lehrerbibliothek.deDatenschutzerklärung
Kriminalgeschichte des Christentums Band 7: Das 13. und 14. Jahrhundert 2. Aufl. 2010 (Zuerst: 2002)
Kriminalgeschichte des Christentums
Band 7: Das 13. und 14. Jahrhundert


2. Aufl. 2010 (Zuerst: 2002)

Karlheinz Deschner

Rowohlt
EAN: 9783499615115 (ISBN: 3-499-61511-8)
576 Seiten, paperback, 13 x 19cm, April, 2010

EUR 16,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Gemessen an Karlheinz Deschner sind die kritischen Kirchen- und Drewermänner unserer Tage nichts als freundliche Herren mit religiösen Skrupeln. (Michael Bauer, Süddeutsche Zeitung)

Für mich ist Deschner der größte Kirchenkritiker und Religionskritiker aller Zeiten, und zwar nicht nur wegen seines Sachgehaltes, dessentwegen, was er an Fakten, an historischen Darstellungen bietet, sondern auch wegen der Großartigkeit seiner Darstellungsweise, also wegen des großen Flusses der Leidenschaft. (Prof. Dr. Dieter Birnbacher, Universität Düsseldorf)
Rezension
Der hier anzuzeigende Band 7 der 10-bändigen "Kriminalgeschichte des Christentums" behandelt den Zeitraum von Mitte des 13. und 14. Jahrhunderts, in denen Kaiser und Papst weiterhin entschieden um die Vorrangstellung in der Macht über Europa kämpfen, die Päpste die Kreuzzüge organisieren und die Inquisition um sich greift: wahrlich eine "Kriminalgeschichte" des Christentums! - Der erst unlängst 2014 verstorbene Autor Karl-Heinz Deschner war über viele Jahrzehnte einer der schärften Kirchen- und Religionskritiker und quasi "Vorzeige-Atheist" in der Bundesrepublik Deutschland. Seine 10-bändige "Kriminalgeschichte des Christentums" ist - genauso wie allzu viele kirchentreue und christentums-bejahende Kirchengeschichtsdarstellungen - nicht frei von Tendenz, aber Deschner macht diese kirchen- und religionskritische Tendenz allenthalben deutlich, bewußt und transparent: im Gegensatz zu den theologischen Jasagern will er den vielen vergessenen Gräbern der Opfer der Kirche ein Denkmal setzen. Insofern sollte die schulische Religionspädagogik, wenn sie kirchengeschichtliche Themen behandelt, neben all der kirchengeschichtlichen Standardliteratur immer auch einen Blick in diese "alternative", kirchen- und religionskritische Kirchengeschichte, verfasst aus dezidiert atheistischer Perspektive werfen. Dabei begreift sich Deschners "Kriminalgeschichte" nicht nur als eine Kirchen- oder Religionsgeschichte, sondern als Geschichte der abendländischen Zivilisation schlechthin. Die christlichen Kirchen und die universitären Historiker freilich suchen weiterhin diese Form von moralisch-humanistisch-atheistisch positionierter Geschichtsschreibung totzuschweigen.

