lehrerbibliothek.deDatenschutzerklärung
Theorien der Entfremdung zur Einführung
Theorien der Entfremdung
zur Einführung




Christoph Henning

Junius Verlag
EAN: 9783885067047 (ISBN: 3-88506-704-8)
255 Seiten, kartoniert, 12 x 17cm, Oktober, 2015

EUR 15,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Was ist Entfremdung? Zeigt die Zunahme an Burnouts und Depressionserkrankungen an, dass die kritische Annahme, der Mensch habe sich in der Moderne von sich selbst entfremdet, heute mehr zutrifft denn je? Oder ist diese Diagnose hoffnungslos veraltet, weil sie schon von problematischen Vorannahmen wie einem ›wahren Wesen des Menschen‹ ausging? Nachdem es eine Zeit lang still war um die Entfremdungstheorie, hat sie heute wieder Konjunktur. Der vorliegende Band diskutiert diese neueren Forschungen unter anderem von Autoren wie Alain Ehrenberg und Hartmut Rosa vor dem Hintergrund einer Bestandsaufnahme der älteren Theorien von Rousseau über Marx und Simmel bis zu Herbert Marcuse. Die Relevanz der Entfremdundskritik zeigt er darüber hinaus anhand neuerer empirischer Untersuchungen und veranschaulicht sie durch Ausflüge in die Filmwelt.
Rezension
„Er lebt in einer Welt, zu der er keine echte Beziehung mehr hat und in der jeder und alles instrumentalisiert ist, wo er zum Teil der Maschine geworden ist, die seine Hände konstruiert haben.“ Diese Diagnose über die Beziehung zwischen dem modernen Menschen und seiner Welt verfasste der Neopsychoanalytiker und Philosoph Erich Fromm 1941 in seinem Werk „Die Furcht vor der Freiheit“. Die Entfremdung zeigt sich demnach auf vierfache Weise: in dem Verhältnis des modernen Subjekts zu sich selbst, zu seinen Mitmenschen, zu den Dingen und zur ganzen Welt. Entfremdung, gemeinhin als eine Beziehung der Beziehungslosigkeit charakterisiert, fungiert in Hartmut Rosas Sozialtheorie als der Gegenbegriff zu Resonanz. In der letzten Dekade ist eine Renaissance des Entfremdungsbegriffs in den Sozialwissenschaften und in der Philosophie nachweisbar. Auch der Anstieg der Burnout-Raten wird vielfach auf Entfremdungsprozesse zurückgeführt.
Seit der Aufklärung wurden verschiedenste Entfremdungstheorien entwickelt, beispielsweise von Jean-Jacques Rousseau, Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Karl Marx, Ludwig Feuerbach, Max Weber oder Herbert Marcuse, sowie Kritik an der Entfremdungskritik formuliert. Davon kann sich jeder überzeugen, der den bei Junius in der Reihe „Zur Einführung“ erschienenen Band „Theorien der Entfremdung“ von Christoph Henning (*1973) liest. Dem Privatdozenten für Philosophie gelingt es sehr gut, anhand gekonnt ausgewählter Zitate von (Sozial-)Philosophen und unter Bezugnahme auf moderne Filme verschiedenste Theorien der Entfremdung zu verdeutlichen. Dabei hätte auch das Werk der Progressive Rock-Band Pink Floyd Berücksichtigung finden können, man denke nur an ihren weltbekannten Song „Another Brick in the Wall, Part 2“. Philosophie- und Ethik-Lehrkräfte erhalten durch Hennings Einführung jedenfalls grundlegendes Orientierungswissen über Entfremdungstheorien, das sie motiviert, in ihrem Unterricht mit Schülerinnen und Schülern anhand ausgewählter Originalschriften über entfremdete (Welt)-Beziehungen des Menschen zu philosophieren.
Fazit: Der Band „Theorien der Entfremdung zur Einführung“ liefert einen gut verständlichen, problemorientierten Überblick zu der in der Spätmoderne höchst aktuellen Thematik „Entfremdung“.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
DAS BUCH
