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Zugänge und Analysen zur religiösen Dimension des Cyberspace
Zugänge und Analysen zur religiösen Dimension des Cyberspace




Angela M. T. Reinders

LIT
EAN: 9783825885069 (ISBN: 3-8258-8506-2)
376 Seiten, paperback, 16 x 24cm, 2006

EUR 34,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Cyberspace - der Begriff scheint eine Verheißung zu bergen als Raum, der die real erlebte Wirklichkeit "übersteigt". Mystifizierende Cyberphilosophie, gespeist aus biblischen und christlich-spirituellen Bezügen, artikuliert sich religiös aufgeladen. Die Theologie ist angefragt: Führt Mediennutzung zum Bindungsverlust an die Primärwirklichkeit? Wandelt sich der Mensch zum Cyborg, wird Erlösung technisch programmierbar? Ersetzen Bilder vom Cyberspace das Gottesbild? Anthropologische, religionswissenschaftliche Zugänge und empirische Untersuchung liefern einen fundierten Beitrag zur Diskussion.



Angela M.T. Reinders, geb. 1965 in Aachen, Studium der katholischen Theologie in Bonn und Münster. Redakteurin und Lektorin (Bergmoser + Höller Verlag), Qualifikation in Werbung und Online-Redaktion.



Umschlagbild:

Jan Tomaschoff / mit freundlicher Genehmigung des Cartoon-Caricature-Contors, Pfaffenhofen a.d. Ilm
Rezension
Diese katholisch-theologische Münsteraner Dissertation wendet sich einem interessanten Thema zu: der religiösen Dimension des Cyberspace. Denn die Verfasserin hat erkannt, dass sich mit dem Cyberspace uralte Sehnsüchte des Menschen nach Transzendenz der eigenen Wirklichkeit verbinden: im Cyberspace kann der Mensch seine Identität verlassen und in eine neue schlüpfen, das Cyberspace ist allüberall (Ubiquität), rund um die Uhr - mithin ewig ... , Cyberspace kommt ohne Körper aus, die reine Seele ... Cyberspace verheißt Erlösung ... Wandelt sich der Mensch zum Cyborg, wird Erlösung technisch programmierbar? Ersetzen Bilder vom Cyberspace das Gottesbild? Viele klassisch religiöse Fragen ergeben sich in neuer Sprache. Cyberspace und die Suche nach Bildern von Gott und Erlösung darin - eine ungemein spannende und aktuelle Fragestellung!

Jens Walter, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Literatur - Medien - Religion
Herausgegeben von Prof. Dr. Georg Langenhorst
Inhaltsverzeichnis
Vorwort: Zur Dimension des Themas 11

1 Cyberspace - virtuelle Wirklichkeit 14

1.1 Denkmodelle für eine Wirklichkeitsdimension 14
1.1.1 Selbstüberwindung der Physik? 15
1.1.2 Drei oder vier Welten? - Ein Denkmodell nach POPPER 17
1.1.3 Hyperrealität nach Baudrillard 19
1.1.4 Ansatz der Fragestellung für diese Arbeit 20
1.2 Welches Menschenbild entsteht in der virtuellen Wirklichkeit und durch ihre Information? - Anthropologische Fragestellungen 21
1.2.1 Virtuelle Welten als neue Lebenswelten 22
1.2.2 Cyberspace als sozialer Raum 22
1.3 Die Frage nach der religiösen Dimension des Cyberspace 23
1.3.1 Erlösungsbedürfnisse - anthropologischer Frageansatz 23
1.3.2 „Du hast mir Raum geschaffen" - theologischer Frageansatz 26
1.3.3 Christlich-soteriologische Spiegelung: Was ist Erlösung? 28
1.3.4 Die Frage nach der Gegenwart Gottes im Cyberspace 31
1.4 Ausgangspunkte in der virtuellen Wirklichkeit - Ergebnissicherung 31
1.5 Die „Erlösungsbotschaft" des Cyberspace als Anfrage an die soteriologische und pastoralpraktische christliche Theologie 32

