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John Stuart Mills
John Stuart Mills "Utilitarismus"
Ein kritischer Kommentar


Studienausgabe 2012

(Die erste Auflage erschien 1992 unter der ISBN 3-495-47736-5.)

Jean-Claude Wolf

Verlag Karl Alber
EAN: 9783495484852 (ISBN: 3-495-48485-X)
292 Seiten, paperback, 14 x 22cm, 2012

EUR 24,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Alber Praktische Philosophie Band 45
Rezension
Utilitaristische Ethik folgt folgendem Prinzip: Diejenige Handlung bzw. Handlungsregel (Norm) ist im sittlichen bzw. moralischen Sinne gut bzw. richtig, deren Folgen für das Wohlergehen aller von der Handlung Betroffenen optimal sind. Der utilitaristische Ansatz wurde vor allem durch Jeremy Bentham (1748–1832) (Quantitativer Utilitarismus) und John Stuart Mill (1806–1873) (Qualitativer Utilitarismus) systematisch entwickelt und auf konkrete Fragen angewandt. Im Utilitarismus als teleologische Ethik ergibt sich die Richtigkeit einer Handlung grundsätzlich nicht aus ihr selbst oder ihren Eigenschaften, sondern aus ihren Folgen. Den Utilitarismus in allen seinen Unter-Formen einen folgende Prinzipien: 1) Maßstab zur Beurteilung der Folgen ist die Utilität, der Nutzen einer Handlung. 2) Das einzige Gut des Utilitarismus ist das Glück bzw. Wohlergehen. 3) Utilitarismus ist universalistisch, da das Glück und Leid jedes Individuums in dessen Überlegungen das gleiche Gewicht besitzt. - Der hier anzuzeigende Kommentar bezieht sich auf das Grundlagenwerk Mills zum Utilitarismus und liegt jetzt als Paperback-Studienausgabe vor. Der Autor verknüpft die Erörterung philosophie-historischer Aspekte mit der Analyse von Sachfragen der gegenwärtigen Utilitarismus-Debatte.

Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
John Stuart Mills moralphilosophische Hauptschrift "Utilitarism", ein klassischer Text zur normativen Ethik, wird hier zum ersten Mal umfassend kommentiert. Wolf verknüpft die Erörterung philosophiehistorischer Aspekte mit der Analyse von Sachfragen der gegenwärtigen Utilitarismus-Debatte. Er legt Mills gedankliche Hintergründe frei, gewichtet die Erwägungen, von denen Mill sich leiten ließ, und würdigt kritisch seine Argumente. Dabei wird auch die umfangreiche Mill-Literatur aufgearbeitet. Das Buch, klar und unprätentiös in der Diktion und durchsichtig in der Gedankenführung, vermittelt ein differenziertes Bild von Anspruch, Methodologie und Tragweite des Utilitarismus im allgemeinen und vom Ansatz J. St. Mills im besonderen.

Autoreninfo:
Jean-Claude Wolf, geb. 1953, ist seit 1993 Ordinarius für Ethik und politische Philosophie an der Universität Fribourg in der Schweiz; er hat sich in den letzten Jahren mit dem Bösen, mit Tierethik und praktischer Philosophie und Religionsphilosophie des 19. und 20. Jahrhunderts beschäftigt, insbesondere mit Autoren wie Nietzsche, Schopenhauer, Hegel, Stirner und Eduard von Hartmann. 2011 erschien in der Philosophischen Bibliothek bei Meiner eine von ihm besorgte Neuausgabe der deutschen Übersetzung von John Stuart Mills Autobiographie. Weitere Veröffentlichungen im Bereich der Ethik, Rechtsphilosophie und praktischen Philosophie; bei Alber: "Verhütung oder Vergeltung? Einführung in ethische Straftheorien" (1992) und "Kommentar zu Mills Utilitarismus" (1992).
Inhaltsverzeichnis
Vorbemerkung 15

