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Der gewaltsame Lehrer Europas Kriege in der Moderne
Der gewaltsame Lehrer
Europas Kriege in der Moderne




Dieter Langewiesche

Verlag C. H. Beck oHG
EAN: 9783406727085 (ISBN: 3-406-72708-5)
512 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 14 x 22cm, Januar, 2019, mit 54 Abbildungen, 6 Tabellen und 9 Karten

EUR 32,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Europas Kriege haben die Welt verändert. Kriege erzwangen seine Vorherrschaft in der Welt, Kriege beendeten sie. Kriege waren die Geburtshelfer von Nationen und Nationalstaaten, Kriege verhalfen Revolutionen zum Erfolg. Warum die Menschen immer wieder auf Krieg und Gewalt setzten, um ihre Ziele zu erreichen, davon handelt das Buch des renommierten Historikers Dieter Langewiesche.

Dass der Krieg eine historische Gestaltungskraft ersten Ranges ist, gehört zu den unbequemsten Wahrheiten der Geschichte. Und sie ist weiterhin aktuell. Nicht nur gibt es immer noch Kriege auf der Welt, selbst "humanitäre Interventionen" oder der Kampf gegen den Terror kommen ohne kriegerische Einsätze nicht aus. Warum aber greifen Menschen und Staaten überhaupt zum Mittel des Krieges? Wie haben Kriege Wandel ermöglicht oder verhindert? War der Krieg im europäischen Laboratorium der Staats- und Gesellschaftsordnungen sogar unverzichtbar? Der Tübinger Historiker Dieter Langewiesche beschäftigt sich seit vielen Jahren intensiv mit diesen Fragen und legt nun eine grundlegende Analyse vor, in der es nicht um Pulverdampf und Schlachtenlärm geht, sondern um den Ort des Krieges in der Geschichte der Moderne.

Dieter Langewiesche ist Professor em. für mittlere und neuere Geschichte an der Universität Tübingen. 1996 erhielt er den Leibniz-Preis.
Rezension
Von Kriegen gehen seit jeher große Wirkungen aus; deshalb formen sie Geschichtsbilder. Anthropologen spüren dem Krieg als Grundelement in der Geschichte der Menschheit nach, Philosophen und Soziologen würdigen ihn als kulturelle Triebkraft - so merkwürdig das angesichts der Kriegskatastrophen des 20. Jahrhunderts erscheint ... Der Tübinger Historiker Dieter Langewiesche thematisiert in diesem Sinne in diesem Buch Europas Kriege in der Moderne. Dabei geht es nicht um die Ereignisgeschichte der vielen europäischen Kriege in der Moderne, sondern vielmehr um die zentrale Fragestellung: Warum haben Menschen immer wieder Krieg für unverzichtbar gehalten, um ihre Ziele zu erreichen? Die Geschichte des Krieges als Mittel zum Zweck, der für gut gehalten wird, geht auch heute weiter, z.B. als "humanitäre Intervention" - trotz Ächtung des Krieges durch die Vereinten Nationen.

Jens Walter, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Schlagwörter:
Analyse, Europa, Gewalt, Krieg, Militärgeschichte, Mittel des Krieges, Moderne, Nation, Nationalstaat, Revolution
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 11

I. Einführung:
Ohne Krieg kein Fortschritt — Kontinuität im Denken und Handeln 13

1. Immanuel Kant: Zur Notwendigkeit des Krieges in der Philosophie des Friedens 13
2. Fragen an die Geschichte
3. Nation und Nationalstaat: Fortschritt als Kriegsgeschöpf
4. Revolution: Krieg durchbricht Fortschrittsblockaden 24
5. «Humanitäre Intervention» — Die Rückkehr des Krieges als Fortschrittskraft im Denken und Handeln
der Gegenwart 27

II. Europas Weltkriege gestalten die globale Ordnung
(18.-20. Jahrhundert) 31

1. Europas Kriege in der Welt: 18. Jahrhundert 31

a. Gewinner und Verlierer unter den «Oceanokraten» 34
b. Kriegsräume, Kriegsparteien, Formen des Krieges, Kriegsziele 39
c. Die Weltkriege des späten 18. Jahrhunderts — Wahrnehmungen und Wirkungen 47

2. Die napoleonische Ära:
Kampf gegen eine kontinentaleuropäische Hegemonialmacht 60

a. Formen des Krieges und Motive der Kriegsparteien 61
b. Imperium — nicht Nationalstaat, Staatenkrieg — nicht Nationalkrieg 67
c. Was bedeutet Volkskrieg? 69
d. Zur Überzeugungskraft der Nationalmythologien 73

3. Das Jahrhundert Europas 1815-1913 78

a. Das Europa des Wiener Kongresses — Selbstbeschränkung und globale Expansion 78
Paradoxien der Wiener Neuordnung Europas 79
Nationalisierung und Entstehung von Nationalstaaten — die Hauptherausforderung Kongreß-Europas und das erfolgreiche Krisenmanagement 83
b. Politik Kongreß-Europas: Bellizismus außerhalb Europas — Vermeidung des großen Krieges in Europa 85

