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Das Evangelium Jesu Christi als Maxime -  religiöse und kirchliche Motive im Frühstwerk Heinrich Bölls  Zugl.: Bielefeld, Univ., Diss., 2011
Das Evangelium Jesu Christi als Maxime -
religiöse und kirchliche Motive im Frühstwerk Heinrich Bölls


Zugl.: Bielefeld, Univ., Diss., 2011

Julia Litz

LIT
EAN: 9783643114754 (ISBN: 3-643-11475-3)
368 Seiten, paperback, 16 x 24cm, 2011

EUR 34,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
2010 jährte sich zum 25. Mal das Todesjahr Heinrich Bölls. Ist es an der Zeit, den von einigen Kritikern als "verstaubt" betrachteten Autor endgültig "ad acta" zu legen?

Die Autorin dieser Arbeit antwortet mit einem klaren "Nein!" und nimmt den Leser mit auf eine Reise in die faszinierende religiöse Gedankenwelt des jungen Böll, die keine Individualreligion darstellt, sondern fest in der Bibel, aber auch in der katholischen Glaubenslehre, verankert ist. Im Fokus der Untersuchung stehen Werke aus den Jahren 1936 bis 1947, die bis dato in der Forschung nahezu unberücksichtigt geblieben sind.
Rezension
Es ist bekannt, dass Heinrich Bölls Werk sich intensiv mit dem katholischen Glauben auseinandersetzt, ihn kritisiert, ihn aber auch zutiefst im Sinne des christlichen Evangeliums im Kern bejaht. Diese Bielefelder Dissertation befragt nun das noch wenig erforschte Frühstwerk Heinrich Bölls im Hinblick auf religiöse und kirchliche Motive. Dabei entwickelt die Verfasserin die These, dass bereits in Bölls frühsten Schriften sein Verlangen nach einem evangelienkonformen Leben im Sinne der bedingunglosen Nachfolge Jesu greifbar ist. Das Evangelium Jesu Christi wird für den jungen Böll zum Bewertungsmaßstab für den Einzelnen und zur Handlungsmaxime. Im Mittelpunkt der Untersuchung steht nicht das Böllsche Frühwerk (50er Jahre), sondern das "Frühstwerk", Erzählungen aus den 30er und 40er Jahren.

Thomas Bernhard, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Literatur - Medien - Religion
Herausgegeben von Prof. Dr. Georg Langenhorst
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 11

1. Einleitung 12

1.1 Zur Frage der Relevanz einer Auseinandersetzung mit religiösen Aspekten im Werk Heinrich Bölls zu Beginn des 21. Jahrhunderts 12
1.1.1 Der Dialog zwischen Literatur und Theologie - ein notwendiger Schritt in einer modernen Gesellschaft 13
1.1.2 Die literarische Untersuchung frühster Werke Heinrich Bölls im neuen Jahrtausend - eine sinnentleerte Beschäftigung mit einem überkommenen Milieuschriftsteller? 20
1.2 Zielbestimmung 24
1.3 Auswahl der Werke und Struktur der Arbeit 29
1.4 Zur Diskussion einer autororientierten Lesart 32
1.5 Forschungsüberblick 34

2. „Kreuz ohne Liebe" - ein Spiegelbild tiefer Religiosität des jungen Böll 39

2.1 Die politische und religiöse Sozialisation der Brüder Bachern - Normalität in Zeiten des Nationalsozialismus? 44
2.1.1 Die Familie Bachern - bürgerliche Idylle versus erste Konflikte 44
2.1.2 „Fest soll mein Glaube immer stehen, ()" - die authentische Frömmigkeit der Mutter 50
21.2.1 Johanna Bachern - eine Frau mit politischem Weitblick und religiösem Tiefgang 50
2.1.2.2 Die literarische Figur der Frau Bachern - ein Abbild der Mutter Heinrich Bölls? 55
2.1.3 „Er erkannte die Hand Gottes nicht ()" - zur Vaterfigur im Roman 59
2.2 Theologie der Zärtlichkeit? - die Bedeutung des Gebetes und der Sakramente im Roman 65
2.2.1 Das Gebet - tiefe Begegnung mit Gott und Trostspender in existentiellen Lebenslagen 66
2.2.2 Die Darstellung der Sakramente in „Kreuz ohne Liebe" -ein erstes Indiz für Bölls spätere Theologie der Profanisierung des Sakramentalen? 76
2.2.2.1 Die Ehe im Roman - zwischen Entfremdung und Verstehen 78
2.2.2.2 Eucharistie und Mahlgemeinschaften - Medien erfahrbarer Heilung? 85
2.3 Die Geschichte von Caius Decimus Moguntiacus - eine parabelhafte Binnenerzählung 89
2.3.1 Die Leidensgeschichte des Sklaven Cantus - eine Kopie der Passion Jesu Christi 89
2.3.2 Die Wiederaufnahme der Caius-Parabel in „Kreuz ohne Liebe" - Fortschreibung eines frühen Motivs? 94
2.3.3 Die Botschaft der Parabel - eine zeitlose Warnung Bölls an seine Rezipienten 100
2.4 Die Ambivalenz des Kreuzes - zwischen Leiden und Auferstehung 104
2.4.1 Das Hakenkreuz - Ersatzreligion und Inkarnation des Bösen 105
2.4.2 Die Akzeptanz des „persönlichen Kreuzes" als Zeichen der Nachfolge Jesu 109
2.5 Bölls Verhältnis zur katholischen Kirche in der frühen Nachkriegszeit - die Hoffnung stirbt zuletzt! 117
2.5.1 „Aber ich brauche den Klerus nicht () als Institution" -
Wesensmerkmale der böllschen Kirchenkritik 117
2.5.2 Der sakrale Raum - eine Möglichkeit zur inneren Einkehr und Besinnung der Menschen 126
2.5.3 „() Priester seiner Kirche in der Uniform von Offizieren, ()" - Bölls Ansätze einer Kritik wider der Verflechtung von Kirche und Nationalsozialismus 131
2.6 Die Metaphorik Bölls - ein Spiegel der menschlichen Seele 138

