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Die Letzten hier Köln im sozialen Lockdown
Die Letzten hier
Köln im sozialen Lockdown




Christina Bacher (Hrsg.)

Daedalus
EAN: 9783891262672 (ISBN: 3-89126-267-1)
138 Seiten, kartoniert, 15 x 21cm, Dezember, 2021

EUR 12,00
alle Angaben ohne Gewähr

Rezension
Der sog. Lockdown im Frühjahr 2020 hat sicher zahlreiche gesellschaftliche Folgen, besonders aber betraf und betrifft er diejenigen, die ohnehin am Rand der Gesellschaft leben. Diese gehaltvolle Publikation widmet sich besonders den Folgen der Pandemie für die Obdachlosen, exemplarisch in der Stadt Köln.
Die persönlich gehaltenen Texte berühren den Leser stark, gerade weil sie einzelne Schicksale in den Mittelpunkt stellen. Vieles davon macht betroffen, vieles macht aber auch Mut, z.B. der Text des Nacht-Cafés, einer kirchlichen Einrichtung, in der Obdachlose einen Schlafplatz und Verpflegung finden können.
In zahlreichen Schulen hat sich im Rahmen des Religions- oder Philosophieunterrichts ein Sozialpraktikum etabliert, durch das Schülerinnen und Schülern das Leben in seiner ganzen Bandbreite vorgestellt werden soll: Das können Einsätze in Alten- und Pflegeheimen, Jugendzentren, aber eben auch bei der Obdachlosenhilfe sein. Die Texte könnten junge Menschen auf solch eine Zeit vorbereiten und ihnen die Gedankenwelt wohnungsloser Menschen vorstellen.
Die Beiträge des Buchs können aber auch im sozialwissenschaftlichen Unterricht zu Fragen sozialer Ungleichheit gelesen werden. Hier wird jede Lehrkraft selbst gefragt sein, das Material sorgsam auszuwählen und im Unterricht einzusetzen. Eine Publikation mit aktuellerem Bezug zu diesem Thema wird man derzeit (Stand September 2022) kaum finden.

Johannes Groß, www.lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Wie haben Obdachlose die Corona-Pandemie erlebt? Wie geht eine Großstadt wie Köln mit dem Lockdown um, wenn eben nicht alle zu Hause bleiben können? Was, wenn Armut in einer Stadt plötzlich deutlich sichtbar wird? Haben sich Strukturen des Hilfesystems verändert? Und: Hat sich durch die Krise überraschend auch etwas zum Guten gewandt für diejenigen, die sonst durchs Raster fallen?
Bedingt durch die weltweite Corona-Pandemie wurde auch in Köln erstmals im März 2020 der Lockdown ausgerufen. Für die Bedürftigen fielen gleichsam über Nacht Einkünfte durch das Betteln, durch Flaschenpfandsammeln und den Verkauf von Straßenzeitungen weg.
Die Journalistin Christina Bacher hat auch während des Ausnahmezustands mit den Menschen auf der Straße über ihre Ängste, Sorgen, ihren veränderten Alltag und ihre Vorstellungen von Zukunft gesprochen und ist mit Sozialarbeiter*innen, Streetworker*innen und Ehrenamtlichen der Obdachlosenhilfe im Gespräch geblieben.
Die Texte und Fotos sind in leicht veränderter Form im Kölner Straßenmagazin DRAUSSENSEITER erschienen, das im Jahr 2022 seinen 30. Geburtstag feiert und als ältestes Straßenmagazins Deutschlands gilt.

Christina Bacher, geb.1973 in Kaiserslautern, lebt heute in Köln. Dort betreibt sie „Bachers Büro“, eine Schmiede für Texte aller Art. Als Chefredakteurin des Straßenmagazins DRAUSSENSEITER steht sie seit mehr als 15 Jahren in engem Kontakt zur Straßenzeitungs- und Wohnungslosenszene. Für ihre Idee, Kölner Obdachlose in Zeiten der Pandemie eine Stimme zu geben, wurde sie sowohl mit dem Sonderfonds der Kunststiftung NRW als auch mit einem Folgestipendium zur Verwirklichung des Projekts ausgezeichnet.