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Der Brief an die Römer
1. Teilband: Röm 1-5
3., durchgesehene Auflage 1997
1. Aufl. 1978
Ulrich Wilckens
Neukirchener Verlagshaus
, Benziger
EAN: 9783788705145 (ISBN: 3-7887-0514-0)
337 Seiten, kartoniert, 17 x 24cm, 1997
EUR 49,90 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Evangelisch-Katholischer Kommentar zum Neuen Testament
Begründet von Eduard Schweizer und Rudolf Schnackenburg
Herausgegeben von Norbert Brox, Joachim Gnilka, Ulrich Luz und Jürgen Roloff
Der Römerbrief gehört seit den Anfängen christlicher Theologie zu den zentralen biblischen Texten, in deren Auslegung Entscheidungen von großem Gewicht und großer Tragweite für das Verständnis des Glaubens und für das Leben der Kirche zu fällen waren.
Es ist vor allem die Rechtfertigungslehre des Paulus, deren Auslegung zentrale Bereiche christlicher Lehrbildung bestimmt und an der sich darum immer wieder die Geister geschieden haben: Augustin gegen Pelagius, Thomisten gegen Nominalisten, Protestanten gegen Katholiken, kritische gegen konservative, dialektische gegen liberale Theologen bis hin zu den unmittelbar gegenwärtigen Auseinandersetzungen. Im Rahmen des Evangelisch-Katholischen Kommentars kommt darum der Auslegung des Römerbriefs eine besondere Bedeutung im Blick auf das gegenwärtige ökumenische Gespräch zwischen der evangelischen und katholischen Theologie zu. Die gemeinsam angewandte historisch-kritische Methode eröffnet fruchtbare Möglichkeiten sowohl zur Infragestellung verfestigter Traditionen als auch zur Gewinnung neuer Übereinstimmungen in einem ehemals kontroverstheoiogisch so hart umstrittenen Terrain. Wie hat Paulus seine These von der Gerechtigkeit allein durch den Glauben ohne Werke des Gesetzes gemeint? Was folgt daraus z.B. für die katholische Gnadenlehre, was für die evangelische Grundlegung der Ethik? Könnte der »historische Paulus« zu einem gegenwärtigen katholischen Verstehen Luthers und zu einem evangelischen Verstehen des Tridentinum klärend beitragen? Jedenfalls ist die aktuelle gemeinsame Bemühung um die Interpretation des Römerbriefes eine zentrale Aufgabe ökumenischer Theologie.
Der Kommentar, dessen 1. Teilband hier vorliegt, wird sich notwendigerweise auf Schritt und Tritt diesen wirkungsgeschichtlichen Aspekten des Römerbriefes stellen. Dies ist der eine Schwerpunkt. Der andere betrifft die traditionsgeschichtliche Stellung der paulinischen Rechtfertigungslehre im Zusammenhang alttestamentlich-jüdischer Glaubensüberlieferung.
Der Römerbrief ist ein außerordentlich reflektierter Text, der an den Leser hohe sowohl intellektuelle wie spirituelle Anforderungen stellt. Gleichwohl versucht der Kommentar eine Sprache zu finden, in der, frei von verfestigter Terminologie, aber den Traditionen nicht ausweichend, die Gedanken des Paulus auf heutige Fragestellungen hin geöffnet werden.
Ulrich Wilckens
Geboren 1928 in Hamburg. 1953-1955 im Pfarrdienst, 1958-1960 Dozent für Neues Testament an der evangelisch-theologischen Fakultät der Universität Marburg, ab 1960 Professor für Neues Testament an der kirchlichen Hochschule Berlin (1960 bis 1968) und am Fachbereich evangelische Theologie der Universität Hamburg. 1981 bis 1991 Bischof von Holstein-Lübeck in der Nordelbischen Evangelischen Kirche.
