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Achtsamkeit in Psychotherapie und Psychosomatik
Haltung und Methode
Mit Geleitworten von Martin Bohus und Luise Reddemann
Ulrike Anderssen-Reuster
Schattauer Verlag
EAN: 9783794527458 (ISBN: 3-7945-2745-3)
384 Seiten, hardcover, 17 x 25cm, 2011
EUR 39,95 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Dr. med. Ulrike Anderssen-Reuster
Fachärztin für Psychosomatische Medizin, Psychiatrie/Psychotherapie/Psychoanalyse, Lehrerin für MBSR/MBCT. Leitende Ärztin der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie des Städtischen Krankenhauses Dresden-Neustadt.
»Glück ist eine Fertigkeit, die sich lernen lässt. Wer übt, wird immer besser.«
(Richard Davidson)
Achtsamkeitsbasierte psychotherapeutische Ansätze erweisen sich im klinischen und psychotherapeutischen Kontext als äußerst sinnvoll und fruchtbar und setzen sich immer stärker durch. Kern der Praxis ist dabei das Einüben einer genauen Wahrnehmung, das aktive Nicht-Tun und die Einsicht in die subjektive Konstruktion der persönlichen Realität. Dieser immens bedeutsame und wirkungsvolle therapeutische Prozess findet in einer sanften und geduldigen Form statt und ermöglicht »Heilung von innen«. Trotz oder neben real erfahrenen Schwierigkeiten können die Patienten Wohlbefinden, inneren Frieden und Glückserleben erfahren.
Auch in der 2. Auflage des Buches wird Achtsamkeit aus unterschiedlichen therapeutischen und wissenschaftlichen Perspektiven betrachtet. Neben dem buddhistischen Geistestraining vermittelt das Buch den abendländischen Zugang zum Phänomen Achtsamkeit und seinen Einsatz in der Praxis.
Die Autoren stellen spezifische achtsamkeitsbasierte Therapien dar, z. B. MBSR (Mindful-ness-Based Stress Reduction) und MBCT (Mindfulness-Based Cognitive Therapy), Hakomi, Konzentrative Körpertherapie. Es wird aber auch das entsprechende Potenzial in anderen Verfahren wie der Psychoanalyse, Organisationsentwicklung oder Pädagogik herausgearbeitet. Schließlich werden die konkreten klinischen Anwendungsmöglichkeiten, z. B. bei generalisierter Angststörung oder chronischem Schmerz, aber auch als Rückfallprophylaxe depressiver Störungen und in der Suchttherapie, gezeigt. Arbeitsblätter vermitteln den konkreten Ablauf eines achtwöchigen Achtsamkeitskurses für die stationäre Psychotherapie.
Rezension
Die aus der buddhistischen Tradition stammende Übungspraxis der Achtsamkeit ist in den vergangenen Jahren zu einem Modewort geworden, das in allen möglichen Zusammenhängen benutzt wird. Achtsamkeit darf jedoch nicht zu einer zielorientierten Technik werden, da sonst die eigentliche Grundintention verloren geht. Achtsamkeit ist eine Haltung, die nur Konsequenzen hat, wenn sie verinnerlicht und ernst genommen wird. Und in diesem Zwiespalt steht auch der Ansatz des vorliegenden Fachbuches „Achtsamkeit in Psychotherapie und Psychosomatik“. Respektvoll und ernsthaft setzen sich die Autoren mit den Möglichkeiten der achtsamkeitsbasierten Psychotherapieansätze auseinander. Nach einer einführenden Grundlegung in die Begrifflichkeit erhält der Leser zunächst eine Hinführung in die philosophischen, mystischen und spirituellen Zusammenhänge der Achtsamkeit. Doch wie verträgt sich die ursprünglich spirituelle Achtsamkeitspraxis der Selbstüberwindung mit dem psychotherapeutischen Ansatz, die Persönlichkeit zu stabilisieren? Hier bemühen sich die Autoren um eine differenzierte Analyse. Sehr praxisnah und aufschlussreich sind die Ausführungen zur Achtsamkeit als therapeutische Haltung und psychotherapeutischen Prozess, wobei die Patienten Schritt für Schritt an die innere Achtsamkeit herangeführt werden. Besonders anregend für die psychotherapeutische Praxis ist das Kapitel, in dem verschiedene achtsamkeitsbasierte spezifische Therapiemethoden vorgestellt werden (Suchttherapie, konzentrative Bewegungstherapie, Stresstherapie, stationäre Psychotherapie, generalisierte Angststörung, Depressionen). In einem abschließenden Kapitel werden aktuelle empirische Ergebnisse der Achtsamkeitsforschung vorgestellt. Ein sehr aufschlussreiches Fachbuch, das nicht nur für in der psychotherapeutischen Arbeit tätige Menschen Zusammenhänge erschließt und die Grundhaltung der Achtsamkeit als Methode vorstellt.
