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Die frühen Christen Von den Anfängen bis Konstantin
Die frühen Christen
Von den Anfängen bis Konstantin




Hartmut Leppin

Verlag C. H. Beck oHG
EAN: 9783406725104 (ISBN: 3-406-72510-4)
512 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 14 x 22cm, September, 2018, mit 21 Abbildungen

EUR 29,95
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Die frühen Christen bildeten keineswegs eine homogene Gruppe, geschweige denn eine Kirche. Von ihrem Wirken in der Welt, aber auch von den Irritationen, die sie bei Zeitgenossen auslösten, handelt dieses Buch. Es soll zugleich die modernen Leser irritieren: Die antiken Christen sind durch eine lebendige Erinnerung und durch ein gemeinsames textliches Erbe – die Bibel – eng mit der heutigen Welt verbunden, selbst für diejenigen, die dem christlichen Glauben fernstehen. Allenthalben stoßen wir auf Kirchengebäude, christliche Feiertage rhythmisieren unsere Zeit, weite Teile der Kunst sind durch christliche Motive geprägt, selbst noch in der Persiflage. Doch die sichtbare Nähe kann eine scheinbare sein.

Vieles an den frühen Christen ist uns fremd und weit entfernt von dem, was heute als Christentum gilt. Dieser doppelten Irritation – aus der Sicht der Heutigen und der antiken Zeitgenossen – geht der Autor des vorliegenden Buches nach und lässt uns die Fremdheit eines nur scheinbar vertrauten Christentums erkennen. Zugleich fragt er danach, wie eine kleine, sozial schwache Gruppe aus der Peripherie sich ausbreiten konnte und welchen Herausforderungen ihre Angehörigen sich gegenübersahen.

So legt er auch keine lineare Geschichte vom Urchristentum zur Großkirche vor. Es wird vielmehr deutlich, dass die Geschichte der Christen keiner zwingenden inneren Logik folgt und auch nicht durch höhere Kräfte bestimmt scheint. Stattdessen lassen zahlreiche Beispiele erkennen, wie sich frühe Christen in bestimmten Situationen um Problemlösungen bemühten und unterschiedliche Wege diskutierten – von denen sich manche aber nie durchsetzten. Was wir erkennen, ist mithin auch keine folgerichtige Entwicklung, sondern eine tastende, gleichsam experimentelle Bewegung, die sich oft hinter späteren Dogmen und Konzilsbeschlüssen verbirgt.

Hartmut Leppin lehrt als Professor für Alte Geschichte an der Goethe-Universität zu Frankfurt/ Main.
Rezension
Die frühen Christen bildeten keineswegs eine homogene Gruppe, geschweige denn eine Kirche. Von ihrem Wirken in der Welt, aber auch von den Irritationen, die sie bei Zeitgenossen auslösten, handelt diese Darstellung. Vieles an den frühen Christen ist uns fremd und weit entfernt von dem, was heute
als Christentum gilt – sei es die Akzeptanz der Sklaverei oder die Forderung, Frauen sollten Kopftücher tragen. So erschließt der Autor die Fremdheit des scheinbar vertrauten Christentums erschließen. Theologen und Historiker haben herausgearbeitet, wie unterschiedlich die Antworten von Christen auf die Herausforderungen ihrer Zeit ausfallen konnten: Erklärten die einen, man müsse sich an die jüdischen Speisegesetze halten, so lehnten andere gerade das ab. Sahen die einen die Ehe als eine legitime Form christlichen Lebens, hielten andere sie für eine verwerfliche Lebensform. Bewunderten die einen das Martyrium als Zeichen höchster Glaubensstärke, verwarfen es andere als einen allzu schnellen Weg zur Heiligkeit. Christliche Frauen fühlten sich berechtigt, den Glauben weiterzugeben, und bekamen doch oft genug zu hören, sie müssten schweigen. Eine lineare Geschichte vom Urchristentum bis zur Großkirche läßt sich mithin nicht schreiben, aber auch kein Verfall eines ursprünglich reinen Christentums beklagen oder den Aufbau einer wohlorganisierten Kirche mit klugen Lebensregeln preisen. Die Geschichte der Christen folgt keiner inneren Logik und ist nicht durch höhere Kräfte bestimmt, vielmehr richten sich Christen bei in der Welt ein. Das erste Hauptkapitel wirft ein Schlaglicht darauf, wie Christus-Anhänger sich gegenüber Juden und Heiden definierten. Der zweite Hauptteil erörtert, wie Christen sich organisierten, welche Autoritäten bei ihnen um Einfluss rangen. Das dritte Hauptkapitel widmet sich Fragen des Alltagsverhaltens. Das Verhältnis von Christen zur politischen Macht behandelt der vierte Hauptteil.

Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Schlagwörter:
Alte Kirche, Antike, Bibliothek, Christen, Christentum, Frühchristentum, Jerusalem, Kirche, Patristik, Religion, Rom, Theologie, Verfolgung

Pressestimmen:

"Der Althistoriker Hartmut Leppin führt geschichtenreich in die vielfältige Welt der frühen Christen ein (…) (ein) lesenswertes Buch"
Frankfurter Allgemeine Zeitung, Roland Kany

"Hartmut Leppin entwirft in seinem ebenso spannenden wie differenzierten Buch ein lebendiges, farbiges und facettenreiches Bild der Frühzeit des Christentums.“
Unireport Oktober 2018
Inhaltsverzeichnis
Einleitung 7

Prolog: Ein Leichnam kommt der Welt abhanden 23
I. Weder Juden noch Heiden? 33
1. Ein ungeheurer Schritt: die Taufe 33
2. Gemeinsam feiern in einer neuen Zeit 43
3. Jüdische Tradition und christliche Aneignung 54
4. Speisen im religiösen Streit 68
5. Von der Alltäglichkeit der Wunder 76
6. Feste für alle Bürger und manche Christen 84
7. Leben unter den Dämonen 92
8. Zwischen Gemeinde und Familie: Beisetzungen früher Christen 104
9. Wir haben keine Heiligtümer und Altäre: Orte der Gemeinschaftsbildung 122

II. Christliche Autoritäten 135

1.Wer spricht im Namen des Herrn? Charisma und Amt 135
2. Christinnen und Gemeindeorganisation 145
3. Späte Prophetie 158
4. Die wahren Philosophen 172
5. Konsens und Wahrheit: Der Weg zum Bischof 186
6. Gefährlicher Glanz: Das Bischofsamt 196
7. Geld in den Gemeinden 205
8. Die Körper der Heiligen: Das Aufkommen von Reliquien 215
9. Das Paradies in der Einöde: Verzicht und Selbstermächtigung 223
10. Getrennt und doch vernetzt: Zentren früher Christen 235

III. (Nicht) von dieser Welt: Selbstsorge und Nächstenliebe 255

1. Neue Geschwister 255
2. Die Ambivalenz der Ehe 262
3. Grenzen der Sexualität 278
4. Zwischen Preisgabe und Respekt: Kinder unter Christen 285
5. Gleich und doch nicht so gleich: Sklaven und Christen 293
6. Gottesnot und Macht: Die Buße 303
7. In Demut durch den Alltag 311
8. Arbeit im Glauben 325
9. Reichtum und Fürsorge 335

IV. Bürger zweier Reiche 345

1. Ein Imperium ohne Alternative 345
2. Leben in Bedrängnis 355
3. Strittiges Sterben: Märtyrer vor Gericht 365
4. Ausflüchte, Auswege und Argumente in Zeiten der Verfolgung 380
5. Soldaten im Glauben 392
6. Vor dem großen Sprung: Christen in den sozialen Eliten 402
Rückblick und Ausblick 415

Hinweise zu den Übersetzungen 445
Danksagungen 447
Abkürzungsverzeichnis 449
Anmerkungen 457
Literatur 476
Bildnachweis 504
Personen- und Ortsregister 505