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Die schöne Frau Seidenman Roman Aus dem Polnischen von Klaus Staemmler
Die schöne Frau Seidenman
Roman


Aus dem Polnischen von Klaus Staemmler

Andrzej Szczypiorski

Diogenes Verlag
EAN: 9783257612226 (ISBN: 3-257-61222-2)
288 Seiten, paperback, 11 x 18cm, Januar, 1991

EUR 13,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Dieser Roman handelt von der Rettung der Irma Seidenman, einer blauäugigen, schlanken und schönen Polin, und einer Vielfalt von Gestalten und Geschichten, die der Autor in einer großartigen Komposition um sie herum gruppiert. Ein Roman wie ein unvergleichliches Gemälde, voller Poesie und leisen Humors, scharf beobachtet und unsentimental.

1988 war ein Autor in aller Munde, dessen Namen niemand aussprechen konnte: Andrzej Szczypiorski. Obwohl er in seinem Heimatland Polen bereits eine Reihe erfolgreicher Bücher veröffentlicht hatte, brachte ihm jenseits der Grenze kaum jemand Interesse entgegen. Sein Roman ›Die schöne Frau Seidenman‹ sollte das ändern – ein Erfolg nicht ohne Hindernisse: In Polen verboten, entdeckte der Übersetzer Klaus Staemmler das Buch in einem polnischen Exilverlag in Paris, doch alle Versuche bei deutschen Verlagen scheiterten – das Thema sei unverkäuflich. Der so poetische wie unsentimentale Roman spielt 1942, im Warschauer Ghetto. Kunstvoll verknüpft Szczypiorski die Schicksale von Tätern und Opfern, eine Vielzahl von Gestalten und Geschichten miteinander, in deren Mittelpunkt die schöne Polin Irma Seidenman steht. Als der Roman 1988 im Diogenes Verlag erscheint, veranlasst Marcel Reich-Ranicki einen Vorabdruck in der ›Frankfurter Allgemeinen Zeitung‹ – der Beginn einer sensationellen Erfolgsgeschichte: Inzwischen sind fast 500 000 Exemplare, die Übersetzungsrechte in elf Sprachen und die Filmrechte verkauft.

Andrzej Szczypiorski, geboren 1928 in Warschau, nahm 1944 am Aufstand dieser Stadt gegen die deutsche Besatzung teil, kam ins KZ, betätigte sich nach dem Krieg als Schriftsteller und Publizist und wurde Mitglied des Vorstandes des polnischen PEN-Clubs und des Schriftstellerverbandes. 1989 wurde er von Solidarnosc als Kandidat aufgestellt und vom Volk in den polnischen Senat gewählt. Er erhielt den Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur und das Bundesverdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland. Szczypiorski starb 2000 in Warschau.

Auszeichnungen:

Goldene Feder (Publizistischer Preis der Verlagsgruppe Bauer), 1998

Verleihung des Ordens ›Polonia Restituta‹ durch den Präsidenten der Republik für seine Verdienste um Polen, 1997

Die Unicef wählt ihn zum ›Botschafter des guten Willens‹, 1997

Bundesverdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland in Anerkennung für seine Verdienste um die deutsch-polnischen Beziehungen, 1995

Andreas-Gryphius-Preis der Künstlergilde e.V., 1995

Zum Mitglied im deutschen Orden ›Pour le mérite‹ ernannt, 1995

Herder-Preis der Stiftung F.V.S. zu Hamburg, 1994

Dortmunder Initial der Arbeitsgemeinschaft 1. Dortmunder Buchmesse, 1994

Preis der Warschauer Buchhändler für ›Nacht, Tag und Nacht‹, 1991

Kunst- und Kulturpreis der deutschen Katholiken, Berlin, 1990

Nelly-Sachs-Preis, Kulturpreis der Stadt Dortmund, 1989

Wichtigster polnischer Literaturpreis, Wiadnomosci Literackie, für ›Die schöne Frau Seidenman‹, 1988

Österreichischer Staatspreis für Europäische Literatur, 1988

Preis des polnischen PEN-Clubs für ›Eine Messe für die Stadt Arras‹, 1972

Zaiks-Preis für Hörspiele, 1965

Kavalierskreuz des Ordens Polonia Restituta, 1964
Rezension
Warschau im Jahr 1943: Polen ist seit Jahren besetzt, die Leiden der Zivilbevölkerung sind entsetzlich, der Aufstand im Ghetto wird grausam niedergeschlagen, die Vernichtung der Juden geht in die "Endlösung". In diesem Warschau hat sich Irma Seidenman 1943 gefälschte Papiere verschafft, um ihre jüdische Herkunft zu verschleiern - blond und blauäugig wie sie ist, lebt sie eine Zeit lang unbehelligt im 'arischen' Teil der Stadt. Doch ein ehemaliger Bekannter verrät sie, und die schöne Frau Seidenman wird von der Gestapo verhaftet ... Andrzej Szczypiorskis Roman "Die schöne Frau Seidenman" beschreibt eines von vielen Warschauer Schicksalen, Todgeweihte, Liebende, Denunzianten - quer durch die Nationalitäten ... , was den Roman zunächst "verdächtig" machte und seine Veröffentlichung lange verhinderte. Das Skandalon für polnische Leser lag darin, dass der Autor mutig den polnischen Antisemitismus thematisierte und danach fragte, ob sich nicht auch manche Polen schuldig gemacht hatten. sondern ihn auch wissen zu lassen, was aus all diesen Figuren in ihrem weiteren Leben noch wurde. Der Roman führt weit über 1943 hinaus und zeigt seine Protagonisten auch Jahrzehnte später, - ein Roman über den Holocaust gegen Mythen und Legenden und der den Leser fragt: Wie hättest du gehandelt, wärst du Opfer gewesen oder Täter? Hättest du beiseitegeschaut?

Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de