2 Anthropologische und wissenschaftstheoretische Zugänge 35

2.1 Identität und Akzeptanz 36
2.1.1 Rollenspiele im „RL", dem realen Leben 36
2.1.2 Günther M. aus G., 53, wird Maggie Z. aus H., 16 - totale Ablösung von realen Identitäten? 48
2.1.3 Avatare - Stellvertreter und Agenten im Cyberspace 54
2.1.4 Subjektwerdung: Zwischensicherung und Anschlussfragen 59
2.2 Leiblichkeit 60
2.2.1 Exkurs zur Avatäralehre: Der Glaube an die Inkarnation und an die Inkarnationen 60
2.2.2 Zwischen Gnosisverdacht und Körperperfektion: Sind neue Medien leiblos? 69
2.2.3 Warum die Cyberphilosophie TEILHARD de CHARDIN entdeckt hat 77
2.2.4 Körperlichkeit in der virtuellen Realität 81
2.2.5 Prominente Avatare in ihrem Körper 86
2.2.6 Leiblichkeit: Zwischensicherung und Anschlussfragen 89
2.3 Zeit und Lebenszeit 91
2.3.1 Unendlichkeit - ein Vorgriff: Die bedingte Zeit und die unendliche Erfahrung der Transzendenz 91
2.3.2 Zeitlosigkeit - ein Zustand: Echtzeit und „ewiges Jetzt" 95
2.3.3 „Rest in Peace, Bill the Bot" - Tod des Avatars 98
2.3.4 Zeit und Lebenszeit: Zwischensicherung und Anschlussfragen 99
2.4 Anthropologische Zugänge - Zusammenfassung 100
2.5 Suche nach Gemeinschaft, sakralen Strukturen und nach Heil 102

3 Religionswissenschaftlich-theologische Zugänge 103

3.1 Sehnsucht nach Mythos und nach dem Göttlichen 104
3.1.1 Funktion des Mythos in der Religiosität 105
3.1.2 Merkmale des Mythos 107
3.1.3 Mythos in der virtuellen Realität 109
3.1.4 Mythos: Zwischensicherung und Anschlussfragen 110
3.2 Individualität und Gemeinschaft 111
3.2.1 Eine Gesellschaft sucht die Balance - eine Glaubensgemeinschaft sucht mit 111
3.2.2 Individualität und Gemeinschaft: Zwischensicherung und Anschlussfragen 117
3.3 Divinisierung des Cyberspace 118
3.3.1 Allmächtig und ubiquitär - wie göttlich ist das World Wide Web? 118
3.4 Mythische und religiöse Bezugslinien im Cyberspace 119
3.4.1 Cyberspace und Mythos: Das Netz Indras 119
3.4.2 Cyberspace und Theologie: Mensch sucht Gott - oder Göttlichkeit 119
3.4.3 Dachte schon LEIBNIZ den Cyberspace als Gottheit voraus?
Gottes Möglichkeiten denken - Gottesbegriff bei LEIBNIZ 126
3.4.4 Gott sucht Mensch - theologische Bezugslinien bei HAMMERMAN 132
3.4.5 „A religious Vision of Cyberspace" 135
3.4.6 Weltenschöpfer 136
3.5 Hypertextstruktur und Struktur der Offenbarung 139
3.5.1 Ist die Offenbarung im Hypertext lesbar? 139
3.5.2 Intertextualität als Grundstruktur des Hypertexts 139
3.5.3 Kommunikationsmodell 142
3.5.4 Hypertext 143
3.5.5 Gottes Selbstoffenbarung 145
3.5.6 Einbettung des Kommunikationsmodells in den Verständnishorizont der Offenbarungskommunikation 147
3.5.7 Konsequenzen aus dem Kontext der Offenbarung im virtuellen Medium 149
3.5.8 Offenbarung, Hypertext und Intertextualität 150
3.6 Unbekannter oder bekannter Gott? 152
3.6.1 Der ganz Andere - Kritik an prozessphilosophischen Denkmodellen 153
3.6.2 Der Ansatzpunkt für die Gottesfrage im Anderen (LEVINAS) gegen das „Gott-ist-tot"-Konzept des Cyborgs (HARAWAY) 153
3.7 Virtuelle Orte der Gottesbegegnung 160
3.7.1 Angebote der Kirchen 160
3.7.2 Avatare und ihre Kirchen 161
3.7.3 Virtuelle Gottesfeiern 163
3.8 Divinisierung des Cyberspace - Zusammenfassung 164

