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Rechte Gefühle Affekte und Strategien des digitalen Faschismus
Rechte Gefühle
Affekte und Strategien des digitalen Faschismus




Simon Strick

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EAN: 9783837654950 (ISBN: 3-8376-5495-8)
480 Seiten, paperback, 15 x 22cm, Mai, 2021, 170 SW-Abb., 6 Farbabb.

EUR 34,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Dem Faschismus geht es gut – er ist Meme, Konsumgut und Gefühlswelt geworden. Seine Gewaltträume und Männerphantasien finden im Netz ein perfektes Biotop. Rechte Agitator*innen schaffen marktfähige Gefühlsmuster, die von YouTube und den Parlamenten bis auf die Straße reichen. Sie bauen anziehende Gegenrealitäten – und gewinnen damit Wahlen, Follower und Publikum. Von GamerGate bis Halle, »großer Austausch« bis »Corona-Lüge« - Simon Strick untersucht die affektiven Strategien rechter Akteur*innen. Zahlreiche Analysen zeigen, wie sie Gefährdungsgefühle für Weiße und Männer populär und anschlussfähig machen: Dieser Faschismus spricht die Sprache der Risikogesellschaft und manipuliert effektiv demokratische Öffentlichkeiten. Distanzierung ist kein Mittel gegen diese rechte Gefühlsrevolution. Auf Rechte Gefühle muss kollektiv und affektiv geantwortet werden.

Simon Strick (Dr.) ist Genderforscher und Medienwissenschaftler am ZeM Brandenburg. Er hatte Positionen u.a. an FU Berlin, Universität Paderborn und University of Virginia inne. Seine Forschungs- und Lehrtätigkeit konzentriert sich auf Gender- und Rassismustheorien, Populäre Kulturen, Affect Studies, Medien- und Kulturanalyse. Mit Susann Neuenfeldt und Werner Türk gründete er 2009 das Performancekollektiv PKRK. Simon Strick lebt und arbeitet in Berlin.
Rezension
Was tun, wenn Faschismus als Lifestyle daherkommt, als Gegen- und Jugendkultur, als Medienpraxis? Was tun, wenn der Faschismus eher eine Atmosphäre als eine Ideologie beschreibt, mehr ein Gefühl und eine Handlungslogik als ein faschistisches ›Gedankengut‹? Was tun, wenn der Faschismus seinen Rassismus, Antisemitismus und Sexismus in die Sprachen der Identitätspolitik, des Marktes und der alltäglichen Gefühle übersetzt hat? Die neuen Faschisten leisten keine Treueschwüre im Fackelschein, sondern schicken Memes, schreiben Blogs und senden auf YouTube. Die neue Rechte ist präsent in der Politik, im Alltag, und vor allem dort, wo Politik alltäglich und Alltag politisch wird – in den sozialen Medien. Was heißt es also, die ›Rechten‹ ernst zu nehmen? Es bedeutet zuerst, sie nicht auf dem Dachboden, im Keller oder im Untergrund zu vermuten. Dieses Buch untersucht die affektiven Strategien rechter Akteur*innen. Zahlreiche Analysen zeigen, wie sie Gefährdungsgefühle für Weiße und Männer populär und anschlussfähig machen: Dieser Faschismus spricht die Sprache der Risikogesellschaft und manipuliert effektiv demokratische Öffentlichkeiten. Die Botschaft des Buchs ist eindeutig: Auf Rechte Gefühle muss kollektiv und affektiv geantwortet werden! Das interdisziplinäre Buch füllt zahlreiche Lücken in der Diskussion rechter Phänomene: Medientheoretische und genderinfomierte Perspektiven sind weitgehend Mangelware, wie auch inhaltliche Auseinandersetzungen mit digitaler Propaganda. Affekttheorie, wie sie im Buch entwickelt wird, ist generell randständig in der Forschungslandschaft.

Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Schlagworte:
Internet, Medien, Faschismus, Alt-Right, Rassismus, Gender, Affekt, Netzwerk, Rechtsextremismus, Populismus, Neue Rechte, Meme, Politik, Gender Studies, Politische Soziologie, Politikwissenschaft

Auszeichnung:
Hans-Bausch-Mediapreis 2021 des SWR

Stimmen zum Buch:
»Ein Ariadnefaden durch rechte Echokammern.«
(Hito Steyerl, Medienkünstlerin, Universität der Künste Berlin)

»Dieser Ritt durch rechte Klimazonen und Gefühlslandschaften ist unkonventionell, erfrischend und beißend klug. Hier entfaltet die Affektforschung eine konzeptuelle Schärfe und einen begrifflichen Erfindungsreichtum, die im deutschen Sprachraum bislang einzigartig sind. Ein verstörendes Porträt des banalen Faschismus der Gegenwart.«
(Christine Hentschel, Soziologin, Universität Hamburg)