Rezension
Der Brief des Paulus an die Römer gilt als der bedeutsamste Brief des Neuen Testaments überhaupt. Hier entwickelt Paulus vergleichsweise systematisch und ohne Polemik, weil er die Römische Gemeinde noch nicht näher kennt und sich ihr als Basis für seine beabsichtigte Spanien-Mission vorstellen will, seine Botschaft vom gesetzesfreien Evangelium, seine Rechtfertigung allein aus Gnade, - wie später Luther die paulinische Theologie zusammenfassen wird. Luther hat die Reformation in einer Auslegung des Galater- und des Römerbriefs begründet, die von Karl Barth ausgehende Dialektische Theologie hat ihren Anfang in Barths legendärer Auslegung des Römerbriefs gefunden und sich damit von Kulturprotestantismus wie Deutschen Christen gleichermaßen abgegrenzt. Kurz: Der Römerbrief hat eine enorme Wirkung erzielt. Die großen Römerbrief-Kommentare reichen bis in die Gegenwart, neben E. Käsemanns Auslegung von 1973 und H. Schliers von 1977 gilt das auch für diese Kommentierung durch U. Wilckens in 3 Teilbänden: Röm 1-5 / Röm 6-11 / Röm 12-16 (1978 ff) (mittlerweile in 3. Aufl.). – Die Vorzüge dieses Kommentars: 1) Auch dieser EKK-Band berücksichtigt ausführlich die Wirkungsgeschichte, 2) neben der Einzelexegese leistet der Kommentar einen gehaltvollen Beitrag zur paulinischen Theologie incl. systematisch-theologischer Erwägungen, 3) klare, straffe und verständliche Gedankenführung, so dass trotz der Stofffülle kein gigantomanischer Kommentar, sondern überschaubare 3 Teilbände entstehen, 4) gelungene Exkurse zu zentralen Themen und Vorstellungen, 5) konsequent interkonfessioneller Dialog gemäß der Programmatik des Evangelisch-Katholischen Kommentars, um die paulinische Theologie im ökumenischen Dialog fruchtbar zu machen. - Kleiner Nachteil: Röm 10,4 Christus als „Endziel des Gesetzes“ bleibt eine merkwürdig unklare Übersetzung: ist Christus nun das Ziel des Gesetzes oder eben doch dessen Ende?
Thomas Bernhard für lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungen und Literatur 1
Einleitung 15
I. Literarkritische Probleme 15
II. Die historische Situation des Römerbriefs 33
III. Die Bedeutung des Römerbriefs 48
Kommentar 53
A 1,1-17 Briefeingang 55
1. 1,1-7 Briefkopf (Präskript) 55
2. 1,8-17 Dank, Bitte. Hinführung zum Briefthema (Proömium) 75
B 1,18-11,36 Briefkorpus 93
I. 1,18-5,21 Rechtfertigung des Gottlosen aufgrund des Glaubens an Jesus Christus 93
1. 1,18-3,20 Juden wie Heiden unter Gottes Zorn 93
a) 1,18-32 Die Offenbarung des Zornes Gottes 94
b) 2,1-29 Die Sünde der Juden 121
a) 2,1-11 Der die Heiden verurteilende Jude vor Gottes Gericht 122
ß) 2,12-16 Das Gericht nach den Werken für Juden wie Heiden ... 131
y) 2,17-24 Das Gericht nach den Werken über den Juden, der sich des Gesetzes rühmt 146
d) 2,25-29 Das Gericht nach den Werken über den Juden, der sich der Beschneidung rühmt .... 153
c) 3,1-8 Abwehr jüdischer Einwände 160
d) 3,9-20 Juden wie Heiden schuldig vor Gott 170
2. 3,21-5,21 Die Rechtfertigung der Gottlosen, Juden wie Heiden, durch den Glauben 181
a) 3,21-31 Die Offenbarung der Gerechtigkeit Gottes 182
a) 3,21-26 Die These: Die Glaubensgerechtigkeit aufgrund der
Sühnetat der Gerechtigkeit Gottes im Tode Christi . . 182
ß) 3,27-31 Die Universalität der Glaubensgerechtigkeit für Juden wie Heiden 244
b) 4,1-25 Begründung der Glaubensgerechtigkeit aus der Schrift 257
a) 4,1-8 Abrahams Gerechtigkeit als Glaubensgerechtigkeit . . 260
ß) 4,9-12 Abraham als glaubender Vater aller Glaubenden,
der Unbeschnittenen wie der Beschnittenen 264
y) 4,13-16 Die Bindung der Abraham gegebenen Verheißung an
die Glaubens-, nicht an die Gesetzesgerechtigkeit .... 268
d) 4,17-25 Abrahams Glaube als Vertrauen auf die Erfüllung der Verheißung 272
c) 5,1-11 Das Rühmen der gerechtfertigten Sünder 285
d) 5,12-21 Die Herrschaft der Gnade über die Herrschaft der Sünde 305
Exkurse
»Evangelium« 74
Das Gericht nach den Werken I (Traditionsgeschichtliche Voraussetzungen) 127
Das Gewissen bei Paulus (exegetisch und wirkungsgeschichtlich) 138
Das Gericht nach den Werken II (Theologische Interpretation) 142
»Gerechtigkeit Gottes« 202
Zum Verständnis der Sühne-Vorstellung 233
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