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Der Klub, in dem wir alle spielen Über den Zustand der Literatur Jörg Fauser
Der Klub, in dem wir alle spielen
Über den Zustand der Literatur


Jörg Fauser
Diogenes Verlag
EAN: 9783257071344 (ISBN: 3-257-07134-5)
400 Seiten, hardcover, 12 x 19cm, Oktober, 2020

EUR 24,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Jörg Fauser

Der Klub, in dem wir alle spielen

In diesen Texten, die Jörg Fauser von 1963 bis 1987 verfasste, lernen wir ihn als Schwärmer und Fan kennen, aber auch als Zerpflückerer und Lästerer. Manches darin ist gemein, anderes strotzt vor Bewunderung. Ein abwechslungsreicher Band, der Texte über Autoren von Gryphius bis Grass beinhaltet, der einen Hörfunkbeitrag über die Kriminalliteratur und ein Gespräch mit Bukowski liefert, der unangenehme Literaturtreffen erlebbar macht und bei alldem immer eines zeigt: Fausers Liebe zur Literatur.

Mit einem Vorwort von Katja Kullmann.

„groß sind sie, gewaltig, die Unwägbarkeiten des Literaturbetriebs. Wie viel einfacher dagegen die Politik.“

Aus dem Text „Letzlich … Günter Grass“
Rezension
Ist der Dichter „nur Stellvertreter […], Zeuge für die Namenlosen und ihr Chronist“? Gehört Literatur in den „Supermarkt, zwischen das Getränkeregal und die Kasse“? Ist der Schriftsteller Angestellter „beim ältesten Verfassungsschutz der Welt […] – beim Verfassungsschutz für Sprache und Zweifel“? Ja, diese Auffassungen vertrat der Schriftsteller Jörg Fauser (1944-1987).
Einen hervorragenden Einblick in sein literarisches Selbstverständnis geben die von ihm über Autoren, Bücher, Kriminalliteratur und den Literaturbetrieb verfassten 38 Texte, welche für den Band „Der Klub, in dem wir alle spielen. Über den Zustand der Literatur“ ausgewählt wurden. Die bei diogenes erschienene Anthologie enthält primär Würdigungen Fausers von Schriftstellern, an denen er sich bei seinem Schreiben orientierte, wie zum Beispiel an Joseph Roth, Hans Fallada, Ernst Hemingway, Raymond Chandler, Dashiell Hammett, Chester Himes, Jack Kerouac oder Ross Thomas. Nicht minder bedeutsam für Fausers schriftstellerisches Werk waren die Romane seines Hero, Charles Bukowski, den er persönlich in Hollywood interviewen durfte. Außerdem enthält der vorliegende Fauser-Band lesenswerte Buch-Rezensionen u.a. zu den Gedichten von Andreas Gryphius und zu den Gedichten Else Lasker-Schülers, zu John Fantes Roman „Ich, Arturo Bandini“ und zu Hans Fricks „Tagebuch einer Entziehung“. Besondere Erwähnung verdient Fausers sarkastischer Text „Leichenschmaus in Loccum“, in dem er seine Absage an der Tagung in der Evangelischen Akademie zum neuen deutschen Kriminalroman ausführlich begründete. Anhand der Texte Fausers über andere Schriftsteller und deren Werke, die zugleich „biographische Skizzen“(Friedrich Ani) sind, lässt sich gleichsam Fausers eigene vom amerikanischen Realismus geprägte Poetik rekonstruieren. Dieses macht in Grundzügen die Journalistin Katja Kullmann in ihrem Vorwort zu Fausers Textsammlung.
Ein besonderes Anliegen des Schriftstellers war es, Kriminalliteratur aus der literarischen Schmuddelecke herauszuholen, in der sie die deutschen Literaturpäpste steckten, und als Literatur zu würdigen. In seinen Texten spart er daher nicht mit Kritik am deutschen Literaturbetrieb, der ihn nicht in seinen „Klub“ ließ, und auch nicht mit Kritik an der deutschen Kulturbürokratie, die ihm jegliche Förderung und Würdigung versagte. Dem Zürcher Verlag kommt das Verdienst zu, seit 2019 der Öffentlichkeit das Œuvre Fausers in schönen, gebundenen Neueditionen zugänglich zu machen. Von dem Solitär im deutschen Literaturbetrieb liegen bereits vor: sein autobiographischer Roman „Rohstoff“, eine Sammlung seiner frühen Texte unter dem Titel „Rohstoff Elements“, seine spannenden Kriminalromane „Das Schlangenmaul“ und „Der Schneemann“, seine lesenswerten „tip“-Kolumnen unter dem Titel „Caliban Berlin“, der erste Band seiner Erzählungen „Alles muss ganz anders werden“ sowie seine Biographie „Marlon Brando“.
