|
Karriere »Grundschulleitung«
Über den Einfluss des Geschlechts beim beruflichen Aufstieg ins Schulleitungsamt
Wiebke Bobeth-Neumann
Transcript
EAN: 9783837624663 (ISBN: 3-8376-2466-8)
396 Seiten, paperback, 15 x 23cm, November, 2013
EUR 34,99 alle Angaben ohne Gewähr
|
|
Umschlagtext
»Meinst du, ich pack das?« In der Schulform Grundschule ist das quantitative Ungleichgewicht zwischen Lehrerinnen und Lehrern besonders eklatant. Wenngleich ein deutlicher Aufwärtstrend von Frauen in der Schulleitung zu verzeichnen ist, wird mehr als ein Drittel der Schulleitungspositionen an Grundschulen von Männern bekleidet – und das bei einem Gesamtanteil der Männer am Kollegium von nur ca. 12 Prozent.
Diese Studie untersucht den Aufstiegsweg von Grundschullehrkräften ins Schulleitungsamt und liefert Erklärungen für unterschiedliche Karrieremuster. Zudem stellt Wiebke Bobeth-Neumann die Frage ins Zentrum, ob und in welcher Form Geschlecht als Strukturkategorie auf diesen beruflichen Aufstieg Einfluss nimmt.
Rezension
Nur etwa jede 10. Lehrkraft an Grundschulen ist männlich, jede 3. Schulleitung aber ist männlich: Die Geschlechter-Diskrepanz zwischen Lehrkörper und Schulleitung ist im Grundschulbereich besonders auffällig; Frauen sind in Leitungsfunktionen deutlich unterrepräsentiert; Männer an deutschen Schulen sind in der Schulleitungspositionen überrepräsentiert; Geschlechtergerechtigkeit beim beruflichen Aufstieg ist nur unzureichend gegeben. Bisweilen arbeiten ausschließlich Frauen im Kollegium der Grundschule – aber unter männlicher Leitung ... Jeder zweite Mann, der 25 Jahre im Dienst ist, wird Schulleiter. Diese Studie beleuchtet Aufstiegswege von der Lehrkraft zur Schulleitung und deckt damit einhergehende geschlechtliche Konstruktionen auf. Die Autorin zeigt, in welcher Form Geschlecht als Strukturkategorie auf den beruflichen Aufstieg in der Grundschule Einfluss nimmt.
Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Schlagworte:
Geschlechterforschung, Doing Gender, Qualitative Forschung, Schulleitung, Grundschule, Bildung, Geschlecht, Arbeit, Bildungsforschung, Gender Studies, Bildungspolitik, Bildungssoziologie, Pädagogik
Adressaten:
Erziehungswissenschaft, Pädagogik, Soziologie sowie Lehrkräfte und Praktiker/-innen in der Lehrer/-innenfortbildung
Autoreninfo:
Wiebke Bobeth-Neumann (Dr. phil.) ist Lehrerin in Schleswig-Holstein und pädagogische Studienleiterin am Institut für Qualitätsentwicklung an Schulen Schleswig-Holstein (IQSH). Zudem arbeitet sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin für Lehraufgaben an der Universität Hamburg.
Interview mit Wiebke Bobeth-Neumann
1. »Bücher, die die Welt nicht braucht.« Warum trifft das auf Ihr Buch nicht zu?
Dem aktuellen und vieldiskutierten Thema der ungleichen Geschlechterverteilung von Grundschullehrkräften widmet sich mein Buch unter einem speziellen Blickwinkel. Die Position der Schulleitung steht im Mittelpunkt und mit ihr die Frage: Spielt es heutzutage wirklich noch eine Rolle, ob eine Grundschullehrerin oder ein Grundschullehrer in dieses Amt aufsteigen will? Befragungen von Lehrer/-innen geben Aufschluss darüber, mit welchen Schwierigkeiten zu rechnen ist und welche Faktoren sich förderlich auswirken.
2. Welche neuen Perspektiven eröffnet Ihr Buch?
Die Genderkompetenz von Lehrkräften ist nicht nur im Umgang mit Schüler/-innen relevant, sondern ebenso als Basis für Geschlechtergerechtigkeit beim beruflichen Aufstieg ihrer Kollegen/-innen von Bedeutung. Auch unter dem Aspekt beruflicher Erfüllung von Lehrerinnen und Lehrern in Grundschulen werden die Defizite eines gendersensiblen Miteinanderumgehens von der deutschen Forschung noch randständig berücksichtigt.
