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Der erste Brief an die Korinther 2. Teilband: 1 Kor 6,12 - 11,16
Der erste Brief an die Korinther
2. Teilband: 1 Kor 6,12 - 11,16




Wolfgang Schrage

Neukirchener Verlagshaus , Benziger
EAN: 9783788714918 (ISBN: 3-7887-1491-3)
541 Seiten, kartoniert, 16 x 24cm, 1995

EUR 79,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Evangelisch-Katholischer Kommentar zum Neuen Testament

Begründet von Eduard Schweizer und Rudolf Schnackenburg

Herausgegeben von Norbert Brox, Joachim Gnilka, Ulrich Luz und Jürgen Roloff



Der 1. Korintherbrief ist wie kaum ein anderer Paulusbrief ein überzeugendes Paradigma situations-und praxisbezogener Theologie. Mannigfache Irrungen und Wirrungen in der korinthischen Gemeinde, insbesondere ihr den eschatologischen Vorbehalt überspringender »Enthusiasmus«, veranlassen Paulus zu dem an Themenvielfalt und Detailliertheit ungewöhnlich reichen Brief, mit dem er die Gemeinde wieder auf den Boden der irdischen Realität und Nüchternheit der Agape zurückzuholen sucht. Weil Paulus auf briefliche und mündliche Nachrichten über die korinthische Gemeinde eingeht, ist sein Brief zugleich eine erstrangige Quelle für die Alltags- und Glaubensprobleme einer jungen Missionsgemeinde inmitten des Synkretismus einer antiken Hafen- und Großstadt. Nicht von ungefähr hat der Brief, der eine Fülle religionsgeschichtlicher und literarkritischer, eptstolographischer und rhetorischer, soziologischer und ethischer Probleme aufwirft, in den letzten Jahren öfter als Ansatzpunkt für mancherlei neue Fragestellungen in der Exegese gedient. Der Kommentar versucht, die korinthische Position sowie vor allem die theologische Argumentation des Paulus zu erschließen. Ein besonderer Schwerpunkt ist dabei auf die Auslegungs- und Wirkungsgeschichte gelegt worden, deren Linien immer wieder bis in die Gegenwart ausgezogen werden, um den Blick für das Chancen- und risikoreiche Potential zu schärfen, das dem paulinischen Ruf zur Einheit der Kirche, zum Zentrum des Evangeliums in Kreuz und Auferweckung Jesu Christi, zur Zukunftserwartung sowie zum konkreten christlichen Lebensstil und Gemeindeaufbau innewohnt und sich bis heute nicht erschöpft hat.

Der 2. Teilband behandelt vor allem die in Korinth aufgetretenen ethischen Probleme, die Paulus meist mit christologischen und eschatologischen Argumenten zu lösen versucht. Wie die Auslegungs- und Wirkungsgeschichte zeigt, haben fast alle seine Aussagen, vor allem aber die zu Ehe und Ehelosigkeit und zum Verhältnis von Herrenmahl und Kirche, eine bis heute spürbare Wirkung ausgeübt.



Wolfgang Schrage

Geboren 1928 in Hagen, Dr. theol., ist Professor für Neues Testament an der Evangelisch-Theologi-

