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Resonanzen und Dissonanzen Hartmut Rosas kritische Theorie in der Diskussion
Resonanzen und Dissonanzen
Hartmut Rosas kritische Theorie in der Diskussion




Christian Helge Peters, Peter Schulz (Hrsg.)

Transcript
EAN: 9783837635652 (ISBN: 3-8376-3565-1)
338 Seiten, kartoniert, 15 x 23cm, August, 2017

EUR 29,99
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Hartmut Rosa hat in seinen neueren Arbeiten den Begriff der Resonanz als Gegenbegriff und Lösungsvorschlag für das gesellschaftliche Problem der Beschleunigung ausgearbeitet. Resonanz ist dabei das ebenso analytische wie normative Fundament seiner kritischen Theorie. Die Beiträge des Bandes wollen die interdisziplinäre Diskussion um diesen Begriff eröffnen, indem sie ihn ausgehend von unterschiedlichen Perspektiven in der Soziologie und Sozialphilosophie in den Blick nehmen. In seinem Reply erhält Rosa deshalb selbst die Möglichkeit, auf die Diskussion zu reagieren.



Der Sammelband leistet sowohl eine Einführung und Diskussion des Resonanzbegriffs als auch eine vertiefende kritische Analyse gegenwärtiger sozialwissenschaftlicher Schlüsselbegriffe.
Rezension
„Resonanz“, „Resonanzachsen“, „Resonanzoasen“, „Unverfügbarkeit“, „Weltbeziehung“, „Entfremdung“, „Beschleunigungsgesellschaft“. Mit diesen Begriffen lässt sich die Sozialphilosophie von Hartmut Rosa (*1965) kartographieren. Der Professor für Allgemeine und Theoretische Soziologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena gehört mittlerweile zu den national und international anerkanntesten deutschen Gesellschaftstheoretikern, in der Öffentlichkeit wird er zudem als Zeitdiagnostiker wahrgenommen. Zu seinen bekanntesten Werken zählen neben seinem Opus magnum „Resonanz. Eine Soziologie der Weltbeziehung“ (2016) seine Habilitationsschrift „Beschleunigung. Die Veränderung der Zeitstrukturen in der Moderne“ (2005), die Bücher „Beschleunigung und Entfremdung. Entwurf einer kritischen Theorie spätmoderner Zeitlichkeit“ (2013) und „Unverfügbarkeit“ (2018).
In seinem Hauptwerk heißt es programmatisch: „Resonanz bleibt das Versprechen der Moderne, Entfremdung ist aber ihre Realität.“ (S. 739) „Entfremdung“ meint bei Rosa eine Form der Weltbeziehung, deren Charakteristikum eine „beziehungslose Beziehung“ ist. Den Gegenbegriff zu Entfremdung bildet in seiner kritischen Theorie der emphatisch gebrauchte Terminus „Resonanz“. Mit ihm bezeichnet Rosa eine Weltbeziehung, die sich gerade durch ihren Antwortcharakter auszeichnet, die erreichbar, aber per se nicht verfügbar ist. Resonanz könne sich ereignen, zum Beispiel durch die Begegnung mit der Natur, das Hören eines Musikstücks oder die Lektüre eines guten Buches, wenn man sich davon berühren, zur Selbstwirksamkeit anregen und anverwandeln lässt. Resonanz hat bei Rosa sowohl den Status einer sozialtheoretischen Beschreibungskategorie als auch den eines normativen Kriteriums. Rosas Resonanztheorie wird mittlerweile nicht nur in der Soziologie, sondern beispielsweise auch in der Literaturwissenschaft, der Psychologie oder der Erziehungswissenschaft rezipiert und diskutiert.
Zu dem „Resonanz-Diskurs“ erschien 2017 bei transcript der von Christian Helge Peters und Peter Schulz herausgegebene Sammelband „Resonanzen und Dissonanzen. Hartmut Rosas kritische Theorie in der Diskussion“. In ihm beleuchten Vertreter unterschiedlicher Fachdisziplinen, insbesondere Soziologen, Rosas Resonanz-Konzept aus unterschiedlichen Perspektiven. Zudem enthält das Buch eine Replik von Rosa auf die kritischen Einwände gegen seine Theorie. Dieser Aufsatz Rosas mit dem Titel „Für eine affirmative Revolution“ eignet sich hervorragend als fundierte Einführung in seine Sozialphilosophie. Zu Recht erkennt Rosa, dass manche Autorinnen und Autoren bei der Analyse seiner Resonanztheorie von ihrem eigenen soziologischen Ansatz ausgehen. Als produktive Kritik an seinem soziologischen Ansatz erweist sich die Forderung nach Berücksichtigung einer weiteren, vierten Resonanzachse, nämlich die der Selbstbeziehung. Besondere Erwähnung verdient auch der Beitrag „Resonanz und die Romantik“ von Charles Taylor, dessen politisches und kulturphilosophisches Werk für die Theorieentwicklung Rosas prägend war.
Fazit: Wer sich mit der Resonanztheorie von Hartmut Rosa differenziert und kritisch auseinander setzen möchte, der nehme die Aufsatzsammlung „Resonanzen und Dissonanzen“ zu Hand. Lehrkräfte der Fächer Philosophie, Ethik und Politik werden durch das Buch zudem angeregt, Rosas Sozialphilosophie zum Gegenstand ihres problemorientierten Unterrichts zu machen.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Christian Helge Peters / Peter Schulz (Hg.)
Resonanzen und Dissonanzen

