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Kinder stärken in Zeiten der Digitalisierung In Krisen reflexive Energie entwickeln
Kinder stärken in Zeiten der Digitalisierung
In Krisen reflexive Energie entwickeln




Thomas Damberger, Edwin Huebner (Hrsg.)

Barbara Budrich
EAN: 9783847430223 (ISBN: 3-8474-3022-X)
218 Seiten, paperback, 15 x 21cm, Januar, 2024

EUR 33,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Das digitalisierte und von multiplen Krisen geprägte Alltagsleben hat große Auswirkungen auf die Welt- und Selbstbeziehungen junger Menschen. Vor allem die zunehmende Verlagerung von Lern- und Lebensprozessen in den digitalen Raum erweist sich als Ausdruck vorherrschender Bildungsparadigmen, die mit einer Entpädagogisierung einhergehen. Der Band benennt aktuelle Herausforderungen und zeigt Ansätze für eine Verlebendigung des Pädagogischen in post-pandemischen Zeiten auf.

Die im Zuge der Corona-Maßnahmen verstärkt forcierte Verlagerung von Lern- und Lebensprozessen in den digitalen Raum steht exemplarisch für die multiplen Krisen, denen sich Kinder und Jugendliche in besonderer Weise ausgesetzt sehen. Der vorliegende Band setzt u. a. an den damit einhergehenden, sich verändernden Selbst- und Weltbeziehungen junger Menschen an. Diese werden im Rahmen der einzelnen Beiträge aus gesundheitspädagogischen, schulpädagogischen, waldorfpädagogischen, allgemeinpädagogischen und medienpädagogischen Perspektiven beleuchtet. Das verbindende Moment der Perspektivenvielfalt stellt die Notwendigkeit einer kritischen Reflexion vorherrschender Bildungsparadigmen dar, die eine Digitalisierung der Bildung unbedacht auf Kosten pädagogischer Beziehungskonstellationen vorantreiben. Benannt werden die Gefahren damit einhergehender körperlicher und seelischer Beeinträchtigung, Mangel an Empathie, Marginalisierung der Leiblichkeit, das Risiko zunehmender sozialer Spaltung und eine als Fortschritt missverstandene Technologisierung der Bildung, die letztlich den Charakter einer Obsoleszenz der Pädagogik insgesamt anzunehmen droht. Die Vergegenwärtigung der skizzierten Risiken und Gefahren, die krisenhaft ins Offensichtliche gelangen, begegnet dabei zugleich als Möglichkeit einer Wendung ins Positive. Insofern erschöpfen sich die Beiträge nicht in der Diagnose des Defizitären, sondern weisen im Durchdenken der Krisenmomente stets auf eine Verlebendigung der Pädagogik.

Herausgeber:

Prof. Dr. Thomas Damberger, Freie Hochschule Stuttgart

Prof. Dr. Edwin Hübner, Freie Hochschule Stuttgart
Rezension
Die Freie Hochschule Stuttgart, an der die Herausgeber lehren, ist die anthroposophische Ausbildungsstätte von Waldorflehrer/inne/n. Von daher steht zu erwarten, dass eine Digitalisierungs- und Technik-kritische Perspektive eingenommen wird. Der Digitalisierung von Bildung, forciert durch die Corona-Pandemie, wird nach Auffassung der Waldorf-Pädagogik auf Kosten pädagogischer Beziehungskonstellationen vorangetrieben mit entsprechend einhergehenden körperlichen und seelischen Beeinträchtigungen wie Mangel an Empathie, Marginalisierung der Leiblichkeit oder Risiko zunehmender sozialer Spaltung. Die Technologisierung der Bildung wird als Fortschritt mißverstanden.
Der Sündenfall der Pädagogik geschieht spätestens in den 1960er bis 1970er-Jahren durch eine Übertragung von Technologie auf den Bildungsprozess, wo die traditionelle geisteswissenschaftliche Dominanz der Pädagogik zugunsten eines sozialwissenschaftlichen Selbstverständnisses der Disziplin marginalisiert wird und heute vor allem in der quantitativen Bildungsforschung ihre Zuspitzung erfährt. In der Wirtschaft, der Sozioökonomie und auch in Kultur und Bildung zielt die abstrahierende instrumentelle Vernunft letztlich auf eine Verwertbarmachung ab. Dieser Sammel-Band beleuchtet die Entwicklung kritisch. Vor allem die zunehmende Verlagerung von Lern- und Lebensprozessen in den digitalen Raum erweist sich als Ausdruck vorherrschender Bildungsparadigmen, die mit einer Entpädagogisierung einhergehen.

Jens Walter, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Thomas Damberger/Edwin Hübner
Einleitung und Überblick 7

Tomáš Zdražil
Die Lebens- und Gesundheitssituation der Kinder und Jugendlichen
– eine Bestandsaufnahme 17

Edeltraud Röbe
Schule nach der Pandemie – Kindliche Weltbeziehung zwischen Ordnung und Unordnung 37

Christine Bär
Verloren im Netz: (Digitaler) Alltag und soziale Spaltung im Jugendalter in der Coronazeit 75

Edwin Hübner
Geschwätzige Wahrscheinlichkeitsmaschinen ‒ Was fordern sie unausgesprochen von der Pädagogik? 85

Peter Lutzker
Resonanz, Attunement und pädagogischer Takt als alternative Bildungsparadigmen 99

Matthias Jeuken
Sich verändernde Leib- und Selbsterfahrungen von Kindern und Jugendlichen als Herausforderungen in pädagogischen Kontexten 125

Thomas Damberger
Haltungsschaden! Zur pädagogischen Bedeutung des simulierten virtuellen Unterrichts 145

Edwin Hübner
Nach dem Menschen fragen 199

Die Autorinnen und Autoren 217