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Man hängt halt so an dem, was man hat Briefe an die Eltern Jörg Fauser
Man hängt halt so an dem, was man hat
Briefe an die Eltern


Jörg Fauser
Diogenes Verlag
EAN: 9783257071634 (ISBN: 3-257-07163-9)
464 Seiten, hardcover, 13 x 19cm, März, 2023

EUR 25,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Jörg Fauser

Man hängt halt an dem, was man hat

Er berichtet seinen Eltern von Geldnöten (und fragt nach Geld), ergatterten Aufträgen, gescheiterten Ideen, schreibt über Lebens- und Liebesfrist. Er meldet sich an Geburtstagen, zum Muttertag und schickt Postkarten von jeder Reise. Diese Zeugnisse sind intim und rührend, mitunter ist ihr Autor wütend und verliebt, auf jeden Fall stets ehrlich. Von der ersten London-Reise über die Flucht vom Zivildienst nach Istanbul bis zu Querelen mit Verlagen um Veröffentlichungen.

In jedem Brief zeigt sich eine neue Facette des weitsichtigen Beobachters, leidenschaftlichen Schreibers, unbestechlichen Journalisten und eben auch liebevollen wie rebellischen Sohns Jörg Fausers. Der Abschied ist dabei so gut wie immer ein herzlicher – nämlich „Euer Jörg“.



„Aber ich kann eben nicht anders, als das zu machen, was für mich wichtig ist, d.h. das zu schreiben, was noch am ehesten für mich beschreibbar ist, auch wenn verschieden Genies sich dann im Grabe herumdrehn müssen und eine Rotte Kritiker mich verhohnepiepelt und eine ganze Masse von Leuten sagt, - na, der hat ja wohl einen Klaps.“

Jörg Fauser in einem Brief vom 2. September 1969
Rezension
Jörg Fauser (1944-1987) war ein Solitär im deutschen Literaturbetrieb. Ihm wurde seitens der Literaturkritik jegliche Würdigung versagt, seitens der deutschen Kulturbürokratie jegliche Förderung. Bekanntheit erlangte der Schriftsteller durch seinen Kriminalroman „Der Schneemann“(1981) und durch sein autobiographisch geprägtes Werk „Rohstoff“(1984). Den Dichter sah er an als den „Stellvertreter […], Zeuge[n] für die Namenlosen und ihr[en] Chronist[en]“. Dieser sollte eine „ästhetisch und menschlich engagierte Literatur“ verfassen, um der „Zeit einen ramponierten, aber immer noch intakten Spiegel“ vorzuhalten. Daher gehörte Literatur für Fauser in den „Supermarkt, zwischen das Getränkeregal und die Kasse“.
Dem Diogenes Verlag kommt das Verdienst zu, seit 2019 der Öffentlichkeit das Œuvre des Autors in schönen, gebundenen Neueditionen zugänglich zu machen. Es liegen bereits vor: seine Romane „Rohstoff“, „Der Schneemann“ und „Das Schlangenmaul“, sein Nachlass-Roman „Die Tournee“, seine beiden Erzählbände „Alles muss ganz anders werden“ und „Das Weiße im Auge“, seine Erzählung „Kant“, seine Biographie „Marlon Brando“, eine Sammlung seiner frühen Texte als „Rohstoff Elements“, sein Gedichtband „Ich habe große Städte gesehen“, seine lesenswerten „tip“-Kolumnen unter dem Titel „Caliban Berlin“, seine Bestandsaufnahme zur Literatur „Der Klub, in dem wir alle spielen“, sowie unter dem Titel „Eine Freundschaft“ der Briefwechsel mit Carl Weissner.
2023 hat der Zürcher Verlag weitere Briefe Fausers gehoben, nämlich die an seine Eltern von 1958 bis zum seinem Tode 1987. Diese Fauser-Dokumente erscheinen erstmals veröffentlicht unter dem Titel „Man hängt halt so an dem, was man hat“, was auf ein Zitat Fausers zurückgeht. Zusammengestellt und herausgegeben sind die transkribierten Briefe und Postkarten, von denen 23 als Faksimiles im Werk abgelichtet sind, von Peter Graf. In ihnen gibt Fauser - neben persönlichen Lagebeschreibungen und Wünschen an „Mam(m)i“ und „Papi“ - insbesondere Auskunft über seinen schriftstellerischen Schaffensprozess: „Ach, das Schreiben ist wirklich eine vermaledeite Sache, das schlimmste eigentlich, daß ichs nichts lassen kann und es mich dauernd juckt und juckt …“, bekennt er in einem Brief an seine Eltern vom 26.1.1970.
Fazit: Für Fans des Œuvres Fausers sind seine immer offenen Briefe an seine Eltern ein Muss. Sie erinnern an des Autors unermüdlichen Kampf beim Verfassen von Texten und daran als Schriftsteller im deutschen Literaturbetrieb Fuß zu fassen.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Man hängt halt so an dem, was man hat
Briefe an die Eltern
Zusammengestellt, herausgegeben und mit einem Vorwort von Peter Graf sowie einem Nachwort von Ronja von Rönne. Mit Faksimiles von Briefen und Postkarten
Als 12-Jähriger regt er sich in einem Brief an den Vater mordsmäßig über einen Schriftsteller auf. Und mit nicht einmal 14 schreibt er über eine Bundestagsversammlung und schwärmt über den jungen SPD-Mann: »Schmidt aus Hamburg! Es war großartig! Hinreißend!« In jedem Brief zeigt sich eine neue Facette des weitsichtigen Beobachters, leidenschaftlichen Schreibers, unbestechlichen Journalisten und eben auch liebevollen sowie rebellischen Sohns Jörg Fauser.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 7
„Und daß wir alle manchmal so fürchterlich gegeneinander standen, gehört vielleicht dazu.“
von Peter Graf
Die Briefe 21
Faksimiles 413
Nachwort 447
von Ronja von Rönne
Anmerkungen 452