Was ist Entfremdung? Zeigt die Zunahme an Burnouts und Depressionserkrankungen an, dass die kritische Annahme, der Mensch habe sich in der Moderne von sich selbst entfremdet, heute mehr zutrifft denn je? Oder ist diese Diagnose hoffnungslos veraltet, weil sie schon von problematischen Vorannahmen wie einem ›wahren Wesen des Menschen‹ ausging? Nachdem es eine Zeit lang still war um die Entfremdungstheorie, hat sie heute wieder Konjunktur. Der vorliegende Band diskutiert diese neueren Forschungen unter anderem von Autoren wie Alain Ehrenberg und Hartmut Rosa vor dem Hintergrund einer Bestandsaufnahme der älteren Theorien von Rousseau über Marx und Simmel bis zu Herbert Marcuse. Die Relevanz der Entfremdundskritik zeigt er darüber hinaus anhand neuerer empirischer Untersuchungen und veranschaulicht sie durch Ausflüge in die Filmwelt.
Christoph Henning
Christoph Henning ist Privatdozent für Philosophie an der Universität St. Gallen und Junior Fellow am Max Weber Kolleg der Universität Erfurt.
PRESSE
»Spannend ist Hennings Rekonstruktion allein schon dadurch, dass sie einen Überblick gibt über die großen Linien der Diskussion, anstatt nur eine technische Kontroverse um den Entfremdungsbegriff aufzuzeigen.«
KÖLNER ZEITSCHRIFT FÜR SOZIOLOGIE UND SOZIALPSYCHOLOGIE
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung: Reden über Entfremdung 10
Ein heuristisches Modell von Entfremdung 13
Gründe für die Inflation der Entfremdungsdiagnosen 19
Ein Problem: Muss man wissen, dass man entfremdet ist, um entfremdet zu sein? 25
Vorgeschichten 30
2. Außer-sich-Sein als Ausnahmezustand: Entfremdung bei Rousseau 35
Entfremdung im Zentrum des Werkes von Rousseau 35
Rousseauismus in der Nachfolgephilosophie und in der Populärkultur 58
3. Schiller, Humboldt, Fichte: Kunst und Bildung als Gegenentfremdung 62
Schillers Ästhethische Briefe als Manifest der Ent-Entfremdung 62
Humboldts Bildungstheorie - eine positive Theorie der Entfremdung? 71
Fichte und die Matrix 74
4. Hegel: Aufhebung und Verstärkung der Entfremdung im System 78
Hegels Grundidee: Entfremdung als Erziehungstrick 79
Geistige Entfremdung als notwendige Täuschung im Hauptwerk 85
5. Gott und Geld: Ludwig Feuerbach und Moses Hess 94
Feuerbach: Religion als entfremdeter Humanismus 94
Moses Hess: Humanismus als entfremdeter Sozialismus 102
6. Karl Marx: Selbstbestimmte Entwicklung
und radikale Praxis 109
Das Wovon der Entfremdung 1: Das Verhältnis
zu eigenen Produkten 111
Das Wovon der, Entfremdung 2: Das Verhältnis
zur eigenen Tätigkeit 114
Das Wovon der Entfremdung 3: Das Verhältnis
zur Natur 116
Das Wovon der Entfremdung 4: Das Verhältnis
zu den anderen 120
Vom Wovon zum Warum der Entfremdung 123
Ein Beispiel aus der Popkultur: Robocop 128
7. Kritik der Entfremdungskritik: Simmel,
Plessner und Gehlen. 134
Georg Simmel und die Ambivalenz des Geldes:
Eine zirkulationistische Verkürzung 134
Helmuth Plessners Naturalisierung der Entfremdung 141
Arnold Gehlens Aufgabe der Freiheit:
Politisch totalisierte Entfremdung 146
8. Soziologische Entfremdungstheorien:
Vom Webermarxismus zur Empirie 152
Max Weber: Rationalisierung zwischen Entzauberung
und Bürokratisierung 153
Webermarxismus - von Lukacs bis Marcuse 157
Empirische Arbeiten zu Entfremdung 167
9. Falsche Aufhebung oder Potenzierung
der Entfremdung? Neuere Debatten 170
Der neue Geist des Kapitalismus: Voreilige Rreisgabe
der Entfremdungskritik 171
Burnout durch zu viel Authentizität - oder durch Entfremdung? 176
Echte Liebe durch Konsum und die Entfetischisierungs- kompetenz der Mittelschicht 182
Entfremdungstheorie neuen Typs: Akademische Befindlichkeiten 188
10. Zwischen Nostalgie und Freiheit:
Zur Zukunft der Entfremdungskritik 197
Anhang
Anmerkungen 210
Literatur 230
Personen- und Sachregister 245
Über den Autor 255