Arthur Thömmes, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung: Was ist Achtsamkeit?
Ulrike Anderssen-Reuster
Literatur
Achtsamkeit aus der Perspektive europäischer Philosophie und Mystik
2 Achtsamkeit aus philosophischer Sicht 8
Thomas Reuster
Einführung 8
Achtsamkeit in der abendländischen Philosophie 10
Der Begriff Achtsamkeit 11
Achtsamkeit als Handlung II
Verwandte Begriffe 12
Achtsamkeit in der Phänomenologie 13
Achtsamkeit in Heideggers Spätphilosophie 15
Achtsamkeit im eleminativen Materialismus 17
Zusammenfassung 18
Literatur 19
3 Gelassenheit. Selbstwahrnehmung und Achtsamkeit
bei Meister Eckhart 21
Reiner Manstetten
Einführung 21
„Wo du dich findest, da lass dich" - Gelassenheit und individuelles Selbst 23
Erster Schritt 24
Zweiter Schritt 25
Dritter Schritt 25
Kann und soll man sich lassen? Einwände gegen Eckhart26
Philosophische und biblische Horizonte der Gelassenheit27
Eigenschaft und Bilder 30
Exemplarische Anlässe des Lassens 33
Woran wir uns festhalten: Absichten und Zwecke 33
Was uns fesselt: Schuld 34
Worin wir den letzten Halt suchen: Gottesbilder 35
Ledigkeit 36
Annehmen 38
Der Test der Moral 40
Der Test des Leidens 41
Der Test der Nächstenliebe 42
Christusförmigkeit 43
Abschließende Bemerkungen 44
Literatur45
4 Spiritualität des Alltags -Achtsamkeit in der Tradition
des Ignatius von Loyola 46
Eckhard Frick
Gebet der liebenden Aufmerksamkeit 47
Spirituelle Begleitung 48
Imaginaciön 50
Atmen 52
Kontemplation in der Aktion 52
Fazit 53
Literatur 53
5 Buddhas Weg der Befreiung aus dem universalen Leiden 55
Jef Boeckmans
Der Mensch kann die Wirklichkeit kaum ertragen 55
Der Frühling öffnet einhundert Blüten -für wen? 56
Buddha predigt nichts, aber sagt alles 57
Es gibt nichts Hässliches in einem geliebten Kind 58
Literatur 59
Achtsamkeit zwischen Therapie und Spiritualität
6 Gleichschwebende Aufmerksamkeit und Achtsamkeit 62
Jochen Schade
Die gleichschwebende Aufmerksamkeit 62
Die Achtsamkeit 63
Die Ähnlichkeiten 64
Die Unterschiede 65
Klinische Beispiele 67
Literatur 69
7 Psychotherapie und Meditation in der Praxis -
komplementär oder alternativ? 71
Cornelius von Collande
Orientierungsversuche 71
Parallele Entwicklungsstränge 74
Eine Antwort 75
Was bedeutet das für die Praxis? 76
Literatur 77
8 Wer ist achtsam? Gedanken zur Beziehung von Präsenz
und (Selbst-)Bewusstheit 78
Ralf Zwiebel
Eine Frage an den Leser 78
Präsenz und Einsicht 78
Achtsamkeit als Geistesgegenwart 79
Ein bifokaler Blick 81
Über Bewußtheit und Unbewusstheit 82
Über Struktur und Funktion des Bewusstseins 83
Wozu achtsam sein ? 85
Wer ist achtsam? 86
Der Versuch einer Antwort 88
Literatur 89
9 Ich-Stärkung oder Selbst-Überwindung ? 91
Ulrike Anderssen-Reuster
Die Achtsamkeitspraxis zwischen Psychotherapie und Spiritualität 91
Begriffliche Differenzierung von Ich und Selbst 92
Von der Psychoanalyse zur Achtsamkeitsbasierten Psychotherapie 95
Die Achtsamkeitspraxis im buddhistischen Kontext 97
Ich und Selbst im spirituellen Kontext 100
Psychotherapeutische Konsequenzen 101
Die Achtsamkeitspraxis im therapeutischen Kontext 103
Literatur 106
Achtsamkeit als Haltung
10 Achtsamkeit als therapeutische Grundhaltung no
Patricia Wurll
Achtsamkeit im psychotherapeutischen Prozess 111
Drei Aspekte der Transformation 113
Desidentifikation 113
Depolarisation 113
Reformulation 114
Die Bewusstseinshaltung der Inneren Achtsamkeit 114
Innere Achtsamkeit als intrapsychisches Erleben im Kontakt 115
Therapeutische Haltung 116
Fazit 119
Literatur 121
11 Craving und Clinging als Merkmale
