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Heinrich Heine (1797-1856) Emanzipation in Zeiten des Umbruchs
Heinrich Heine (1797-1856)
Emanzipation in Zeiten des Umbruchs




Madleen Podewski

Königshausen & Neumann Verlag
EAN: 9783826070716 (ISBN: 3-8260-7071-2)
94 Seiten, paperback, 14 x 21cm, 2021

EUR 9,80
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Heinrich Heines Humanismus hat viele, sich zum Teil widersprechende Dimensionen. Aber gerade in dieser Vielschichtigkeit ist er zutiefst verbunden mit den gravierenden Umbrüchen, die die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts prägen: Mit dem Ende der Goethezeit verlieren Vorstellungen ihre Plausibilität, die von der Epochenschwelle um 1800 herkommen: vom »ganzen Menschen«, von der Geschichte als Fortschritt und von der Rolle, die Kunst und Dichtung für die »Erziehung des Menschengeschlechts« spielen können. In einer Übergangsphase, in der dieses Alte seine Verbindlichkeit verliert und in der um das Neue noch gestritten wird, engagiert sich Heine für eine humane Welt. Dabei versteht er sich selbst emphatisch als Zeitgenosse, dem »der große Weltriss mitten durch das Herz geht«. Der Band zeigt, welche vielfältigen Vorschläge Heine dafür unterbreitet, wie die Geschichte der Menschen neu gesehen und gestaltet werden kann - in einer Haltung des Experimentierens und in der ihm eigenen, unnachahmlichen Diktion zwischen Betroffenheit und spöttischer Distanz. Und er zeigt, wie Heine, als getaufter Jude und Exilant in Paris ein Außenseiter, dabei immer und trotz aller scharfen Kritik an den Zeitläuften voller Empathie für die leidende Menschheit ist.

Madleen Podewski hat Germanistik und Italianistik studiert. Nach Lehr- und Forschungstätigkeiten in Karlsruhe, Jerusalem, Wuppertal, Aachen und Marburg ist sie jetzt Privatdozentin an der Freien Universität Berlin.
Rezension
Heinrich Heine (1797 Düsseldorf – 1856 Paris) ist einer der bedeutendsten, umstrittensten und politischten deutschen Dichter und Journalisten des 19. Jahrhunderts. Er machte die Alltagssprache lyrikfähig, erhob das Feuilleton und den Reisebericht zur Kunstform und verlieh der deutschen Sprache stilistische Leichtigkeit und Eleganz. Als kritischer, politisch engagierter Journalist und Satiriker war er bewundert und gefürchtet. Bekannt sind nicht nur seine oft zitierten Worte aus dem Gedicht „Nachtgedanken“ (1843): Denk' ich an Deutschland in der Nacht, Dann bin ich um den Schlaf gebracht. Er verband darin die Sorge um die politischen Zustände in Deutschland mit der Sorge um seine verwitwete Mutter. Seine Reisen nach Deutschland haben insbesondere „Deutschland. Ein Wintermärchen“ hervorgebracht. Darin geht er mit Staat, Kirche und Gesellschaft Deutschlands ins Gericht: „Ein neues Lied, ein besseres Lied O Freunde, will ich euch dichten! Wir wollen hier auf Erden schon Das Himmelreich errichten.“ Heinrich Heines berühmt-berüchtigte Winterreise durch Deutschland im Jahre 1844 ist ein Meisterwerk der politischen Satire. - Die Reihe "Humanistische Porträts" beleuchtet kompakt Leben und Werk von Menschen, die Menschlichkeit und den Menschen, Menschenrechte, Menschenwürde und Humanität in den Mittelpnkt gerückt haben. Dabei entstehen keine Biographien, keine Heiligengeschichten oder Vorbilder, sondern kritische, anschauliche Charakteristiken incl. Irrwegen und Scheitern.

Dieter Bach, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Prolog 7

1. Ein humanistisches Porträt im Zeichen von Freiheit und Emanzipation 10
2. Unruhige Zeiten 13
2.1 Verfolgung und Zensur 14
2.2 Pariser Jahre 17
2.3 Heine und das Judentum 19
3. Umbrüche im Denken und Wissen 22
4. Der Berufsschriftsteller 26
5. Die Macht der Gegenwart 30
6. Emanzipation der Prosa 33
7. Abschied von der Kunstperiode 36
8. Kritik an der heiligen Allianz aus Adel und Kirche 40
9. Französische Revolutionen und deutsche Gedanken 45
10. Nachrevolutionäres Paris und ‚Realismus' in Deutschland 48
11. Verlorener Posten im Freiheitskrieg 51
12. Emanzipation und Menschenrechte im Rahmen von Politik, Gesellschaft und Ökonomie 53
12.1 Frühsozialistische Ideen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts 54
12.2 Frühsozialistische Ideen in Heines Paris 55
13. Rehabilitation der Materie — Emanzipation des Fleisches 58
14. Emanzipation des kranken Körpers 60
15. Emanzipation und Religion(en) 63
15.1 Atheismus und Kommunismus 64
15.2 Trost und Unsterblichkeit 65
16. Emanzipation und Außenseiterschaft 67
17. Emanzipation mit Distanz 69
18. Emanzipation und Exklusivität 72
19. Lockerungsübungen in humanistischem Denken 75

Zeittafel 77
Literaturverzeichnis 80
/1/ Heines Schriften und Briefe 80
/2/ Zeitgenössische Literatur 82
/3/ Forschungsliteratur 83
Anmerkungen 85
Verzeichnis der Abbildungen 88
Über die Autorin 90