Jens Walter, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
"Das Mittelalter", sagte Nietzsche, "ist die Zeit der größten Leidenschaften." Wie diese Leidenschaften sich austobten im 13. und 14. Jahrhundert, zeigt Karlheinz Deschner im 7. Band seiner "Kriminalgeschichte des Christentums".
Am Anfang steht der Staufer-Kaiser Heinrich VI., der von 1190 bis 1197 regierte und die Weltherrschaft beanspruchte - auch ohne Absegnung durch den Papst. Am Ende der Epoche steht Kaiser Ludwig IV. der Bayer, der das Heilige Römische Reich bis 1347 regierte. Mächtigster Gegenspieler des Imperiums während dieser beiden Jahrhunderte war Papst Gregor IX. (1227 - 1241), der vom Kaiser sein angemaßtes Recht auf immer neue Kreuzzüge einforderte und im Inneren für Staatssicherheit sorgte durch die Einführung der Inquisition.
In diese Zeit fallen: der Sturz der Staufer und das Ende der päpstlichen Universalherrschaft, die Bulle Unam Santam, die Sizilianische Vesper, die "Babylonische Gefangenschaft" der Päpste im Exil von Avignon, immer verheerendere Judenpogrome, Kreuzzüge in alle Himmelsrichtungen, darunter der Kreuzzug Friedrich II., die Kreuzzüge Ludwigs des Heiligen nach Ägypten und nach Tunis, die Kreuzzüge von Christen gegen Christen, der groteske Kinderkreuzzug, die Vernichtung der Templer, die Ausrottung der "Heiden" im Nordosten - und nicht zuletzt die totalitäre Inquisition, die jegliche Regung freiheitlicher Geister ersticken sollte.

Karlheinz Deschner, geboren 1924 in Bamberg, verstorben 2014 in Haßfurt am Main. Im Krieg Soldat, schloß sein Studium der Theologie, Philosophie, Literaturwissenschaft und Geschichte mit der Promotion ab. Seit 1957 veröffentlicht Deschner seine entlarvenden und provozierenden Geschichtswerke zur Religions- und Kirchenkritik. Für sein aufklärerisches Engagement und für sein literarisches Werk wurde Karlheinz Deschner 1988 - nach Wolfgang Koeppen, Hans Wollschläger, Peter Rühmkorf - mit dem Arno-Schmidt-Preis ausgezeichnet. Im Juni 1993 erhielt er - nach Walter Jens, Dieter Hildebrandt, Gerhard Zwerenz, Robert Jungk - den Alternativen Büchnerpreis und im Juli 1993 - nach Andrej Sacharow und Alexander Dubcek - als erster Deutscher den International Humanist Award. Im September 2001 erhielt Deschner den Erwin-Fischer-Preis des Internationalen Bundes der Konfessionslosen und Atheisten, im November 2001 den Ludwig-Feuerbach-Preis des Bundes für Geistesfreiheit Bayern, Augsburg.
Inhaltsverzeichnis
1. KAPITEL: Kaiser Heinrich VI. (1190-1197) und Papst Coelestin III. (1191-1198) 11

Heinrich VI. tritt an 13 Tuskulums Ende, ein deutsch-vatikanisches Gemeinschaftswerk 17 • Heinrichs VI. erster Anlauf auf Sizilien 18 • Regierungskünste — Bestechungen und Mord 20 «Durch Gottes Gnade ... besitzen wir das ganze Königreich Sizilien und Apulien in Frieden» 16 • Erbreichsplan und «deutscher» Kreuzzug 28 • Mit Massakern ins Fürstengrab 34

2. KAPITEL: Innozenz III. (1198-1216), der mächtigste Papst der Geschichte 43

Bestechung und Betrug als Handwerkszeug 45 Größenwahn 47 • «Rekuperationen» und Nepotismus 49 Innozenz III. greift auf Sizilien ein 53 • Der Thronstreit zwischen Staufern und Welfen bricht aus und wird vom Papst geschürt 58 • Der Thronkrieg beginnt 61 • Innozenz tritt offen für die Welfen ein 65 • Der Papst, der Klerus und die Fürsten im Fortgang des deutschen Bürgerkriegs 68 - Königsmord im Bamberger Bischofspalast oder Bischof Ekbert «auf der Höhe seiner Zeit» 75

3. KAPITEL: «Das großartigste Epos». Kreuzzug aller Orten. Der Vierte Kreuzzug (1202-1204). Kreuzzüge in Spanien. Der Kinderkreuzzug (1212) 83

