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Geschichte der Erziehung Einführung in die Grundzüge ihrer neuzeitlichen Entwicklung 5. Aufl.
Geschichte der Erziehung
Einführung in die Grundzüge ihrer neuzeitlichen Entwicklung


5. Aufl.

Heinz-Elmar Tenorth

Juventa Verlag
EAN: 9783779915171 (ISBN: 3-7799-1517-0)
398 Seiten, paperback, 15 x 23cm, 2010

EUR 23,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Diese Geschichte der Erziehung stellt die neuzeitlichen, seit der Renaissance ausgebildeten Erziehungsverhältnisse, vor allem des deutschen Sprachgebietes, in den grundlegenden Aspekten ihrer Entwicklung vor. Dabei vermeidet sie eine Beschränkung auf pädagogische Ideen oder Schulverhältnisse, die in der Tradition der „Geschichte der Pädagogik" dominierten. Als „Geschichte der Erziehung" stellt sie vielmehr die Ideen über Erziehung, die prägenden Lebensformen und pädagogischen Institutionen in der Gestalt dar, wie sie sich von der Organisation der Familie über Schule, Volksbildung und Sozialpädagogik allmählich zum neuzeitlichen Erziehungssystem ausbilden. Diese Erziehungsverhältnisse werden als Ausdruck der gesellschaftlich-historischen Ordnung des Generationenverhältnisses interpretiert und zugleich in ihrer Wirkung auf die individuelle und kollektive Geschichte untersucht. Für die Neuauflage ist der gesamte Text im Hinblickauf die Ergebnisse der jüngeren Forschung geprüft, überarbeitet und ergänzt worden. Vor allem das Kapitel über die Zeit seit 1945 wurde vollständig neu gestaltet und um die Themen und Probleme erweitert, die seit der Jahrtausendwende die Debatte um Schule und Erziehungsfragen bestimmen.
Rezension
Diese Darstellung hat den Anspruch mehr zu sein als nur eine Geschichte der Pädagogik; sie möchte eine historische Bildungforschung sein, die erziehungs- und sozialgeschichtliche Fragestellungen mit einbezieht. Dabei soll eine pädagogische Identität dadurch gewonnen werden, dass eben nicht erzieherische Illusionen, sondern das kritische Bewußtsein der pädagogischen und gesellschaftlichen Hindernisse und Grenzen zur Leitlinie der Darstellung werden. Nur mit Hilfe eines solch kritischen Durchgangs nicht durch eine Geschichte der Pädagogik, sondern durch eine Geschichte der Erziehung kann die Vergangenheit für die Gegenwart bedeutsam und identitätsförderlich werden.

Dieter Bach, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Der Autor:
Heinz-Elmar Tenorth, Jg. 1944, Dr. phil., ist Professor für Historische Erziehungswissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin,
Seine Arbeitsschwerpunkte sind Historische Bildungsforschung, Wissenschaftsgeschichte und Theorie pädagogischer Wissensformen.

Diese Geschichte der Erziehung stellt die neuzeitlichen, seit der Renaissance ausgebildeten Erzie-hungsverhältnisse, vor allem des deutschen Sprachgebietes, in den grundlegenden Aspekten ihrer Entwicklung vor. Dabei vermeidet sie eine Beschränkung auf pädagogische Ideen oder Schulver-hältnisse, die in der Tradition der "Geschichte der Pädagogik" dominierten. Als "Geschichte der Erziehung" stellt sie vielmehr die Ideen über Erziehung, die prägenden Lebensformen und pädagogischen Institutionen in der Gestalt dar, wie sie sich von der Organisation der Familie über Schule, Volksbildung und Sozialpädagogik allmählich zum neuzeitlichen Erziehungssystem ausbilden. Diese Erziehungsverhältnisse werden als Ausdruck der gesellschaftlich-historischen Ordnung des Generationenverhältnisses interpretiert und zugleich in ihrer Wirkung auf die individuelle und kollektive Geschichte untersucht. Für die Neuauflage ist der gesamte Text im Hinblick auf die Ergebnisse der jüngeren Forschung geprüft, überarbeitet und ergänzt worden. Vor allem das Kapitel über die Zeit seit 1945 wurde vollständig neu gestaltet, so dass jetzt die Geschichte der Erziehung für beide deutschen Staaten bis 1990 dargestellt wird.
Inhaltsverzeichnis
I. "Geschichte der Erziehung" – Begriff der Erziehung, Thema, Theorie und Aufbau der Darstellung

