|
Spätmoderne in der Krise
Was leistet die Gesellschaftstheorie?
Andreas Reckwitz, Hartmut Rosa
Suhrkamp
EAN: 9783518587751 (ISBN: 3-518-58775-7)
312 Seiten, hardcover, 15 x 22cm, Oktober, 2021
EUR 28,00 alle Angaben ohne Gewähr
|
|
Umschlagtext
»Die Gesellschaftstheorie, wie ich sie hier verstehe, ist keine normative Sozialphilosophie mit utopischem Horizont.«
Andreas Reckwitz
»Die bestmögliche Deutung der Krisenlage einer historischen Formation muss zumindest utopische Horizonte für die Gestaltung der Zukunft generieren.«
Hartmut Rosa
Rezension
Andreas Reckwitz (*1970) und Hartmut Rosa (*1965) zählen zu den international bekanntesten Soziologen der Bundesrepublik. Rosa ist Professor für Allgemeine und Theoretische Soziologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Zu seinen wichtigsten Veröffentlichungen zählen seine Habilitationsschrift „Beschleunigung“(2005), sein Buch „Beschleunigung und Entfremdung“(2013), sein Opus magnum „Resonanz“(2016) und sein Essay „Unverfügbarkeit“(2018). Leitbegriffe seiner Soziologie und Sozialphilosophie sind „Beschleunigung“, „Weltbeziehung“, „Entfremdung“, „Resonanz“ und „Unverfügbarkeit“. Rosa und Reckwitz begegneten sich erstmals 1997 als Studienstiftler bei einem Doktorandenseminar. Reckwitz ist Professor für Allgemeine Soziologie und Kultursoziologie an der Humboldt-Universität zu Berlin. Zu seinen wichtigsten Veröffentlichungen zählen seine Habilitationsschrift „Das hybride Subjekt“(2006), seine Monographie „Die Erfindung der Kreativität“(2012), sein Opus magnum „Die Gesellschaft der Singularitäten“(2017) und sein Buch „Das Ende der Illusionen“(2019). Leitbegriffe seiner Soziologie sind „Subjekt“, „Kreativität“, „Kontingenz“, „Singularisierung“ und „soziale Praktiken“. Beide renommierten Wissenschaftler liefern in ihren Arbeiten differenzierte soziologische Analysen der Krisen bzw. Spannungsfelder der Spätmoderne. Dabei entwickeln sie unter Rekurs auf unterschiedliche soziologische bzw. philosophische Bezugsautoren eigene Gesellschaftstheorien mit speziellen Begrifflichkeiten.
Einen sehr guten Einblick in diese erhält man durch das bei Suhrkamp veröffentlichte Werk „Spätmoderne in der Krise. Was leistet die Gesellschaftstheorie?“. Reckwitz und Rosa legen in diesem jeweils in einem Beitrag ihre zeitgemäßen Gesellschaftstheorien dar. Außerdem enthält der Band ein im März 2021 in dem Berliner Verlag durchgeführtes Gespräch zwischen den beiden Soziologen über ihre Theorien der Spätmoderne. In diesem Dialog gelingt es dem Moderator und Geschäftsführer der Hamburger Edition, Martin Bauer, hervorragend, die Gemeinsamkeiten und Differenzen zwischen den soziologischen Theorien von Rosa und Reckwitz zu evozieren. Die beiden Wissenschaftler liefern u.a. Antworten auf folgende Fragen theoretischer Soziologie: Was kann eine Gesellschaftstheorie leisten? Wie ist das Verhältnis dieser zur Sozialtheorie zu bestimmen? Gibt es eine Identität der Moderne? Basiert eine Gesellschaftstheorie auf der Prämisse des Anti-Naturalismus? Welche Kritik lässt sich gegen die Rational-Choice-Theorie und gegen die Systemtheorie vorbringen? Hat eine Gesellschaftstheorie kritisch zu sein und Normativitätsansprüche zu erheben? Wie ist die Programmatik der Kritischen Theorie zu beurteilen?