»Die Alternative Rechte im digitalen Kosmos ist viel weniger beschränkt als die linke Kritik glaubt. Dieses Buch lässt schaudern und verlangt Nerven.«
(Gabriele Dietze, Genderforscherin, Humboldt-Universität zu Berlin)
Inhaltsverzeichnis
Fragen Lernen 11

Die verlorene Ferne des Faschismus 15

Vom Dachboden zu YouTube 15
Die Alternative Rechte 27
Rezeptionsfehler 35
Kriegsgebiete und Vorgehen 46

Erster Teil
Reflexiver Faschismus: Ein Klimamodell


Gefühlte Weltskizzen 55

Affekttheorie, Metapolitik und drei Beispiele 65

Affekttheorie 65
Metapolitik 74
Schwellenerlebnisse (nach Frank Doria) 83
Worldbuilding (nach 4chan) 88
Ideologiekritik (nach Breivik) 95

Reflexiver Faschismus 105

Hilflose Zeitreisen 106
Risikofaschismus 115
Faschismus von unten 120
Gefühlslandschaften 127
Unbegrenzte Ressourcen 133
Phantasien weißer
Auslöschung 137
Rettungsschirme 145

Klimawandel von Rechts 153

Mein Kissen 161

Zweiter Teil
15 Screenshots des reflexiven Faschismus


Einleitung: Die rechte Hausse 167

1. Nazis weinen 172
Unite the Right
Christopher Cantwell
Männlichkeiten und Cringe

2. Helles/Dunkles Netzwerk 180

Martin Sellner
Alte und Neue Rechte
Begrüßungen
Maps to the Stars

3. Alt-Sexy 188

Kill All Normies
Cyberlibertarianism
Digital vs Analog
Antisexuelle Sprachen und Debattenräume
50 Shades of Hate

4. Das Recht, Allein zu sein 204

Sargon of Akkad
Influencer & Nerds
Day For Freedom
Politische Jungfräulichkeit

5. #GamerGate 215

Let’s Play Antifeminismus
Die Youtube-Historie der Rechten
Das Deplorables-Fiasko

6. Beta Feels 232

Der Zoe-Post
Wojak
Gefühlsfaschisten
Beta-Männchen und Weltabkehr
Elliot Rodger

7. Junggesellenmaschinen 249

Die Mannosphäre
Rote Pillen
Rechte Antipornographie
Sexuelle Konterrevolution
My twisted world

8. Kuratorischer Extremismus 265

Rechte Monologe
Flügel-Verbot
Dave Rubin und andere Grifter
Scheinriesen
Differenzierung?!

9. Stehen Bleiben 282

Lincoln Memorial Confrontation
Stand Your Ground
Go back to Europe
Präsenzen und Konkurrenzen
Kyle Rittenhouse

10. Sich Verstricken I & II 301

I. Google’s Ideological Echo Chamber
II. The Reality is Patriarchy
Bonus: Hass-Stricken

11. Rechter Beziehungsalltag 320

Alltag bei Sellners
FOBO
Pettibone und Ich
Besser Leben mit Ethnonationalismus
Fascism as Love

12. Bösartige Mimikry (Sokal Squared) 330

Beschwerdewissenschaften
Schwindel als Methode
Gefühlskitt Antigenderismus
Saša

13. Pokémon Fascism Go I & II 346

Gamifizierung
I. Highscores
PewDiePie, Christchurch und Halle
II. Alternate Reality
QAnon, Nintendo und partizipatorische Propaganda

14. Zensur und Erschöpfung 369

Was ist Reddit?
Zensurprobleme
Liste der gesperrten Subreddits
Nachfühlen

15. Meine Freiheit Matters 388

Corona-Affekte
112 rechte Demos
Attila Hildmann
Furchtbare Möglichkeitsräume
Eine persönliche Frage

Dritter Teil
Was Tun?


A creature with life of its own 407

Zur Verabschiedung des Normalen 417

Gefühlsrevolution 417
Wehrhafte Demokratie 420
Symptome 422
Das normale Begehren nach den Rechten 424
Fremdheitsgefühle 427
Applaus 429
Ekel 431
1989 = 2020 432
Futuristische Männerbünde 440
Kalter Krieg 445

Kleine Ökologien 451

Erkenntnistheorie 451
Medienkompetenz 453
Bühnen 454
U-Bahn fahren 456
Radikalisierung 458
Verbot und Umwelt 459
Countertrolling 460
Väter 461
Danken 462

Zusammenfassung 465
Nochmal Schernikau

Abbildungsverzeichnis 469
Danksagung und Widmung 477