1. Erziehung – eine Funktion der Gesellschaft

Begriff der Erziehung
Erziehung, Sozialisation, Bildung

2. Erziehung im historischen Prozess

Selbstbeschreibungen und ideologische Kontroversen
Entwicklung und Strukturprinzipien okzidentaler Gesellschaften
Erziehungsgeschichte als Gesellschaftsgeschichte

3. Neuzeitliche Grundlagen – Erziehung in der Moderne

4. Aufbau, Gliederung und Grundlagen der Darstellung

Literaturhinweise zu Kapitel I und für den gesamten Themenbereich

II. Das Erbe der vormodernen Welt

1. Antike: paideia – Lebensform und Bildungsideal

paideia als Lebensform
Bildungspraxis und Erziehungsphilosophie
Zur Bedeutung von paideia
Nachklassische Erziehung in der Antike

2. Erziehung und Bildung im Mittelalter – religiöse Welt und institutionelle Innovation

Literalität und Alphabetisierung, Wissensproduktion und -kritik
Religion als Lebensform

3. Renaissance und Reformation – universale Zivilisierung und nationale Formierung

Bilder der Epoche
Renaissance und Reformation, Italien und Deutschland
Lebensverhältnisse und Reformation

"Volks"-Schulen

Bildung für Frauen
Jugendleben und Vergesellschaftung

4. Erbe und Antizipation

Literaturhinweise zu Kapitel II

III. Das "pädagogische Jahrhundert" – der Aufbruch zur Moderne im Erziehungskonzept der Aufklärung

1. Selbstverständnis der Epoche

Pädagogik der Aufklärung – Anspruch und Widersprüche
Vorläufer und Vorbereitung
Pädagogische und nationale Transformation

2. Erziehungspolitik und die gesellschaftliche Krise

Die Neuordnung des Bildungswesens
Neue Universitäten
Schulen und Volksbildung
Philanthropine
Industrieschulen
Pestalozzi – Symbol der Aufklärungspädagogik
Bildung des Bürgers, fachliche und berufliche Bildung

3. Erziehungsverhältnisse

Beharrungskraft der alten Welt
Alltag und Öffentlichkeit als Bildungsmedien
Verfachlichung der Erziehungsreflexion
Themen der Erziehungsreflexion
Leitlinien pädagogisch-professionellen Handelns

4. Die historische Bedeutung der Pädagogik der Aufklärung

5. Elend der Aufklärung?

Literaturhinweise zu Kapitel III

IV. Erziehung und Bildung im Entstehungsprozess der bürgerlichen Gesellschaft in Deutschland, 1800–1860. Nationale Formierung und klassenspezifische Gestaltung

Zur Charakteristik der Epoche

1. Bildungsphilosophie: Der pädagogische Anspruch der Epoche

Die Antinomien des Bildungsprozesses: Humboldt und Schiller
Pädagogische Arbeit und die öffentliche Konstruktion des Subjekts
Fichte und Hegel
Schleiermacher und Herbart
Romantische Gesellschaftskritik und Pädagogik, Fröbel

2. Die Gründung des neuzeitlichen Bildungswesens

Die Metaorganisation des Bildungswesens
Profession und Organisation
Institutionen: Struktur, Ziele, Dynamik
Bildung der Eliten
Das niedere Schulwesen: Restauration und Bildungsminimum
Schulleben, Schulpublikum, Pädagogische Reflexion
Zusammenfassung

3. Wandel der Erziehungsverhältnisse

Effekte des Bildungssystems: Bildungsbürgertum
Volksbildung und Alphabetisierung
Gesellschaftliche Interventionen in die Erziehungsordnung
Weiterbildung
Sozialpädagogik und soziale Kontrolle
Kinderarbeit und Erziehungskontrolle
Außerfamiliäre Erziehung in der Kindheit

4. Revolution und Reaktion, Niederlagen und Lernprozesse

Literaturhinweise zu Kapitel IV

V. Krise der Moderne, Formierungsprozesse und Destruktion der Erziehung, 1890–1945

Zur Charakteristik der Epoche
Pädagogische Selbstdeutung – "Reformpädagogik"

1. Strukturwandel der Erziehungsverhältnisse seit 1890

Industrialisierung, Arbeit und Beruf
Demografische Veränderungen
Lebenswelten
Pädagogisierung als Reaktion auf Modernisierung

