen der Polizei 34
1.5 Das Stalking-KIT 36
1.5.1 Grundlagen des Stalking-KIT 37

2 Beziehungsgewalt verstehen und Konfliktverhandeln vorbereiten 46
Edzard Glitsch und Manfred Bornewasser 46

2.1 Beziehungsgewalt: Aggressionen zwischen Partnern 46
2.1.1 Funktion und Bewertung von Aggressionen zwischen Partnern 49
2.1.2 Frauen- und Männergewalt: Ursachen, Auslöser und Ansatzpunkte für die polizeiliche Interventionspraxis 49
2.2 Voraussetzungen für einen problemangemessenen Umgang mit Beziehungsgewalt 55
2.2.7 Sanktions- und Interventionsprinzip: Unterschiedliche Wirkungsperspektiven 56
2.2.2 Struktur schaffendes Vorgehen 59
2.3 Umgang mit Beziehungsgewalt: Druckauslöser erkennen - Druck lindern - rechtswirksam verhandeln 60
2.3.7 Die Bedeutung von Frustrationen und Bewältigungsstilen für die Sachverhaltseinschätzung 61
2.3.2 Durchsetzen - Selbständigkeit - Nähe: Grundbedürfnisse 64
2.3.3 Trennungssituationenpsychodynamisch betrachtet 66
2.3.4 Vermeidungsverhalten als Hinweis auf drohende Eskalationen 68
2.4 Einbindung in die Struktur und Prozesse der Polizei 68
2.4.1 Spezielle Fragetechniken und Sachverhaltseinschätzung als Basis Druck lindernder Empfehlungen 69
2.5 Fazit 71

3 HÄUSLICHE GEWALT GEGEN MÄNNER - NUR EIN ANNEXTHEMA HÄUSLICHER GEWALT GEGEN FRAUEN? 77
Petra van Anken 77

3.1 Einleitung 77
3.2 The batteredhusbandsyndrome 78
3.3 Spontanes Konfliktverhalten versus systematischem Gewalt- und Kontrollverhalten 80
3.3.1 CTS 81
3.3.2 Vermischung von Gewaltformen 81
3.3.3 Gewalt als spontanes Konfliktverhalten 82
3.3.4 Systematisches Gewalt- und Kontrollverhalten 82
3.3.5 Erfordernis einer differenzierten Wahrnehmung 83
3.4 Dunkelfeldproblematik 83
3.4.7 Geschlechtsspezifische Gelegenheits- und Kontrollstrukturen 84
3.4.2 Rollenstereotypen 84
3.4.3 Polizei und Justiz 85
3.4.4 Gewalt gegen Männer im Widerspruch zur männlichen Geschlechtsrolle 86
3.4.5 Beschämung als Mittel männlicher Sozialisation 86
3.4.6 Anzeigeverhalten 87
3.4.7 Anzeigeverhaltender Bevölkerung 88
3.4.8 Anzeigeverhalten der männlichen Opfer 88
3.4.9 Korrelation zwischen dem Geschlecht von Tatverdächtigen (TV) und dem Anzeigeverhalten von Opfern 89
3.4.10 Hauptgründe von Nichtanzeigen 91
3.4.11 Erscheinungsformen 91
3.4.12 Physische Gewalt 92
3.4.13 Psychische Gewalt 96
3.4.14 Sexualisierte Gewalt 98
3.5 Ursachen 98
3.5.7 Umgekehrter Sexismus 98
3.5.2 Zusammenhang der wechselseitigen Gewaltausübung 99
3.5.3 Machtverhältnisse 99
3.5.4 Geschlechtsspezifischer Umgang mit Aggressionen 100
3.6 Spirale der Gewalt 101
3.6.1 Warum bleiben männliche Opfer in Paarbeziehungen 101
3.6.2 Ressourcenpool 102
3.6.3 Informelle Ressourcen 103
3.6.4 Formelle Ressourcen 103
3.6.5 Konfliktbewältigung 103
3.6.6 Das Ziehen von Konsequenzen 104
3.6.7 Normalisierungsstrategien 104
3.6.8 Strategie der Rechtfertigung 105
3.6.9 Reaktion der Hilflosigkeit 105
3.7 Fazit 105
3.7.7 Gewalt im sozialen Nahraum - kein typisch männliches Phänomen 105
3.7.2 Gewalt gegen Männer - Häusliche Gewalt? 106
3.7.3 Einseitiger öffentlicher Diskurs 106
3.7.4 Forschung 107
3.7.5 Gewaltschutz 108
3.8 Literaturverzeichnis 109

