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Leitbilder »guter« Kindheit und ungleiches Kinderleben
Leitbilder »guter« Kindheit und ungleiches Kinderleben




Tanja Betz, Stefanie Bischoff-Pabst, Frederick de Moll (Hrsg.)

Reihe: Kindheitspädagogische Beiträge


Beltz Verlag , Juventa
EAN: 9783779925583 (ISBN: 3-7799-2558-3)
292 Seiten, paperback, 15 x 23cm, Oktober, 2020

EUR 29,95
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Perspektivenreicher Blick auf ein umkämpftes Thema

Leitbilder ‚guter‘ Kindheit weisen Fach- und Lehrkräften, Eltern und Kindern spezifische Aufgaben zu. Im Fokus stehen die Handlungsweisen und Perspektiven dieser Akteure angesichts ungleicher Bildungschancen.

In Politik und Gesellschaft gibt es einflussreiche Vorstellungen davon, wie Kindheit ausgestaltet werden soll. Diese Leitbilder »guter« Kindheit weisen zentralen Akteuren der frühen und mittleren Kindheit Aufgaben zu: Pädagogische Fachkräfte und Lehrkräfte sollen Bildungsungleichheit abbauen, Eltern ihre Kinder verstärkt fördern, während die Kinder selbst passiv gedacht werden. Im Band werden die Handlungsweisen dieser Akteure und ihre Perspektiven auf Bildung, Betreuung, Förderung und Erziehung analysiert. Dabei wird gefragt, inwiefern die Akteure die Leitbilder teilen oder ablehnen und wie dies mit gesellschaftlicher Ungleichheit und Bildungschancen zusammenhängt.

Dr. Tanja Betz ist Professorin für Allgemeine Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Kindheitsforschung an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Sie forscht und lehrt zu Themen wie soziale Ungleichheit und professionelles Handeln in der frühen Bildung, Betreuung, Erziehung sowie zu Kindern als Akteuren. Als Fortbildnerin nutzt sie empirische Ergebnisse, um für typische Spannungsfelder in der pädagogischen Praxis zu sensibilisieren.

Stefanie Bischoff, Jg. 1981, Dr. phil., ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am FB Erziehungswissenschaften der Goethe-Universität Frankfurt/Main. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind Frühe Bildung, Professionalisierung im Bildungsbereich sowie Kindheits- und Ungleichheitsforschung.

Dr. Frederick de Moll ist Postdoktorand am Institute of Education and Society im Department of Social Sciences der Universität Luxemburg.
Rezension
Was sind Leitbilder "guter" Kindheit angesichts ungleicher Bildungschancen? Das ist die Fragestellung dieses Sammelbands. "Kinder sind unsere Zukunft": diese Kindzentrierung als ein vielen politischen Strategien übergeordnetes Leitbild, lässt sich in Wohlfahrtsstaaten spätestens seit den 1990er-Jahren beobachten. Im Zuge dieses Paradigmen-Wechsels im Sinne einer Bedeutungsaufwertung von Kindern in der Politik verändern sich auch die Lebensphase Kindheit sowie die damit verbundenen Leitbilder guter Kindheit, d.h. gesellschaftlich breit geteilte Vorstellungen darüber, wie Kindheit gut gestaltet werden soll und welche Verantwortlichkeiten hierbei von unterschiedlichen Akteuren getragen werden sollen. Die Institution Familie und die außerfamilialen Institutionen wie Kindertagesbetreuung und Schule sind dabei entscheidend. Das bisherige normative Ideal einer Familienkindheit wird dabei neu austariert zu neuen Mischungsverhältnissen zwischen privater und öffentlicher Verantwortung für das Aufwachsen von jungen Menschen. Pädagogische Fachkräfte und Lehrkräfte sollen Bildungsungleichheit abbauen, Eltern ihre Kinder verstärkt fördern. Diese neue Kindheitspolitik wird allerdings missverstanden, wenn man glaubt, die Kinder als gegenwärtige Mitglieder der Gesellschaft und als mitunter eigenwillige Akteure stünden im Fokus familien- oder auch betreuungspolitischen Handelns. Das wohlfahrtsstaatliche Interesse gilt vielmehr dem Kind bzw. den Kindern als künftig nützlichen Mitgliedern der Wissensgesellschaft; ihre Fähigkeiten und ihre Motivation sind zentral für die neue wissensbasierte Ökonomie.

Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Schlagwörter:
Erziehungswissenschaft | Kindheitspädagogik | Childhood Studies | Kinder | Educare | Kindheit | Ungleichheit | Bildungschancen
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 5

Teil I Die EDUCARE-Studie: Theoretische Grundlagen und Methoden

Leitbilder »guter« Kindheit und ungleiches Kinderleben: Eine Einführung
Tanja Betz, Stefanie Bischoff-Pabst und Frederick de Moll 12

Theoretische Grundlagen der EDUCARE-Studie
Frederick de Moll, Stefanie Bischoff-Pabst und Tanja Betz 31

Methodisches Vorgehen und methodologische Grundlagen der EDUCARE-Studie
Stefanie Bischoff-Pabst, Frederick de Moll und Tanja Betz 50

Teil II Eltern im Fokus: Bildung, Erziehung, Betreuung und Milieu

Milieuspezifische Bildungs- und Betreuungsarrangements und elterliche Sollensvorstellungen in der frühen Kindheit
Frederick de Moll 90

Soziales Milieu und familiale Bildungspraxis in der Grundschulzeit
Frederick de Moll 117

„Wir hören gerne die Meinung von der Erzieherin, aber im Endeffekt is es ja nich ihre Entscheidung“ Elterliche Habitustypen und ihr Verhältnis zu den Kindertageseinrichtungen ihrer Kinder
Nicoletta Eunicke 135

Perspektiven von Eltern auf Bildung und Erziehung Zur symbolischen Macht von Leitbildern »guter« Elternschaft
Tanja Betz und Stefanie Bischoff-Pabst 153

Teil III Kinder im Fokus: Kinder als Akteure in sozialen Ungleichheitsverhältnissen

Kulturelles Kapital und Schulerfolg – Die vermittelnde Rolle des Schülerhabitus
Frederick de Moll 180

Meritokratie und Kapital Was Kinder über Ursachen sozialer Ungleichheiten wissen
Tanja Betz und Laura B. Kayser 198

Disziplin und Ordnung oder Autonomie und Hilfsbereitschaft? Zur sozialen Bedingtheit von Wertorientierungen von Kindern
Simone Abendschön 217

Teil IV Pädagogische Fachkräfte und Lehrkräfte im Fokus: Ungleichheit und Milieu in Bildungsinstitutionen

Professionalität in Kindertageseinrichtungen vor dem Hintergrund milieubedingter Habitusmuster Stefanie Bischoff-Pabst 238

Die Bedeutung des schulischen Milieus für ungleichheitsrelevantes Handeln und Einstellungen von Grundschullehrkräften
Frederick de Moll 255

„Da steht man ja vor Windmühlen, ne?“ Perspektiven von Grundschullehrkräften auf Bildungsungleichheit
Britta Menzel und Stefanie Bischoff-Pabst 273


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