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Die Buchmalerei in der Kölner Domhandschrift Cod. 274 von 1531 Didaxe – Spiel – Identität
Die Buchmalerei in der Kölner Domhandschrift Cod. 274 von 1531
Didaxe – Spiel – Identität




Petra Guentgen-Knemeyer

Michael Imhof Verlag GmbH & Co. KG
EAN: 9783731910770 (ISBN: 3-7319-1077-2)
368 Seiten, hardcover, 23 x 30cm, Januar, 2022, 405 Farb- und 36 S/W-Abbildungen

EUR 89,00
alle Angaben ohne Gewähr

Rezension
Das im Jahr 1531 in Köln entstandene Manuskript Cod. 274 wird in dieser gehaltvollen Publikation einer eingehenden Analyse unterzogen. Besonders der Umstand, dass die Handschrift bereits an der Schwelle zur Neuzeit geschrieben wurde, macht diese Analyse fruchtbar. Die Kunsthistorikerin Petra Güntgen-Knemeyer untersucht das heute in der Diözesan- und Dombibliothek zu Köln aufbewahrte Manuskript unter drei Blickwinkeln: 1. Didaxe, 2. Spiel, 3. Identität. Es wird in dieser Besprechung kaum möglich sein, Detailfragen zu klären, weshalb es genügen soll, die großen Linien dieser Dissertation aufzuzeigen: Es gelingt der Autorin hervorragend, die drei genannten Aspekte einzuordnen. Die Handschrift ist didaktisch, weil sie sich als "geistiges Erziehungsmittel für die Mitglieder der Schola cantorum" (S.277) eignet. Sie ist aber auch als spielerisch zu verstehen, weil der Gesang der Schola Cantorum im ausgehenden Mittelalter durchaus als spielerisch anzusehen gewesen sei, das einer höheren Wahrheit diene (ebd.). Und schließlich sei durch zahlreiche Anspielungen auf Kölner Stifter und Besitzer der Handschrift ein großes Bemühen um Darstellung von Identität erkennbar.
Zahlreiche Einzelanalysen und überraschende Bezugnahmen machen die Publikation zu einem Standardwerk über diese interessante Handschrift.
Wie könnten Elemente dieses reichhaltigen Bandes in der Schule eingesetzt werden? Im Kunstunterricht der Oberstufe wird man beispielsweise dankbar auf die Analysen in den Einzelkapiteln zurückgreifen. Auch im Geschichtsunterricht wird die Schaffung von Erinnerungsräumen anhand dieser spätmittelalterlichen Handschrift exemplifiziert werden können. Bezüge gibt es indes natürlich auch zu theologischen und musikwissenschaftlichen Themen. Hier wird die Lehrkraft im Einzelnen entscheiden müssen, in welchem Maß Material z.B. für Klausuren oder Facharbeiten geeignet ist. Dabei gilt es immer zu bedenken, dass es sich um eine hochwissenschaftliche Arbeit handelt, deren Ergebnisse Schülerinnen und Schüler vielleicht mitunter noch überfordern werden. Andererseits gehört das wissenschaftspropädeutische Arbeiten zu den Kernaufgaben der gymnasialen Oberstufe und sollte entsprechend gefördert werden.
Die Verwendung des Buchs an Hochschulen, insbesondere in kunsthistorischen und kodikologischen Veranstaltungen, wird sich vermutlich von selbst ergeben.

Johannes Groß, www.lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Engel, Heilige, tierisches Schauspiel und Naturräume voller Anspielungen …
Der Codex 274 der Kölner Dombibliothek aus dem Jahre 1531 ist eine mit Text und Notenschrift versehene Handschrift, die dem Sängerchor im Hohen Dom zu Köln als Gesangsvorlage in den heiligen Messen gedient hat.
Im Mittelpunkt dieses Buches über die Handschrift steht die hochwertige, teils rätselhafte Buchmalerei, die mit ihren zahlreichen Bezügen zur spätmittelalterlichen Theologie und Liturgie zugleich Lehrmaterial für die Ausbildung der Chorsänger gewesen ist.
Szenen der Heilsgeschichte finden in gemalten Bilderrahmen statt. Zeitgenössische Werke von Albrecht Dürer und Lukas Cranach haben den unbekannten Buchmaler inspiriert. An den Rändern der Buchseite agieren Tiere und fantasierte Wesen. Ornament beeindruckt im Stil der Renaissance in qualitätvoller Ausführung.
Die Analyse der Malereien in der Kölner Domhandschrift wird mit zahlreichen Abbildungen aus Handschriften deutscher, flämischer und italienischer Herkunft flankiert. Zudem werden in die Betrachtung Johan Huizingas Überlegungen zur kulturellen Bedeutung des Spieles miteinbezogen. Die Leserinnen und Leser können selbst in ein Spiel um Bedeutung eintauchen. Dabei begegnen ihnen groteske Gestalten, die ihr Unwesen treiben und doch auf Glaubenswahrheit verweisen. Außerdem erfahren sie etwas, was bislang unentdeckt war. Zurückversetzt in das Jahr 1531 werden sie zu Zeugen eines kaiserlichen und königlichen Besuchs in Köln.