lehrerbibliothek.deDatenschutzerklärung
Topographie der Gesamtschule Zum Zusammenhang von Pädagogik und Raum
Topographie der Gesamtschule
Zum Zusammenhang von Pädagogik und Raum




Daniel Blömer

Verlag Julius Klinkhardt
EAN: 9783781518070 (ISBN: 3-7815-1807-8)
240 Seiten, paperback, 17 x 24cm, 2011

EUR 32,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Diese Untersuchung geht der pädagogischen Bedeutung architektonischer Ausgestaltungen und Formen nach.

Im Zentrum steht die erziehungswissenschaftliche Analyse und Reflexion von Orts- und Lagebeschreibungen am Beispiel gesamtschulräumlicher Kontexte. Die mit der Gesamtschulidee aufgekommenen pädagogisch-didaktischen Neuerungen begründeten anfänglich in den 1960er Jahren schulräumliche Neuansätze und führten bereits nach kurzer Erprobungszeit zu Veränderungen räumlicher Rahmenbedingungen. Die Standorte und Größen von Gesamtschulen, ihre jeweilige Schul- und Unterrichtsorganisation ebenso wie die Beschaffenheit der schulischen „Heimat“ von Schülern und Lehrkräften sind Bedingungsfaktoren von Schule und Unterricht, die sich als „Topographie der Gesamtschule“ darstellen.

Es wird aufgezeigt, wie sich die Vorstellungen eines optimalen pädagogischen Raums im Laufe der Zeit veränderten und inwiefern auf den (Gesamt-) Schulraum bezogene pädagogische Intentionen aufgingen.



Der Autor

Dr. Daniel Blömer ist Förderschullehrer und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Erziehungswissenschaft, Abteilung Schulpädagogik und Allgemeine Didaktik der Technischen Universität Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig.
Rezension
Die (Schul-)Architektur wird im pädagogischen Kontext oft unterschätzt bzw. kaum berücksichtigt. Im beruflichen Alltag von Lehrkräften bleibt die Dimension des Raumes häufig unbewusst. Aber zwischen Pädagogik und Raum gibt es wesentliche Wechselwirkungen, wie jede/r Pädagoge/in aus dem Raum "Klassenzimmer" hinreichend weiß ... Diese Dissertation an der Technischen Universität Braunschweig wendet sich der pädagogischen Bedeutung architektonischer Ausgestaltungen und Formen an einem besonders brisanten Beispiel zu: der "Topographie der Gesamtschule" (Titel); denn insbesondere die Gesamtschule in ihrem diversifizierten Angebot und als Ganztagsschule ist mehr als andere Schulen auf gelungene und die Pädagogik unterstützende Architektur angewiesen.

Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 7

1 Einleitung 9


1.1 Bedeutung des Themas 9
1.2 Ziel der Studie und Leitfragen 14
1.3 Begriff und Forschungsstand zum „pädagogischen Raum“ 16
1.3.1 Vom Raumbegriff zum Verständnis der „Topographie der Gesamtschule“ 16
1.3.2 Der „pädagogische Raum“ als Forschungsgegenstand 21
1.4 Methodisches Vorgehen und Aufbau der Arbeit 28

2 Forderungen und Erwartungen an Integrierte Gesamtschulen in den 1960er/1970er Jahren 33

2.1 Gesamtschulidee im Kontext von Reformversuchen des Bildungswesens nach 1945 33
2.1.1 Reeducation und alliierte Bestrebungen zur Umsetzung der Einheitsschulidee 34
2.1.2 Vom Stillstand bis zu erneuten Reformdiskussionen 37
2.1.3 Zur Begründung der Bildungsreformen in den 1960er/1970er Jahren 38
2.2 Gesamtschule als Modell einer „demokratischen Leistungsschule“ 42
2.2.1 Demokratisierung 43
2.2.2 Individualisierung durch Differenzierung 44
2.2.3 Technologisierung 46
2.2.4 Ganztagschule und Bildungszentrum 50
2.2.5 Organisatorische Wege zur Umsetzung der Gesamtschulidee 51
2.3 Die Empfehlung des Deutschen Bildungsrats zur Durchführung von Schulversuchen mit Gesamtschulen 53
2.4 Zusammenfassung 56

3 Die Umsetzung der Gesamtschulidee im Schulbau 59

3.1 Zum schularchitektonischen Kontext und zur Entstehung erster Integrierter Gesamtschulen in den westdeutschen Bundesländern 59
3.1.1 Skizze zur Entwicklung des Schulbaus zwischen Kriegsende und den Bildungsreformen der 1960er/1970er Jahre 60
3.1.2 Entstehung erster Gesamtschulen in der Bundesrepublik Deutschland 63
3.2 Die Debatte zu Fragen des Schulraums von Gesamtschulen in Architektur- und Pädagogikzeitschriften als Erkenntnisquelle 70
3.2.1 Methodischer Zugang und Kodierung 70
3.2.2 Analyse „Bibliographischer Daten“ und der „Berufsgruppenzugehörigkeit“ 76
3.2.3 Analyse der Kategorien „Textsorte“ und „Hauptthema“ 83
3.2.4 Zusammenfassende Thesenbildung und Methodenkritik 89
3.3 Didaktisch-pädagogische Intentionen als Ausgangspunkt für Schulbauplanungen 91
3.3.1 Prinzipien der Planung von Gesamtschulgebäuden aus Architektensicht 92
3.3.2 Die Schulbauaufgabe aus pädagogischer Perspektive Felix von Cubes 94
3.3.3 Veränderte Lehr- und Unterrichtsformen als Ausgangspunkt für den „Neuen Schulbau“ 97
3.4 Fazit zur Umsetzung der Gesamtschulidee im Schulbau 108