3. Welche Bedeutung kommt dem Thema in den aktuellen Forschungsdebatten zu?
Das Thema lässt sich in zwei Diskursen verorten. Im Professionalisierungsdiskurs wird das in den vergangenen Jahren signifikant gestiegene Anspruchspostulat an Schulleitungen und daraus resultierend die Notwendigkeit von Qualifizierungsmaßnahmen für dieses Amt aufgegriffen. In meinem Buch stehen zwei aktuelle Qualifizierungsangebote im Fokus. Im Geschlechterdiskurs wird der Ruf nach mehr männlichen Grundschullehrern aus unterschiedlichen Perspektiven heraus beleuchtet.
4. Mit wem würden Sie Ihr Buch am liebsten diskutieren?
Zuallererst natürlich mit Pierre Bourdieu, da erst sein Habituskonzept eine tiefgründige Analyse der empirischen Daten ermöglichte. Weiterhin mit all denen, die bereit sind aufgrund der hier explizierten Konstruktionsprozesse von Geschlecht differenztheoretische Dichotomisierungen zu überdenken.
5. Ihr Buch in einem Satz:
Ich gebe Einblick in die Aufstiegswege von der Lehrkraft zur Schulleitung und decke zugleich damit einhergehende geschlechtliche Konstruktionen auf.
Editorial zur Reihe "Theorie Bilden":
Die Universität ist traditionell der hervorragende Ort für Theoriebildung. Ohne diese können weder Forschung noch Lehre ihre Funktionen und die in sie gesetzten gesellschaftlichen Erwartungen erfüllen. Zwischen Theorie, wissenschaftlicher Forschung und universitärer Bildung besteht ein unlösbares Band.
Auf diesen Zusammenhang soll die Schriftenreihe Theorie Bilden wieder aufmerksam machen in einer Zeit, in der Effizienz- und Verwertungsimperative wissenschaftliche Bildung auf ein Bescheidwissen zu reduzieren drohen und in der theoretisch ausgerichtete Erkenntnis- und Forschungsinteressen durch praktische oder technische Nützlichkeitsforderungen zunehmend delegitimiert werden. Der Zusammenhang von Theorie und Bildung ist in besonderem Maße für die Erziehungswissenschaft von Bedeutung, da Bildung nicht nur einer ihrer zentralen theoretischen Gegenstände, sondern zugleich auch eine ihrer praktischen Aufgaben ist. In ihr verbindet sich daher die Bildung von Theorien mit der Aufgabe, die Studierenden zur Theoriebildung zu befähigen.
Die Reihe Theorie Bilden ist ein Forum für theoretisch ausgerichtete Ergebnisse aus Forschung und Lehre, die das Profil des Faches Erziehungswissenschaft, seine bildungstheoretische Besonderheit im Schnittfeld zu den Fachdidaktiken, aber auch transdisziplinäre Ansätze dokumentieren.
Die Reihe wird herausgegeben von Hannelore Faulstich-Wieland, Hans-Christoph Koller, Karl-Josef Pazzini und Michael Wimmer, im Auftrag der erziehungswissenschaftlichen Fachbereiche der Universität Hamburg.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung und Fragestellung | 9
2 Berufsfeld Grundschule | 19
2.1 Entwicklung der Grundschulen | 20
2.2 Geschlechterverhältnisse im Lehr- und Schulleitungsberuf | 29
3 Karrierewege im Berufsfeld Grundschule | 35
3.1 Der Karriereweg ins Schulleitungsamt als Statuspassage | 35
3.2 Rekrutierungspraxis und Aufgaben von Schulleitungen an schleswig-holsteinischen Grundschulen | 42
3.3 Professionalisierungsentwicklungen des Berufsbildes Schulleitung | 49
3.4 Qualifizierung von Schulleiterinnen und Schulleitern in Schleswig-Holstein | 57
3.4.1 Fortbildungsangebot „Training zur Vorbereitung auf Schulleitungsaufgaben (TVaS)“ | 59
3.4.2 Studiengang „Master für Schulmanagement und Qualitätsentwicklung“ | 60
3.4.3 Zusammenfassende Betrachtung der Qualifizierungssituation | 62
4 Forschungsüberblick und theoretische Rahmung | 67
4.1 Stand der Forschung zu Schulleitung und Geschlecht | 67
4.2 Das Denkmodell Bourdieus | 88
