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Gespräche zwischen Leibniz und Kant über Ontologie und Metaphysisches im 21. Jahrhundert
Gespräche zwischen Leibniz und Kant über Ontologie und Metaphysisches im 21. Jahrhundert




Ingeborg Strohmeyer

Königshausen & Neumann Verlag
EAN: 9783826065224 (ISBN: 3-8260-6522-0)
110 Seiten, kartoniert, 16 x 23cm, August, 2018

EUR 29,80
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Die Autorin lässt Leibniz und Kant eine Ontologie erörtern. wie man sie auf der Basis ihrer alten philosophischen Positionen - Transzendentalphilosophie qua Ontologie der äußeren Erscheinungen und Monadologie qua Ontologie der Individuen - im 21. Jahrhundert noch vertreten kann. Dann besprechen sie die Musik in ihrer Relevanz für die Ontologie. Schließlich geben sie einen Ausblick auf Metaphysisches, indem sie metaphysische Perspektiven im kosmologischen Bereich aufzeigen und sodann -

nach einer philosophiegeschichtlichen Betrachtung - ontologische Bestimmungen der Engel entwickeln.
Rezension
Existieren wir überhaupt oder leben wir in einer Matrix? Haben wir Menschen einen freien Willen oder ist dieser nur eine Illusion? Besitzt Mentales eine eigene Dignität oder ist es nur ein Epiphänomen physischer Vorgänge? Welchen ontologischen Status haben Engel? Diese Fragen, die gegenwärtig Gegenstand verschiedener Subdisziplinen der Philosophie sind, fielen bis ins 19. Jahrhundert ins das Fachgebiet der Metaphysik, welche die letzten Prinzipien unserer Welt sucht(e). Angesichts neurowissenschaftlicher Debatten und der digitalen Revolution gewinnen solche ontologischen und metaphysischen Fragen wieder an Aktualität. Antworten auf diese haben u.a. die neuzeitlichen Philosophen Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) mit seiner Monadologie und Immanuel Kant (1724-1804) mit seiner Transzendentalphilosophie gesucht und gegeben.
Aber wie macht man ihre abstrakten Positionen und ihre argumentative Begründung Schülerinnen und Schülern im Jahre 2018 im Philosophie- oder Ethikunterricht zugänglich, ohne sie zu demotivieren und an ihnen vorbei zu unterrichten? Sicherlich nicht, in dem man als Lehrkraft, Schülerinnen und Schüler ausschließlich mit unveränderten Originaltexten von Leibniz und Kant konfrontiert. Das ist ‚Steinzeit-Didaktik‘ unter dem Deckmantel der Wissenschaftspropädeutik und zugleich Ausdruck fehlender didaktisch-methodischer Kreativität. Ziel des Philosophie- und Ethikunterrichts ist es nicht, aus Jugendlichen ‚Kant-Philologen‘ zu machen, sondern sie zur eigenständigen philosophischen bzw. ethischen Urteilsbildung zu befähigen. Philosophinnen und Philosophen fungieren dabei als „Dialogpartner“ (Ekkehard Martens), welche die Schülerinnen und Schüler beim Reflektieren und Argumentieren unterstützen. Eine didaktisch sinnvolle Möglichkeit abstrakte Gedankengänge und zentrale Ideen heutigen Schülerinnen und Schülern zu vermitteln, besteht darin, mit fiktiven Interviews oder fiktiven Gesprächen im Unterricht zu arbeiten. Das Dialogisieren philosophischer Aussagen - mit oder ohne Originalzitate, mit einem oder zwei Philosophinnen oder Philosophen - ist eine in der gegenwärtigen Philosophiedidaktik anerkannte Methode, die von allen an professionsbezogener Referendarsausbildung orientierten Ausbilderinnen und Ausbilder an Studienseminaren gelehrt wird.
Den Weg des Dialogisierens, den bereits 1923 der philosophische Schriftsteller Salomo Friedlaender (1871-1946) mit seinem Buch „Kant für Kinder. Fragelehrbuch für den sittlichen Unterricht“ beschritten ist (vgl. https://lbib.de/Kant-fuer-Kinder-31173), ging auch 1994 Ingeborg Strohmeyer (*1943) in ihrem Buch „Philosophische Gespräche. Leibniz und Kant über das Individuenproblem“. Zu diesem „Philo-Talk“ erschien 2018 ebenfalls bei Königshausen & Neumann ihr Nachfolger „Gespräche zwischen Leibniz und Kant über Ontologie und Metaphysisches im 21. Jahrhundert“. Die ausgewiesene Kant-Expertin, die über „Transzendentalphilosophische und physikalische Raum-Zeit-Lehre“ (1980) promovierte und die Abhandlungen „Kantischer und moderner Apriorismus“ (2014) und „Musik und Spiel im Lichte der Kant-Schillerschen Ästhetik“ (2016) veröffentlichte, hat auch in ihrem neuen Buch fiktive Dialoge zwischen Leibniz und Kant konstruiert, die sich durch fachliche Präzision, durch ein sinnvolles Arrangement kreativer Formulierungen philosophischer Aussagen von Leibniz und Kant sowie durch ein gelungenes „Cognitainment“ (Han) auszeichnen.
Dass Kants Verbindung von transzendentalem Idealismus und empirischen Realismus auch mit nicht-euklidischer Geometrie, beispielsweise mit der hyperbolischen Geometrie, vereinbar ist, lässt Strohmeyer in den Gesprächen deutlich werden. Ob Kants Bewusstseinsphilosophie der Weisheit letzter Schluss ist, wie die Dialoge suggerieren, mag dem eigenen philosophischen Urteil überlassen sein. Leibniz` Plädoyer gegen der Dialogrunden, dass die ehemals hoch geachteten philosophischen Disziplinen Ontologie und Metaphysik im 21. Jahrhundert kein Zombie-Dasein führen sollen, sondern höchste Aktualität für sich beanspruchen können, wird durch Strohmeyers Buch bestens gestützt. Ausgewählte Passagen aus den fiktiven Dialogen lassen sich m.E. produktiv im Ethik- und Philosophieunterricht der Oberstufe einsetzen. Zu nennen wäre hier insbesondere der Austausch der Denker über das Leib-Seele-Problem mit ihrer Kritik an den neurowissenschaftlichen Versuchen einer Naturalisierung des Geistes, die alle am Qualia- und am Intentionalitätsproblem scheitern.
Fazit: Strohmeyers „Gespräche zwischen Leibniz und Kant über Ontologie und Metaphysisches im 21. Jahrhundert“ können allen Kantianern, Philosophie-Studierenden, Referendarinnen und Referendaren der Fächer Philosophie und Ethik, ihren Ausbilderinnen und Ausbildern sowie Philosophie- und Ethik-Lehrkräften, die ihren Schülerinnen und Schülern metaphysische und ontologische Fragestellungen didaktisch reflektiert vermitteln wollen, zur Anschaffung empfohlen werden.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Die Autorin lässt Leibniz und Kant – in die heutige Zeit versetzt – philosophische Gespräche über Ontologie und Metaphysisches im 21. Jahrhundert führen. Nach einem einleitenden Gespräch erörtern die beiden zunächst eine Ontologie auf der Basis ihrer alten philosophischen Positionen Transzendentalphilosophie qua Ontologie der äußeren Erscheinungen und Monadologie qua Ontologie der Individuen, und zwar so, wie man sie im 21. Jahrhundert noch vertreten könnte. Sodann besprechen sie die Musik aus philosophischer Sicht, vor allem in ihrer Relevanz für die Ontologie. Schließlich geben sie einen Ausblick auf Metaphysisches, indem sie zum einen metaphysische Perspektiven im kosmologischen Bereich aufzeigen und zum anderen eine Ontologie der Engelwesen entwickeln, wobei sie nach einer philosophiegeschichtlichen Betrachtung der Engel und der Angelologie die Engelwesen ontologisch zu bestimmen versuchen. Ein zusammenfassendes Gespräch rundet die heutigen Erörterungen der beiden Philosophen aus vergangenen Jahrhunderten ab.