4 Analyseschritte in den virtuellen Raum 166

4.1 Methodische Vorüberlegungen 166
4.1.1 Thesen 166
4.1.2 Der Fragehorizont der Analyse 167
4.1.3 Methodische Wegbeschreibung (Schaubild) 170
4.1.4 Frame und Framing 171
4.2 Erster Schritt in selbstgestalteten virtuellen Räumen:
4.2.1 Analyse selbstgestalteter virtueller Welten 174
4.2.2 Ablauf und Erträge der Inhaltsanalysen 178
4.2.3 Identität: „That's me"-Status 178
4.2.4 Erträge: Identität 182
4.2.5 Virtuelle Identität und Akzeptanz - theologische Angelpunkte 187
4.2.6 Leiblichkeit: Gestalten, fühlen, träumen - heilen? 189
4.2.7 Erträge: Leiblichkeit 191
4.2.8 Leiblichkeit im virtuellen Raum - theologische Angelpunkte 193
4.2.9 Zeit: Rückwärts scrollen - vorwärts leben? 194
4.2.10 Erträge: Zeit 195
4.2.11 Zeitempfinden in der Virtualität - theologische Angelpunkte 196
4.2.12 Primärwirklichkeit und virtuelle Lebenswelt 196
4.2.13 Drei oder vier Welten? - Konklusion 198
4.3 Erster Analyseschritt in die Welt der Produktion und Rezeption virtueller Kunstfiguren 199
4.3.1 Die Analyse: Vorverständnis, Thesen und Fragehorizont 199
4.3.2 Fragestellung der Analyse 202
4.3.3 Ablauf und Erträge der Inhaltsanalysen 204
4.3.4 Ertrag, Einordnung und Explikation - E-Cyas 211
4.3.5 Ertrag, Einordnung und Explikation - Lara Croft 213
4.3.6 Erzählungen von virtuellen Kunstfiguren als Mythen 215
4.3.7 Mythische Fragen und ihre Beantwortung durch prominente Avatare 215
4.3.8 Beschreibung des Strukturmodells 216
4.3.9 Beschreibung des Materials 217
4.3.10 Untersuchung des Materials zu E-Cyas 217
4.3.11 Untersuchung des Materials zu Lara Croft 221
4.3.12 Ergebnissicherung: Erträge und theologische Angelpunkte - prominente Avatare 228
4.3.13 E-Cyas im religionsproduktiven Strom 230
4.3.14 Religiös marktorientierte Elemente bei Lara Croft 234
4.3.15 Gemeinschaft durch prominente Avatare: gestiftet oder gewachsen? 240
4.3.16 Primärwirklichkeit und virtuelle Lebenswelt 242
4.4 Zweiter Schritt: Framing-Analyse 243
4.4.1 Möglichkeiten, Grenzen und Inhalte der Framing-Analyse oder Rahmen-Analyse 243
4.4.2 Methodische Beschreibung 244
4.4.3 Theologische Motivation für die Wahl der Deuterahmen in der Framing-Analyse 247
4.5 Analyse von selbstgestalteten virtuellen Räumen 250
4.5.1 Frames der Nutzererfahrung 251
4.5.2 Erträge und theologische Angelpunkte 258
4.6 Analyse der Produktion und Rezeption virtueller Kunstfiguren 259
4.6.1 Produzentenframes E-Cyas 260
4.6.2 Rahmen und Schichten 263
4.6.3 Rezipientenframes E-Cyas 266
4.6.4 Produzentenframes Lara Croft 266
4.6.5 Rezipientenframes Lara Croft 268
4.6.6 Ergebnissicherung zum Framing: Erträge und theologische Angelpunkte 277
4.7 Analyseschritte in den virtuellen Raum - Zusammenfassung 279

5 Theologische Konsequenzen 281

5.1 Raumbegehung 281
5.2 Gegenwart Gottes: systematische Fragestellungen 282
5.2.1 Theologie 282
5.2.2 Christologie 286
5.3 Pastoraltheologische Konsequenzen: Zeit und Raum - von Gott eingeräumte Lebensbedingungen 291
5.3.1 „Ewiges Jetzt" und „Heute" der Entscheidung 291
5.3.2 Tot, aber online - Identitäten sterben nicht 295
5.3.3 Begrenzter Raum und das „redemptive Milieu" des Cyberspace 297
5.4 Pastoraltheologische Konsequenzen: Orte der Gottesnahe und Gottesbegegnung 298
5.4.1 Anthropologie 298
5.4.2 Liturgische Begegnung 302
5.4.3 Koinonische Begegnung 311
5.4.4 Diakonische Begegnung 320
5.4.5 Gottestext und Lebenstext 323
5.5 Raumteiler: Klangbrücken statt Trennwände 328
5.5.1 Kommunikation: nicht nurtop-down, auch bottom-up 328
5.5.2 Inkarnatorisches Prinzip: Was die Kirche strukturell von Cyberspaceerfahrungen lernt 328

6 Cyberspace - religiöser Ersatz, parareligiöse Begleitung, Raum für Gott, Raum für Religiosität? 330

6.1 Träume von der Himmelsleiter: Der biblische und der postmoderne Jakob 330
6.1.1 Die umgeworfene Leiter oder: Religiosität substanziell 331
6.1.2 Die Stufen der Himmelsleiter oder: Religiosität funktional 333
6.2 Dem biblischen Gott im Cyberspace begegnen 335
6.2.1 Spurensuche 335
6.3 Reale Antworten auf virtuelle Träume 337
6.3.1 Die in beide Richtungen begehbare Leiter 337

7 Anhang 340

7.1 Analysematerial 340
7.2 Glossar 349

Literaturverzeichnis 352