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Religionsunterricht und der Bildungsauftrag der öffentlichen Schulen  Begründung und Perspektiven des Schulfaches Religion
Religionsunterricht und der Bildungsauftrag der öffentlichen Schulen
Begründung und Perspektiven des Schulfaches Religion




Ulrich Kropac, Georg Langenhorst (Hrsg.), Annette Scheunpflug, Gregor Lang-Wojtasik, Ulrich Schwab, Burkard Porzelt, Miriam Schambeck, Klaus König, Hans Mendl, Manfred L. Pirner

LUSA
EAN: 9783981229028 (ISBN: 3-9812290-2-9)
240 Seiten, hardcover, 17 x 24cm, März, 2012

EUR 19,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Kein anderes Unterrichtsfach wird mit so vielen (An-)Fragen konfrontiert wie der Religionsunterricht. Seine Legitimität ist durch Grundgesetz und Landesverfassungen gesichert – zumindest solange die politische Meinungsbildung nichts Gegensätzliches beschließt. Aber um seine Legitimation wird heftig gestritten: Warum ist das Fach überhaupt pädagogisch oder theologisch notwendig, warum in dieser Form? Wie soll es organisatorisch und inhaltlich gestaltet werden?



Dieses Werk bündelt die aktuelle Diskussion um den Religionsunterricht und öffnet Perspektiven für seine zukunftsfähige Positionierung. Die Beiträge namhafter evangelischer wie katholischer Autorinnen und Autoren leuchten das Feld aus.



Grundfragen und Grundlagen

Zunächst wird die Grundfrage nach dem Verhältnis von Pädagogik und Religion aus der Perspektive der Allgemeinen Pädagogik reflektiert. Aus religionspädagogischer Sicht werden anschließend die Beziehungen der Größen Bildung, Religion und Religionsunterricht ausgelotet. In einem eigenen Kapitel zeigen aktuelle Fragestellungen Perspektiven des RU insbesondere durch interreligiöse, wertorientierende und qualitätsbezogene Aspekte auf. Abschließend richtet sich der Blick auf Bereiche religiöser Bildung, die über den Religionsunterricht hinaus verweisen.



Insgesamt entsteht ein Panorama, das einerseits den Religionsunterricht im Bildungsauftrag der Schule beheimatet und zum Teil neu und überraschend profiliert. Andererseits wird deutlich, wie sehr der Bildungsauftrag der Schule durch eine stärkere Beachtung des Faktors Religion Tiefenschärfe und pädagogische Struktur erhalten kann.
Rezension
Vorweg: Dieses Buch ist keine Apologie für ein Unterrichtsfach, das immer wieder mit vielen Anfragen konfrontiert wird und sich „überlebt“ hat; dieses Buch ist ein überzeugendes Plädoyer für einen Religionsunterricht an den öffentlichen Schulen.
Die Herausgeber dieses Werkes, der Augsburger Religionspädagoge Georg Langenhorst und der Eichstätter Religionspädagoge Ulrich Kropaĉ, diskutieren kritische Anfragen, die an dieses Unterrichtsfach gestellt werden und legitimieren die Notwendigkeit des Religionsunterrichtes im Fächerkanon der Schulen neu. Ökumenisch ausgerichtet, ist dieser Sammelband daher nicht nur eine Standortbestimmung; auch geht es den Autoren und Autorinnen nicht so sehr um „tagespolitische Fragen“; Ziel ist vielmehr, Perspektiven für eine „grundlegende bildungstheoretische Positionierung“ des Faches zu eröffnen (vgl. Einführung). Die Beiträge namhafter evangelischer und katholischer Autorinnen und Autoren gehen auf eine Tagung zurück, die von der KRBU (Katholische Konferenz der Religionspädagoginnen –pädagogen an bayerischen Universitäten) ausgerichtet wurde. Inhaltlich beschreiten die Herausgeber einen deduktiven Weg: Von den schulpädagogischen Grundfragen, über eine religionspädagogische Grundlegung zum konkreten Religionsunterricht mit seinen aktuellen Fragestellungen und schauen abschließend über den Religionsunterricht hinaus: Kapitel I reflektiert grundlegend das Verhältnis von Pädagogik und Religion aus der Perspektive der Allgemeinen Pädagogik. Kapitel II zeigt u.a. auf, dass das Schulfach Religion seine Legitimität nicht allein durch das Grundgesetz, die Landesverfassungen oder die Konkordate erhält; mit Rekurs auf den Pädagogen Jürgen Baumert erhält das Fach seine bildungstheoretische Fundierung: Bildung ist auf Religion verwiesen und daher stellt Religion einen besonderen, nicht austauschbaren „Modus der Weltbegegnung“ dar, der als solcher zum Kerncurriculum einer angemessenen Bildung gehört (Porzelt / Schambeck / Mendl). Kapitel III thematisiert aktuelle Fragestellungen mit interreligiösen, qualitätsbezogenen und wertorientierenden Gesichtspunkten. Konstatiert wird beispielsweise: Der Religionsunterricht darf nicht eindimensional auf Wertebildung reduziert werden; dieser Gesichtspunkt markiert nur einen Teil des Propriums des Unterrichtsfaches; vielmehr muss das Fach „religiöse Kompetenz als umfassenden und spezifischen Weltzugang angehen“ (Lindner). Das Schlusskapitel richtet den Blick auf Aspekte religiöser Bildung, die über den Religionsunterricht hinaus verweisen, z.B. Vom Nutzen der Religion, Religiöse Bildung und Mystik.
Resümee:
Ein gelungenes Werk, das den Religionsunterricht im Fächerkanon der Schule neu beheimatet, ihn positioniert und profiliert. Es arbeitet differenziert den „Mehrwert“ des Faches heraus und macht deutlich, wie defizitär Bildung bleibt, die darauf verzichtet, die Vernünftigkeit des religiösen Weltzugangs aufzudecken. Daher gilt: Nicht weniger Religion in der Schule, sondern die Schüler zu befähigen, sich mit dem religiösen Weltzugang auseinanderzusetzen. Ein großes Lob dem noch jungen, aber qualitätsorientierten LUSA-Verlag für die ansprechende Gestaltung des Buches!