der conditio humana 122
Alexander Poraj
Süchtiges Haften 122
Ich-Bildung 122
Wahrnehmen 123
Mechanisches Erleben 124
Selbstbild als Falle 125
Vertrauendes Lassen 126
Zweckbestimmte Handlungsstruktur 127
Leiden am Selbst 128
Gottesbild als Projektion 130
Loslassen 131
12 Achtsamkeit und Präsenz in der stationären
Psychotherapie 132
Dorothea Galuska, Joachim Galuska
Achtsamkeit und Präsenz in einer beseelten Psychotherapie 133
Achtsamkeit und Präsenz in der Unternehmenskultur 136
Achtsamkeit als Qualität in der Behandlung von Patienten 139
Abschluss 143
Literatur 144
13 Navigationskarten der Achtsamkeit -
Achtsamkeit in Zeiten der Krise 145
Georg Engeli
Verstrickt in Lösungen - rasender Stillstand 145
Navigationskarten der Achtsamkeit 147
Karten lesen = sich bewegen 150
Horizontale Achse: Teil versus Ganzes 150
Horizontale Achse: Individuum versus Kollektiv 150
Vertikale Achse: Wachstum versus Transformation 152
Landschaften der Achtsamkeit 153
Raum oben links: Gefangen im individuellen Wachstum? 153
Raum oben rechts: Gefangen im kollektiven Wachstum? 155
Raum unten links: Gefangen in der individuellen Transformation? 156
Und die kollektive Transformation? 156
Neue Räume schaffen 157
Durchschreitungen 159
Zuständig sein 159
Fragen ohne Antworten 161
Bereitschaft zu Neugier 162
Zur Begleitung 162
Hinführung 163
Vorgehen 164
Plastizität der Achtsamkeit 164
Achtsamkeit der Begleiter 165
Achtsamkeitsbasierte spezifische Therapiemethoden 14 Achtsamkeit und Weisheit in der Suchttherapie 168
Leo Gürtler, Urban M. Studer, Gerhard Scholz
Zur tiefensystemischen Bearbeitung von mental-somatischen Modellen 168
Grundlagen - zur Logik von Sucht 170
Die kurzgeschlossene widersprüchliche Einheit
aus Entscheidungszwang und Begründungsverpflichtung 170
Das Auseinanderfallen von subjektiven Begründungen
und objektiv rekonstruierbaren Motiven 173
Die große Kluft von Fühlen, Denken und Handeln 173
Erklärungsmodelle für Sucht und Süchtigkeit 175
Der sozialwissenschaftliche Hintergrund 175
Neurobiologische Grundlagen 177
Der Beitrag des Theravada zur Erklärung der Tiefe nause in ander Setzung
mit Süchtigkeit 180
Die Genesung von der Sucht 184
Intervention 185
Das Konzept von „start again" 185
Tiefensystem ik - kurz zusammengefasst 187
Evaluation 189
Die Evaluationsstudie des „start again" 1992-1998 189
Katamnestische Erkenntnisse 192
Abschluss 195
Literatur 196
15 Konzentrative Bewegungstherapie -Achtsamkeit im Spannungsfeld zwischen Gegenwärt ig keit und Körpererinnerung 199
Horst Schulze
Entstehung und Grundlagen der Konzentrativen Bewegungstherapie 199
Wie wirkt Konzentrative Bewegungstherapie? 201
Therapie als verdichteter Moment: Begegnung auf verschiedenen
Ebenen 204
Ein neurobiologischer Exkurs oder Was bewegt die Konzentrative
Bewegungstherapie im Kopf? 205
Beispiele therapeutischer Erfahrungsangebote 205
Wahrnehmung des Raumes und Einfluss von Einstellungen
auf unsere Wahrnehmung 205
Ein Stein als „harte" Herausforderung an die Aufmerksamkeit 206
Alltägliche Tätigkeiten spürend unter die Lupe nehmen 207
Ein Bild zur Befindlichkeit 207
Die Verkörperung von Gefühlen anhand einer erinnerten Situation
spüren - Kontakt aufnähme mit „Körpererinnerung" 208
Einsammeln erlebter Erfahrungen über Symbolisierung 208
Literatur 209
16 Schulung der Achtsamkeit - eine Einführung in die Stressbewältigung durch Achtsamkeit
nach Kabat-Zinn 210
Linda Lehrhaupt
Beschreibung der MBSR-Methode 210
Ablauf des MBSR-Kurses 213
Die Zielgruppen für MBSR 214
Die Wirkung von MBSR 215