Einleitung l7

Fortlaufender Kommentar zu Mills „Utilitarianism" 27

1. Kapitel: Allgemeine Bemerkungen 29

1.1 Geringer Fortschritt in der Moralphilosophie 29
1.2 Der Kontrast von „science" und „practical art" 32
1.3 Ablehnung von moral-sense Theorien 34
1.4 Der stillschweigende Einfluß des Utilitarismus 37
1.5 Engere und weitere Bedeutung von „proof" 39
1.6 Korrektes Verständnis - Abwehr von Mißverständnissen 43

2. Kapitel: Was Utilitarismus ist 45

2.1 Zwei Mißverständnisse 45
2.2 Formulierung des Nützlichkeitsprinzips 46
2.3 Der Vorwurf der „Schweinephilosophie" 48
2.4 Verschiedene Arten bzw. Qualitäten der Lust 49
2.5 Wünschenswerte Lüste sind die, welche von einer Mehrheit von Erfahreneren vorgezogen werden 53
2.6 „Besser ein zufriedener Sokrates als ein zufriedener Narr" 61
2.7 Auch die Erfahreneren sind nicht immer frei von Charakterschwäche 68
2.8 Rekapitulation des Testverfahrens und Urteilsspruch zur Qualifizierung der Lüste/ Freuden durch die Mehrheit der Erfahreneren 69
2.9 Das Glück des Individuums selbst und sein Beitrag zum Gesamtglück 73
2.10 Wiederholung des „Greatest Happiness Principle" 75
2.11 Drei Einwände gegen eine Glücksethik 76
2.12 Zum ersten Einwand, Glück lasse sich nicht direkt anstreben 77
2.13 Das allen erreichbare Glück besteht in einer Kombination von Ruhe und Erregung 79
2.14 Die meisten Hindernisse zur Erreichung des ; Glücks lassen sich beseitigen 83
2.15 Zu den Einwänden 2 und 3: Wir müssen nicht Säulenheilige werden 85
2.16 Das Stoische Lebensideal 87
2.17 Opfer ist als solches kein Gut 87
2.18 Strenge Unparteilichkeit - Goldene Regel - institutionelle und pädagogische Dimensionen des Utilitarismus 88
2.19 Zum Einwand der Überforderung 91
2.20 Erwiderung auf den Einwand der Kälte 94
2.21 Berechtigte Vorwürfe an die Adresse sturer Utilitaristen 96
2.22 Der Vorwurf der Gottlosigkeit 98
2.23 Der Vorwurf des Opportunismus -am Beispiel des Lügenverbots 101
2.24 Der Einwand des Zeitmangels für utilitaristische Kalkulationen und die Antwort: Orientierung an sekundären Regeln 105
2.25 Zum Einwand, der Utilitarismus fördere Selbstbegünstigung 109

3. Kapitel: Von der fundamentalen Sanktion des Nützlichkeitsprinzips 111

3.1 Die Fragestellung 111
3.2 Eine Antwort: Erziehung zur Nächstenliebe 116
3.3 Äußere Sanktionen 117
3.4 Innere Sanktionen 119
3.5 Die fundamentale Sanktion aller Moral 120
3.6 Die moralisch motivierende Kraft ist nur das innere Gefühl 121
3.7 Auch die Intuitionisten anerkennen das Utilitätsprinzip 124
3.8 Die moralischen Gefühle sind erworben, doch nicht unnatürlich 126
3.9 Obwohl künstlich, ist die Assoziation zwischen Pflichtgefühl und Nutzen nicht ohne natürliche Gefühlsgrundlage 126
3.10 Diese natürliche Grundlage bilden die sozialen Gefühle 126
3.11 Fernziel und Nahziel - „Verbrüderung" und Nicht-Rivalität 129