schen Fakultät der Universität Bonn.
Rezension
Diese Kommentierung des 1. Kor ist sicherlich aus der Form gegangen; 10 Jahre hat die Erarbeitung in 4 Teilbänden gedauert und sie hat ca. 2000 Seiten Kommentar hervorgebracht für einen neutestamentlichen Brief, der in einer normalen deutschen Bibelausgabe gerade einmal ca. 20 Seiten umfaßt. Damit ist die 1 Kor-Kommentierung doppelt so lang wie U. Wilckens Röm-Kommentar im EKK und erfährt quantitativ ihresgleichen nur durch U. Luz 4-bändigen Matthäus-Kommentar im EKK. Die Gefahr bei derlei gigantomanischen Kommentaren (vgl. aus dem Vorwort zu Band 3: „Lesern wie Käufern kaum noch zumutbare Erweiterung des Umfangs“) ist mithin, daß „der Wald vor lauter Bäumen nicht mehr gesehen wird“, d.h. daß die Gesamtaussage und -perspektive des 1 Kor hinter all den Detail-Informationen nicht mehr zum Vorschein kommt. Andererseits bietet die Fülle natürlich auch umfassende Information und der Verf. erläutert selbst plausibel den außerordentlichen Umfang nicht nur mit der nicht enden wollenden Fülle an Sekundärliteratur (vgl. Vorwort Bd. 1): gerade die Kap. 11 (Herrenmahl), 12 (Charismen), 13 (Liebe) und 14 (Gottesdienst) haben eine enorme Wirkungsgeschichte erzielt, die der EKK ja bekanntlich auf einzigartige Weise mit in seine Kommentar-Methodik aufgenommen hat. (Man bedenke etwa nur, dass bei Lady Dianas Beisetzung 1 Kor 13 von Tony Blair gelesen wurde …) Mit der Einbeziehung der Wirkungs- bzw. Rezeptionsgeschichte wird auch schon ein großer Vorteil dieses außergewöhnlichen Kommentars deutlich. Außerdem enthält der 1 Kor ganz wesentliche theologische Grundaussagen des Apostels Paulus, die im Kommentar verdeutlicht werden, u.a. zu Kreuzestheologie, Eschatologie/Auferstehung (1 Kor 15) und christlicher Ethik (Abendmahl: 1 Kor 11 / Liebe: 1 Kor 13) sowie (frühchristlichen) Gemeindeproblemen und –auseinandersetzungen, - man bedenke nur, wie kritisch Paulus die enthusiastisch-charismatische Frömmigkeit (1 Kor 12) einschätzt und das Kapitel bewußt zwischen 1 Kor 11 und 1 Kor 13 positioniert. Diese Grundaussagen liegen aber nicht gleichsam „abstrakt“ vor (wie im Röm), sondern sind konkret angewandt auf eine Paulus durch und durch bekannte Gemeindesituation, in der er sich neben anderen behaupten muß. Daneben finden sich aber auch zahlreiche Fragestellungen, die uns heute eher fremd sind (z.B. Essen von Götzenopferfleisch, 1 Kor 8). All das verlangt natürlich nach einer umfassenden Kommentierung, die angemessen historische und theologische Auslegung miteinander verbindet. Manches allerdings hätte man sich denn doch lieber noch in Exkurs-Form gewünscht, - aber Exkurse sind nicht der Stoff, aus dem dieser Kommentar geschnitzt ist.

Thomas Bernhard für lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Vorwort V

Literaturergänzungen 1

II Konkrete Mißstände in der Gemeinde und ihre Bewertung durch den Apostel 5,1-6,20

3 Freiheit und Sexualität 6,12-20 7

III Mann und Frau 7,1-40 48

1 Ehe und Ehelosigkeit 7,1-7 52
2 Mahnungen an verschiedene Gruppen (Unverheiratete, Verheiratete,
in Mischehen Lebende) 7,8-16 ... 88
3 Bewährung am Ort der Berufung 7,17-24 128
4 Über die Verlobten 7,25-40 151
4.1 Empfehlung zum Verbleib als Nichtgebundene 7,25-28 153
4.2 Eschatologische und christologische Gründe 7,29-35 166
4.3 Konkrete Ratschläge für Verlobte 7,36-40 195

IV Die Frage des Essens von Götzenopferfleisch 8,1-11,1 211

1 Grundsätzliche Klärung 8,1-13 215
1.1 Das Verhältnis von Erkenntnis und Liebe 8,1-6 215
1.2 Rücksichtnahme auf die Schwachen 8,7-13 251
2 Das Beispiel des Apostels 9,1-27 277
2.1 Das Recht des Apostels auf Apostelamt und Lebensunterhalt 9,1-14 277
2.2 Der Rechtsverzicht des Apostels 9,15-18 317
2.3 Die Freiheit von allen für alle 9,19-23 333
2.4 Die Freiheit von sich selbst als Kampf gegen sich selbst 9,24-27 360
3 Das warnende Beispiel Israels 10,1-13 380
4 Die Antithese vom Herrenmahl und Opfermahl 10,14-22 . . 429
5 Freiheit und Konflikte beim Götzenopferfleischessen 10,23-11,1 460

V Gottesdienstfragen 11,2-14,40 487

1 Über die rechte Haartracht für Frauen im Gottesdienst 11,2-16 487