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Der Ausweg aus dem Fliegenglas
Wie wir Glauben und Vernunft in Einklang bringen können
Gert Scobel
S. Fischer Verlag
EAN: 9783100702142 (ISBN: 3-10-070214-X)
463 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 15 x 22cm, 2010
EUR 22,95 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Wie wir sowohl glauben als auch denken können
- Ist es vernünftig zu glauben?
- Glauben Sie, dass Glauben und Vernunft sich stets widersprechen?
- Falls Sie glauben - warum glauben Sie?
- Und falls Sie nicht glauben - was bedeutet das für Sie?
Wenn es Ihnen schwerfällt, eine oder mehrere dieser Fragen zu beantworten, dann lesen Sie dieses Buch!
Gert Scobel, 1959 geboren, studierte Philosophie und Theologie an der Jesuiten-Hochschule St. Georgen in Frankfurt am Main und an der University of California in Berkeley. Er hatte mehrfach Lehraufträge, u.a. an der University of San Francisco. Zweimal erhielt er das EICOS-Stipendium, u.a. am Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in München. Von 1995 bis 2007 moderierte er die 3sat-Sendung Kulturzeit. Von 2001 bis 2003 war er zudem Anchorman des ARD-Morgenmagazins. Seit 2003 moderiert er die ZDF-Sendung Sonntags – TV für's Leben. Scobel moderierte die 3sat-Sendung delta und leitet und moderiert seit 2008 die Sendung scobel. Er wurde u.a. mit dem Deutschen Fernsehpreis und dem Adolf-Grimme-Preis ausgezeichnet. 2008 erschien Gert Scobels Buch "Weisheit. Über das, was uns fehlt".
Rezension
Gert Scobels großes Thema in seinem Buch "Der Ausweg aus dem Fliegenglas" ist die weithin verbreitete Überzeugung, Glaube und Vernunft oder Religion und Wissenschaft würden diametrale Gegensätze darstellen, auch in dem Sinne, dass die Wissenschaft längst gezeigt habe, dass der Glaube obsolet sei. In zwei weit ausgreifenden Buchteilen, die 'Vernunft' und 'Glauben' überschrieben sind, versucht Scobel nach einem informativen Gang durch die Geschichte von Philosophie und Theologie zu zeigen, dass es sich bei Glaube und Vernunft um zwei unterschiedliche Weisen handelt, den Herausforderungen des Lebens mit seinen Konstanten Endlichkeit, Krankheit und Tod zu begegnen. Dabei schließen sich die Wege nicht gegenseitig aus, sondern überlagern sich: "Wissenschaft ist, ebenso wie Metaphysik, ein kontinuierlicher Versuch, Probleme zu lösen: nicht mehr und nicht weniger." (431) Helfen sie, das Leben für sich und andere besser zu bewältigen, dann nähern sie sich der Weisheit: "Und mehr als Weisheit haben, wenn es die Bewältigung des alltäglichen Lebens mit seinen Sorgen und Ängsten angeht, weder Religion noch Vernunft zu bieten." (433).
Scobels Ausführungen liefern keine neuen Ansichten oder Erkenntnisse, die nicht anderweitig schon zum Ausdruck gebracht worden wären. Aber das ist auch gar nicht die Intention des Buches. Seine Stärke liegt im anschaulichen, leicht verständlichen und schlüssig angeordneten Überblick über die sich durch die Jahrhunderte ziehenden Auseinandersetzung zwischen Vernunft und Glauben. Wer sich einen soliden Überblick über diese Debatte verschaffen will und nach Argumenten sucht, um leidigen und müßigen Polemiken den Boden zu entziehen, findet hier alles, was er braucht: von Kant über Weber bis zu Gödel und Wittgenstein und von den Gottesbeweisen über die moderne Komplexitätsforschung bis den Aufgaben und Grenzen der Theologie in der Gegenwart.
Matthias Wörther, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Glaube und Vernunft – für die meisten Menschen sind dies entgegengesetzte Welten, die sich nicht miteinander versöhnen lassen. Es scheint, als könnte man nur der einen oder der anderen Seite angehören. Doch was, wenn man sich weder ausschließlich auf den Glauben noch auf die Vernunft verlassen kann (oder will)?
Der bekannte Wissenschaftsautor und Fernsehjournalist Gert Scobel zeigt in seinem so gedankenreichen wie anregend-unterhaltsamen Buch, dass es sich lohnt, sich in beiden Welten auszukennen. Viele der Konflikte zwischen Religion und Wissenschaft beruhen auf irrigen Annahmen, auf Missverständnissen und Illusionen. So geraten wir in die Situation der Fliege, die im Glas gefangen ist: Da sie die durchsichtige Wand nicht sieht, fliegt sie bis zur Ermattung immer wieder gegen dieselbe Stelle.
