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Ex-Partner-Stalking im Kontext familienrechtlicher Auseinandersetzungen Konsequenzen für die Kinder und Handlungsoptionen für beteiligte professionelle Akteure
Ex-Partner-Stalking im Kontext familienrechtlicher Auseinandersetzungen
Konsequenzen für die Kinder und Handlungsoptionen für beteiligte professionelle Akteure




Lena Stadler

Verlag für Polizeiwissenschaft
EAN: 9783866760646 (ISBN: 3-86676-064-7)
446 Seiten, paperback, 15 x 21cm, 2009

EUR 29,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Im Bereich des Stalking hat sich in den letzten Jahren in Deutschland einiges getan. Dies äußerte sich nicht zuletzt in der strafrechtlichen Kodifizierung dieses Verhaltens im deutschen Strafrecht im März 2007. Es wird aber immer wieder eine Unsicherheit im Umgang mit Stalking-Fällen deutlich - insbesondere in Fällen von Ex-Partner-Stalking bei gemeinsamen Kindern, denn die bei Stalking notwendige absolute Kontaktvermeidung zwischen der betroffenen Person und dem Stalker interferiert mit dem als hohes Gut angesehenen Umgangsrecht zwischen Kind und dem Elternteil, bei dem es nicht lebt.



Dieses Buch widmet sich nun erstmals empirisch diesem Problemfeld. Anhand einer Untersuchung mit Stalking-Betroffenen sowie beteiligten professionellen Akteuren verschiedener Professionen wird Stalking im Spannungsfeld von Scheidung, Sorge‑ und Umgangsrechtsregelungen aus Sicht der damit konfrontierten professionellen Akteure sowie anhand der Erfahrungen, Bedürfnisse und situationsspezifischen Probleme der betroffenen Elternteile untersucht. Im Fokus der Untersuchung stehen die spezifischen Belastungen der Kinder und die daraus resultierenden Konsequenzen, um für deren spezifische Belange innerhalb des Stalking-Geschehens der Eltern zu sensibilisieren und ihre Bedürfnisse und Nöte besser berücksichtigen zu können.



Es werden Informationen über die Hintergründe und Dynamiken in dieser Stalking-Konstellation sowie praktische Hinweise zum Umgang mit solchen Fällen und den Beteiligten gegeben und Konsequenzen für das Sorge- und Umgangsrecht in akuten Stalking-Fällen sowie Interventionsmöglichkeiten für die Kinder und die beiden Elternteile vorgeschlagen.



Das Buch richtet sich insbesondere an professionelle Akteure, wie etwa Juristen, Psychologen, Mitarbeiter vom Jugendamt, von Beratungsstellen und von Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen sowie an Betroffene selbst.
Rezension
Stalking findet zumeist nach Partrner-Beziehungen statt; die meisten Stalker sind Ex-Partner. Darunter haben auch Kinder maßgeblich zu leiden, weil sie unmittelbar oder mittelbar tangiert sind. Stalking, das Verfolgen, Belästigen bis zur Ausübung von Gewalt ist in den letzten Jahren immer mehr zu einem Begriff in Deutschland geworden. Unter Stalking (Nachstellung) wird im deutschen Sprachgebrauch das willentliche und wiederholte, beharrliche Verfolgen oder Belästigen einer Person verstanden, deren physische oder psychische Unversehrtheit dadurch bedroht und geschädigt werden kann. Das englische Verb "to stalk" bedeutet ursprünglich „jagen, hetzen, steif gehen, stolzieren“. Wie ein guter Jäger sammelt ein Stalker Informationen über sein Opfer und belästigt und bedroht es mit dem Ziel, Eindruck zu hinterlassen. Stalking hat allerdings nichts mit Liebe zu tun, im Gegenteil: Es geht um Aufmerksamkeit, Kontrolle und Macht. In den Blickpunkt der Öffentlichkeit ist das Stalking aufgrund einiger betroffener und medial präsenter Prominenter gekommen. Berichteten die Medien zunächst ausschließlich über Bedrohungen bzw. tätliche Angriffe gegenüber Prominenten wie Steffi Graf, John Lennon oder Steven Spielberg, so ist heute immer häufiger von Belästigungen unter ganz „normalen Menschen" durch Bekannte, oder gar Familienangehörigen zu hören. Jedenfalls ist Stalking endlich, - der Begriff zeigt schon, dass der Sachverhalt zunächst nur im anglo-amerikanischen Raum diskutiert wurde -, durch die Aufnahme "unzumutbarer Belästigungen" in das deutsche zivilrechtliche Gewaltschutzgesetz gesetzgeberisch gewürdigt worden. Das Problem „Stalking“ trat bei Gerichten, Staatsanwälten und der Polizei erst langsam ins Bewusstsein. Häufig wurden Opfer nicht ernstgenommen. Seit dem 31.03.2007 wird das Nachstellen durch §238 StGB unter Strafe gestellt und durch andere Gesetze, wie dem Gewaltschutzgesetz, ergänzt. Bei der Täter/Opferbeziehung fällt auf, dass es sich in 50 Prozent aller in Deutschland bekannten Fälle um Ex-Partner handelt.

