lehrerbibliothek.deDatenschutzerklärung
Die postmigrantische Gesellschaft Ein Versprechen der pluralen Demokratie 2., unveränderte Auflage 2021
Die postmigrantische Gesellschaft
Ein Versprechen der pluralen Demokratie


2., unveränderte Auflage 2021

Naika Foroutan

Transcript
EAN: 9783837659443 (ISBN: 3-8376-5944-5)
280 Seiten, paperback, 14 x 23cm, Mai, 2021

EUR 20,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Das Erstarken rechtspopulistischer Bewegungen führt zu einer Normverschiebung in europäischen Gesellschaften und erzeugt Spannungen, die sich in Polarisierung widerspiegeln. Es geht dabei weniger um Migration selbst als um die Prozesse, die stattfinden, wenn Migrant*innen und ihre Nachkommen ihre Rechte einfordern. Die Frage des Umgangs mit Migration wird so zur Chiffre für Anerkennung von Gleichheit in demokratischen Gesellschaften.

Naika Foroutan zeigt, dass die Migrationsfrage zur neuen sozialen Frage geworden ist – an ihr werden Verteilungsgerechtigkeit und kulturelle Selbstbeschreibung ebenso wie die demokratische Verfasstheit verhandelt. »Wie hältst Du es mit der Migration?« steht für die Frage danach, was ausgehandelt werden muss, damit die plurale Demokratie zusammenhält. Die postmigrantische Gesellschaft ist also eine, die sich im Kontext der Debatten um den Stellenwert von Migration neu ordnet.

Naika Foroutan, geb. 1971, ist Sozialwissenschaftlerin und Professorin für Integrationsforschung und Gesellschaftspolitik an der Humboldt-Universität zu Berlin. Sie leitet dort das Berliner Institut für empirische Integrations- und Migrationsforschung (BIM). Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehören die Transformation von Einwanderungsgesellschaften und deren Auswirkungen auf Migrations- und Integrationspolitik. Dabei analysiert sie gesellschaftspolitische Diskurse zu Dynamiken und Prozessen der Migration, kollektive Identität und Hybridität in postmigrantischen Gesellschaften mit einem Fokus auf Islam und Muslime. Sie war Vorstandsmitglied des Rates für Migration und veröffentlicht zu Themen der Integration und zu Vorurteilen gegenüber Migrant*innen auch in überregionalen Medien. Bekannt wurde sie 2010 für ihr Eingreifen in die Sarrazin-Debatte. Für ihre wissenschaftliche Arbeit erhielt sie u.a. den Berliner Integrationspreis 2011, den Wissenschaftspreis der Fritz Behrens-Stiftung 2012 und den Höffmann-Wissenschaftspreis der Universität Vechta 2016.
Rezension
In bereits 2. Auflage nach dem Erscheinen 2019 liegt nun dieses wichtige Buch zur Migrationsgesellschaft vor. Wissenschaft hat auch die Aufgabe, anspruchsvolle Zeitdiagnosen zu leisten. In diesem Band aus der Reihe X-Texte wird die postmigratische Gesellschaft dechiffriert jenseits vereinfachender Formeln. Die Frage des Umgangs mit Migration wird zur Chiffre für Anerkennung von Gleichheit in demokratischen Gesellschaften; die Migrationsfrage wird zur neuen sozialen Frage im 21. Jhdt. und erzeugt zugleich eine große Gereiztheit, die die deutsche Gesellschaft zutiefst polarisiert. Globalisierungsängste, Europamüdigkeit, Elitenkritik und Genderverwirrung verbinden sich immer stärker mit Überfremdungs- und Islamisierungsängsten zu einer gefährlichen populistischen Gemengelage. Die deutsche Gesellschaft scheint sich vor dem Hintergrund der Migrationsdebatten identitär neu zu ordnen. Die Autorin analysiert diese gesellschaftspolitischen Diskurse zu Dynamiken und Prozessen der Migration, kollektiver Identität und Hybridität in postmigrantischen Gesellschaften mit einem Fokus auf Islam und Muslime in zugleich normativ-ontologischer und empirisch-analytischer Perspektive.

Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
X-Texte zu Kultur und Gesellschaft
Das vermeintliche »Ende der Geschichte« hat sich längst vielmehr als ein Ende der Gewissheiten entpuppt. Mehr denn je stellt sich nicht nur die Frage nach der jeweiligen »Generation X«. Jenseits solcher populären Figuren ist auch die Wissenschaft gefordert, ihren Beitrag zu einer anspruchsvollen Zeitdiagnose zu leisten. Die Reihe X-TEXTE widmet sich dieser Aufgabe und bietet ein Forum für ein Denken für und wider die Zeit. Die hier versammelten Essays dechiffrieren unsere Gegenwart jenseits vereinfachender Formeln und Orakel. Sie verbinden sensible Beobachtungen mit scharfer Analyse und präsentieren beides in einer angenehm lesbaren Form.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort und Danksagung 7

Einleitung
Die große Gereiztheit 11

PmG – kurz und knapp 19
Zum Aufbau 21

Grundlagen und Kernthese
Ankerpunkte einer postmigrantischen Analyse 27

Die plurale Demokratie 27
Das politische Versprechen 36
Die postmigrantische Gesellschaft 46

I. Anerkennung und Aushandlung
Der Kampf um gleiche Rechte 73

Vom normativen Anspruch zur empirischen Wirklichkeit 73
Strukturelle Anerkennungsdefizite:
Leistungsmythos und Chancenungleichheit 83
Kulturelle Anerkennungsdefizite:
Die Debatte um die Zugehörigkeit des Islam 92
Soziale Anerkennungsdefizite:
Verwehrung sozialer Nähe – trotz Integration 97
Identifikative Anerkennungsdefizite:
Exklusion aus dem nationalen Narrativ 104
Ausblick: Das normative Paradoxon als Herausforderung
für die Gesellschaft? 108

II. Ambivalenzen und Ambiguitäten
Die Irritation der Mehrdeutigkeit 111

Doppelte Ambivalenz:
Verunsicherung durch normative Widersprüche und Un-Ordnung 113
Ambiguität und Hybridität:
Mehrdeutigkeiten in der postmigrantischen Gesellschaft 120
Stereotypisierung und othering:
Einhegung von Ambivalenz und Ambiguität 130
Ausblick: Hyperrealitäten als Ausweg aus der Ambivalenz? 153

III. Antagonisten und Allianzen
Die Konfliktlinie der Pluralität 157

Polarisierung der postmigrantischen Gesellschaft 160
Postmigrantische Antagonismen – Abwehr statt Anerkennung 190
Postmigrantische Allianzen – Haltung statt Herkunft 198
Ausblick: Neue Lager der Zugehörigkeit? 209

Fazit, Ausblick und Nachwort 213

Das normative Paradoxon 213
Die Pluralität 216
Ausblick: Ein neues Narrativ
für die postmigrantische Gesellschaft 219
Nachwort: Ist Deutschland nun eine postmigrantische
Gesellschaft? Eine didaktische Checkliste zum Abschluss 223

Literatur 229