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Biblische Spuren in der Lyrik Erich Frieds Zum intertextuellen Wechselspiel von Bibel und Literatur Zugl.: Diss., Universität Erlangen, WS 2002/2003
Biblische Spuren in der Lyrik Erich Frieds
Zum intertextuellen Wechselspiel von Bibel und Literatur


Zugl.: Diss., Universität Erlangen, WS 2002/2003

Tanja Gojny

Matthias-Grünewald-Verlag der Schwabenverlag AG
EAN: 9783786725206 (ISBN: 3-7867-2520-9)
560 Seiten, paperback, 15 x 23cm, 2004

EUR 39,80
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Im Lyrikwerk des Schriftstellers Erich Fried finden sich zahlreiche Verweise auf Worte, Erzählungen, Personen und Motive der Bibel. Diese biblischen Spuren werden im Rahmen von Gedichtinterpretationen auf ihre Form und Funktion hin befragt. Besondere Aufmerksamkeit finden dabei die Rezeption der Sintfluterzählung, der Mosefigur und der Jesusworte sowie der Gedichtband „Höre, Israel!". In diesem setzt sich Fried, der zum Judentum wie auch zum Christentum ein ambivalentes Verhältnis hatte, kritisch mit dem Zionismus auseinander. Bei der Deutung der Gedichte liegt ein Schwerpunkt auf der Frage, welche Rolle es spielt, dass es sich bei der Bibel um einen heiligen Text handelt. Die Ergebnisse geben dabei nicht nur Einblicke in das spezifische Wechselspiel von Bibel und Literatur in der Lyrik Frieds, sondern stellen auch eine systematische Basis für die präzise Beschreibung biblischer Bezüge und Rezeptionsformen anderer Schriftsteller dar. Wichtige Impulse hierfür gehen dabei von der Intertextualitätstheorie aus, die den konzeptionellen Bezugsrahmen der Untersuchung bildet. Darüber hinaus bietet sie methodische Hilfestellung für die hermeneutisch spannende Frage, ob und inwiefern biblische Spuren in literarischen Texten als ,Schriftauslegung' verstanden werden können.

Tanja Gojny

geb. 1974; Dr. theol; Studium der Evangelischen Theologie und Germanistik in Erlangen; Gymnasiallehrerin
Rezension
Fächerverbindender Unterricht bietet sich auch insofern an, als Literatur vielfältig Anspielungen an die Bibel enthält: Die Reihe "Bibel und Literatur", in der auch der hier anzuzeigende Band erschienen ist, sowie deren Herausgeber Karl-Josef Kuschel und Georg Langenhorst mögen dafür exemplarisch stehen. Wer also im Lehramt Deutsch und Theologie studiert hat, - wie auch die Verfasserin dieser Studie -, der / die möge mit dieser fächerübergreifenden Perspektive im Unterricht arbeiten! - Erich Fried bietet in seinem Werk eine ungewöhnliche Verbindung von Lyrik und Politik, die der österreichische Lyriker, Übersetzer (Shakespeare) und Essayist jüdischer Herkunft (geb. 1921 in Wien -gest. 1988 in Baden-Baden) vollzogen hat. Erich Fried war neben Hans Magnus Enzensberger der Hauptvertreter der politischen Lyrik in Deutschland in der Nachkriegszeit, er mischte sich auch praktisch in die Politik seiner Zeit ein, hielt Vorträge, nahm an Demonstrationen teil und vertrat öffentlich kritische linke Positionen. - In seinen Gedichten begegnen immer wieder biblische Anspielungen, die hier umfassend untersucht werden: Der Rezeption der Sintfluterzählung, der Mosefigur und der Jesusworte wird dabei besondere Aufmerksamkeit zuteil.

Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Dem aufmerksamen Leser begegnen im Lyrikwerk des Schriftstellers Erich Fried zahlreiche biblische Spuren. Immer wieder verweist der Dichter, der sowohl zum Judentum wie zum Christentum ein überaus komplexes Verhältnis hat, auf biblische Worte, Erzählungen, Personen und Motive. In der vorliegenden Untersuchung werden im Rahmen von Gedichtinterpretationen diese biblischen Spuren zunächst auf ihre Form und Funktion hin befragt. Der Rezeption der Sintfluterzählung, der Mosefigur und der Jesusworte wird eine besondere Aufmerksamkeit zuteil, wobei die Deutungen der Gedichte ein hohes Gewicht auf die Frage legen, ob die Bibel als kultureller und heiliger Text eine bedeutsame Rolle spielt. Die Ergebnisse geben dabei nicht nur Einblicke in das spezifische Wechselspiel von Bibel und Literatur, sondern stellen auch die systematische Basis einer präzisen Beschreibung biblischer Bezüge und Rezeptionsformen anderer Schriftsteller dar.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 11

Hinführung 13

I. Zwischen Theologie und Literatur- und Sprachwissenschaft
- zur Erforschung biblischer Spuren in der Literatur 18

1. Einordnung in den wissenschaftlichen Kontext 18
2. Intertextualität als konzeptioneller Bezugsrahmen - Chancen für den interdisziplinären Dialog 20

II. Bibel und Literatur - das Buch und die Bücher 31

1. Die Bibel als Literatur 31
2. Die Sonderstellung der Bibel 39
3. Bedeutung der Sonderstellung der Bibel für die literarische Bibelrezeption 48

