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Leseflüssigkeit fördern
Lautleseverfahren für die Primar- und Sekundarstufe
Cornelia Rosebrock, Daniel Nix, Carola Rieckmann, Andreas Gold
Kallmeyersche Verlagsbuchhandlung GmbH
, Klett
EAN: 9783780010735 (ISBN: 3-7800-1073-9)
189 Seiten, paperback, 16 x 23cm, 2011
EUR 29,95 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Flüssiges Lesen ist eine von mehreren Komponenten der Lesekompetenz, aber eine besonders wichtige. Nicht bei allen Kindern entwickelt sich die Leseflüssigkeit ohne zusätzliche Hilfen. Dieses Buch gibt Aufschluss darüber, warum das so ist und was man im (Deutsch-)Unterricht dagegen tun kann. Neben einer Darstellung der lesetheoretischen und -didaktischen Grundlagen von Lautleseverfahren werden wirksame und unterrichtserprobte Methoden (mit Schwerpunkt „Lautlesetandems“) zur Diagnostik und Förderung der Leseflüssigkeit vorgestellt.
Im Anhang finden Sie zahlreiche Materialien, die unmittelbar zur Diagnose und zur Förderung eingesetzt werden können:
* Lückentexte zur Erfassung der Lesegeschwindigkeit
* Vorlesetexte zur Anfertigung von Lautleseprotokollen und
* verschiedene Vorlagen, mit denen sich individuelle Lesestatistiken erstellen lassen.
Alle Materialien befinden sich auch zum Ausdrucken auf der beigegebenen CD.
Profitieren Sie außerdem von drei Lehrfilmen, die einen Einblick in die Förderpraxis eröffnen und den konkreten Ablauf der „Lautlesetandems“ im Unterricht veranschaulichen.
Prof. Dr. Cornelia Rosebrock und Dr. Carola Rieckmann arbeiten im Institut für deutsche Literatur und ihre Didaktik der Goethe-Universität.
Dr. Daniel Nix war dort wissenschaftlicher Mitarbeiter und ist z.Z. Lehrer an einem hessischen Gymnasium.
Prof. Dr. Andreas Gold bekleidet eine Professur für Pädagogische Psychologie an der Goethe-Universität in Frankfurt/M.
Rezension
Lesen bedeutet Textverstehen. Lesen ist aber mehr als die kognitionspsychologische Lesekompetenz, als die operationalisierbare Lesekompetenz, die die Schulleistungsvergleichsstudien der vergangenen Jahre so sehr einfordern. Im Lesen wird gelernt, Lesen vermittelt Lebenserfahrung, Lesen bedeutet, an der Welt teilzunehmen. Lesen ist eine kulturelle Praxis, die weit über Textverstehen hinaus geht; es geht um Lesekultur. Lesekompetenz hat über die kognitiven Fähigkeiten hinaus auch eine subjektive und eine soziale Ebene. Denn es kommt darauf an, das Gelesene auch aufnehmen und angemessen deuten zu können. Gleichwohl geht es auf der untersten Stufe zunächst einmal um die Förderung von Leseflüssigkeit auf der Kognitionsebene, um die lesetechnische Basis, auf die Weiteres aufbauen kann. Dazu sind besonders Lautleseverfahren nützlich, wie sie in diesem Buch vorgestellt werden.
Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 7
1. Leseflüssigkeit als Voraussetzung des Textverstehens 8
1.1 Lesekompetenz und Textverstehen: die kognitionspsychologische Perspektive 12
1.2 Leseflüssigkeit 15
2. Förderung der Leseflüssigkeit durch Lautleseverfahren 20
2.1 Grundformen des Lautlesens 26
2.1.1 Wiederholtes Lautlesen 27
2.1.2 Chorisches Lautlesen 29
2.2 Formen und Wirkungen von Lautleseverfahren 33
2.2.1 Einzelverfahren 34
2.2.2 Kombinierte Lautleseverfahren 39
2.2.3 Lautleseprojekte 46
3. Textauswahl und Leseflüssigkeitsdiagnose – Passung von Text und Leser 53
3.1 Lesegeschwindigkeit als didaktische Kategorie 54
3.1.1 Durchschnittliche Lesegeschwindigkeiten 55
3.1.2 Drei Niveaus der Leseflüssigkeit 60
3.1.3 „Faustregeln“ für die unterrichtliche Praxis 62
3.2 Geeignete Texte für Lautleseverfahren 65
3.2.1 Dimensionen der Textverständlichkeit 65
3.2.2 Der Lesbarkeitsindex „Lix“ 71
3.2.3 Texte gezielt vereinfachen 77
3.3 Die Diagnose der Leseflüssigkeit 81
3.3.1 Inhaltsfragen stellen 81
3.3.2 Das Lautlesen beobachten 82
3.3.3 Lautleseprotokolle führen 83
3.3.4 Die Intonationsfähigkeit einschätzen 86
3.3.5 Zur Ausdifferenzierung von Lautleseprotokollen 87
3.3.6 Lautleseprotokolle zur Leistungsrückmeldung 90
3.3.7 Lückentexte für die Gruppendiagnostik 92
4. Die Methode der Lautlesetandems – ein ausführliches Beispiel 97
4.1 Zum Ablauf der Methode 98
4.2 Die motivierende Rahmenhandlung 101
4.3 Aufgaben der Lehrkraft 103
4.3.1 Die Zusammensetzung der Lesetandems 103
4.3.2 Die Einteilung der Tandems anhand der individuellen Testergebnisse 108
4.3.3 Lesetexte zusammenstellen 112
4.3.4 Das Training begleiten 114
