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Die verlorene Ehre der Katharina Blum - oder: Wie Gewalt entstehen und wohin sie führen kann
Erzählung. - Mit einem Nachwort: Zehn Jahre später
59. Aufl.
Heinrich Böll
Deutscher Taschenbuch Verlag
EAN: 9783423011501 (ISBN: 3-423-01150-5)
160 Seiten, paperback, 12 x 19cm, Januar, 2002
EUR 8,90 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Katharina Blum ist eine junge hübsche Haushälterin, die sich eine kleine Eigentumswohnung und einen Volkswagen leisten kann. Sie hat ein heiter-bescheidenes Wesen und wird, weil sie Zudringlichkeiten der Männer verabscheut, in ihrer Umgebung die »Nonne« genannt. Diese Frau verliebt sich spontan in einen jungen Mann, einen von der Polizei gesuchten radikalen Rechtsbrecher. Sie verhilft ihm zur Flucht und gerät in den Mittelpunkt der Sensationsmache einer großen Boulevardzeitung...
Heinrich Böll, geboren am 21. Dezember 1917 in Köln, nahm nach dem Abitur eine Lehre im Buchhandel auf, die er bald abbrach. Nach einem gerade begonnenen Studium der Germanistik und klassischen Philosophie wurde Böll 1939 zur Wehrmacht eingezogen.1945 kehrte er aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft nach Köln zurück, wo er sein Studium wieder aufnahm und in der Schreinerei seines Bruders arbeitete. Ab 1947 publizierte er in Zeitschriften und wurde 1951 für die Satire 'Die schwarzen Schafe' mit dem Preis der Gruppe 47 ausgezeichnet. Fortan war er als freier Schriftsteller tätig und veröffentlichte Romane, Erzählungen, Hör- und Fernsehspiele sowie Theaterstücke. Außerdem übersetzte er, gemeinsam mit seiner Frau Annemarie, englische und amerikanische Literatur (u. a. George Bernard Shaw und Jerome D. Salinger). Als Publizist und Autor führte Heinrich Böll Klage gegen die Grauen des Krieges und seine Folgen, polemisierte gegen die Restauration der Nachkriegszeit und wandte sich gegen den Klerikalismus der katholischen Kirche, aus der er 1976 austrat. In den sechziger und siebziger Jahren unterstützte er die Außerparlamentarische Opposition. 1983 protestierte er gegen die atomare Nachrüstung. Insbesondere engagierte sich Böll für verfolgte Schriftsteller im Ostblock. Der 1974 aus der UdSSR ausgewiesene Alexander Solschenizyn war zunächst Bölls Gast. Ab 1976 gab er, gemeinsam mit Günter Grass und Carola Stern, die Zeitschrift 'L'76. Demokratie und Sozialismus' heraus. Der Verband deutscher Schriftsteller wurde 1969 von ihm mitbegründet, und er war Präsident des Internationalen PEN-Clubs (1971 bis 1974).Böll erhielt zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem den Georg-Büchner-Preis (1967), den Nobelpreis für Literatur (1972) und die Carl-von-Ossietzky-Medaille (1974).Heinrich Böll starb am 16. Juli 1985 in Langenbroich/Eifel. Sein gesamtes Werk liegt im Taschenbuch bei dtv vor.
Rezension
Natürlich standen die Machenschaften der BILD-Zeitung im Hintergrund dieser berühmten Erzählung (59. Auflage!) Heinrich Bölls, aber das Thema ist auch heute, Jahrzehnte später, hochaktuell und akuter denn je: Menschen können durch die Medien vernichtet werden. Eine unbescholtene Frau gerät
in die Fänge der Presse und wird systematisch zerstört: eine Kritik des Boulevardjournalismus. Die Geschichte der Katherina Blum, die ins Räderwerk bundesrepublikanischer Terroristenhatz, Bombenhysterie, Presse und Politik gerät, ist aus der genauen Beobachtung des sog. Deutschen Herbstes der 1970er Jahre verfasst. - Der deutsche Schriftsteller Heinrich Böll (1917-1985), Georg-Büchner-Preis 1967, Nobelpreis für Literatur 1972, ist einer der bedeutendsten Vertreter der deutschen Nachkriegsliteratur. Er wurde als Sohn eines katholischen Schreiners und Bildhauers in Köln geboren. Die 1937 begonnene Buchhändlerlehre brach er nach kurzer Zeit ab, es folgten erste schriftstellerische Versuche. 1939 wurde er zur Wehrmacht einberufen und erst 1946 konnte er sein zuvor begonnenes Studium der Germanistik in Köln wieder aufnehmen. Er war einer jener modernen Autoren, die auch durch ihre Arbeiten für den Funk zu jener Bekanntheit und literarischen Größe gelangten, durch die sie noch heute berühmt sind. Geprägt durch Krieg und Nazi-Zeit verkörperte er den Typus des gesellschaftlich engagierten kritischen Intellektuellen, dessen Werke auch im schulischen Deutschunterricht regelmäßig gelesen wurden. Spätestens seit Anfang der 60er Jahre war Böll der meistgelesene und meistübersetzte deutsche Nachkriegsautor. Zugleich geriet die Person, "der gute Mensch von Köln" und "der Anwalt der kleinen Leute", der Humanist Böll, der Zeit- und Gesellschaftskritiker Böll, oft vor das Werk des Literaten Böll, das selbst immer eng mit der Zeitgeschichte verwoben ist.
Jens Walter, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Am Vorabend von Weiberfastnacht verlässt eine junge Frau von 27 Jahren ihre Wohnung, um an einem privaten Tanzvergnügen teilzunehmen. Vier Tage später klingelt sie bei Kriminaloberkommissar Walter Moeding und gibt zu Protokoll, sie habe in ihrer Wohnung einen Journalisten erschossen.
Personen und Handlung dieser Erzählung sind frei
erfunden. Sollten sich bei der Schilderung gewisser
journalistischer Praktiken Ähnlichkeiten mit den
Praktiken der >Bild<-Zeitung ergeben haben, so sind
diese Ähnlichkeiten weder beabsichtigt noch zufällig,
sondern unvermeidlich.
"Das Netz von Beziehungen, in welches Böll diese Menschen verstrickt, das labile Gebäude von Abhängigkeiten, das er mit stillem Humor und sprühendem Witz nach und nach sichtbar werden lässt, erscheinen keinen Augenblick als 'Konstruktion'. In der abgerundeten, ausgeglichenen Form dieser auf knappstem Raum entwickelten brillanten Komposition bewährt sich ein großer Erzähler." (Neue Zürcher Zeitung)
Im Staccato kurzer Kapitel traf Böll die deutsche Gegenwart mitten ins Herz. Immer wieder aktuell. Rheinische Post 20171220
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