2. Epochentypische Zäsuren

3. Pädagogische Schule – Autonomie der Jugend?

Reformpädagogische Programme und Versuche
Grenzen sozialer Bewegungen
Historische Bedeutung der Reformpädagogik
"Entdeckung der Jugend" – die Eigendynamik des Generationenverhältnisses

4. Die Konstitution neuzeitlicher Erziehungswissenschaft

Der szientifische Flügel der Reformpädagogik – empirische Erziehungswissenschaft
Geisteswissenschaftliche Pädagogik – hermeneutisch-pragmatische Reflexion der Erziehung
Erziehungsphilosophie im Geiste des Neukantianismus
Außenseiter erziehungstheoretischer Arbeit
Erziehungsideologie und pädagogische Reflexion seit 1933

5. Bildungspolitik 1890–1945 – Versuche einer Bewältigung der Modernisierungskrise

Bildungspolitik bis 1914 – Modernisierung in traditionalen Strukturen
Gesellschaftliche Kontroversen
Ergebnisse und Bewertung der Erziehungspolitik
Brüche zwischen Erziehungspolitik und Erziehungsalltag
Bildungspolitik 1918–1933: Anspruch und Scheitern demokratischer Erziehung
Erwachsenenbildung und soziale Kontrolle
Sozialpädagogik
Nationalsozialistische Erziehungspolitik
Maßnahmen: Veränderungen im Schul- und Bildungswesen
Ergebnisse der Bildungspolitik
Der pädagogische Ausgriff auf die Lebenswelt
Formierung des Bewusstseins – Wirkung und Folgen der NS-Erziehungspolitik
Rückblick

Literaturhinweise zu Kapitel V

VI. Bildung und Erziehung in zwei deutschen Staaten, 1945–1990

1. Bildungspolitik und Schulverhältnisse:

Restauration und Reform, Expansion und Stagnation
Radikale Umgestaltung – Verhinderte Neuordnung: Bildungspolitik 1945–1950
Bildungspolitik in den Westzonen
Bildungspolitik in SBZ und früher DDR
Das Bildungssystem der Bundesrepublik vor der Expansion, 1950–1965
Bildungspolitik angesichts von Krisen und Widerständen,
Schule in der DDR bis zum Gesetz von 1965
Expansion und Differenzierung, Modernisierung und Ausbau des Bildungswesens in Ost und West, 1965–1990
Entwicklungsmuster und Gestaltungsprozesse
Expansion der Bildungsbeteiligung
"Innere Reform", Lernziele und Lehrpläne, Integration und Koedukation, Schulqualität
Bildung und Gesellschaft, Qualifikation und Indoktrination

2. Erziehungsverhältnisse in beiden deutschen Staaten nach 1950:

Differenz und Homogenität
Familienverhältnisse, Kindheiten und Erziehungsprozesse
Schule, Staat und Familie, Lernprozesse angesichts gesellschaftlicher Erwartungen
Jugendleben und Generationskonflikte
Jugendpolitik und Jugendkultur in der DDR
Jugendpolitik und Jugendkultur in der BRD
Beruf und Jugend
Probleme und Widersprüche in den Erziehungsverhältnissen

3. Erziehungsreflexion und Erziehungswissenschaft

Entwicklungsmuster pädagogischen Denkens seit 1945
DDR: Politische Funktion und institutionelle Ordnung
BRD: Disziplinäre Dynamik, politische Funktion und institutionelle Ordnung
Wissenschaftspraxis der Erziehungswissenschaft der DDR – Innovation, Stagnation, Politisierung
Wissenschaftspraxis der Erziehungswissenschaft der BRD – Autonomisierung im disziplininternen Konflikt
"Geisteswissenschaftliche Pädagogik" und "Kritische Erziehungswissenschaft"
Empirische Erziehungswissenschaft
Erziehungsphilosophie
Theorieprobleme und Forschungspraxis
Literaturhinweise zu Kapitel VI

VII. Bildung und Erziehung zu Beginn des 21. Jahrhunderts: Situation und Rückblick

1. Die Situation

Leistungsdefizite und kontinuierende soziale Benachteiligung im Bildungssystem
Neue Bildungspolitik, Qualitätssicherung und Standardisierung
Kontroversen in Bildungspolitik und Bildungsforschung
Bildungsarmut und Kinderarmut, Bildung im Prozess des Aufwachsens

2. Rückblick: Bildung und Erziehung im historischen Prozess

Entwicklungsmuster
Folgeprobleme
Systementwicklung und Reflexionsdynamik
Demokratie, Diktatur und die Eigenlogik von Erziehung


Personenregister