4 Gewalt gegen alte Menschen - ein Projekt des Landespräventionsrates NRW mit Unterstützung des AGIS-Programms der EU 111
Gabriele Walentich 111

5 Gewalt hat viele Gesichter - eine Einführung zum Thema Gewalt an Kindern und Jugendlichen 117
Beate Martin 117

5.1 Gewalt hat viele Gesichter 117
5.2 Aggression ist widersprüchlich 118
5.3 Allgemeines und Wissenswertes zum Thema sexuelle Gewalt in Deutschland 118
5.4 Definition: 119
5.5 Erklärungsmuster: Das Modell der vier Voraussetzungen 121
5.5.7 Hilfestellungen zur Wahrnehmungen und für intervenierendes bzw. präventives Verhalten 122
5.6 Kindesmisshandlung 122
5.6.7 Die körperliche Misshandlung 123
5.6.2 Die seelische Misshandlung 123
5.6.3 Die Auswirkungen von Misshandlungen auf Mädchen und Jungen 124
5.7 Die Vernachlässigung 126
5.8 Resümee 127

6 Die Wahrnehmung von Kindesmisshandlung durch Polizeivollzugsbeamtinnen und -beamte 130
Frauke Jürgens-El Hansali Alfred Stahl 130

6.1 Die Kindesmisshandlung in der öffentlichen Wahrnehmung 130
6.2 Phänomen Kindesmisshandlung 132
6.2.7 Definitionen 132
6.2.2 Rechtliches 133
6.2.3 Hellfeld 135
6.2.4 Dunkelfeld 136
6.3 Wahrnehmung 137
6.3.7 Kognitives Selbst- und Umweltkonzept 137
6.3.2 Wahrnehmungsprozesse 137
6.3.3 Entscheidungsparameter 139
6.4 Ziel der Untersuchung 141
6.5 Methodik 141
6.5.7 Recherchen141
6.5.2 Expertengespräch 142
6.5.3 Hypothesen143
6.5.4 Wahl des Forschungsdesigns 143
6.5.5 Auswertung 145
6.6 Ergebnisse der Befragung 145
6.6.7 Stichprobe 145
6.6.2 Der Fragebogen 146
6.6.3 Kategorisierung 147
6.6.4 Frage 1: sichere Intervention 147
6.6.5 Der Mitteiler: 148
6.6.6 Frage 2: keine Intervention154
6.6.7 Verletzungen 155
6.6.8 Frage 3: Unsicherheit160
6.6.9 Zusammenfassende Betrachtung der Fragestellungen 166
6.6.10 Anregungen 172
6.7 Fazit 172
6.7.7 Literatur- und Quellenverzeichnis 173

