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Das Weiße im Auge Erzählungen 1980-87 Jörg Fauser
Das Weiße im Auge
Erzählungen 1980-87


Jörg Fauser
Diogenes Verlag
EAN: 9783257071085 (ISBN: 3-257-07108-6)
464 Seiten, hardcover, 12 x 19cm, Juni, 2021

EUR 24,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Jörg Fauser • Das Weiße im Auge

Die Palette an Figuren und Menschen in Fausers Erzählungen ist groß und vielfältig wie das Leben - nicht nur in den Achtzigern der Bundesrepublik: Da ist der ehemalige Spion, der gezwungen wird, nochmals aktiv zu werden, und dort der draufgängerische V-Mann, der für sich den „dritten Weg“ beansprucht. Da sind starke und mitunter gewiefte Frauen, die wissen, was sie (hören) wollen, und über das Glück philosophierende Männer, die zumindest ein Dosenbier in Händen halten. Und da sind allerlei Verliebte und andere Drogenabhängige. Der zweite Band mit Erzählungen von Jörg Fauser - eine Entdeckung, beim ersten oder wiederholten Lesen.

Mit einem Nachwort von Clemens Meyer.
Rezension
Jörg Fauser (1944-1987) war ein Solitär im deutschen Literaturbetrieb, wurde ihm doch seitens der Literaturkritik und der deutschen Kulturbürokratie jegliche Förderung und Würdigung versagt. Bekanntheit erlangte der Schriftsteller durch seinen Kriminalroman „Der Schneemann“(1981) und durch sein autobiographisch geprägtes Werk „Rohstoff“(1984). Fauser entwickelte in seinen Schriften eine eigene Poetik. Den Dichter sah er an als den „Stellvertreter […], Zeuge[n] für die Namenlosen und ihr[en] Chronist[en]“. Dieser sollte eine „ästhetisch und menschlich engagierte Literatur“ verfassen, um der „Zeit einen ramponierten, aber immer noch intakten Spiegel“ vorzuhalten. Daher gehörte Literatur für Fauser in den „Supermarkt, zwischen das Getränkeregal und die Kasse“. Wie in seinen Romanen beleuchtete Fauser insbesondere auch in seinen Erzählungen die Schattenwelt(en) der Wirklichkeit, die B-Ebene.
2020 erschien unter dem Titel „Alles muss ganz anders werden. Erzählungen 1975-79“ ein erster Band mit Prosatexten des Kultautors der Underground-Literatur im Diogenes Verlag, der seit 2019 in schönen Neueditionen das Œuvre der Autors veröffentlicht. 2021 folgte ein zweiter Prosaband „Das Weiße im Auge. Erzählungen 1980-87“, versehen mit einem Nachwort des Schriftstellers Clemens Meyer. Das Buch enthält neben Fausers unveröffentlichtem Romanfragment „Der dritte Weg“(1983) 22 Erzählungen - immer realistisch, vielfach melancholisch und vielstimmig, manchmal gesellschaftskritisch und romantisch. In ihnen schildert er in seinem schnörkellosen, lakonischen Stil den sisyphoshaften Lebenskampf seiner Protagonisten, der Abgehängten und Gestrauchelten, u.a. Alkoholiker, andere Drogenabhängige, Verbrecher und Verliebte, die sich existenzielle Fragen stellen. In der Prosasammlung ist auch seine lesenswerte Erzählung „Geh nicht allein durch die Kasbah“(1984) vertreten, welche der Schriftsteller beim Literaturwettbewerb um den Ingeborg-Bachmann-Preis vortrug und dort vom selbst ernannten Literaturpapst, Marcel Reich-Ranicki, abgekanzelt wurde.
Fazit: Für Fans des Œuvres Fausers ist der Erzählband „Das Weiße im Auge“ ein Muss. Wer einen unverstellten Zugang zu den Realitäten der alten Bundesrepublik erhalten möchte, der greife zu den Stories von Fauser aus den 1980er Jahren.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Das Weiße im Auge
Erzählungen 1980-87
Mit einem Nachwort von Clemens Meyer
Der zweite Band mit Erzählungen, in denen Jörg Fauser charmant bis grantig die großen Themen des Lebens abhandelt: die Liebe, den Suff und die ewigen Geldnöte. Und in denen er fast schon nebenher auch die kleinen Gebiete Politik, Gesellschaft, Philosophie unterbringt. Noch einmal mehr als in den frühen Geschichten ist hier Fausers ganz eigener Sound und sein großes Herz lesend zu spüren.
Hardcover Leinen
464 Seiten
erschienen am 23. Juni 2021
978-3-257-07108-5
€ (D) 24.00 / sFr 32.00* / € (A) 24.70
Inhaltsverzeichnis
Du liebst mich nicht 7
Das Weiße im Auge 22
Mann und Maus 38
Zu Hause hab ich keine Zeit 52
Das Oberland von Burma 64
Sommeranfang 81
Nur dein Blut 98
An der Grenze 109
Ich war da 119
Das Tor zum Leben 132
Miramare 154
1968 170
Das Glück des Profis 194
Wenn er fällt, dann schreit er 225
Der dritte Weg 244
Mach’s noch mal, Harry 328
Geh nicht allein durch die
Kasbah 346
Der Mann, der an Gedichte
glaubte 359
Die schöne Helena 376
Minister, Matador und Fräulein
Glück 393
Der Weg nach El Paso 411
Delgados Schatten 422
Stadt der Desperados 437
Nachwort von Clemens Meyer 452
Textnachweise 463