Unrat auf religiösem Duft? 85 • Vorspiel für Konstantinopel: Das christliche Zadar wird zerstört 88 Byzantinische Geschichten und das Abendland 91 • «... ein unbeschreibliches Morden» und eine dezente Geschichtsschreibung 95 • Reliquien und Kunstschätze wechseln den Besitzer 97 • Eine Nutte auf dem Patriarchenthron, der Aufschrei des Niketas — und das Ganze «nicht einmal so schlecht» (Jesuit Hertling) 99 • Das kurzlebige Lateinische Kaiserreich und die langlebige «adriatische Kröte» 102 • Innozenz III. und die geistlichen Früchte des Vierten Kreuzzugs 103 • In Spanien: Kriege gegen «Ungläubige» und Gläubige 107 • Der Kinderkreuzzug, der keiner gewesen sein soll 111

4. KAPITEL: Der Kreuzzug gegen die Albigenser 115

Die ersten mittelalterlichen «Ketzer» werden verbrannt 118 • Die «novi haeretici» — die Heraufkunft der Katharer 122 • Katharische Theologie und Hierarchie 126 • Die Albigenser — Verbrennung nach Gutdünken und ein erster Kreuzzug 133 • Das «heimtückische, verräterische und betrügerische Rom» legt die Maske der Armut an 136 • Die Verfolgung der Waldenser 140 • Der Papst beschwört den «Gott der Rache» und befiehlt, »die Wölfe zu erschlagen» 145 • Die «Sache Christi» 150 • Schlacht- und satirereif 160

5. KAPITEL: Kreuzzüge gegen Balten, Preußen, Stedinger 167

Ostmission oder «alle Slaven ... sofort zu ergreifen und aufzuknüpfen». «Die Fürsten teilten das Geld unter sich» 169 • Der «Frieden Gottes» kommt nach Livland — «ein unvergängliches Ruhmesblatt» 173 • «Faßt sie, reißt sie, schlagt sie tot!» 177 • Altpreußen oder «das Recht der Inbesitznahme durch Eroberung ...» 183 • Preußenmission oder «... töteten sie alle» 186 • Gregor IX. stürzt die Stedinger «in die Grube der Verdammnis» 191

6. KAPITEL: Kaiser Friedrich II. (1194-12.50) und die Päpste Innozenz III., Honorius III., Gregor IX. 197

Neuauflage der Stauferpolitik 199 • Der Pfaffenkaiser kommt 202 • Geld + Besitz = Ehre, doch genug ist nicht genug 206 • Der deutsche Thronstreit wird in Frankreich entschieden zog • Das Vierte Lateranum (1215) — gegen die Juden, gegen die «Ketzer» und für einen neuen Krieg 212 • Der «sanftmütige Honorius» und der Beginn des Fünften Kreuzzugs 215 • Wie man dank eines «ungläubigen» Sultans nicht vernichtet wurde 220 • Papst Honorius drängt den Kaiser zum Krieg 226 • Gregor IX. (1227-1241) beginnt und der nächste Kreuzzug 231 • Papst Gregor überfällt das Reich, während der Kaiser auf einem Kreuzzug weilt 235 • Gregors doppeltes Spiel im Kampf um die Lombardei 240 • Gregor IX. holt zur Vernichtung Friedrichs aus und stirbt 243

7. KAPITEL: Die Inquisition beginnt 251

Die Anfänge der päpstlichen Inquisition in Deutschland — Konrad von Marburg 253 • Je dreckiger, desto heiliger 259 • Inquisitionsgefängnisse, Orte unausdenkbaren Grauens 261 • Practica Inquisitionis 264 • Die Folter, das beeindruckendste Instrument christlicher Nächstenliebe 266 • »Für die katholische Sache ist es sehr zuträglich, wenn die Inquisition reichlich Geldmittel besitzt» 269

8. KAPITEL: Kaiser Friedrich II. und Papst Innozenz IV. 279

Die Flucht nach Lyon 281 • Das Konzil von Lyon, die Lügen des Kardinals und die Absetzung des Kaisers 289 • Zwei päpstliche Gegenkönige in Deutschland und ein neuer Bürgerkrieg 287 • Parma — Friedrichs II. größte Niederlage 293 • «... die unnahbar adlige Haltung» 295 • Mordanschläge auf den Kaiser und ungeheurer Papstjubel über seinen Tod 296 • «... und die Sache Gottes» 299