4.3 Die Rahmenanalyse Goffmans | 100
4.4 Der erkenntnistheoretische Rahmen in Bezug auf die Konsequenzen für die Arbeit | 106
5 Empirisches Vorgehen | 111
5.1 Vorstellung und Durchführung des empirischen Forschungsprozesses | 111
5.2 Zwischen Reifizierung und Ignorierung von Geschlechterdifferenzen | 114
5.3 Methodisches Vorgehen bei der Datenerhebung | 116
5.3.1 Interviews | 117
5.3.2 Teilnehmende Beobachtung | 122
5.4 Datenauswertung mit der dokumentarischen Methode | 131
6 Einführung ins Forschungsfeld | 145
6.1 Einführung ins Feld: Präsenzveranstaltung des Studienganges „Master für Schulmanagement und Qualitätsentwicklung“ | 145
6.2 Einführung ins Feld: zwei Module des „Trainings zur Vorbereitung auf Schulleitungsaufgaben (TVaS)“ | 160
7 Sinngenetische Typenbildung | 173
7.1 Typus „risikoloses Probehandeln“ | 177
7.1.1 Situativer Kontext: „Ich glaub, ich bin so ein bisschen Mami so im Kollegium“ | 178
7.1.2 Interaktion: „Schulmanagement, das klingt ja auch so, will die jetzt Schulleiterin werden, dreht die jetzt ganz ab?“ | 186
7.1.3 Intention: „Ich glaube, man kann auch ganz viel im Kleinen bewegen“ | 195
7.1.4 Konsequenzziehung: „nicht so vordergründig ist, dass das unbedingt nächstes Jahr passieren muss“ | 201
7.1.5 Rahmenveränderlichkeit in zeitlicher Dimension am Beispiel der Probandin Krug | 203
7.2 Typus „Abgrenzungsneigung“ | 209
7.2.1 Situativer Kontext: „das ist mein Arbeitsplatz und nicht mein Wohnzimmer“ | 210
7.2.2 Interaktion: „Ich hab’ das nie irgendwie verheimlicht“ | 223
7.2.3 Intention und Konsequenzziehung: „Wenn sich irgendeine Schule ergibt […], bewerbe ich mich auch jetzt schon während des Studiums“ | 233
7.2.4 Konsequenzziehung Herr Lohse: „Ich glaube, dass das für viele Kollegen ein Problem sein wird mit der Akzeptanz von extrem jungen Schulleitern“ | 236
7.3 Typus „Bestätigungsbedürfnis“ | 240
7.3.1 Situativer Kontext: „hab mir meinen Stand so erarbeitet, dass ich auch mal gefragt werde“ | 240
7.3.2 Interaktion: „Und da sagten alle: Das wär Klasse, wenn du Schulleiter wirst“ | 247
7.3.3 Intention: „Also nee, wenn die sich gegen mich entscheiden, dann hab’ ich keine Lust mehr“ | 252
7.3.4 Konsequenzziehung: „Ich bin nicht bereit, alles dafür aufzugeben“ | 258
7.3.5 Rahmenveränderlichkeit in zeitlicher Dimension am Beispiel der Probanden Basting und Hagen | 260
7.4 Typus „handelnder Positionsanstieg“ | 265
7.4.1 Situativer Kontext: „es hat sich irgendwie gezeigt, dass ich irgendwie Interesse hab, so mitzumischen und mitzuentscheiden“ | 266
7.4.2 Interaktion: „Ich hab das Kollegium ganz offen und ehrlich gefragt: Könntet ihr euch das vorstellen?“ | 274
7.4.3 Intention: „Ich bin ja jetzt jemand anders“ | 281
7.4.4 Konsequenzziehung: „Aber jetzt wollte ich das durchziehen“ | 287
7.5 Zusammenfassung | 295
8 Soziogenetische Analyse | 305
8.1 Statuspassage und Konstruktion von Männlichkeit | 306
8.1.1 Vergeschlechtlichung der Arbeitsfelder „Grundschullehrer“ und „Schulleiter“ | 307
8.1.2 Eminenter geschlechtshomogener Ermutigungserhalt männlicher Lehrkräfte | 315
8.1.3 Hohe Bewerbungsquantität | 322
8.1.4 Heruntermodulation des Stellenwerts von Ermutigung und Bestätigung bzw. soziale Distanzierung a posteriori | 324
8.1.5 Zwischenfazit | 330
8.2 Statuspassage und Konstruktion von Weiblichkeit | 332
8.2.1 Ausbleibende Ermutigung junger Grundschullehrerinnen | 333
8.2.2 Restriktive Ausgangspositionierung | 339
8.2.3 Qualifizierungssackgasse | 346
8.2.4 Variantenvielfalt von Offenlegungstaktiken | 350
8.2.5 Zwischenfazit | 355
9 Resümee | 361
Literaturverzeichnis | 371
Weitere Titel aus der Reihe Theorie Bilden |
|
|