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Bildung und Erziehung im Ausnahmezustand Philosophische Reflexionsangebote zur COVID-19-Pandemie
Bildung und Erziehung im Ausnahmezustand
Philosophische Reflexionsangebote zur COVID-19-Pandemie




Johannes Drerup, Gottfried Schweiger (Hrsg.)

Wissenschaftliche Buchgesellschaft
EAN: 9783534272884 (ISBN: 3-534-27288-9)
176 Seiten, hardcover, 14 x 22cm, Juli, 2020, 19,20€ für Mitglieder

EUR 24,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Die COVID-19-Pandemie stellt Familien und Schulen vor besondere Herausforderungen. Dieser Band versammelt kurze Beiträge ausgewiesener Expert*innen aus Philosophie und Erziehungswissenschaft. Sie reflektieren über Bildung und Erziehung im Ausnahmezustand mit Blick auf die Gegenwart der Pandemie und die Zukunft danach. Der Band richtet sich an Eltern, Lehrer*innen, Menschen, die mit Familien und Kindern arbeiten, und an alle, die sich für philosophische Fragen zu den Themen Kindheit, Bildung und Erziehung interessieren.
Rezension
Die Covid-19-Pandemie stellt nicht nur das Gesundheitssystem der Bundesrepublik, sondern auch das Bildungssystem vor enorme Herausforderungen. Ist angesichts der Corona-Krise eine digitale Revolution im Bildungswesen dringend notwendig oder die Würdigung des analogen Lernens? Wirft die Pandemie Gerechtigkeitsprobleme im Bildungswesen auf? Wie wurde in der Geschichte auf Notstände pädagogisch reagiert? Hilft in Zeiten von Covid-19 philosophische Bildung? Welche Fragen im Zusammenhang mit Corona sollten Gegenstand des schulischen Unterrichts sein, etwa Verschwörungstheorien oder Corona-Mythen? Gibt es pädagogische Lehren, die unbedingt aus den Schulschließungen zu ziehen sind?
Differenzierte Antworten auf diese bildungsphilosophischen Fragen findet man in dem Band „Bildung und Erziehung im Ausnahmezustand. Philosophische Reflexionsangebote zur COVID-19-Pandemie“, erschienen bei wbg Academic, einem Imprint der wissenschaftlichen Buchgesellschaft. Herausgeber der Aufsatzsammlung sind Johannes Drerup (*1981), Professor für Allgemeine Erziehungswissenschaft an der TU Dortmund, und Gottfried Schweiger (*1980), Mitarbeiter am Zentrum für Ethik und Armutsforschung an der Universität Salzburg. Beide Wissenschaftler haben auch 2019 das hervorragende „Handbuch Philosophie der Kindheit“ herausgegeben.
Die Beiträge ihres Bandes zu Covid-19 stammen überwiegend von Erziehungswissenschaftler*innen mit philosophischer Ausrichtung und Philosophiedidaktiker*innen, nicht von empirischen Bildungsforscher*innen oder Mediendidaktiker*innen. Darin liegt die Stärke des Buches, dass es die bildungs-, sozial- und rechtsphilosophischen Dimensionen der Corona-Pandemie beleuchtet, die in öffentlichen Diskussionen vielfach zu kurz kommen. Zugleich erinnern die Wissenschaftler*innen an die empirisch-philosophische Doppelstruktur der Disziplin Erziehungswissenschaft, die angesichts der Dominanz der empirisch-positivistischen Bildungsforschung droht, in pädagogischen Diskursen vernachlässigt zu werden. Das Buch mit den „philosophischen Reflexionsangeboten“ richtet sich an alle in der pädagogischen Praxis tätigen Personen, insbesondere an Eltern sowie Lehrer*innen. Lehrkräfte der Fächer Philosophie, Ethik und Pädagogik erhalten durch die kritisch-reflexiven Beiträge sehr gutes Orientierungswissen, um sich in ihrem Unterricht problemorientiert mit philosophischen Aspekten der Corona-Krise auseinandersetzen zu können.
Fazit: Der Band „Bildung und Erziehung im Ausnahmezustand“ leistet in den schwierigen Zeiten der Covid-19-Pandemie einen wichtigen Beitrag zur bildungsphilosophischen Orientierung und unterstreicht die gesellschaftliche Relevanz philosophischer Reflexionen.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Die COVID-19-Pandemie stellt Familien und Bildungseinrichtungen vor besondere Herausforderungen. So ist z.B. zu erwarten, dass ohnehin schon bestehende Bildungsungleichheiten sich in Folge der Corona-Krise vergrößern und verfestigen. Die derzeit diagnostizierte Krise nötigt zu einer Revision tradierter Sichtweisen: Aufgaben, Funktionen und Praktiken von Bildung und Erziehung müssen neu überdacht werden, Vorschläge zur Gestaltung und Rechtfertigung von Maßnahmen zur Bewältigung der Folgen der Pandemie müssen entwickelt und erprobt werden. Dieser Band versammelt kurze Beiträge ausgewiesener Expert*innen aus Philosophie und Erziehungswissenschaft. Sie reflektieren über Bildung und Erziehung im Ausnahmezustand mit Blick auf die Gegenwart der Pandemie und die Zukunft nach Corona. Der Band richtet sich an Eltern, Lehrer*innen, Menschen, die mit Familien und Kindern arbeiten, und an alle, die sich für philosophische Fragen zu den Themen Kindheit, Bildung und Erziehung interessieren.
2020. 176 S. mit 1 s/w Abb., 13,5 x 21,5 cm, geb. wbg Academic, Darmstadt.
Inhaltsverzeichnis
JOHANNES DRERUP UND GOTTFRIED SCHWEIGER
Bildung und Erziehung im Ausnahmezustand 7
BURKHARD LIEBSCH
Rückbesinnung auf ‚analoges‘ soziales Dasein? 14
JÜRGEN OELKERS
„Not hat kein Gebot“: Fundstücke über Erziehung, Not und Unglück 27
ANJA BESAND
Über den Unterschied zwischen politischer Urteilsfähigkeit, Gehorsam und staatsbürgerlicher Souveränität 42
RICO BEHRENS
Demokratie lernen in Coronazeiten 55
CHISTIAN THEIN
„Ausnahmezustand“ und „Krise“ – Perspektiven der Demokratiebildung während und nach der Epidemie aus rechts- und sozialphilosophischer Sicht 64
JOHANNES DRERUP
Verschwörungsmythen, politische Bildung und die Covid-19-Pandemie 77
JOHANNES GIESINGER
Bildungsraum Quarantäne – Die transformatorische Bildungstheorie auf dem Prüfstand 86
VANESSA ALBUS
Der Stachel der Melancholie -
Philosophische Bildung in pandemischen Zeiten 96
GOTTFRIED SCHWEIGER
Benachteiligte Familien und die ungleiche Last
der Pandemie 108
CAROLINE TESCHMER / KATRIN LOHSE
Vom Hörsaal ins Kinderzimmer Ethisch-theologische Überlegungen zur Familie als Zufluchtsort
in Krisenzeiten 119
KRASSIMIR STOJANOV
COVID-19 als Bildungsherausforderung -
Gefahren und (vertane) Chancen 132
KIRSTEN MEYER
Schule und Chancengleichheit:
Lehren aus der COVID-19-Pandemie 143
UTA HAUCK-THUM
Schulschließung - eine Chance für die Grundschule? 154
CYRIL BRANDT & JOHANNES DRERUP
Bildung in humanitären Krisen:
Zu den globalen Folgen von COVID-19 161