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Resonanzpädagogik auf dem Prüfstand Über Hoffnungen und Zweifel an einem neuen Ansatz
Resonanzpädagogik auf dem Prüfstand
Über Hoffnungen und Zweifel an einem neuen Ansatz




Jens Beljan, Michael Winkler

Beltz Verlag
EAN: 9783407258151 (ISBN: 3-407-25815-1)
120 Seiten, kartoniert, 17 x 24cm, Februar, 2019

EUR 19,95
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Die Resonanzpädagogik stößt auf großes Interesse in Theorie und Praxis. In diesem Buch diskutieren zwei ausgewiesene Kenner des Ansatzes Vor- und Nachteile und bieten so zahlreiche Denkanstöße für die Umsetzung und Weiterentwicklung.



Dieses Buch zeigt, „wie fruchtbar die interdisziplinäre Resonanz zwischen Sozialwissenschaften, Philosophie und Pädagogik sein kann, und zwar gerade dann, wenn Widerspruch artikuliert und leidenschaftlich vorgetragen und ausgetragen wird, nicht um Recht zu haben und sich durchsetzten oder disziplinäre Interessen zu verteidigen, sondern aus dem genuinen Verlangen, gemeinsam Welt und Leben, Schule und Gesellschaft erstens zu verstehen und zweitens vielleicht besser machen zu können.“

Hartmut Rosa



Dr. Jens Beljan

Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Schulpädagogik und Schulentwicklung, Friedrich-Schiller-Universität Jena



Prof. Dr. Michael Winkler

Lehrstuhl für allgemeine Pädagogik und Theorie der Sozialpädagogik, Friedrich-Schiller-Universität Jena


