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Mein Verschwinden in Providence Neun Erzählungen Die Erstausgabe erschien 1971
Mein Verschwinden in Providence
Neun Erzählungen


Die Erstausgabe erschien 1971

Alfred Andersch

Diogenes Verlag
EAN: 9783257236071 (ISBN: 3-257-23607-7)
288 Seiten, paperback, 11 x 18cm, 2006

EUR 8,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Alfred Andersch

Mein Verschwinden in Providence

Sein dritter Erzählungsband, 1971 erschienen, zeigt Alfred Andersch auf der Höhe seiner ästhetischen Möglichkeiten. Neben Formen diskontinuierlichen, fragmentarisierten Erzählens und der literarischen Montage finden sich vor allem traditionell erzählte autobiographische Geschichten, Fiktionalisierungen des eigenen Lebens.

»Andersch hat Literatur gemacht, deren formale Zucht, deren poetischer Glanz keinen Augenblick darüber hinwegtäuschen, daß er zu den ganz wenigen zeitgenössischen deutschen Autoren gehört, für die Kunst und gesellschaftliche - genauer wäre es, zu sagen: humane - Relevanz keine ausschließenden, sondern sich bedingende Begriffe sind. Wer die vorliegenden Erzählungen unter diesem Aspekt liest, wird entdecken, was Literatur vermag.« Franz Schonauer/Stuttgarter Zeitung

»Sein Stil verbindet Ironie und Poesie m einer Weise, wie ich es seit Thomas Mann bei keinem deutschen Erzähler mehr gefunden hatte.« Anatole Broyard/The New York Times
Rezension
Drei der neun in diesem Erzähl-Band versammelten Geschichten gehören zu Andersch autobiographischem Franz-Kien-Zyklus; hier verbindet sich persönliche Geschichte mit den großen Zusammenhängen der politischen Geschichte, z.B. machen zwei Brüder am 3. September 1939 einen Spaziergang, schmieden Pläne und erfahren eher beiläufig, dass England Deutschland den Krieg erklärt hat. Biographisches wird hier zur Geschichtsschreibung - typisch für das Werk Alfed Anderschs. Es geht aber auch um anderes als das Politische und Biographische, es geht auch um die Ästhetik des Schriftstellers - in der Titelgeschichte.

Jens Walter, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Alfred Andersch
Geboren am 4.2.1914 in München, gestorben am 21.2.1980 in Berzona (Tessin), dort auf dem Dorffriedhof begraben. Ein Jahr nachdem Andersch, 18jährig, Organisations- leiter des Kommunistischen Jugendverbandes von Südbayern geworden war, wurde er in das KZ Dachau gebracht. Andersch löste sich von der KPD. 1944 desertierte der gelernte Buchhändler aus der Wehrmacht und geriet in Kriegsgefangenschaft. Er wurde Redakteur der Lagerzeitung ›Der Ruf‹, die er ab 1946 mit Hans Werner Richter zusammen in München weiterführte. Dem ›Ruf‹ wurde wegen Kritik an den Besatzungsmächten die Lizenz entzogen. Aus den wiederholten Treffen der ›Ruf‹-Autoren entstand die Gruppe 47. 1958 wurde er freier Schriftsteller und zog mit seiner Frau, der Malerin Gisela Andersch, nach Berzona im Tessin. ›Artikel 3 (3)‹ hieß das Gedicht, das vier Jahre später zu einem beispiellosen Skandalon wurde. Selbst wohlmeinende Leute hatte Andersch mit seiner harten und pauschalen Kritik am sogenannten Radikalenerlaß schockiert, der ›verfassungsfeindliche Kräfte‹ in der Bundesrepublik vom öffentlichen Dienst fernhalten sollte.Andersch förderte junge Autoren und hatte selbst seiner Meinung nach zu spät mit dem Schreiben begonnen: Es war für ihn »die traurige Geschichte vom langsam fallenden Groschen«.

»Andersch hat Literatur gemacht, deren formale Zucht, deren poetischer Glanz keinen Augenblick darüber hinwegtäuschen, daß er zu den ganz wenigen zeitgenössischen deutschen Autoren gehört, für die Kunst und gesellschaftliche – genauer wäre es, zu sagen: humane – Relevanz keine ausschließenden, sondern sich bedingende Begriffe sind.«
Franz Schonauer / Stuttgarter Zeitung

»Alfred Andersch erzählt Geschichten aus unserer Zeit. Sie erzählen Lebensläufe, die kleine Romane sind, sie haben den Mut, Spukgeschichten zu sein mit aller Naivität und Raffinesse dieser fast vergessenen Kunst, sie geben Momentaufnahmen, Seelenanalysen, Bewußtseinslagen – eine sehr fesselnde, immer erregende, oft amüsant-satirische Lektüre.«
Wolfgang Koeppen

»Andersch, mir nah, ein Liebhaber des Halbschattens, ein Reisender ohne Uniform, einer, der in Providence verschwindet, ein Kundschafter, manchmal verkleidet, auf der lebenslangen Flucht vor den Kirschen der Freiheit, er wird nie Sansibar erreichen, und selbst wenn er nach Sansibar kommen sollte, wird Sansibar nicht mehr Sansibar sein, und nie wird Andersch aufhören, nach dem letzten Grund zu forschen.«
Wolfgang Koeppen
Inhaltsverzeichnis
Brüder
S. 9-20

Festschrift für Captain Fleischer
S. 21-45

Tochter
S. 47-91

Die erste Stunde
S. 93-118

Jesuskingdutschke
S. 119-146

Ein Vormittag am Meer
S. 147-157

Noch schöner wohnen
S. 159-207

Die Inseln unter dem Winde
S. 209-232

Mein Verschwinden in Providence
S. 233-273