Dr. Joachim Sailer, Augsburg
Inhaltsverzeichnis
  • 7 Einführung (Ulrich Kropac / Georg Langenhorst)
  • I. SCHULPÄDAGOGISCHE GRUNDFRAGEN: PÄDAGOGIK UND RELIGION
  • 12 Inklusion in die Weltgesellschaft durch Schule - Religiöse Orientierung als Chance? (Gregor Lang-Wojtasik)
  • 27 Die Religionspädagogik aus der Perspektive Allgemeiner Pädagogik (Annette Scheunpflug)
  • II. RELIGIONSPÄDAGOGISCHE GRUNDLEGUNG: BILDUNG, RELIGION UND RELIGIONSUNTERRICHT
  • 40 Lieben und Arbeiten - Grundzüge einer theologisch fundierten Bildungstheorie (Ulrich Schwab)
  • 55 Religiöses Lernen - Impulse zu einer brauchbaren Theorie eines schillernden Geschehens (Burkhart Porzelt)
  • 66 Religion und Rationalität - Eine ungewöhnliche Allianz im religionspädagogischen Legitimationsdiskurs (Ulrich Kropac)
  • 84 Warum Bildung Religion braucht - Konsequenzen für religiöse Bildungsprozesse (Mirjam Schambeck)
  • 98 Mehr Religion - Die Bedeutung der Religionskultur für den Religionsunterricht (Klaus König)
  • 113 Juden, Christen, Muslime - verbunden als Erben Abrahams - Trialogische Perspektiven des konfessionellen Religionsunterrichtes (Georg Langenhorst)
  • 131 Religionsunterricht - das Wertefach in der Schule? (Konstantin Lindner)
  • 147 "Verantwortungsgefühl und Verantwortungsfreudigkeit" - Gestalttherapeutische Impulse zur "Realisierung oberster Bildungsziele" (Walter Leitmeier)
  • 160 Qualität religiöser Bildungsprozesse an der öffentlichen Schule - Zwölf Merkmale zum besseren Gelingen (Manfred Riegger)
  • IV. ÜBER DEN RELIGIONSUNTERRICHT HINAUS: ASPEKTE RELIGIÖSER BILDUNG
  • 178 Reli macht Schule - Der Nutzen von Religion über den Religionsunterricht hinaus (Hans Mendl)
  • 193 Medienbildung und religiöse Bildung - Grundlagen und Perspektiven einer medienweltorientierten Religionsdidaktik (Manfred Pirner)
  • "Was oben war, das wurde innen" - Religiöse Bildung im Horizont der Mystik (Susanne Glietsch)
  • 223 Modularisierung - Bildung - Religionsunterricht / Nach-Denkliche Überlegungen (Horst F. Rupp)
  • 238 Verzeichnis der Herausgeber, Autorinnen und Autoren