Rezension
„Resonanzprozess“, „Resonanzraum“, „Resonanzverantwortung“, „Entfremdungstoleranz“ sind zentrale Begriffe der so genannten „Resonanzpädagogik“. Eine solche Konzeption von Pädagogik wurde von dem Soziologen Hartmut Rosa in seinem Opus magnum „Resonanz. Eine Soziologie der Weltbeziehung“ (2016) in dem Kapitel „Schule als Resonanzraum“, in seinem zusammen mit Wolfgang Endres verfassten Gesprächsband „Resonanzpädagogik. Wenn es im Klassenzimmer knistert“ (2016), in seinem zusammen mit Endres und Jens Beljan verfassten Werk „Resonanz im Klassenzimmer. 48 Impulskarten zur praktischen Umsetzung der Resonanzpädagogik“ sowie in seinem zusammen mit Claus G. Buhren und Endres geschriebenen Buch „Resonanzpädagogik und Schulleitung. Neue Impulse für die Schulentwicklung“ (2018) skizziert. Beljan hat in seiner Dissertation „Schule als Resonanzraum und Entfremdungszone. Eine neue Perspektive auf Bildung“ (2017) eine fundierte pädagogische Rezeption von Rosas in Wissenschaft und Öffentlichkeit breit aufgenommener Resonanztheorie vorgelegt und dabei auch die Bezüge der Resonanzpädagogik zu bildungsphilosophischen Strängen innerhalb der Erziehungswissenschaft präzise aufgezeigt. Das Konzept der Resonanzpädagogik erhebt im pädagogischen Diskurs den Anspruch, Beiträge zur Theorie, Praxis und auch zur Forschung zu leisten.
Ein Blick in die Theoriegeschichte der Erziehungswissenschaft der letzten 50 Jahren, genauer seit der empirischen und sozialwissenschaftlichen Wende innerhalb der Pädagogik, zeigt, dass das Rekurrieren auf soziologische Großtheorien zur Konstituierung von Entwürfen wissenschaftlicher Pädagogik nichts Neues ist. Erinnert sei nur an die kritische Erziehungswissenschaft, die systemtheoretische Erziehungswissenschaft oder an die reflexive Erziehungswissenschaft. Alle diese Ansätze mussten sich dem Vorwurf gefallen lassen, eine Deautonomisierung der Pädagogik durch den Import von soziologischen Begrifflichkeiten und Theorien zu betreiben. Daher kann zu Recht gefragt werden, ob die Resonanzpädagogik nur alten Wein in neuen Schläuchen liefert oder Erkenntniszugewinne für den erziehungswissenschaftlichen Diskurs und für die pädagogische Praxis liefert.
Diese Kernfrage wird in einem ausführlichen Gespräch zwischen Beljan und Michael Winkler, Professor für allgemeine Pädagogik und Theorie der Sozialpädagogik an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, anhand einzelner Themenfelder ausführlich erörtert. Die bildungsphilosophisch, sozialphilosophisch, wissenschaftstheoretisch und schulpädagogisch auf hohem theoretischen Niveau geführten Diskussionen sind 2019 bei Beltz als Buch unter dem Titel „Resonanzpädagogik auf dem Prüfstand. Über Hoffnungen und Zweifel an einem neuen Ansatz“, versehen mit einem Nachwort von Hartmut Rosa, erschienen.
Sind Resonanzen der „Kitt oder der Kleber einer Gesellschaft“? Ist Resonanzpädagogik eine sinnvolle Alternative zur dominanten empirischen Bildungsforschung? Liefert Resonanzpädagogik eine neue Variante affirmativer Pädagogik? Leidet Resonanzpädagogik aufgrund der impliziten Orientierung am „Produktionsparadigma“ an einem performativen Selbstwiderspruch? Sind Bildungsprozesse immer zugleich Resonanzprozesse? Lässt sich mithilfe des Resonanzkonzepts der pädagogische Grundbegriff „Bildsamkeit“ präziser fassen? Welche Rolle spielt Resonanz bei den Dimensionen der Unterrichtsqualität zu? Verhindern kooperative Lernformen Entfremdung? Welche Bedeutung kommt dem pädagogischen Ethos für professionelles Lehrerhandeln, genauer einer „Resonanz“-Haltung, zu? Gilt es in der Schule Resonanz- oder Dissonanzerfahrungen zu fördern? Kann Resonanzpädagogik zu einem gelingenden, guten Leben beitragen?
Unterschiedliche und differenzierte Antworten auf diese für allgemeine Pädagogik und Schulpädagogik zentrale Fragen liefert der vorliegende Band. Durch ihn erhält man zugleich einen hervorragenden Einblick in die Chancen und Grenzen der Resonanzpädagogik. Manchmal hätte man sich in der Diskussion zwischen Beljan und Winkler genauere Bezüge resonanzpädagogischer Positionen zu den Einsichten Geisteswissenschaftlicher Pädagogik gewünscht.
Fazit: Wer sich für die Rezeption von Rosas Resonanztheorie in der Pädagogik interessiert oder einen anregenden interdisziplinären Diskurs über pädagogische Grundfragen lesen möchte, der greife zu dem Buch „Resonanzpädagogik auf dem Prüfstand“.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Resonanzpädagogik auf dem Prüfstand
Über Hoffnungen und Zweifel an einem neuen Ansatz

Die von Hartmut Rosa begründete Resonanzpädagogik stößt auf großes Interesse in Theorie und Praxis der Pädagogik. In diesem Buch diskutieren zwei ausgewiesene Kenner des Ansatzes die Vor- und Nachteile und bieten so zahlreiche Denkanstöße für die Umsetzung und Weiterentwicklung der Resonanzpädagogik.
Inhaltsverzeichnis
Inhalt

Vorwort 7

Kapitel 1
Weggabelungen
Grundlagen und Einflüsse 8

Kapitel 2
Von Dinosauriern und Riesen
Historische und disziplinäre Verortung 19

Kapitel 3
Resonanzpädagogik: Nichts Neues?
Pädagogischer Wissenszuwachs 38

Kapitel 4
Pädagogik des guten Lebens
Normativität und Neutralität 51


Kapitel 5
Werkzeuge und Instrumente
Methoden der Resonanzforschung 65

Kapitel 6
Zündende Gedanken
Schulklassen, Resonanzhäfen und Stille 71

Kapitel 7
Dialogische Dissonanzen
Theoretische Übergriffigkeit, politische Hysterie und Resonanzverweigerung 84

Kapitel 8
Resonanz für welche Gesellschaft?
Entfremdungspädagogik und die Fenster zur Welt 100

Kapitel 9
Wohin des Weges?
Zweifel und Hoffnungen 112

Danksagung 115
Literaturnachweise und Anmerkungen 116
Nachwort von Hartmut Rosa 116