Gert Scobel gibt uns die entscheidenden Mittel an die Hand, um uns in der Fülle der Theorien, der Bücher und Meinungen und nicht zuletzt im Streit um den „neuen Atheismus“ zurecht zu finden. Mit seiner Hilfe gelingt es, statt an einer Ausweitung der Kampfzone zu arbeiten, der Fliege Auswege zu zeigen. Wie grundlegende Konflikte im Streit um Gott, Glauben und Vernunft zu lösen sind, zeigt dieses Buch, das sowohl Erkenntnis vermittelt wie Vergnügen bereitet.
Inhaltsverzeichnis
Ausführliches Inhaltsverzeichnis
Worum es in diesem Buch geht 7
Zum Anfang: Der Ausweg aus dem Fliegenglas 15
Erkenntnisgewinn auf offener See 15
Was bedeutet, »sich im Denken orientieren«? 19
Was ist Aufklärung? 22
Nebelbänke der Erkenntnis 25
Wittgenstein und der Ausweg aus dem Fliegenglas 27
Höhlenausgänge 30
Die glaubende und die denkende Fliege - die Möglichkeit des Aspektwechsels 33
Nova- und Fragilisierungseffekt 42
Religiöse Amusikalität und Vertikalspannungen 47
Teil l: Vernunft
1. Vernunft und die Grenzen der Erkenntnis 53
Die Suche nach »der« Vernunft und die Frage ihrer Einheit 53
Die Vielfalt »der« Vernunft oder was Vernunft ist 58
Vorurteile und das Fliegenglas der Vernunft 83
Über die Grenzen vernünftiger Erkenntnis 92
1. Die biologischen Grenzen 93
2. Die logischen Grenzen: Widersprüchlichkeit und Vollständigkeit 102
3. Die Grenzen vernünftigen Fragens - eine Theorie des Unvermögens der Vernunft (McGinn) 107
4. Die Grenzen der Information und die Komplexität der Welt 121
2. Sich mit der Vernunft orientieren 133
Vier einfache Fragen und das Katz-und-Maus-Prinzip 133
Vom Glauben an die Grammatik 144
... über den Weg von Ähnlichkeit und Analogie 148
... zur Erfindung des universalen Ägyptizismus 152
Noch einmal: vier einfache Grundfragen 165
3. Von der Methode, richtig zu denken, und was daraus folgt 173
Zwischenspiel: Was man von Lisa Simpson über Kant, die Religion und ihr Verhältnis zur Wissenschaft lernen kann 181
Teil II: Glauben
4. Glauben als Bedingung von Vernunft und Rationalität 195
Was bedeutet, sich im Glauben zu orientieren? 195
Epistemischer Respekt - für einen rationalen Umgang der Vernunft mit dem Glauben 205
Die Gleichursprünglichkeit von Vernunft und Glauben 211
Keine Vernunft ohne Glauben oder: Warum Zweifel nach dem Glauben kommen 217
Das Universalmedium Sinn: Über Himmel und Erde, Leben und Tod - und die Liebe 222
Über Religion und ihre angebliche Rückkehr 230
Und was folgt aus all dem für den Umgang mit Skeptikern? 254
5. Glauben im religiösen Sinn 257
Das Wesen des christlichen Glaubens - Ebeling und Tillich 257
Wetten, dass es anders ist als gedacht? - Pascal 269
Warum jeder glaubt und einen Gott hat - Luther 273
Und jetzt? - Ägyptizismus und Liebe in der Pausenzone 278
6. Gottesbeweise, die Gärtnerparabel oder wie Gott den Tod der tausend Qualifikationen stirbt (und
möglicherweise dennoch überlebt) 293
Gottesbeweise - die drei Hauptformen 293
Die Unmöglichkeit positiver, aber auch negativer Gottesbeweise und ein Experiment 297
Das Gleichnis vom Gärtner oder der Tod der tausend Qualifikationen 301
Warum Tatsachen nur in ungefährer Annäherung Tatsachen sind 306
Warum wir Gott nicht loswerden (aber anders, als wir denken) 311
Der religiöse Blick 318
Was bleibt? Gottesbeweise und das Licht der Erlösung 325
7. Gott, Komplexität und die Aufgabe der Theologie 337
Gott, Komplexität und Russells Teekanne 337
Glauben, das System Religion oder die Täuschung über die Komplexität der Welt 348
Hegels gelehrte Unwissenheit, das Wissen der Religionen und der Tod 370
Das Projekt der Entmythologisierung und die Frage, was Theologie eigentlich ist 381
Muss man alles glauben, wenn man glaubt? Beispiel Leben nach dem Tod 394
Säkulare Religion 402
Zum Ende: Über das sagenhafte Drüben der Erlösung, das Lügen der Dichter und die Weisheit der Religion 411
Anmerkungen 435
Ausführliches Inhaltsverzeichnis 461
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