Das Institut und die Lehrer-Ausbildungen 216
Literatur 216
17 Achtsamkeitstraining in der stationären Psychotherapie 217
Ulrike Anderssen-Reuster
Literatur 219
Arbeitsblatt Woche 1: Achtsamkeit und Unachtsamkeit 220
Arbeitsblatt Woche 2: Achtsamkeit und Konzentration 224
Arbeitsblatt Woche 3: Wahrnehmen und Bewerten 227
Arbeitsblatt Woche 4:Anhaften 230
Arbeitsblatt Woche 5:Akzeptanz 233
Arbeitsblatt 6: Gedanken sind keine Tatsachen 236
Arbeitsblatt 7: Selbstfürsorge239
Arbeitsblatt 8:Wie weiter?242
18 Stressbewältigung durch Achtsamkeit als Intervention
für Menschen mit chronischen Schmerzen 246
Nils Altner
Hintergrund246
Das Interventionsprogramm247
Studienergebnisse248
Achtsamkeitspraxis im integrativmedizinisch-klinischen Alltag
eines deutschen Akutkrankenhauses 249
Evaluierte Wirkprinzipien der Achtsamkeitspraxis250
Motivation 250
Stressbewältigung und Entspannung 251
Selbst Wirksamkeit und Selbstachtung 251
Die Haltung derAchtsamkeit und weitere mögliche Wirkprinzipien252
Bewusste Fokussierung der Aufmerksamkeit252
Präsenz 253
Achtungsvolle und wertschätzende Haltung 254
Selbstreferenz und Lebenskunst 256
Da-Sein zulassen 256
Soziale Unterstützung und Spiritualität257
Fazit und Ausblick 258
Weiterbildung 258
Literatur259
19 Akzeptanz-Verhaltenstherapie bei der Generalisierten
Angststörung 261
Jürgen Hoyer, Nora Merker
Generalisierte Angst - der natürliche Gegner von Achtsamkeit
und Akzeptanz 261
Was ist Akzeptanz-Verhaltenstherapie? 262
Akzeptanz-Verhaltenstherapie und achtsam keitsbasierte Interventionen
bei der Generalisierten Angststörung 265
Eine Handlungskomponente: Sorgenexposition 270
Auswahl adäquater Sorgenszenarien 270
Kognitive Vorbereitung 271
KonfrontationsÜbungen 272
Rückfallprophylaxe 274
Ausblick 275
Literatur 275
20 Achtsamkeitsbasierte Kognitive Therapie
bei Depressionen 277
Johannes Michalak, Petra Meibert, Thomas Heidenreich
Einführung 277
Theoretischer Hintergrund 278
Entstehung der Achsamkeitsbasierten Kognitiven Therapie 278
Rückfallrisiko bei depressiven Störungen 278
Prozesse im Rückfallgeschehen 279
Was kann den depressiven Teufelskreis durchbrechen? 281
Überblick über die Mindfulness-Based Cognitive Therapy 283
Body-Scan 286
Atemmeditation 288
Informelle Übungen 289
Atemraum 290
Kognitiv-verhaltenstherapeutische Elemente 290
Abschließende Hinweise für Therapeuten 290
Literatur 291
Empirische Ansätze in der Achtsamkeitsforschung
21 Einige psychophysiologische Überlegungen
zur Meditation 296
Michael Mikk-Weymann*
Zentrale und periphere physiologische Effekte 298
Herzratenvariabilität (HRV) als Forschungstool für die Praxis303
Zusammenfassung306
Literatur308
22 Achtsamkeitsbasierte Therapieansätze:
Stand der empirischen Forschung 310
Thomas Heidenieich, Katrin Junghanns-Royack, Johannes Michalak
Einführung310
Wirksamkeit achtsamkeitsbasierter Ansätze: aktuelle Forschung312
Mindfulness-Based Stress Reduction (MBSR)312
Mindfulness-Based Cognitive Therapy (MBCT)316
Psychometrische Methoden zur Erfassung von Achtsamkeit 320
Mindful Attention Awareness Scale 323
Toronto Mindfulness Scale 323
Freiburger Fragebogen zur Achtsamkeit 324
Kentucky Inventory of Mindfulness Skills 324
Five Facet Mindfulness Questionnaire 325
Allgemeinpsychologische und neurobiologische Ergebnisse326
Zukünftige Forschungsaufgaben und Schlussfolgerungen329
Literatur330
Anhang
Weiterführende Literatur 336
Empfehlenswerte Internetseiten
für weitere Recherchen 337
Personenverzeichnis 338
Sachverzeichnis 341
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