4 Fallbeispiel „Neubau“: Die Integrierte Gesamtschule Braunschweig-West 111

4.1 Auf dem Weg zur ersten Gesamtschule in Braunschweig 112
4.2 Planung, Entwurf und Bau der ersten Gesamtschule Braunschweigs 119
4.2.1 Standortfrage und erste Vorplanungen 119
4.2.2 Grundriss und räumliche Struktur 128
4.2.3 Formen und Farben 141
4.3 Raumaneignung durch Lehrer und Schüler 145
4.3.1 Schüler und Lehrer im neuen Schulbau: Erfahrungen, Einsichten und Kritik 147
4.3.2 Konsequenzen und die Suche nach neuen Lösungen 160
4.4 Kontextualisierung und Zusammenfassung 170

5 Integrierte Gesamtschule in vorhandener Bausubstanz 173

5.1 Zur Eignung „alter Schulbauten“ für die Umsetzung der Gesamtschulidee 173
5.2 Arrangement zwischen idealer und vorgefundener räumlicher Strukturierung am Beispiel von Gesamtschulen der „zweiten Generation“ 180
5.2.1 Bestrebungen hinsichtlich einer zweiten Integrierten Gesamtschule in Braunschweig in den 1980er Jahren 180
5.2.2 Vorüberlegungen zum Schulraum während der Planungsphase 182
5.2.3 Raumkonzept und Erfahrungen im nicht als Schule geplantem Gebäude – IGS Franzsches Feld 187
5.2.4 Gesamtschule in vorhandener Schulanlage – Braunschweigs dritte Integrierte Gesamtschule – IGS Querum 195
5.3 Zusammenfassung 203

6 Interpretationen und Folgerungen 205

Literatur 211
Quellen 222
Abbildungsverzeichnis 224
Tabellenverzeichnis 225
Anhang 226


Leseprobe:

Vorwort
Für eine erziehungswissenschaftliche Auseinandersetzung mit der „Topographie der
Gesamtschule“ sind Kenntnisse aus so unterschiedlichen Bereichen wie Architektur,
Erziehungswissenschaft und den dazugehörigen Bezugswissenschaften erforderlich. Im
beruflichen Alltag von Lehrkräften bleibt die Dimension des Raumes häufig unbewusst.
So spielte der Zusammenhang von Pädagogik und Raum auch während meiner Tätigkeit
als Förderschullehrer eine oftmals wenig beachtete Rolle, selbst dann, wenn es um die
zentrale oder dezentrale Bereitstellung sonderpädagogischer Hilfen, um Fragen der Realisierung
innerer oder äußerer Differenzierung oder auch um konkrete Klassenraumgestaltungen
ging. Erst nach Hinweisen von Prof.’in Dr. Heidemarie Kemnitz begann meine
explizite Beschäftigung mit dem „pädagogischen Raum“. Durch zahlreiche Gespräche
mit ihr wurde ich auf die mit Schulanlangen und Schulbauten verbundenen Funktionen,
Intentionen, erhofften und tatsächlichen Wirkungen aufmerksam.
In der vorliegenden Arbeit werden erziehungswissenschaftliche Fragen nach den Bedeutungen
von Lage- und Ortsvariablen sowie der Materialität von „Gesamtschulen“ bearbeitet,
um an diesem Beispiel den Zusammenhang von Pädagogik und Raum zu reflektieren.
Die Arbeit wurde 2010 von der Fakultät für Geistes- und Erziehungswissenschaften
der TU Braunschweig als Dissertation angenommen.
Mein besonderer Dank gilt Prof.’in Dr. Heidemarie Kemnitz für die Betreuung und vielfältige
Unterstützung während der Entstehungszeit dieser Arbeit. Ebenso bedanke ich
mich bei PD’in Dr. Ulrike Pilarczyk für die Erstellung eines Gutachtens zu dieser Dissertation.
Darüber hinaus bin ich dankbar für die wertvollen Anregungen von den Teilnehmerinnen
und Teilnehmern des Kolloquiums Bildungsforschung des Instituts für
Erziehungswissenschaft der TU Braunschweig und des 7. Forums junger Bildungshistoriker
der Sektion Historische Bildungsforschung der DGfE. An die mir gewährten vielfältigen
Einblicke in Schulen und Archive wie auch an die freundliche Gesprächsbereitschaft
schulischer Akteure, durch die mein Bild der Topographie der Gesamtschule
maßgeblich mitgeprägt wurde, denke ich dankerfüllt zurück. Für die mit großer Ausdauer
und Akribie betriebene Durchsicht des Manuskripts gebührt Susanne Hornig und
Andreas Blömer mein herzlicher Dank. Außerdem spreche ich all’ denjenigen Personen
in meinem privaten und beruflichen Umfeld meinen Dank aus, die mich gedanklich und
beratend während der Erstellung der Arbeit unterstützt haben.

Braunschweig im Februar 2011
Daniel Blömer
Weitere Titel aus der Reihe forschung