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Die Tournee Roman aus dem Nachlass Jörg Fauser
Die Tournee
Roman aus dem Nachlass


Jörg Fauser
Diogenes Verlag
EAN: 9783257071863 (ISBN: 3-257-07186-8)
288 Seiten, hardcover, 12 x 19cm, Juli, 2022

EUR 24,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Jörg Fauser Die Tournee

Jörg Fausers letzter Roman – samt einer Reportage und Faksimiles

Drei auf dem absteigenden Ast: SPD-Mitglied Harry Lipschitz, dem nicht nur das Herz zu schaffen macht. Der Münchner Galerist und gescheiterte Lebenskünstler Guido Franck. Und die alternde Schauspielerin Natascha Liebling, die mit einem Provinztheater durch die Lande tingelt. Verknüpft wird alles durch die rätselhaften Aktivitäten eines Charles Kuhn, der »sich benahm wie ein Ganove und sich ausdrückte wie ein Philosoph«, und der ehrgeizigen Journalistin Vicky Borchers-Bohne.

Mit Nachworten von Detlef Bernd Blettenberg und Jan Bürger

„Ist das schön, wieder gibt es Sätze, die man singen möchte oder trommeln.“

Volker Weidermann

Frankfurter Allgemeine Zeitung
Rezension
Bekanntheit erlangte Jörg Fauser (1944-1987) durch seinen Kriminalroman „Der Schneemann“(1981) und durch sein autobiographisch geprägtes Werk „Rohstoff“(1984). Den Dichter sah er an als den „Stellvertreter […], Zeuge[n] für die Namenlosen und ihr[en] Chronist[en]“. Dieser sollte eine „ästhetisch und menschlich engagierte Literatur“ verfassen, um der „Zeit einen ramponierten, aber immer noch intakten Spiegel“ vorzuhalten. Daher gehörte Literatur für Fauser in den „Supermarkt, zwischen das Getränkeregal und die Kasse“. Dem Diogenes Verlag kommt das Verdienst zu, seit 2019 der Öffentlichkeit das Œuvre des Autors in schönen, gebundenen Neueditionen mit Lesebändchen zugänglich zu machen.
In einer Neuausgabe wurde im Jahre 2022 im Zürcher Verlag auch Fausers Roman aus dem Nachlass „Die Tournee“ veröffentlicht. An diesem arbeitete der Solitär im deutschen Literaturbetrieb bis zu seinem Tode. 169 Seiten, die ersten beiden Teile des auf drei Teile angelegten Werks, konnte er fertigstellen. Es ist – im Unterschied zu seinen bisherigen literarischen Arbeiten - komponiert im Stile eines Kaleidoskop-Romans, wie ihn John Dos Passos` mit „Manhattan Transfer“(1925) vorgelegt hat. Fauser verglich sein geplantes Werk – in Anlehnung an eine Beschreibung Gottfried Benns – mit einer Apfelsine: „die Schale, die einzelnen Scheiben, zusammenhängend, aber ohne Gehäuse“. So fehlt in dem Roman eine Hauptfigur, zu seinem Personentableau zählen u.a.: der „Agent auf Rente“ und Sozialdemokrat Harry Lipschütz, die heruntergekommene, spielsüchtige Schauspielerin Natascha Liebling, der Lebenskünstler und Münchner Galerist Guido Franck, die ehrgeizige „Crème“-Journalistin Vicky Borchers-Bohne sowie der zwielichtige, im Ostasienhandel erfahrene Charles Kuhn. Fausers „Tournee“ enthält alle für sein Werk typischen Elemente. Dieser ist im Stile des amerikanischen Realismus überaus unterhaltsam und spannend verfasst, die Story wird mit Tempo erzählt, zudem ist er mit zahlreichen Anspielungen und ironischen Bemerkungen versehen. In dem Werk wird man mitgenommen zu den Aufführungen eines Tourneetheaters in deutschen Bäderorten.
Zur Recherche für sein Buch begleitete Fauser das siebenköpfige Tourneetheater der Gebrüder Grabowsky mit dem Star Doris Kunstmann durch Westdeutschland. Dazu verfasste er 1986 für das Magazin „TransAtlantik“ die Reportage „Die Wunde der Komödianten - Mit dem Theater auf Tournee“, welcher der Neuausgabe von seinem Nachlass-Roman beigegeben ist. Außerdem enthält das Buch aufschlussreiche Exposés und Entwürfe zu ihm, sowie einen Beitrag des Literaturwissenschaftlers Jan Bürger und einen Text des Krimiautors Detlef Bernd Blettenberg.
Fazit: Der Nachlass-Roman „Die Tournee“ ist ein Muss für alle Fauser-Fans. Wer einen unverstellten Zugang zu den Realitäten der alten Bundesrepublik erhalten möchte, der greife zu Jörg Fausers letztem, unvollendeten Werk „Die Tournee“.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Die Tournee
Roman aus dem Nachlass
Mit einem Nachwort von Detlef Bernd Blettenberg
Drei auf dem absteigenden Ast: SPD-Mitglied Harry Lipschitz, dem nicht nur das Herz zu schaffen macht. Der Münchner Galerist und gescheiterte Lebenskünstler Guido Franck. Und die alternde Schauspielerin Natascha Liebling, die mit einem Provinztheater durch die Lande tingelt. Verknüpft wird alles durch die rätselhaften Aktivitäten eines Charles Kuhn, der »sich benahm wie ein Ganove und sich ausdrückte wie ein Philosoph«, und der ehrgeizigen Journalistin Vicky Borchers-Bohne.
Inhaltsverzeichnis
Die Tournee 9
Eposés und Entwürfe 207
Jan Bürger
Der Roman als Apfelsine - Jörg Fausers Arbeit an seinem letzten Buch 249
Detlef Bernd Blettenberg
Bühnenreif - Mein Freund, der stille Anarchist 257
Jörg Fauser
Die Wunde der Komödianten - Mit dem Theater auf Tournee 265