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Unterstützte Entscheidungsfindung in sozialen Berufen Theorie und Praxis
Unterstützte Entscheidungsfindung in sozialen Berufen
Theorie und Praxis




Beatrix-Patrizia Tolle, Thorsten Stoy

UTB , Psychatrie
EAN: 9783825258498 (ISBN: 3-8252-5849-1)
144 Seiten, paperback, 17 x 24cm, Februar, 2023, 6 farb. Abb.

EUR 20,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Von der Fürsorge zur Unterstützung

Menschen mit Behinderungen müssen zur Sicherung von Gesundheit und sozialer Teilhabe ständig Entscheidungen treffen. Wenn sie dabei die Hilfe einer Fachkraft benötigen, spricht man von »Unterstützter Entscheidungsfindung«. Wie kann es gelingen, dass dem Willen des betroffenen Menschen entsprochen wird, wie es das Teilhaberecht und das neue Betreuungsrecht fordern? Bei der Unterstützten Entscheidungsfindung sind die Wünsche und die Präferenzen der begleiteten Person ausschlaggebend. Die Aufgabe der Fachkraft besteht darin, die Entscheidungsfindung durch eine Erweiterung des Möglichkeitsraums und den Abbau isolierender Bedingungen zu erleichtern. Das Mittel der Wahl ist der Dialog, in dem gemeinsam herauszufinden ist, welche Entscheidung am besten zu den persönlichen Bedürfnissen und Motiven der Klient:in passt. Das Buch vermittelt den theoretischen Rahmen und das methodische Rüstzeug für die Unterstützte Entscheidungsfindung. Praxisbeispiele illustrieren, wie die Rechts- und Handlungsfähigkeit der begleiteten Menschen gestärkt werden kann.

Prof. Dr. Patrizia Tolle ist Diplom Behindertenpädagogin und Krankenschwester. Sie lehrt an der Frankfurt University of Applied Sciences in den Studiengängen der Pflege und Sozialen Arbeit.

Dr. Thorsten Stoy leitet an der Frankfurt University of Applied Sciences den Studiengang Soziale Arbeit (B.Sc.) und beschäftigt sich mit der Entwicklung von Qualitätsstandards für die rechtliche Betreuung.
Rezension
Das Bundeskabinett hat am 23. September 2020 einen Gesetzentwurf beschlossen, der das Vormundschafts- und Betreuungsrecht neu strukturiert und an die Bedürfnisse der Gegenwart anpasst. Hinsichtlich des Betreuungsrechts ist das Ziel der Reform vor allem, die Selbstbestimmung der betroffenen Menschen zu stärken und die Qualität der rechtlichen Betreuung zu verbessern. Die Wünsche der/des Betreuten sind dabei der zentrale Maßstab. Die Gesetzesänderungen sollen sicherstellen, dass der betreute Mensch in sämtlichen Stadien des Betreuungsverfahrens besser informiert und stärker eingebunden wird. Menschen mit Behinderung sollen also selbst entscheiden können, oft tun das aber andere für sie. Das neue Betreuungsrecht will das ändern. Doch für mehr Selbstbestimmung ist es nötig, die unterstützte Entscheidungsfindung auch in der Praxis umzusetzen. Die Praxis zeigt jedoch, dass oftmals keine unterstützte Entscheidungsfindung stattfindet und der/die gesetzliche Betreuer(in) oftmals als Stellvertreter(in) entscheidet. Das führt im Rahmen der Betreuung zu erheblichen Umsetzungsproblemen und -defiziten, die das Selbstbestimmungsrecht beschränken. Unterstützte Entscheidungsfindung als Eingliederungshilfe erklärt die verschiedenen Aspekte einer Entscheidung, gibt Anregungenen, welche Möglichkeiten der Unterstützung genutzt werden können, stärkt eigene Entscheidungen und hilft durch den Prozess der Entscheidungsfindung hindurch. Das Buch vermittelt den theoretischen Rahmen und das methodische Rüstzeug für die Unterstützte Entscheidungsfindung. Praxisbeispiele illustrieren, wie die Rechts- und Handlungsfähigkeit der begleiteten Menschen gestärkt werden kann.

