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Niccolò Machiavelli (1469–1527) Historische Vernunft und politische Macht
Niccolò Machiavelli (1469–1527)
Historische Vernunft und politische Macht




Enno Rudolph

Königshausen & Neumann Verlag
EAN: 9783826067303 (ISBN: 3-8260-6730-4)
82 Seiten, paperback, 14 x 21cm, 2021

EUR 9,80
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Niccolò Machiavellis Ruhm beruht im Wesentlichen auf dem Erfolg seiner wenig umfangreichen und in der Form eines Briefes an Lorenzo di Piero de Medici (Enkel Lorenzos des Prächtigen) im Jahre 1513 im Exil verfassten und 1532 postum erschienenen Schrift "Der Fürst/Il Principe". Die über lange Zeit isoliert vom Werkkontext verlaufene Rezeption dieses Büchleins hat die Entstehung des verbreiteten Urteils begünstigt, demzufolge Machiavelli als der Begründer des nach ihm benannten »Machiavellismus« gilt. Diese Ansicht kann inzwischen als überholt angesehen werden, nachdem die weltweite Rezeption seines Werkes seit Jahrzehnten zunehmend intensiver den Kontext seiner anderen Schriften mitberücksichtigt hat. Die Zuordnung Machiavellis zur Strömung des Humanismus rechtfertigt sich u.a. aus seiner deutlichen Prägung durch die klassischen Bildungsideale der »humanistischen Studien« (studia humanitatis), die sich im Erwerb von Kompetenzen wie der Kunst der Geschichtsschreibung, der Rhetorik oder der kreativen Betätigung auf dem Feld der Poesie manifestiert haben. Sämtliche dieser Kompetenzen hat Machiavelli sich im Rahmen seiner permanenten Auseinandersetzung mit eminenten Autoren der Antike – vornehmlich der römischen – angeeignet. Ihm kommt zudem das Verdienst zu, das humanistische Paradigma um die Dimension der Kunst des politischen Handelns erweitert und die Politik zu einem Praxisfeld sui generis gemacht zu haben.

Enno Rudolph, Emeritus für Philosophie an der Universität Luzern. 1974 Promotion über Kant an der Universität Heidelberg. 1983 Habilitation über Aristoteles daselbst. Gründer und bis 2011 Leiter des Kulturwissenschaftlichen Instituts. Gastprofessuren im In– und Ausland. Zahlreiche Veröffentlichungen vor allem zur Philosophie der Renaissance.
Rezension
Das philosophisch-politische Denken der Neuzeit läßt die Geschichtsdarstellung üblicher Weise mit Niccolò Machiavelli (1469–1527) einsetzen; denn hier findet sich eine reflektierte, neuzeitliche politische Philosophie der Staatsraison und der Souveränitätslehre. Seit der Antike wird darüber diskutiert, welche Form von politischer Herrschaft die beste sei. Seit der Neuzeit wird grundlegender darüber debattiert, ob und wie sich politische Herrschaft überhaupt legitimieren läßt. Die politische Philosophie als normative Teildisziplin der Philosophie und des politikwissenschaftlichen Teilfaches Politische Theorie befasst sich u.a. mit philosophischen Theorien der Gesellschaft sowie der Rechts- und der Staatsphilosophie. Hier ist Niccolò Machiavelli von grundlegender Bedeutung für die Neuzeit mit seiner 1532 postum erschienenen Schrift "Der Fürst / Il Principe". Ihm kommt das Verdienst zu, das humanistische Paradigma um die Dimension der Kunst des politischen Handelns erweitert und die Politik zu einem Praxisfeld sui generis gemacht zu haben. Auch wenn Machiavelli lange als Machiavellist und Machtmensch mißverstanden wurde, so gehört er jedenfalls in die Reihe "Humanistische Porträts"; sie beleuchtet kompakt Leben und Werk von Menschen, die Menschlichkeit und den Menschen, Menschenrechte, Menschenwürde und Humanität in den Mittelpnkt gerückt haben. Dabei entstehen keine Biographien, keine Heiligengeschichten oder Vorbilder, sondern kritische, anschauliche Charakteristiken incl. Irrwegen und Scheitern.

Dieter Bach, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Einleitung 7

I. „Machiavelli war kein Machiavellist" 9

II. „Nie versuchte er durch Gewalt zu siegen, wo er es durch Betrug vermochte." 13

III. Homo instrumentum humanitatis. Humanitas und Politik 20

a) Der Politiker als Poet 23
b) Der Fürst als Vorbild. Die drei ,Kardinaltugenden` 26
c) Fürst ohne Amt? 31

IV. Studia exornant — Unter dem Regime Ciceros 33

V. „Es ist das bene commune, das den Staat groß macht" - Eine Renaissance der res publica 38

Exkurs
Machiavellis Wirkungsmacht.
Shakespeare oder Robespierre? 45

VI. „Was zu beachten ist und was zu meiden sei".
Vom Nutzen und Vorteil der Geschichte für das Leben 51

a) Von Lukian über Petrarca zu Machiavelli 52
b) Der Fall Castruccio Castracani II 56
c) Dante und Petrarca 58
d) Geschichtsphilosophie oder Geschichtlichkeit? 61

Schlussbemerkung - schlechte Menschen, lügende Fürsten? 66

Verzeichnis fremdsprachiger Begriffe 68
Anmerkungen 69
Quellen 72
Literatur 73
Abbildungen 77
Über den Autor 79