Die voneinander abweichenden Antworten auf diese beiden letzten Frage markieren den Hauptunterschied zwischen den Gesellschaftstheorien der beiden Soziologen. Während Reckwitz für seine Gesellschaftstheorie eine kritische Analytik im Sinne Foucault favorisiert, sieht sich Rosa in der Tradition der Kritischen Theorie stehend, folgt er mit seinem Entwurf eines „Best Account“ doch der Position einer Einheit von analytischem und kritischem Interesse. Lehrkräften der Fächer Philosophie, Ethik und Politik, die sich in ihrem Unterricht mit den anspruchsvollen Fragen der Gesellschaftstheorie fundiert auseinandersetzen möchten, werden diese durch das Buch sehr gut erschlossen.
Fazit: Wer auf der Höhe des aktuellen soziologischen Diskurses sein und die Gegenwart besser verstehen möchte, der bzw. dem sei die Lektüre des tiefschürfenden Werks „Spätmoderne in der Krise“ von Andreas Reckwitz und Hartmut Rosa unbedingt empfohlen.
Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Andreas Reckwitz, Hartmut Rosa
Spätmoderne in der Krise
Was leistet die Gesellschaftstheorie?
In Zeiten tiefgreifender sozialer Umbrüche und manifester Krisen schlägt die Stunde grundsätzlicher Analysen, welche die gegenwärtige Gesellschaft als ganze in den Blick nehmen, ihre Strukturmerkmale und Dynamiken untersuchen und vielleicht sogar Wege aus der krisenhaften Entwicklung aufzeigen. In jüngster Zeit haben Andreas Reckwitz und Hartmut Rosa großangelegte, jedoch ganz unterschiedlich akzentuierte Gesellschaftstheorien vorgelegt, welche die gegenwärtigen Debatten über die Spätmoderne maßgeblich bestimmen. In diesem gemeinsamen Buch treten sie nun in einen kritischen Dialog.
Ausgehend von dem geteilten Anliegen, dass die Analyse der Moderne als Sozialformation ins Zentrum einer Soziologie gehört, die ihre Aufgabe der Aufklärung der Gesellschaft über sich selbst ernst nimmt, entfalten sie in umfangreichen Essays zunächst ihre je eigene gesellschaftstheoretische Perspektive: Während Reckwitz »soziale Praktiken«, »Kontingenz« und »Singularisierung« als Leitbegriffe wählt, entscheidet sich Rosa für »Beschleunigung«, »Steigerung« und »Resonanz«. Im zweiten Teil des Buches spitzen sie ihre Positionen nochmals zu, arbeiten Gemeinsamkeiten heraus, markieren aber auch grundlegende Differenzen – und zwar im direkten, von Martin Bauer moderierten Gespräch.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung 7
Andreas Reckwitz
Gesellschaftstheorie als Werkzeug 23
1. Doing theory 25
2. Praxistheorie als Sozialtheorie 51
3. Die Praxis der Moderne 69
4. Gesellschaftstheorie at work: Von der bürgerlichen Moderne
über die industrielle Moderne zur Spätmoderne 99
5. Theorie als kritische Analytik 129
6. Coda: Der Experimentalismus der Theorie 144
Hartmut Rosa
Best Account. Skizze einer systematischen Theorie der modernen
Gesellschaft 151
1. Was ist und was kann eine Theorie der Gesellschaft? 153
2. Dynamische Stabilisierung und Weltreichweitenvergrößerung:
Eine Analyse der modernen Sozialformation 181
3. Desynchronisation und Entfremdung: Diagnose und Kritik der
Moderne 201
4. Adaptive Stabilisierung und Resonanz: Therapeutisch-transgressive Skizze eines alternativen Horizonts 224
Moderne und Kritik. Ein Gespräch mit Martin Bauer 253
Dank 313
|
|
|