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Theo wird lauter Roman
Theo wird lauter
Roman




Markus Jaeger

Querverlag
EAN: 9783896563132 (ISBN: 3-89656-313-0)
304 Seiten, kartoniert, 12 x 20cm, März, 2022

EUR 18,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
1993 wird zum wichtigsten Jahr in Theos Leben. Er ist ein ruhiger, leiser Teenager, dessen Leben sich vor dem Hintergrund seiner konservativen Familie nur mühsam gestaltet. Theo versteht, wie sehr er sich selbst schadet, wenn er die Vorurteile seiner Umgebung widerstandslos übernimmt.



Erst durch die besonderen Menschen in seinem Leben und vor allem durch die Entdeckung seiner Leidenschaft für die Gitarre und für das Schreiben eigener Lieder schafft Theo es, seine Stimme zu erheben und laut und deutlich den Respekt zu verlangen, der jedem Menschen zusteht. Die Musik bietet ihm dabei endlich das Ventil, um Klarheit zu finden: über sich selbst und seine Zukunft.



Durch seine Liebe zur Musik überwindet Theo immer stärker die Langeweile in der Schule, die Verbohrtheit seiner Familie, die Engstirnigkeit seiner Umwelt und schließlich führt ihn die Musik zu Etienne, einem jungen, selbstbewussten Künstler mit zerzaustem Lockenkopf und unwiderstehlichen Grübchen, der Theos Leben für immer verändern wird.
Rezension
Theo Lauter wohnt in Innsbruck und heißt tatsächlich so - dabei ist er ein leiser und unscheinbarer junger Mann, dem allerdings nichts entgeht, der seine Umwelt aufmerksam beobachtet, sich aber in seiner Haut nicht so recht wohlfühlt. Er sieht vieles im Verhalten seiner Familie sehr kritisch, hat Schwierigkeiten, Kontakte aufzunehmen. Worin besteht sein Unbehagen? Welche Erfahrungen muss er machen, um erwachsen werden zu können? Klassische Coming-of-Age-Themen also, die Markus Jäger in einem lesenwerten Roman verpackt. Es sind zufällige Begegnungen, die Theos Leben mit der Zeit nachhaltig verändern. Und schließlich ein schwerer Unfall, der für Theos Biographie prägend wird - nicht nur aufgrund des gebrochenen Beins. Einige rote Fäden stabilisieren den Roman: Die Kernfamilie, bestehend aus Mutter, Vater und einer zunächst eher unsympathisch gezeichneten älteren Schwester, der größere Familienkreis in abgeschiedenen Tiroler Bergtälern, verfangen in seltsamen Gewohnheiten und gefangen in fast archaisch anmutender Umgebung. Dann die Schule als Ort der Begegnung mit Gleichaltrigen, mit denen Theo aber wenig anfangen kann, wenn man von der besten Freundin Susii (mit zwei i!) absieht. Mit der Schule hängt die näherkommende Matura zusammen, für die Theo sich intensiv mit der Joan Baez und ihrer Musik auseinandersetzen möchte. Außerdem Theos wachsende Leidenschaft für das Laufen sowie das Gitarrenspiel. Beides intensiviert sich im Laufe des Romans deutlich, wird durch den Unfall gebremst und erhält dadurch doch eine ganz neue Wucht, weil sich Theo und sein Gitarren-Duopartner Etienne so endlich näherkommen können.
Die Handlung des Romans ist 1993/94 angesiedelt, wodurch für die heutige jugendliche Leserschaft sicher eine gewisse Distanz geschaffen wird. Dennoch vermittelt der Text ganz hervorragend den Mut, zu sich selbst zu finden und dann auch zu sich selbst zu stehen. Das Wechselbad der Gefühle, in dem Theo permanent unterwegs ist, wird auch jeder erwachsene Leser nachvollziehen können, der sich an die eigene Jugend zurückerinnert.
Obgleich Theos Gedankenwelt bisweilen ein wenig altklug wirkt, hat man diesen Protagonisten schnell ins Herz geschlossen. Das liegt auch an den wechselnden Erzählperspektiven: Einerseits erzählt Theo von seinem Erleben, seinem Fragen und Sehnen in der ersten Person Singular. Andererseits ist ein Erzähler zu erleben, der Handlungsabschnitte aus einer übergeordneten Perspektive referiert, dabei aber auch Theos Gedankenwelt immer weiter entschlüsselt und so den Charakter der Hauptperson mit immer schärferen Umrissen zeichnet.
Der Roman ist reich an Anspielungen auf Musik und Literatur, an zwei Stellen auch auf Filme. Diese Bezüge sind in einem kleinen Literaturverzeichnis aufgeführt, so dass die Lektüre durch Klänge oder weitere Bücher fortgeführt werden kann.
Der gut redigierte Text (einziger bemerkter Druckfehler auf S.281: "betrachtetn" statt "betrachtet") liest sich meistens sehr flüssig, wobei für die Leserschaft aus Deutschland einige Austriazismen vielleicht gewöhnungsbedürftig sind.
Markus Jäger ist hier ein emotionaler und berührender Roman gelungen, dem eine große Leserschaft gegönnt sein sollte.
Ob der Roman zur Schullektüre wird, mag ich nicht beurteilen - zu wünschen wäre es, weil er ein schönes Plädoyer für Offenheit, mutiges Erwachsenwerden, eigene Entscheidungen und Toleranz ist.

Johannes Groß, www.lehrerbibliothek.de