3. „Die Inkonsequenzen des Christoff Sanktjörg" - ein Roman im Zeichen der Sühne 147

3.1 Gott als Trost und Lebensmaxime - der tiefe Glaube des Protagonisten 152
3.1.1 Nomen est omen - die grenzenlose Nächstenliebe des Christoff Sanktjörg 152
3.1.2 Das Gespräch mit dem liebenden Gott - Gebet und Gottesvorstellung im Roman 156
3.2 Die Existenz des Satans - eine Herausforderung für junge Katholiken zu Beginn des 20. Jahrhunderts 163
3.2.1 Der Teufel - ein personales Wesen? 164
3.2.2 „() da sah ich in das Antlitz eines leibhaftigen Satans" - der alltägliche Kampf Christoffs mit dem Teufel 172
3.3 Die Buße als Weg zu Gott - die Umkehr des Christoff Sanktjörg 181
3.3.1 Das Bußsakrament - Aufruf zur Umkehr und Sühne von Schuld 181
3.3.2 Buße ohne Beichte - die individuelle Sühne des Christoff Sanktjörg 194
3.4 Zur Ambivalenz der Darstellung der Institution
Kirche und ihrer Repräsentanten 202
3.4.1 Der sakrale Raum und die liturgische Handlung - zwei wichtige Bestandteile im Leben eines Katholiken 204
3.4.2 Das Priesterbild im Roman - zwischen Kritik und Anerkennung 207
3.4.3 Das ambivalente Papst-Bild bei Böll - katholische Solidarität versus kritische Distanz 214

4. »Am Rande der Kirche" - eine Abrechnung des Studenten Böll mit dem bürgerlichen Katholizismus des frühen 20. Jahrhunderts 220

4.1 „() daß unsere reiche katholische Schicht wachsen und gedeihen möge" - der Kapitalismus als Triebfeder des katholischen Bürgertums im frühen 20. Jahrhundert 225
4.1.1 Gewinnmaximierung und Doppelmoral - die Missachtung des Evangeliums als Wesensmerkmal deutscher Katholiken 226
4.1.2 Mittelschicht und Bildungsbürgertum - zwei bürgerliche Gruppierungen im Fokus der Kritik 233
4.1.3 Bölls bundesrepublikanische Kapitalismuskritik - eine Fortschreibung seiner Vorkriegsthematik? 240
4.2 Die una sancta catholica ein Garant kapitalistischer Strukturen? 249
4.2.1 Der katholische Klerus im frühen 20. Jahrhundert - zwischen Kapitalismus und Froher Botschaft 251
4.2.2 Die böllsche Kirchenkritik nach dem Zweiten Weltkrieg - Fortschreibung oder Neubeginn? 260
4.3 Am Rande der Kirche - die Stellung des „Proleten" in der deutschen Gesellschaft und in der katholischen Kirche des frühen 20. Jahrhunderts 272
4.3.1 „Selig ihr Armen, denn euer ist das Reich Gottes" (Lk 6,20) - die Idealisierung der Armut im Roman 272
4.3.2 „Das Blut des Armen ist das Geld" - biblische und literarische Wurzeln des böllschen Armutsideals 277
4.3.2.1 Gott steht auf der Seite der Armen und Hilfsbedürftigen! - biblische Motive im Roman 277
4.3.2.2 Leon Bloy als geistiger Inspirator des Schülers und Studenten Böll 284
4.4 Die religiösen und menschlichen Verwirrungen des Dominikus Legenbach - ein Ausfluss der bürgerlichen Gesellschaft 294
4.4.1 Dominikus' Hass dem bürgerlichen Katholizismus gegenüber - ein Resultat seiner persönlichen Armut? 295
4.4.2 Zwischen Zweifel und Hoffnung - das religiöse Ringen des jungen Legenbach 301
4.4.3 Am Rande der Kirche? - zur Frage autobiographischer Komponenten im Roman sowie zur juvenilen Schreibmotivation des Literaten 306

5. Zusammenfassung 317

6. Literaturverzeichnis 335