lehrerbibliothek.deDatenschutzerklärung
Erfüllung im Diesseits Wie Gegenwartsutopien die christliche Heilsbotschaft herausfordern
Erfüllung im Diesseits
Wie Gegenwartsutopien die christliche Heilsbotschaft herausfordern




Josef Römelt

Herder Verlag
EAN: 9783451390432 (ISBN: 3-451-39043-4)
240 Seiten, hardcover, 14 x 22cm, 2021

EUR 28,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Aktuelle Gegenwartsutopien (Y. Harari, H. Rosa) als Herausforderung für das Christentum

Das religiöse Sinnangebot einer letzten Verankerung in Gott, in einem Leben nach dem Tod, scheint heutzutage gegenüber der Faszination des Diesseits, dem Leben im Hier und Jetzt zu verblassen. Das Buch ergründet diese geistige Atmosphäre unserer Gegenwart und tritt dazu in einen Dialog mit den Denkern Yuval Noah Harari (»Homo Deus«) und Hartmut Rosa (»Resonanz«), deren Utopien ein großes Echo gefunden haben. Der Autor zeigt, wie der Glaube dabei eine neue Sprache finden kann: als Einladung an die menschliche Sehnsucht nach tiefer Vitalität, Lebensfreude und Lebenszugewandtheit, sich selbst auch in den Grenzerfahrungen von Scheitern, Krankheit und Tod zu vertrauen.

Josef Römelt, geb. 1957, Redemptorist, Priester, Dr. theol., Professor für Moraltheologie und Ethik an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Erfurt, Mitglied im Max Weber Kolleg Erfurt.
Rezension
Gegenwartsutopien im Diesseits von Denkern wie Yuval Noah Harari (»Homo Deus« 2018) oder Hartmut Rosa (»Resonanz« 2019) oder T. Halík (»Geduld mit Gott« 2016) als "Theologien im Diesseits" üben auf Zeitgenossen womöglich mehr Fazination und Attraktivität aus als die christliche Zukunftshoffnung im Jenseits: Nicht Deus Homo sondern Homo Deus - das ist der moderne Homo faber. Diese Gegenwartsdiagnose nimmt der Autor zum Anlaß, mit den Entwürfen von Harari, Rosa und Halík in einen Dialog zu treten, um das Potential christlicher Zukunftshoffnung neu auszuloten als Einladung an die menschliche Sehnsucht nach tiefer Vitalität, Lebensfreude und Lebenszugewandtheit, sich selbst auch in den Grenzerfahrungen von Scheitern, Krankheit und Tod zu vertrauen. Realismus und Lebenszugewandtheit, Lebensbejahung auch im Leid, Suche nach humanen Lebensbedingungen im Diesseits, Theologie im Diesseits und Christlicher Glaube als Ermöglichung echter Säkularität - das sind Themen und Programm dieses Buchs. Vorstellungen von dem, was das Leben erfüllt, werden heute im Diesseits verortet. Erfüllung im Diesseits, das ist eine Sehnsucht. Sie steht hinter der faszinierenden Kreativität unserer säkularisierten Lebenswirklichkeit. Der Glaube an Gott vertröstet nicht auf ein Jenseits. Er will nichts Geringeres, als die Sehnsucht im Diesseits vor der Verzweiflung an sich selbst zu schützen.

Thomas Bernhard, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Wie die Botschaft des Christentums in einer "religiös unmusikalischen" Gegenwart Resonanz finden kann
Theologische Würdigung und Kritik der einflussreichen Theorien von Y. Harari (Homo Deus) und H. Rosa (Resonanz)

Inhaltsverzeichnis
Vorwort 9

Einleitung: Utopien der Gegenwart – Theologie im Diesseits 11

I. Kapitel:
Yes, we can: Das Glück und den Tod beherrschen (Yuval Noah Harari) 22


Konsequente Diesseitigkeit: Die Dynamik naturwissenschaftlich-technischer Kultur 24

1. Vom mechanistischen Weltbild zur Biowissenschaft 26

Die Physik als Mutter der Naturwissenschaften 27
Vom anorganischen Makrokosmos zum Mikrokosmos des organischen Lebens 38
Über das materialistische Denken hinaus: Tiefenpsychologische Libidotheorie, Emotionen als
Algorithmen 49
Lebenswissenschaften als gegenwärtige naturwissenschaftliche Spitzenforschung – computergestützte Gentechnik und Stabilisierung des Glücks 65

2. Die digitale Revolution 75

Die Universalität des digitalen Codes 77
Glück und Unglück, Nekrose und Tod als Probleme digitalen Wissens und der Datenverarbeitung? 80
Ein letztes Projekt erfolgreicher Lebensbeherrschung durch Wissenschaft und Technik 88
Diesseitsorientierung des Homo faber im Rollentausch: Nicht Deus Homo sondern Homo Deus 96

II. Kapitel:
Gegen den Verlust der Menschlichkeit: Ich bin die Resonanz und das Leben 114


Vom Marxismus zur spätkapitalistischen kritischen Theorie 115

1. Probleme der industriellen Revolution und ihre Transformation in die Wohlstandsgesellschaft der späten Moderne 118

Produktion als Fabrik, Arbeitskraft als Marktwert, Entfremdung der Weltbeziehung und sozialen „Verhältnisse“ – Der Ausgangspunkt der Industrialisierung 118
Wirtschaftliche, technische und freiheitliche Moderne – Die materiellen Ressourcen der
Humanität 128

2. Resonanz: Suche nach humanen Lebensbedingungen im Diesseits freiheitlicher und technologischer Gesellschaft 133

Entfremdung ganzheitlich interpretiert:
Beschleunigung, Arbeitsdruck, Stressgesellschaft 135
Die Entwurzelung der Lebenswirklichkeit:
Von der latenten Depressivität moderner Kultur 143
Ein letztes metaphysisches Projekt:
Dem Steigerungswahn Widerstand leisten 152

3. Heil – nicht religiös interpretiert: Resonanz als Integration 153

Materielle und ganzheitliche Existenzbedingungen 155
Von der Heilkraft resonanter Weltbeziehungen 159
Unverfügbarkeit und (transzendente?) Offenheit des Lebens 168

III. Kapitel:
Die christliche Haltung: Geduld (Tomáš Halík) 193


1. Die Geduld des Glaubens: Freude am „diesseitigen“ Leben 195

Eine „atheistische“ Pause in der religiösen Betriebsamkeit 199
Realismus und Lebenszugewandtheit: Lernen von der naturwissenschaftlich geprägten und
sozial-engagierten Kultur 203

2. Die Geduld des Unglaubens: Offenheit für Transzendenz entdecken 210

Gottes Gegenwart in den Grenzerfahrungen heute 212
Lebensbejahung auch im Leid 214
Gottes Lebensermöglichung jenseits aller menschlichen Macht 218
Schluss: Theologie im Diesseits – Christlicher Glaube als Ermöglichung echter Säkularität 226
Das Diesseits und das Jenseits interpretieren sich gegenseitig 227
An Gott glauben – die Chancen des menschlichen Lebens wahren 231

Literatur 235