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Lockdown 2020 Wie ein Virus dazu benutzt wird, die Gesellschaft zu verändern
Lockdown 2020
Wie ein Virus dazu benutzt wird, die Gesellschaft zu verändern




Hannes Hofbauer, Stefan Kraft (Hrsg.)

Promedia
EAN: 9783853714737 (ISBN: 3-85371-473-0)
280 Seiten, paperback, 15 x 21cm, September, 2020

EUR 19,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Ausgangssperren, Schul- und Geschäftsschließungen, Aufhebung der Versammlungs- und Bewegungsfreiheit, dicht gemachte Grenzen und der damit verbundene staatliche Zwang veränderten innerhalb weniger Wochen die Welt. Das Jahr 2020 bringt die heftigsten gesellschaftlichen Einschnitte seit dem Zweiten Weltkrieg. Argumentierten die meisten Regierungen ihre in Windeseile verfügten Maßnahmen mit der Seuchenbekämpfung, so traf das Corona-Virus vor allem Länder, deren Gesundheitssysteme durch den Neoliberalismus ausgehöhlt waren.



Eine tiefe Rezession, massenhafte Arbeitslosigkeit und schwere soziale Verwerfungen sind die Folgen des Lockdown 2020. Als noch gravierender entpuppen sich die politischen Handlungen: Ohne offene Debatte setzte man Notverordnungen durch, wurden Grundrechte beiseite geschoben, geriet der Ausnahmezustand zur neuen Normalität. Gründe genug für die zwei Wiener Verleger Hannes Hofbauer und Stefan Kraft, kritische Stimmen in einem Buch zu versammeln, das sich mit den Hintergründen und Folgen der Virus-Maßnahmen auseinandersetzt.



Mit Texten von Ulrike Baureithel, Matthias Burchardt, Chuang-Blog, Rolf Gössner, Bernhard Heinzlmaier, Joachim Hirsch, Hannes Hofbauer, Andrej Hunko, Andrea Komlosy, Stefan Kraft, Jochen Krautz, Armando Mattioli, Alfred J. Noll, Peter Nowak, Walter van Rossum, Roland Rottenfußer, Gerhard Ruiss, Nicole Selmer, Andreas Sönnichsen und Valentin Widmann.
Rezension
Die Beiträge dieses Sammelbandes, der inmitten der Corona-Pandemie als Reaktion auf die staatlicherseits verordneten Maßnahmen der ersten Hälfte des Jahres 2020 erschienen ist, setzen einen deutlichen Kontrapunkt zu den ansonsten vielfach medial vernehmbaren Stimmen. Im Vorwort schreiben die Herausgeber: "Spätestens nach den ersten Wochen des Auftauchens von Covid-19-Erkrankungen in Europa hätte klar sein müssen, dass die Maßnahmen überschießend und unverantwortlich sind." (S.7) Der Vorwurf an die Politik, einen "Panikkurs" zu fahren (S.8) steht durchgehend im Raum.
In großer Vielfalt widmen sich die Autorinnen und Autoren also dem im Untertitel genannten Oberthema: "Wie ein Virus dazu benutzt wird, die Gesellschaft zu verändern."
Nach vier Beiträgen zur Ausgangslage der Pandemie mit Blick auf die Rolle der WHO und einem länderspezifischen Exkurs nach Italien untersuchen drei Aufsätze die sozioökonomischen Folgen der Pandemie: Hannes Hofbauer und Andrea Komlosy beschäftigen sich u.a. mit der Rolle des menschlichen Verhaltens und des Körpers während des Lockdowns.
Konkret um staatliche Maßnahmen geht es in der dritten Abteilung: Hier ragt der Beitrag des Kölner Erziehungswissenschaftlers Matthias Burchardt heraus. Er schreibt einen stilistisch und inhaltlich brillanten "Versuch über den Homo hygienicus". Außerdem werden die Schlagworte der "Gesundheitsdikatur" sowie der "Sicherheitsstaat" in eigenen Beiträgen entfaltet.
In der vierten Abteilung ("Der neue Umgang") werden spezifischere Aspekte behandelt: Es geht u.a. um Schule und Bildung (Jochen Krautz), Jugendliche überhaupt (Bernhard Heinzlmaier) und Kulturpolitik (Gerhard Ruiss).
Es ergibt sich insgesamt eine spannende Momentaufnahme der Pandemie und der gegen sie ergriffenen Maßnahmen. Man wird nicht mit jedem der Beiträge einer Meinung sein, aber Anregungen zum Weiterdenken lassen sich zuhauf gewinnen.
Zur Verwendung in der Schule:
Alle Beiträge lassen sich von Oberstufenschülerinnen und -schülern gut bewältigen und bieten so ein aktuelles Ergänzungsmaterial zum Unterricht in Sozialwissenschaften, Psychologie oder Pädagogik. Philosophielehrende werden ihre Freude am o.g. Aufsatz von Matthias Burchardt haben. Und wieso nicht im Musikunterricht einmal auf die Meta-Ebene wechseln, um die staatlichen Regelungen im Kulturbereich anhand des Textes von Gerhard Ruiss zu reflektieren? Gleiches gilt für den Sportunterricht und den Text von Nicole Selmer ("Kein Zurück zu einem kaputten System: Fußball in der Krise", S.259).
Die Sammlung zahlreicher Zitate zum Lockdown (ab S.267), aufgeführt unter den Überschriften "Kritik" (S.267-273) und "Panik" (S.267-277) setzt noch einmal den Fokus auf die gesellschaftlich herrschenden Gegensätze und offenbart deutlich die aktuellen Spaltungstendenzen.
Sind die Einschnitte im öffentlichen Leben, in der Kultur, im Bildungswesen und in der Wirtschaft also gut begründet und zu verantworten? Abschließend wird man diese Frage solange nicht beantworten können, wie die Pandemie nicht ihr vorläufiges Ende erreicht hat. Seit Erscheinen dieses Bandes im September 2020 hat sich die Situation auch in Deutschland noch einmal erheblich verschärft, sodass man sich eine erneute Bestandsaufnahme dieser hochkarätigen Autorinnen und Autoren nach endgültiger Beendigung der staatlichen Maßnahmen wünscht. Mit Stand Spätsommer 2020 bürstet dieser Band jedoch etliche Haltungen gegen den Strich, erörtert den Gegenstand dabei dennoch sachlich fundiert und gibt außerdem tiefe Einblicke in insbesondere neoliberale Denkrichtungen, nämlich auf welche Weise diese Pandemie tatsächlich zur Triebfeder grundsätzlicher gesellschaftlicher Veränderungen genutzt werden könnte. All das - Diskussion, Erklärung und Warnung - tut einer pluralistischen Gesellschaft gut und kann zur Meinungsbildung des einzelnen Bürgers einen großen Beitrag leisten.
Eine zeitgeschichtliche Bestandsaufnahme!

