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Eine Freundschaft Briefe 1971-87 Jörg Fauser
Carl Weissner
Eine Freundschaft
Briefe 1971-87


Jörg Fauser

Carl Weissner
Diogenes Verlag
EAN: 9783257071078 (ISBN: 3-257-07107-8)
368 Seiten, hardcover, 13 x 19cm, Juli, 2021

EUR 24,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Eine Freundschaft

Briefe 1971-87

»Caro Carlo«, »Dear Harry« – so beginnen oft die Briefe und Postkarten, die sich Carl Weissner und Jörg Fauser über Jahre schrieben. Darin zu spüren ist stets die große Zuneigung füreinander, während die Themen um die oft prekäre finanzielle Situationen, um den großen Frust über das Konstrukt ›Literaturbetrieb‹, um Hörspiele, Filme und Magazine, aber auch Reisen und durchzehnte Nächte kreisen.

Mit einem Gespräch zwischen Matthias Penzel und Stephan Porombka, vielen Faksimiles und Anmerkungen.

„Wer hatte bloß diese Schnapsidee mit der Verlagswerbung von wegen ›in der Tradition des Künstlerromans‹? Heilige Scheiße. So was sollte man nicht machen.“

Carl Weissner in einem Brief an Jörg Fauser vom 15. Oktober 1979
Rezension
Jörg Fauser (1944-1987) war ein Solitär im deutschen Literaturbetrieb. Ihm wurde seitens der Literaturkritik jegliche Würdigung versagt, seitens der deutschen Kulturbürokratie jegliche Förderung. Bekanntheit erlangte der Schriftsteller durch seinen Kriminalroman „Der Schneemann“(1981) und durch sein autobiographisch geprägtes Werk „Rohstoff“(1984). Den Dichter sah er an als den „Stellvertreter […], Zeuge[n] für die Namenlosen und ihr[en] Chronist[en]“. Dieser sollte eine „ästhetisch und menschlich engagierte Literatur“ verfassen, um der „Zeit einen ramponierten, aber immer noch intakten Spiegel“ vorzuhalten. Daher gehörte Literatur für Fauser in den „Supermarkt, zwischen das Getränkeregal und die Kasse“. Dem Diogenes Verlag kommt das Verdienst zu, seit 2019 der Öffentlichkeit das Œuvre des Autors in schönen, gebundenen Neueditionen zugänglich zu machen. Es liegen bereits vor: seine Romane „Rohstoff“, „Der Schneemann“ und „Das Schlangenmaul“, seine beiden Erzählbände „Alles muss ganz anders werden“ und „Das Weiße im Auge“, seine Biographie „Marlon Brando“, eine Sammlung seiner frühen Texte als „Rohstoff Elements“, sein Gedichtband „Ich habe große Städte gesehen“, seine lesenswerten „tip“-Kolumnen unter dem Titel „Caliban Berlin“, sowie seine Bestandsaufnahme zur Literatur „Der Klub, in dem wir alle spielen“.
2020 hat der Zürcher Verlag einen weiteren Schatz von Schriften Fausers gehoben, nämlich seinen Briefwechsel von 1971 bis zum seinem Tode 1987 mit Carl Weissner (1940-2012), dem Schriftsteller und bekannten Übersetzer von Werken William S. Burroughs` und Charles Bukowskis. Diese Fauser-Weissner-Dokumente erscheinen erstmals veröffentlicht unter dem treffenden Titel „Eine Freundschaft“, herausgegeben von dem Schriftsteller, Journalisten und Fauser-Experten Matthias Penzel (*1966) und von Stephan Porombka (*1967), Professor für Texttheorie und Textgestaltung an der Universität der Künste Berlin. Sie haben für das Buch zudem ein aufschlussreiches Gespräch über den Briefwechsel verfasst und diesen mit exzellenten Anmerkungen versehen. 56 der transkribierten Briefe und Postkarten zwischen den Schriftstellern sind zudem als Faksimiles im Werk abgelichtet.
Die postalische Korrespondenz zwischen ihnen, in dem Persönliches fast nie zur Sprache kommt, verdeutlicht die Rolle Weissners als Mentors, als „Türöffner“ für Fauser, die Bedeutung von Hörspielproduktionen für die erste Schaffensphase Fausers, insbesondere aber den Kampf der beiden Schriftsteller für die Verbreitung von Werken amerikanischer Literatur wie die von Burroughs und Bukowski. Zurecht werden Weissner und Fauser von den Herausgebern des Briefwechsels als unangepasste „Schmuggler im Literaturbetrieb“ bezeichnet, die bisher ignorierte literarische Stimmen im deutschsprachigen Raum hörbar machen wollten, was ihnen letztlich mit ihrer Underground-Zeitschrift „Gasolin 23“, Hörspielen und Übersetzungen auch gelang. Bukowski selbst äußerte sich in einem Fax an Weissner vom 25.8.1987, das den Abschluss der abgedruckten Korrespondenz bildet, auch zum tödlichen Unfall Fausers an seinem 43. Geburtstag: „Der Tod von Joe Fauser hat mich wirklich durchgerüttelt. Irgendwie erschien er mir immer so dauerhaft wie eine Betonmauer.“(S. 227, Faksimile S. 294)
Fazit: Für Fans des Œuvres Fausers ist sein Briefwechsel mit seinem Freund Carl Weissner ein Muss. Er erinnert an Fausers unermüdlichen Kampf, als Schriftsteller im deutschen Literaturbetrieb Fuß zu fassen.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Eine Freundschaft
Briefe 1971-87
Herausgegeben und mit einem Gespräch eingeleitet von Matthias Penzel und Stephan Porombka
»Caro Carlo«, »Dear Harry« – so beginnen oft die Briefe und Postkarten, die sich Carl Weissner und Jörg Fauser über Jahre schrieben. Darin zu spüren ist stets die große Zuneigung füreinander, während die Themen um oft prekäre finanzielle Situationen, um Urlaube und durchzechte Nächte und um den großen Frust über das Konstrukt ›Literaturbetrieb‹ kreisen. Während Fauser in diesem nie wirklich Fuß fasste, hatte sich Carl Weissner mit den Übersetzungen von Charles Bukowski oder Songtexten von Frank Zappa bereits einen Namen gemacht und tritt oft als Ratgeber, beruhigende Stimme oder auch Lektor auf.
Hardcover Leinen
368 Seiten
erschienen am 28. Juli 2021
978-3-257-07107-8
€ (D) 24.00 / sFr 32.00* / € (A) 24.70
* unverb. Preisempfehlung
Inhaltsverzeichnis
Eine Freundschaft 7
Gespräch zwischen Matthias Penzel und Stephan Porombka
Die Briefe
Briefe von 1971 49
Briefe von 1972 54
Briefe von 1973 64
Briefe von 1974 79
Briefe von 1975 89
Briefe von 1976 116
Briefe von 1977 164
Briefe von 1978 182
Briefe von 1979 187
Briefe von 1980 194
Briefe von 1982 209
Briefe von 1983 214
Briefe von 1984 219
Briefe von 1986 223
Briefe von 1987 225
Faksimiles 229
Anmerkungen 295