III. Zur Person Erich Frieds 51

1. Biographische Notizen 51
2. Erich Frieds Einstellung zur Religion 56

A Spielarten des Wechselspiels 63

I. Quantität der biblischen Spuren im Gedicht 67

1. Eine biblische Spur 67
2. Mehrere biblische Spuren 68

II. Ausdehnung der einzelnen biblischen Spur im Gedicht 74

1. Manifestation des Bibelbezugs in einem Einzelelement des Gedichts 74
2. Manifestation des Bibelbezugs in der Struktur des Gedichts 76

III. Intertextuelles Verfahren der einzelnen biblischen Spur 78

1.Zitat 78
2. Anspielung 86

IV. Vermittlung der einzelnen biblischen Spur 91

1. Direkter Bezug zur Bibel 91
2. Indirekter Bezug zur Bibel 92

V. Quantität der durch die einzelne Spur aufgerufenen biblischen Prätexte 109

1. Biblische Einzeltextreferenz 109
2. Biblische Systemreferenz 110

VI. Kategorien der biblischen Bezugselemente 112

1. Biblische Einzeltexte 112
2. Biblische Personen 114
3. Übergreifende biblische Stoffe, Sprachzusammenhänge und Motive 117
4. Biblische Gattungen 122
5. Biblische Sprachelemente und biblischer Stil 124

VII. Durchspielen eines Beispiels 127

B Gedichte mit biblischen Spuren in der Lyrik Erich Frieds 129

I. Rezeption der Sintfluterzählung 131

1. Erich Frieds Bezugnahme auf die Sintflut - Schwerpunkte, Formen und Funktionen 131
2. Auseinandersetzung mit Zeitgeschichte und Politik 136
3. Auseinandersetzung mit der menschlichen Existenz 153
4. Resümee: Die Sintflut nach Erich Fried: Untergangsszenario und Hoffnungszeichen 168

II. Rezeption der Mosefigur 170

1. Aufnahme der Mosegestalt in der Lyrik Erich Frieds -Schwerpunkte, Formen und Funktionen 170
2. Auseinandersetzung mit Führergestalten und Führungsstilen - Mose als Führer seines Volkes 177
3. Auseinandersetzung mit,Recht' und ,Gesetz' - Mose als Überbringer der Tora 193
4. Mose als existentielle Deutungsfigur 198
5. Resümee: Zwischen Kritik und Identifikation - differierende Wertungen der Mosegestalt bei Erich Fried 204

III. Rezeption von Jesusworten 206

1. Bezugnahmen auf Jesus und seine Worte in der Lyrik Erich Frieds - Hauptakzente und Formen der Rezeption 206
2. Rezeption von Mt 25,40 - Legitimation von Kritik 216
3. Rezeption von Job 8,7 - Auseinandersetzung mit fremder Schuld, Auseinandersetzung mit Gewalt / Pazifismus, kritische Relecture 221
4. Rezeption der Kreuzesworte - Kritik am Christentum und am Judentum, Thematisieren menschlichen Leids und menschlicher Schuld 233
5. Rezeption von Jesusworten aus der Bergpredigt - affirmative Aufnahme, kritische Aufnahme, Spiel mit geflügelten Worten 251
6. Resümee: Jesus beim Wort genommen - Funktionen der Jesusworte in der Lyrik Erich Frieds 265

IV. Bibelrezeption in den Gedichten aus dem Lyrikband "Höre, Israel!" 268

1. Der Gedichtband „Höre, Israel!" - Thematik, Titel, Aufbau, Publikations- und Rezeptionsgeschichte, Bibelbezug 268
2. Gewalt und Ethnozentrismus in der Bibel und im Zionismus - Exodus, Landnahme, Ex 22,20, „mit starker Hand" 286
3. Schuld und Folgen von Schuld - Kain und Abel, Lamech, Sintflut, Prophetie 312
4. Das Leiden der Opfer - Passion, Psalmen 338
5. Resümee: Die Bibel als Angriffsziel und Waffe in Erich Frieds Kampf gegen den Zionismus 349

C Funktionen der Bibelbezüge 353

I. Steuerung des Rezeptionsprozesses 357

1. Signalisieren bzw. Markieren von Intertextualität 357
2. Wecken und Lenken von Aufmerksamkeit 359

II. Gedächtnisfunktion 362

III. Intertextuelles Spiel 369

IV. Kritik - Affirmation / Legitimation 374

1. Kritik 375
2. Affirmation / Legitimation 388

V. Bedeutungskonstitution 390

1. Schuld 398
2. Leid 414
3. Liebe 421

D Gedichte mit biblischen Spuren - ,eine andere art der Auslegung' 431

I. Grundsätzliche Überlegungen zu einer Schriftauslegung durch Gedichte mit biblischen Spuren 432

II. Korrespondenzen zu neueren Ansätzen der (exegetischen und homiletischen) Schriftauslegung 443

1. Korrespondenzen zum diachron ausgerichteten Ansatz der wirkungs- bzw. rezeptionsgeschichtlichen Auslegung 444
2. Korrespondenzen zu synchron ausgerichteten Ansätzen der Bibelauslegung (Intertextualität - ,Eisegese' - Aktualität / Relevanz - Kreativität) 450

III. Gedichte mit biblischen Spuren als ,Midrasch'? 471

IV. ... ,eine andere art der Auslegung'... 484


Literatur 493

Gedichtverzeichnis 547
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