Christian Linker verknüpft in diesem spannenden Jugendroman mehrere Themenkomplexe, die seit den späten 2010er-Jahren die Diskurse unserer Gesellschaft prägen: Internetnutzung, zunehmende politische Radikalisierung, Einsamkeitserfahrungen, Migration und steigende Gewaltbereitschaft. Hinzu kommt noch das zeitlose Thema der ersten echten Liebe, das diesem Roman keinen Kitsch, sondern eine gehörige Portion Realität verschafft.
Der völlig orientierungslose siebzehnjährige Robin gerät durch Zufall als Fast-Zeuge in einen Mordfall hinein und kann eigentlich alles gebrauchen: Nur keinen Kontakt mit der Polizei, die ihn schon seit einiger Zeit wegen Drogengeschäften im Visier hat. Innerhalb einer Woche, unnmittelbar vor einer richtungsweisenden Bundestagswahl, gerät Robins ohnehin schon bemitleidenswerte Existenz völlig durcheinander. Er, der nach dem Tod seines Vaters zunehmend isoliert gelebt hat, muss sich plötzlich mutig entscheiden und macht die Erfahrung, dass Solidarität und Zusammenhalt mehr bewirken können als das sture Ausblenden der Realiät.
Im Laufe der Handlung kommen neben Robin mehrere Personen aus ganz unterschiedlichen Milieus zur Sprache: Die engagierte Abiturientin Henry (eigentlich Henriette), die ein Praktikum bei dem in der Eröffnungshandlung schwer verletzten Investigativbloggers Magnus Mahlmann absolviert, der politische Emporkömmling Fred, dessen erstmaliger Einzug in den Bundestag mit der neuen "Deutschen Alternativen Partei" vermeintlich kurz bevorsteht, der rücksichtslose Schlägertyp Schädel, der mit seinem stacheldrahtbesetzten Baseballschläger für Unruhe sorgen möchte, Hakan, der mit krummen Geschäften den ganzen Wohnblock terrorisiert und als jugendlicher Intensivtäter geführt wird. Dabei vermitteln die meist in Ich-Form geschriebenen 69 Kapitel (am Beginn steht stets der Name des jeweiligen Protagonisten) ein eindrückliches Bild der Denk- und Lebenswelt der einzelnen Charaktere.
Hauptsächlich spielt der Roman in einer tristen Hochhaussiedlung einer großen deutschen Universitätsstadt, mit deren Gegensätzlichkeiten sich Schülerinnen und Schüler aller weiterführenden Schulformen werden identifizieren können. Sowohl für Mädchen als auch für Jungen finden sich Anknüpfungspunkte in die eigene Biographie, sei es durch Cybermobbingerfahrungen oder eigene Erfahrungen im politischen Raum. Gute inhaltliche Diskussionen sind garantiert.
Eine kleine kritische Anmerkung: In einer weiteren Auflage könnten Druckfehler wie S.102 "Schaar" (statt "Schar") behoben werden.

Insgesamt handelt es sich um eine empfehlenswerte Ganzschrift für Schülerinnen und Schüler ab Klasse 8, für die der Verlag zusätzlich gute Unterrichtsmaterialien bereitstellt.

Johannes Groß, www.lehrerbibliothek.de

Wer etwas ändern will, muss laut werden!
Der 17-jährige Robin wird in seinem Wohnblock Zeuge des Mords an einem Anhänger der rechtsgerichteten »Deutschen Alternativen Partei«, deren Anführer Fred Kuschinski ein Kindheitsfreund von ihm ist. Die Rechten nutzen die Bluttat, um Fremdenhass und Ängste zu schüren. Auch Robins Schwester Mel schließt sich der Bewegung an und besucht die täglichen Mahnwachen. Robin hat sich bislang aus allen Konflikten im Block rausgehalten, aber jetzt wird ihm klar: Wenn er die Wahrheit ans Licht bringen will, ist Wegschauen keine Option mehr.

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