4. Kapitel: Welcherart Beweis sich für das Nützlichkeitsprinzip führen läßt 132

4.1 Letzte Zwecke sind unbeweisbar 132
4.2 Fragen nach dem Zweck - Die utilitaristische Doktrin 134
4.3 Glück ist wünschenswert, weil gewünscht 135
4.4 Außer dem Wunsch nach Glück gibt es auch den nach Tugend 141
4.5 Tugend gehört zu den verschiedenen Teilen des Glücks 143
4.6 Weitere Illustrationen für die Zweckwerdung von Mitteln 149
4.7 Zur Sonderstellung der Tugend unter den „Teilen des Glücks" 153
4.8 Nichts wird begehrt außer Glück 155
4.9 Von welcher Art der Beweis ist 157
4.10 Beweis durch Selbstbewußtsein, Selbst- und Fremdbeobachtung 159
4.11 Ein letzter Einwand: Was für das Begehren gilt, gilt nicht für das Wollen 161
4.12 Wenn diese Doktrin wahr ist ... 165

5. Kapitel: Über den Zusammenhang zwischen Gerechtigkeit und Nützlichkeit 168

5.1 Gerechtigkeit ist die mächtigste Intuition, welche gegen den Utilitarismus spricht 169
5.2 Ursprung und bindende Kraft (Geltung und Genesis) 171
5.3 Gibt es eine allem ungerechten Verhalten gemeinsame Qualität? 172
5.4 Weiteres Vorgehen 173
5.5 „Ungerecht" in der Bedeutung von „gesetzliches Recht mißachtend" 173
5.6 „Ungerecht" in der Bedeutung von „moralisches Recht mißachtend" 174
5.7 Ein dritter Gerechtigkeitsbegriff: Jedem nach seinen Verdiensten 177
5.8 Ungerechtigkeit als Verstoß gegen Treu und Glauben 178
5.9 Fünfte Bedeutung: Unparteilichkeit 180
5.10 Sechste Bedeutung: Gleichheit 181
5.11 Zur verwirrenden Vielfalt von Gerechtigkeitsauffassungen 182
5.12 Etymologische Wurzeln von „gerecht" 183
5.13 Ausdehnung der Bedeutung: Gerechtigkeit ist das, wozu man jemanden zwingen sollte 183
5.14 Der Bereich der Moral 184
5.15 Die Sphäre der Gerechtigkeit - Korrelation von Rechten und Pflichten 189
5.16/17 Die Fragen nach den Gerechtigkeitsgefühlen werden wieder aufgegriffen 191
5.18/19 Die Elemente des Gerechtigkeitsgefühls 192
5.20 Fähigkeit zur Sympathie mit allen empfindenden Lebewesen 193
5.21 Entstehung des gerechten Zorns 193
5.22 Eine utilitaristische Umformulierung von Kants Kategorischem Imperativ 195
5.23 Der Begriff der Gerechtigkeit 196
5.24/25 Rechte definieren Aufgaben der Gesellschaft 197
5.25 Begründung von Rechten im Allgemeinnutzen und im besonders wichtigen Interesse an Sicherheit 198
5.26 Das „innere Orakel" der Gerechtigkeit ist vieldeutig 199
5.27 Einwand der Vieldeutigkeit des Nützlichkeitsprinzips 200
5.28 Kontroversen um die Strafgerechtigkeit 200
5.29 Widersprüchliche Intuitionen in Bezug auf das gerechte Strafmaß 206
5.30 Kontroversen über Lohngerechtigkeit 208
5.31 Unvereinbare Vorschläge zur gerechten Besteuerung 210
5.32 Auf Nützlichkeit gegründete Gerechtigkeit ist der Hauptteil der Moral 210
5.33 Zur Asymmetrie zwischen Wohltätigkeit und Verhütung von Schädigung 211
5.34 Die Enttäuschung berechtigter Erwartungen als ein Typus von Fremdschädigung 212
5.35 Die meisten Gerechtigkeitsgrundsätze sind Hilfsprinzipien 213
5.36 Unparteilichkeit und Gleichheit sind zugleich Korollarien und Teil der Bedeutung des Nützlichkeitsprinzips 213
5.37 Einschränkungen der Gerechtigkeit 214
5.38 Resume von Mills Lösung „der einzigen wirklichen Schwierigkeit" der militaristischen Moralphilosophie 215

Schlußbemerkung 217
Literaturverzeichnis 227
Personenregister 253
Sachregister 258

Nachwort zur zweiten Auflage 261
Auswahl von Literatur zu Mills Utilitarismus, die nach 1993 erschienen ist 287