9. KAPITEL: Ende der Staufer, Aufstieg der Anjou 305

König Ludwig der Heilige — «Muster des katholischen Frankreichs» 307 • Der heilige Krieger und zwei weitere Kreuzzüge 309 • Der Pastorellenaufstand 315 • Der Mongolensturm und die Mission des Johannes von Plano Carpini 316 • Papst Innozenz feilscht um ein Königreich und stirbt 321 • Papst Alexander IV. (1254-1261) sucht die Staufer durch England zu vernichten 326 • «Seht doch, wie sie einander lieben ...» 328 • Papst Urban IV. (1261-1264) und Karl I. von Anjou kommen ins Geschäft 331 • Karl der Retter ist da 334 • Eine Schlacht für das Papsttum ... 337 • ... und ein zweites Gemetzel für das Papsttum nebst Karls Siegesbotschaft 340

10. KAPITEL: Die Habsburger kommen 347

Rudolf von Habsburg stürzt dem Papst zu Füßen 349 • Nikolaus III. und der Nepotismus 354 • Der «französischste» der Päpste und die Sizilianische Vesper 357 • Pro domo — oder aus Reichsgut mach Hausgut 361 • Adolf von Nassau wird König, von Gott abgesetzt und umgebracht 366 • Albrecht I. von Habsburg wird König und ermordet 368

11. KAPITEL: «... wie der Erlöser verraten». Papst Coelestin V. (1294) und Papst Bonifaz VIII. (1294-1303) 375

Ein «Engelpapst» demissioniert 377 • «Der hochgemute Sünder» 379 • Ein Viertel aller Kurialeinnahmen der eigenen Familie zugesteckt 382 • Der Colonnesen-Krieg 385 • Karl II. von Anjou und Papst Bonifaz verlieren Sizilien 391 • König Philipp der Schöne, «Heiliges Jahr» und Bulle «Unam
sanctam» 396 • Das Attentat von Anagni oder «wie der Erlöser verraten ...» 399

12. KAPITEL: Christliches Judenmorden im Mittelalter 403

Die mittelalterlichen Judenverfolgungen auf der Iberischen Halbinsel 4o6 • Die mittelalterlichen Judenverfolgungen in Frankreich 414 • Die mittelalterlichen Judenverfolgungen in England 424 • Die mittelalterlichen Judenverfolgungen in Deutschland 428 • Die «Judenfreundlichkeit» gekrönter Häupter und der Nervus rerum 440

13. KAPITEL: Heinrich VII., ein französischer König, ein französischer Papst und die Vernichtung der Templer 449

Ein Messias aus Luxemburg 451 • Mit Lanzen und Finanzen 457 • Der Templerprozeß, ein monströses Justizverbrechen von Papst und König 461

14. KAPITEL: Kaiser Ludwig IV. der Bayer (um 1281-1347) im Kampf mit Papst Johann XXII. (1316-1334) 471

Das Finanzgenie der Catholica 473 • Der Armutsstreit 479 • Frühe Konfrontationen 481 • Die Schlacht bei Mühldorf oder «Her öheim, ich sach euch nye so gern» 484 • «Bei Gott, ihre Wut soll meiner Wut ... begegnen!» 487 • Zwei Drittel des Kirchengeldes für den Krieg 489 • Rom — Einzug und Auszug 491 • ... und der Rückzug 496 • Ludwigs Tod oder «Süeze künigin, unser frawe ...» 498

ANHANG

Anmerkungen 503 • Benutzte Sekundärliteratur 532 • Abkürzungen 550 • Register 553 • Über den Autor 572 • Das literarische Werk Karlheinz Deschners 574