Thomas Bernhard für lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
»Da müssen wir erst mal Ihren Betreuer fragen!« – eine kurze Einleitung 8

Ausgangspunkte zum Konzept »Unterstützte Entscheidungsfindung« 13

Sozialpolitische Entwicklungen 13
Änderungen relevanter Gesetze und Auswirkungen 15
Das Unterstützungs- und Schutzprinzip 16
Das Begriffsspektrum »Entscheidung« 18
Praxisszenarien zur Unterstützten Entscheidungsfindung 22
Szenario 1: Unentschiedene Entscheidungsfrage 22
Szenario 2: Entschiedene Entscheidung 23
Szenario 3: Selbstbestimmte Fremdbestimmung 24
Schutz vor missbräuchlicher Einflussnahme 25
Selbstbestimmung, Autonomie und Partizipation – Fazit 26

Unterstützte Entscheidungsfindung – eine erste Annäherung 30

Weg von der Ohnmacht hin zur Macht 30
Dialektisches Denken als methodische Grundlage der Unterstützten Entscheidungsfindung 35
Ersetzende Entscheidung: Verengung von Möglichkeitsräumen und isolierende Bedingungen 40
Praxen fehlender Anerkennung des*der anderen und ersetzende Entscheidung 43
Teilnahmslose Vernunft als Bedingung ersetzender Entscheidung 46
Unterstützte Entscheidungsfindung als Erweiterung von Möglichkeitsräumen 49
Der »Blick über den Tellerrand« 50
Lebensperspektiven und Entscheidungsmöglichkeiten 54
Unterstützte Entscheidungsfindung als Abbau isolierender Bedingungen 56
Teilhabe und Selbstbestimmung in Bezug zum Paternalismus 58
Dialog und Kooperation: das Öffnen des Feldes der Macht 62
Anerkennung für jeden Menschen – Fazit 64

Der Weg vom Bedürfnis zum Zielmotiv und die Bedeutung der Selbstreflexion 67

Die Emotionalität von Entscheidungsprozessen 67
Unterstützte Entscheidungsfindung als sinngebender Prozess 70
Bedürfnis, Emotion, Tätigkeit und Motiv in der Entscheidungsfindung 73
Handlung, Ziel, Präferenz und Sinn in Entscheidungsfindungsprozessen 75
Eine (blockierte) Sicht auf einzelne Facetten des Bedürfnisses 78
Der Wille auf dem Weg vom Bedürfnis zum Zielmotiv 83
Dialog, Reziprozität und Resonanz im intersubjektiven Prozess 86
Wenn-dann-Hypothesen und ihre Wirkung im intersubjektiven Prozess 90
Die Bedeutung der Reflexion des Beobachterstandpunkts 94
Dialogisches Arbeiten erschließt Möglichkeitsräume – Fazit 96

Rechtlich relevante Begriffe im Kontext Unterstützter Entscheidungsfindung 100

Zu den Begriffen »Rechtssubjekt«, »Rechts-« und »Handlungsfähigkeit« 100
Struktureller Schutz der »Rechts-« und »Handlungsfähigkeit« 104
Zu den Begriffen von Wunsch und Wille 106
Zu den Begriffen »natürlicher« und »freier Wille« 112
Zum Verhältnis der Begriffe »Wille« und »Präferenz« 115
Zum Begriff des Rechts 118
Recht im Innen- und Außenverhältnis 119
Definition der Einwilligungsfähigkeit 120
Definition der Geschäftsfähigkeit 121
Fazit: Jede Äußerung zu Rechtsgeschäften ist als interpretationsfähig anzusehen 126

Zum Abschluss und Ausblick: »Redet mit mir!« 129

Literatur 133