Hartmut Rosas kritische Theorie in der Diskussion

Hartmut Rosa hat in seinen neueren Arbeiten den Begriff der Resonanz als Gegenbegriff und Lösungsvorschlag für das gesellschaftliche Problem der Beschleunigung ausgearbeitet. Resonanz ist dabei das ebenso analytische wie normative Fundament seiner kritischen Theorie. Die Beiträge des Bandes wollen die interdisziplinäre Diskussion um diesen Begriff eröffnen, indem sie ihn ausgehend von unterschiedlichen Perspektiven in der Soziologie und Sozialphilosophie in den Blick nehmen. In seinem Reply erhält Rosa deshalb selbst die Möglichkeit, auf die Diskussion zu reagieren.

Der Sammelband leistet sowohl eine Einführung und Diskussion des Resonanzbegriffs als auch eine vertiefende kritische Analyse gegenwärtiger sozialwissenschaftlicher Schlüsselbegriffe.
Inhaltsverzeichnis
Inhalt


Einleitung: Entwicklungslinien des Resonanzbegriffs im Werk von Hartmut Rosa
Christian Helge Peters und Peter Schulz | 9

I. Resonanz als Kategorie der Sozialtheorie
Zur Einleitung
Christian Helge Peters | 29

Affektive Differenzen, oder: Zwischen Insonanz und Resonanz
Bernd Bösel | 33

Von resonanten Subjekten und responsiven Strukturen
Eine Auseinandersetzung mit Hartmut Rosas Soziologie der Weltbeziehungen aus Sicht des Critical Realism
Lisa Waldenburger und Hannes Teutoburg-Weiss | 53

Resonante Leiber, stumme Körper?
Hartmut Rosas Resonanztheorie aus Sicht der verkörperten Soziologie
Robert Gugutzer | 69

Resonanz in der Praxis – eine praxistheoretische Betrachtung
Anna Daniel | 87

Resonanz zwischen Systemtheorie und Kritischer Theorie
Anna Henkel | 105


II. Resonanz als normativer Massstab
Zur Einleitung

Peter Schulz | 125

Resonanzverlangen oder Kampf um Anerkennung?
Überlegungen zum normativen Gehalt der Resonanztheorie
Sebastian Bandelin | 129

Ein anderes Subjekt ist möglich
Kritische Soziologie und der Blick an den Grenzen
Hanna Meißner | 145

»The World Kicks Back«
Hartmut Rosas Soziologie der Weltbeziehung als »material turn« der Kritischen Theorie?
Katharina Hoppe | 159

Bedürfnisentwicklung und Resonanz
Vorbereitende Überlegungen zu einer kritischen Theorie
der Bedürfnisse
Sebastian Sevignani | 177

Erfahrung trifft auf Resonanz
Ein Kommentar zu Hartmut Rosas Resonanztheorie aus der Perspektive der kritischen Theorie Adornos
Christine Kirchhoff | 195

III. Grundlagen der Resonanz
Zur Einleitung
Peter Schulz | 213

Auf der Suche nach Dingresonanz
Zum Verhältnis von Arbeit und Gesellschaftskritik in Hartmut Rosas kritischer Soziologie
Tine Haubner | 217

Die ›wahre‹ Natur des vertikalen Resonanzversprechens
Gianna Behrendt | 233

Resonanz und die Romantik
Charles Taylor | 249

Welt-Bilder und Weltmodelle
Resonanz als Metapherntechnik und Technikmetapher
Christoph Görlich | 271

In Liebe gebor(g)en: Heilsversprechen der Resonanz als Symptom für das Unbehagen in der Kultur
Psychoanalytisch-kulturtheoretische Anmerkungen zu Hartmut Rosas Soziologie der Weltbeziehungen
Sonja Witte | 291

Reply
Für eine affirmative Revolution
Eine Antwort auf meine Kritiker_innen
Hartmut Rosa | 311

Autor_innen | 331