4. Der Ort des Ersten Weltkriegs in der Geschichte der Kriege 94

a. Was macht den Großen Krieg groß? 95
b. Was war neu am Ersten Weltkrieg in der Geschichte des Krieges? 113
c. Der Weg aus dem Ersten Weltkrieg — eine neue Erfahrung 127

5. Der Zweite Weltkrieg und seine Folgen 132

a. Absurdität als Sinnstiftung? 132
b. Europas national-ethnische Mischräume werden vereinheitlicht — staatliche Neuordnung durch
«ethnische Säuberung» 135
Irredenta und Imperium — zwei Wege des territorialen und des rassistischen Revisionismus 136
c. Kriegserfahrung als Wille zur Neugestaltung Europas — ein europäischer Sonderweg? 139

6. «Krieg gegen Terror» — eine neue Form von globalem Krieg? 145

III. Ohne Krieg keine erfolgreiche Revolution 149

1. Revolutionsmodelle: friedliche Revolution — Verfassungs- und Nationalrevolution — bolschewistische Revolution 149

2. Nationale Verfassungsrevolutionen — der Krieg im europäisch-nordamerikanischen Revolutionsmodell 155

a. Die englischen Revolutionen des 17. Jahrhunderts —Bürgerkrieg, Staatenkrieg, Anfänge des Empires 156
b. Krieg und Revolution im späten 18. Jahrhundert — Frankreich und Nordamerika 167
Nordamerikanischer Unabhängigkeitskrieg: Revolutions- und Bürgerkrieg, Staatsbildungs- und Kolonialkrieg 169
Französische Revolution — Zeitenwende durch Gewalt und Krieg 177
c. 1848/49: Europäischer Krieg, begrenzter Krieg und Kriegvermeidung im Handlungsarsenal von
Revolution und Gegenrevolution 200

3. Internationale Voraussetzungen für erfolgreiche Nationalrevolutionen im 19. Jahrhundert 208

4. Erster Weltkrieg — Kriegsniederlage, Revolution und Bürgerkrieg gestalten die Zukunft: Rußland,
Deutschland, Türkei 215
a. Vorläufer — Pariser Commune 1871, Russische Revolution 1905 216
b. Rußland 1917-1921 — milde Verfassungsrevolution, radikale Bürgerkriegsrevolution 220
c. Deutschland 1918-1923 — begrenzte Revolutionsgewalt, gescheiterte Bürgerkriege, demokratische Reform-Revolution 232
d. Vom Osmanischen Reich zur Türkei — Militärputsche, Verfassungs- und Kulturrevolution, Kriege 246

IV. Ohne Krieg kein Nationalstaat und keine Nation 261

1. Idee Nation — warum ist sie so erfolgreich? 263
Nation als Ressourcengemeinschaft 264
2. Krieg in der Entstehung europäischer Nationalstaaten — historische Muster 273
a. Glückliches Nordeuropa — Nationalstaat durch Sezession ohne Krieg 276
b. Entstehung neuer Nationalstaaten — vier Verlaufstypen 278
c. Milder Vereinigungskrieg — Schweiz 280
d. Belgien und Polen — Frankreich und Rußland entscheiden Sezessionskriege 283
e. Griechenlands Staatsgründung und die Orientalische Frage — Revolution, Bürgerkrieg,
Staatenkrieg, humanitäre Intervention und ethnoreligiöse Entmischung 286
f. Italien und Deutschland — Vereinigungs- und Trennungskrieg, Eroberungs- und Unabhängigkeitskrieg 295
g. Kriegsraum «europäische Türkei» als Zukunftslaboratorium 316

V. Ohne Krieg kein Kolonialreich und keine Dekolonisation 337

1. Die «guten Despoten» aus Europa — John Stuart Mill und Alexis de Tocqueville 337
2. Entwicklungsmuster 341
3. Kriege in kolonialen Räumen 348
a. Charles Edward Callwell — «der Clausewitz der kolonialen Kriegskunst» 352
b. Typen von Kolonien — Arten des Krieges 357
4. Kolonialkriege in Afrika — ein deutscher Sonderweg des Genozids? 363
a. Das vorkoloniale Afrika — ein Kontinent des Krieges 363
b. Deutsche Kolonialkriege in Afrika — die Qual der Perspektiven 372
Die Ereignisse 374
Deutungen und wovon sie abhängen 381

VI. Rückblick und Ausblick 401

1. Das europäische 19. Jahrhundert — Versuch einer globalen Ortsbestimmung mit dem Wissen des
20. Jahrhunderts 401
2. Europa als nationalpolitisches Laboratorium in der Gegenwart — Die Europäische Union als Ende des
Europas der Kriege? 411

Anhang

Dank 422
Literaturverzeichnis 423
Anmerkungen 451
Bildnachweis 505
Register 5o6