7 Die Tötung von Kindern im sozialen Nahraum -Betrachtung empirischer Ergebnisse aus Deutschland 176
Markus Kraus 176

7.1 Tötung von Kindern - Ein dreifacher Tabubruch 176
7.2 Ziel, Inhalt und Methodik der Arbeit sowie erkannte Problemfelder 177
7.3 Begriffsbestimmungen 179
7.3.7 Infantizid 179
7.3.2 Neonatizid 179
7.3.3 Filizid 180
7.3.4 Altruistische Tötung 180
7.3.5 Erweiterter Suizid 180
7.3.6 (tödliche) Kindesmisshandlung 180
7.3.7 (tödliche) Kindesvernachlässigung181
7.3.8 Kind181
7.4 Historische und kulturelle Betrachtung 182
7.5 Rechtliche Einordnung 182
7.6 Aussagen zur Dimension 183
7.6.7 Hellfeld (Polizeiliche Kriminalstatistik - PKS) 183
7.6.2 Dunkelfeld 184
7.7 Darstellung und Bewertung exemplarischer Studien aus dem Bereich der Rechtsmedizin 185
7.7.1 Die Tötung von Kindern durch die eigenen Eltern am Sektionsgut der Rechtsmedizin der Universität Bonn (1970 - 1993)185
7.7.2 Tödliche Kindesmisshandlung (durch physische Gewalteinwirkung) und tödliche Kindesvernachlässigung in der Bundesrepublik Deutschland im Zeitraum von 01.01.1985 - 02.10.1990 189
7.8 Zusammenfassung nationaler empirischer Ergebnisse 193
7.8.7 Opfer 194
7.8.2 Täter195
7.8.3 Tötungsformen und Verletzungsbild196
7.8.4 Ursachen, Motiv und Tatverlauf197
7.9 Polizeipraktische Bedeutung 198
7.10 Fazit 199
7.11 Quellen- und Literaturverzeichnis 201

8 Vorstellung der Fachdienststelle „Delikte an Schutzbefohlenen ohne sexuellen Hintergrund" des LKA Berlin und einer Plakataktion des LKA Berlin zum Thema Kindesmisshandlung und -Vernachlässigung 208
Michael Havemann / Gina Graichen 208

8.1 Einführung 208
8.2 Bearbeitung von Delikten an Schutzbefohlenen ohne sexuellen Hintergrund in anderen Bundesländern 209
8.3 Anmerkungen aus der Praxis zu Misshandlung von Schutzbefohlenen (§225 StGB) 209
8.3.1 Erscheinungsformen der Misshandlung210
8.3.2 Wer zeigt an? 213
8.4 Wie erklären sich die doch gewaltigen Unterschiede der Häufigkeitszahlen in den Bundesländern? 219
8.4.1 Delikte werden nicht erkannt oder falschen Tatbeständen zugeordnet 219

9 Täterorientierte Prävention im Berliner Landeskriminalamt, Fachdezernat LKA 413 232
Oliver Knecht 232

9.1 Gliederung 232
9.2 Vorbemerkungen 233
9.3 Sexualstraftaten in der öffentlichen Diskussion - Auswirkungen auf das Sicherheitsgefühl in der Bevölkerung 234
9.4 Praxis bei der kriminalpolizeilichen Sachbearbeitung von Sexualdelikten 235
9.4.1 Auftau- und Ablauforganisation im LKA 413 - Zuständigkeiten und kriminalpolizeiliche Zielsetzungen 235
9.4.2 Nutzung der Sexualstraftäterdatei LKA 413 237
9.4.3 Nutzung weiterer polizeilicher Informationssysteme 238
9.4.4 Bewertung der bisherigen Verfahrensweisen 240
9.5 Handlungsrahmen zur Entwicklung täterorientierter Präventionsansätze 241
9.5.7 Leitlinien der Projektleitung Polizeiliche Kriminalprävention 241
9.5.2 Schwerpunktsetzungen bei der Neustrukturierung des LKA Berlin 242
9.6 Zielgruppen täterorientierter Präventionsansätze 243
9.6.7 Studien der Kriminologischen Zentralstelle - Legalbewährung und Kriminelle Karriere von Sexualstraftätern - sexuelle Gewaltdelikte und sexueller Missbrauch 244
9.6.2 Bericht des BKA KI 13 - OFA zu polizeilichen Vorerkenntnissen von Vergewaltigern 245
9.6.3 Auswertung der Sexualstraftäterdatei LKA 413 246
9.6.4 Nutzen der vorliegenden Erkenntnisse 248
9.7 Umsetzung täterorientierter Präventionsansätze 248
9.7.7 Handlungsbedarf und Zielsetzung 248
9.7.2 Kommissariat für täterorientierte Maßnahmen und Prävention im LKA 413 249
9.7.3 Allgemeine Maßnahmen der täterorientierten Prävention 250
9.7.4 Personenbezogene Maßnahmen der täterorientierten Prävention 253
9.8 Fazit 262