Dieter Bach, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Einleitung

Teil I: Ausgangslage im Bereich Stalking
1. Empirischer und theoretischer Forschungsstand
1.1 Die Entdeckung des Phänomens �Stalking� als Sujet wissenschaftlicher Erforschung
1.2 Bedeutende internationale Studien zur Prävalenz und zum Geschlechtsverhältnis
1.3 Stalking-Forschung in Deutschland
1.4 Täter-Opfer-Konstellationen
1.5 Art, Intensität und Dauer der Stalking-Handlungen
1.6 Auftreten körperlicher Gewaltübergriffe bei Stalking
1.7 Auswirkungen des Stalking auf die Betroffenen
1.8 Inanspruchnahme professioneller und institutioneller Hilfe
1.9 Ursachen für Stalking und Persönlichkeit von Stalker und Opfer
1.10 Ex-Partner-Stalking

2. Die rechtlichen Rahmenbedingungen in Deutschland
2.1 Das Gewaltschutzgesetz und Kinderrechteverbesserungsgesetz
2.2 Die Einführung eines Stalking-Straftatbestandes: Der neue � 238 StGB
2.3 Familienrechtliche Rahmenbedingungen im Bereich des Kindschaftsrechts

3. Offene sozialpsychologische Fragen
3.1 Stalking-Verhalten oder Wahrnehmung berechtigter Interessen
3.2 Exkurs: Potentielle Falschbeschuldigungen bei Stalking
3.3 Das Parental Alienation Syndrome (PAS)

Teil II: Empirie: Methoden und Ergebnisse

4. Methodisches Vorgehen
4.1 Untersuchungsziel
4.2 Das Verständnis von Stalking und der zu untersuchenden Fallkonstellation in dieser Untersuchung
4.3 Untersuchungsdesign

5. Ergebnisse
5.1 Berufspraxis der Expert(inn)en
5.2 Beschreibung des Untersuchungsfeldes: Angaben zu Wahrnehmung, Häufigkeit und Phänomenologie von Stalking im familienrechtlichen Kontext
5.3 Belastungen und Auswirkungen für die gemeinsamen Kinder
5.4 Einflussfaktoren auf familienrechtliche Maßnahmen
5.5 Verlauf des familienrechtlichen Verfahrens
5.6 Verlauf der Umgangskontakte und Problembereiche

Teil III: Diskussion und Perspektiven

6. Implikationen für die Praxis
6.1 Systematisierung typischer Merkmale und Kriterien zur leichteren Einordnung eines Stalking-Falles
6.2 Motivanalyse des Stalkers als Ausgangsbasis einer geeigneten Intervention
6.3 Stalking als kumulativer Risikofaktor einer vorbelasteten Kindheit
6.4 Geeignete Sorge- und Umgangsregelungen bei Stalking
6.5 (Un-)Sicherheit im Umgang mit Stalking-Fällen

7. Zukünftiger Handlungsbedarf aus Sicht der Beteiligten und rechtspolitische Forderungen
7.1 Ernstnahme und Miteinbezug der Stalking-Dynamik
7.2 Fortbildung
7.3 Aufklärung und Öffentlichkeitsarbeit
7.4 Kooperation, Vernetzung und Interdisziplinäre Vorgehensweise
7.5 Unterstützungsbedarf der Kinder
7.6 Unterstützungsbedarf und -möglichkeiten der Elternteile
7.7 Opferschutz und Wirksamkeit rechtlicher Interventionen bei Stalking-Fällen
Zusammenfassung und Ausblick
Literaturverzeichnis