Johannes Groß, www.lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Mit Texten von Ulrike Baureithel, Matthias Burchardt, Chuang-Blog, Rolf Gössner, Bernhard Heinzlmaier, Joachim Hirsch, Hannes Hofbauer, Andrej Hunko, Andrea Komlosy, Stefan Kraft, Jochen Krautz, Armando Mattioli, Alfred J. Noll, Peter Nowak, Walter van Rossum, Roland Rottenfußer, Gerhard Ruiss, Nicole Selmer, Andreas Sönnichsen und Valentin Widmann.

Ausgangssperren, Schul- und Geschäftsschließungen, Aufhebung der Versammlungs- und Bewegungsfreiheit, dicht gemachte Grenzen und der damit verbundene staatliche Zwang veränderten innerhalb weniger Wochen die Welt. Das Jahr 2020 bringt die heftigsten gesellschaftlichen Einschnitte seit dem Zweiten Weltkrieg. Argumentierten die meisten Regierungen ihre in Windeseile verfügten Maßnahmen mit der Seuchenbekämpfung, so traf das Corona-Virus vor allem Länder, deren Gesundheitssysteme durch den Neoliberalismus ausgehöhlt waren.

Eine tiefe Rezession, massenhafte Arbeitslosigkeit und schwere soziale Verwerfungen sind die Folgen des Lockdown 2020. Als noch gravierender entpuppen sich die politischen Handlungen: Ohne offene Debatte setzte man Notverordnungen durch, wurden Grundrechte beiseite geschoben, geriet der Ausnahmezustand zur neuen Normalität. Gründe genug für die zwei Wiener Verleger Hannes Hofbauer und Stefan Kraft, kritische Stimmen in einem Buch zu versammeln, das sich mit den Hintergründen und Folgen der Virus-Maßnahmen auseinandersetzt.

Dabei wird u.a. der Frage nachgegangen, ob die scharfen Einschnitte im öffentlichen Leben medizinisch gerechtfertigt waren. Zur Sprache kommt auch die Verknüpfung von Stress, Umweltverschmutzung und Massentierhaltung, die eine Verbreitung von Viren begünstigt.

Globale Güterketten und die viel beschworene Mobilität der Besserverdienenden erscheinen durch die weltweite Verbreitung des Virus in einem neuen Licht. Gleichzeitig gewinnt das chinesische Modell des staatlich gelenkten Kapitalismus mit seinen Überwachungsmethoden und Kontrollmechanismen an Attraktivität. Abschließend geht das Buch auf die Umgestaltung sozialer Beziehungen und Arbeitsverhältnisse, auf neue Ungleichheiten in Bildung und Geschlechterverhältnissen und die vermehrte Anwendung von „Künstlicher Intelligenz“ ein, Faktoren, die ein kybernetisches Zeitalter ankündigen.



Die Herausgeber

Hannes Hofbauer, geboren 1955 in Wien, studierte Wirtschafts- und Sozialgeschichte. Publizist und Verleger. Im Promedia Verlag ist von ihm u.a. erschienen: „Diktatur des Kapitals. Souveränitätsverlust im postdemokratischen Zeitalter“ (2. Auflage 2015).

Stefan Kraft, geboren 1975 in Wien, ist Verleger und Publizist in Wien. Von ihm erschien im Promedia Verlag „Rosa Luxemburg“ (2005, gemeinsam mit Fritz Keller) und „Der junge Marx“ (2007, gemeinsam mit Karl Reitter).
Inhaltsverzeichnis
Vorwort

Der Nährboden für die Pandemie

Sozioökonomische Folgen

Staatliche Zwangsmassnahmen und die Rolle der Medien

Der neue Umgang

Zitate zum Lockdown

AutorInnenbiographien