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Epfraim Roman Herausgegeben von Dieter Lamping

Erstausgabe 1967
Epfraim
Roman


Herausgegeben von Dieter Lamping



Erstausgabe 1967

Alfred Andersch

Diogenes Verlag
EAN: 9783257236033 (ISBN: 3-257-23603-4)
384 Seiten, paperback, 11 x 18cm, 2006

EUR 9,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Alfred Andersch • Efraim

In Anderschs drittem Roman, 1967 erschienen, schickt Chefredakteur Keir Hörne seinen Korrespondenten, den deutsch-jüdischen Emigranten George Efraim, nach Berlin mit dem offiziellen Auftrag, über die Kuba-Krise zu berichten, und der privaten Bitte, nach seiner Tochter Esther Bloch zu forschen, die 1938 verschwunden ist. Efraims Reise wird zur Reise in die eigene Vergangenheit, seine Reportage über die politische Krise zum persönlichen Erfahrungsbericht über eine Identitätskrise.



»Daß das große Feld, das dieser Ich-Bericht aussteckt - das Gesichtsfeld: Deutschland, Hitler, Europa, Nachkriegszeit, Ost-West usw. -, zum Schluß sich zusammenzieht auf jenes Kreuz, das man >privat< nennt und das gegenüber Treblinka oder Vietnam >klein< genannt wird, das ist stark durch Wahrheit, Beichte im guten Sinne, Eingeständnis, daß wir, wie sehr uns die allgemeine Geschichte angeht und bewegt, die Welt schließlich doch immer vom Ich her erfahren, erleiden, bewältigen oder nicht.« Max Frisch
Rezension
Hatte Alfred Andersch sein Lebensthema, die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus, bislang wesentlich aus der Perspektive des deutschen Deserteurs bearbeitet, so versetzt er sich in seinem 1967 erschienenen Roman Efraim in die jüdische Perspektive, indem der deutsche säkulare Jude Georg Efraim, als Kind nach England evakuiert, in der Nachkriegszeit während der Kuba-Krise als Reporter in Berlin seine Kindheit und Vergangenheit aufarbeitet. Wiederum gelingt es Andersch, große Geschichte und kleine persönliche Lebenswelt miteinander in Beziehung zu bringen und in der Biographie die großen politischen Gegebenheiten existentiell werden zu lassen.

Jens Walter, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Alfred Andersch
Geboren am 4.2.1914 in München, gestorben am 21.2.1980 in Berzona (Tessin), dort auf dem Dorffriedhof begraben. Ein Jahr nachdem Andersch, 18jährig, Organisationsleiter des Kommunistischen Jugendverbandes von Südbayern geworden war, wurde er in das KZ Dachau gebracht. Andersch löste sich von der KPD. 1944 desertierte der gelernte Buchhändler aus der Wehrmacht und geriet in Kriegsgefangenschaft. Er wurde Redakteur der Lagerzeitung ›Der Ruf‹, die er ab 1946 mit Hans Werner Richter zusammen in München weiterführte. Dem ›Ruf‹ wurde wegen Kritik an den Besatzungsmächten die Lizenz entzogen. Aus den wiederholten Treffen der ›Ruf‹-Autoren entstand die Gruppe 47. 1958 wurde er freier Schriftsteller und zog mit seiner Frau, der Malerin Gisela Andersch, nach Berzona im Tessin. ›Artikel 3 (3)‹ hieß das Gedicht, das vier Jahre später zu einem beispiellosen Skandalon wurde. Selbst wohlmeinende Leute hatte Andersch mit seiner harten und pauschalen Kritik am sogenannten Radikalenerlaß schockiert, der ›verfassungsfeindliche Kräfte‹ in der Bundesrepublik vom öffentlichen Dienst fernhalten sollte.Andersch förderte junge Autoren und hatte selbst seiner Meinung nach zu spät mit dem Schreiben begonnen: Es war für ihn »die traurige Geschichte vom langsam fallenden Groschen«.