Fazit: Der Band „Der Klub, in dem wir alle spielen“ mit der gekonnten Auswahl von Texten Jörg Fausers kann allen, die sich für unterhaltsame Reflexionen über Literatur interessieren, nur zur Lektüre empfohlen werden. Für Fauser-Fans ist auch dieses Buch natürlich ein Muss.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Der Klub, in dem wir alle spielen
Über den Zustand der Literatur
Zusammengestellt und mit einem Vorwort von Katja Kullmann
In diesen Texten, die Jörg Fauser von 1963 bis 1987 verfasste, lernen wir ihn als Schwärmer und Fan kennen, aber auch als Zerpflücker und Lästerer. Manches darin ist gemein, anderes strotzt vor Bewunderung. Ein abwechslungsreicher Band, der Texte über Autoren von Gryphius bis Grass beinhaltet, der einen Hörfunkbeitrag über die Kriminalliteratur und ein Gespräch mit Bukowski liefert, der peinliche Literatentreffen erlebbar macht und bei alldem immer eines zeigt: Fausers Liebe zur Literatur.
Nach dem Band ›Caliban Berlin‹, der Fausers tip-Kolumnen versammelte, sind hier nun 38 Texte zu Autoren, zu Büchern und zum Literaturbetrieb im Allgemeinen vereint. Und dies in chronologischer (von 1963–1987) und doch vielfältig bunter Art: Beginnt der Band mit Besprechungen über Texte von Andreas Gryphius, Else Lasker-Schüler und Günther Eich, wird zwischendurch der Literaturbetrieb und das »deutsche« langweilige Schreiben zerpflückt, um dann wieder die Zeit mit und das Werk von Charles Bukowski, Joseph Roth und Hans Werner Kettenbach zu feiern. Die Auswahl von Katja Kullmann zeigt die vielen Einflüsse, die Jörg Fauser prägten, verweist auf seine Vorbilder und Antihelden und spiegelt seine unterschiedlichen Schaffensphasen. Das liest sich manchmal sarkastisch, wie etwa in einem Text über Günter Grass: »Groß sind sie, gewaltig, die Unwägbarkeiten des Literaturbetriebes. Wieviel einfacher dagegen die Politik.« Aber dann auch wieder bewundernd zärtlich, wenn er über Jack Kerouacs ›Unterwegs‹ schreibt: »Der Mann schrieb so, dass man begriff, Sprache war ein Transportmittel, etwas, das mobilisierte, Weg, um rauszukommen.«
Mit einem Vorwort von Katja Kullmann.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort von Katja Kullmann 7
Und was sind unsere Taten 31
Prinz von Theben 35
Günter Eich: Prosa 44
Über das Bonner Kleinverlegertreffen 52
Cut-up 53
Dämonen in Eggiwil 56
Die Angst zwischen den Ängsten 65
Mord ist nicht gleich Mord –
Über die Kriminalromane von Chester Himes 73
Mord bei jedem Wetter 80
Fader Geschmack 86
Dashiell Hammett, der dünne Mann 92
Kalte Fakten, kühne Träume 97
Playboy-Interview: Charles Bukowski 101 Hitchhiker des Winds 135
Auf der Suche nach der verborgenen Wahrheit 138
Und lange nachdem die Explosion schon verklungen war 144
Die Legende des Duluoz 165
Hommage für Joseph Roth 192
Das leise lächelnde Nein 204
Gesegnete Wirklichkeit 213
Der Klub, in dem wir alle spielen 218
Eine Art von Zorn 224
Hab acht in Benin 230
Die Messer der Leiden 239
Das Risiko der Erkenntnis 246
Forsyth für jeden Tag 252
Die hohe Kunst des Komplotts 255
Ein Kölsch mit Kettenbach 270
Der dunkle Ort 279
Fallada 287
Beruf: Rebell 311
Schreib, mein Sachse, schreib 322
Leichenschmaus in Loccum 334
Der Unbestechliche 349
Mein ist die Rache, spricht Mike 365
Der Mann, der das 20. Jahrhundert liebte 377
Letztlich … Günter Grass 391
Letztlich … Die amerikanische Literatur ist vital, die deutsche schlapp 394
Nachweis 398