Die Autorin:
Ingeborg Strohmeyer (geb. 1943): Studium von Philosophie und Mathematik in Köln, Promotion in Philosophie, Edition mathematisch-philosophischer Frühschriften Husserls, Forschungs projekte v.a. auf philosophisch-physikalischem Gebiet, Publikation mehrerer Bücher und Aufsätze, meist über Themen der Philosophie Kants und der modernen Physik.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 7

I. Einleitendes Gespräch 9

II. Ontologie auf der Basis von Transzendentalphilosophie und Monadologie 17
1. Ontologie der äußeren Erscheinungen 17
a) Transzendentalphilosophische und relativistische Raum-Zeit-Lehre 18
b) Ontologische Strukturen der äußeren Erscheinungen in Transzendentalphilosophie und Physik 32
2. Ontologie der Individuen 42
a) Körper und Geist – Leib und Seele – Gehirn und Bewusstsein 44
b) Die Monade als Individuationsprinzip 53
3. Zusammenfassung in philosophiegeschichtlicher Betrachtung 59

III. Musik und Ontologie 65

IV. Ausblick auf Metaphysisches 77
1. Einleitendes Gespräch 77
2. Metaphysische Perspektiven im kosmologischen Bereich 79
3. Engel – eine Ontologie wundersamer Wesen 82
a) Engel und Angelologie in philosophiegeschichtlicher Betrachtung 84
b) Ontologische Bestimmungen der Engelwesen 92

V. Zusammenfassendes Gespräch 103

Zitierte Literatur 109