4.4 Die Lautlesetandems in der Unterrichtspraxis – häufig gestellte Fragen 115
4.5 Zur Wirksamkeit der Lautlesetandems – die Frankfurter Hauptschulstudie 123
5. Die Integration der Verfahren in den Unterricht 126
5.1 Lautleseroutinen als zeitlich begrenztes Leseprojekt bzw. als spezielles Trainingsverfahren 126
5.2 Lautlesetandems als Unterrichtsroutinen in verschiedenen Fächern 127
5.3 Zur Einführung der Lautlesetandems in den Regelunterricht 129
5.3.1 Vorstellung des Unterrichtsprojekts als Analogie zum sportlichen Training 130
5.3.2 Vorstellung der Trainingsmethode 132
5.3.3 Thematisierung des kooperativen Verhaltens 134
6. Fazit und Ausblick 136
Literaturerzeichnis 139
Verzeichnis der Abbildungen 147
Anhang 149
A) Material: Lückentexte zur Ermittlung des Leseniveaus der gesamten Klasse 149
A 1: Merkblatt über Kooperative Lautlesetandems 150
A 2: Lesepass für das Training mit eigenen Texten 151
A 3: 12 Lückentexte zur Erhebung der Lesegeschwindigkeit in Gruppen 152
A 4: Tabelle zur Einteilung der Lautlesetandems 167
A 5: Raster zur individuellen Dokumentation der Lückentextergebnisse 168
B) Material: Lautleseprotokolle zur Ermittlung des individuellen Leseniveaus 169
B 1: 16 Texte zur Durchführung von Lautleseprotokollen 169
B 2: Raster zur Darstellung der individuellen Lernfortschritte 188
B 3: Skala zur Einschätzung der Intonationsleistung beim Lautlesen 189
Leseprobe:
7
Vorwort
„Die Mühen der Berge haben wir hinter uns, vor uns liegen die Mühen der Ebenen“,
schreibt Bertolt Brecht 1949 in seinem Gedicht „Wahrnehmung“. Im Allgemeinen wird
das Durchwandern der Ebenen für vergleichsweise mühelos gehalten; Brecht widerspricht
dem, was im Hinblick auf das, was er eigentlich im Sinn hatte, so weise wie
prophetisch war. Beim Erwerb der Lesekompetenz liegen allerdings die Tiefebenen
der Wort- und Satzerkennung tatsächlich vor den Gipfeln des texterschließenden, interpretierenden
und reflektierenden Lesens. Vor dem literarischen Lesegenuss und
der interessanten Sachtextlektüre liegen die Mühen des flüssigen Lesens.
Flüssiges Lesen ist genaues, genügend schnelles und ausdrucksvoll-betontes Lesen.
Es ist nur eine von mehreren Komponenten der Lesekompetenz, aber eine besonders
wichtige. Wer Wörter und Sätze rasch und genau, quasi „automatisch“ erkennen
und damit flüssig lesen kann, kann seine kognitiven Kapazitäten fast vollständig für
das Textverstehen einsetzen. Bei disfluenten Lesern werden hingegen kognitive Ressourcen
bereits durch die basalen Leseprozesse des Dekodierens beansprucht. Zum
eigentlichen Textverstehen dringen sie nur unter großen Mühen vor.
Wie gelangt man zum flüssigen Lesenkönnen? Durch Lesepraxis, zunächst in angeleiteter,
später in zunehmend selbstständiger Form. Im Wesentlichen wird das außerschulisch
geschehen. Nicht bei allen Kindern entwickelt sich allerdings die Leseflüssigkeit
ohne zusätzliche Hilfen. Dieses Buch gibt Aufschluss darüber, warum das
so ist und was man im (Deutsch-)Unterricht dagegen tun kann. Vor allem werden bewährte
Lautleseverfahren vorgestellt – die nachweislich wirksamsten der derzeit bekannten
Methoden zur Förderung der Leseflüssigkeit. Für uns als Wissenschaftler ist
es wichtig, dass die Fördermethoden theoretisch begründet und in ihrer Wirksamkeit
empirisch überprüft sind – für die Lehrerinnen und Lehrer ist es genauso relevant,
dass sie sich in der Unterrichtspraxis bewährt haben. Mit der hier ausführlich vorgestellten
Methode der Lautlesetandems gibt es ein Förderprogramm, das theoretisch
begründet, nachweislich wirksam und zugleich unterrichtspraktisch erprobt ist. Mit
den Lautlesetandems werden gezielt grundlegende Fertigkeiten auf einer hierarchieniedrigen
Ebene der Lesekompetenz – die Mühen der Ebenen eben – trainiert. Idealerweise
geschieht das bereits in der Grundschule, im Anschluss an den Erstleseunterricht.
Eine erfolgreiche Förderung ist aber auch bei leseschwachen Gruppen in der
Sekundarstufe noch möglich.
Wir danken den Schülerinnen und Schülern und den Lehrerinnen und Lehrern der
Schulen, die uns bei der Entwicklung und Erprobung der Lautlesetandems unterstützt
haben. Wir danken auch Dipl.-Psych. Kathrin Schmitt und Dr. Isabel Trenk-Hinterberger,
die in den vergangenen Jahren als Wissenschaftlerinnen am Frankfurter Forschungsprojekt
„Leseflüssigkeit“ beteiligt waren.
Frankfurt am Main, September 2010
Andreas Gold, Daniel Nix, Carola Rieckmann, Cornelia Rosebrock
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